Spulwürmer
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Spulwürmer
Spulwürmer gehören zu den häufigsten Parasiten des Menschen. Mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung leidet unter einem Spulwurmbefall (medizinisch: Ascariasis) und bei etwa einem Prozent der Befallenen verläuft die Infektion tödlich. Die Behandlung dieser Parasitenerkrankung kann sich sehr aufwändig gestalten, die Vorbeugung ist jedoch relativ einfach.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Spulwürmer?
Spulwürmer gehören zu den Fadenwürmern und ähneln in Körperform und Farbe sehr den Regenwürmern. Es gibt verschiedene Arten, die sich auf unterschiedliche Wirte spezialisiert haben. Neben dem eigentlichen Menschenspulwurm kann der Mensch auch von Hunde-, Katzen- oder Schweinespulwürmern befallen werden.
Der Menschenspulwurm wird etwa 5 mm dick und bis zu 40 cm lang. Er benötigt keinerlei Zwischenwirt und verbringt mit Ausnahme des Eistadiums seinen ganzen Lebenszyklus im menschlichen Körper. Wenn mit der Nahrung Spulwurmeier in den Verdauungstrakt gelangen, schlüpfen im Dünndarm die Larven und durchdringen die Darmwand. Über die Blutgefäße gelangen sie zunächst in die Leber, wo sie ein weiteres Larvenstadium erreichen. Danach wandern sie weiter zum Herz und der der Lunge.
Nachdem sie sich nochmals gehäutet haben, werden sie aufgrund des Schleimes und des Hustenreizes, den sie verursachen, ausgehustet. Ein Teil von ihnen wird dabei wieder verschluckt und gelangt so zurück in den Magen-Darm-Trakt. Sobald sie sich wieder im Dünndarm befinden, erreichen sie die Geschlechtsreife. Diese Wanderung findet im Durschnitt in einem Zeitraum von 30 bis 35 Tagen statt.
Die erwachsenen Spulwürmer können ein Alter von bis zu anderthalb Jahren erreichen. In dieser Zeit legt ein Spulwurmweibchen jeden Tag etwa 200000 Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Spulwürmer, für die der Mensch ein Fehlwirt ist, erreichen im menschlichen Darm nicht die Geschlechtsreife.
Ursachen
Ein weiterer Übertragungsweg ist die Gartenarbeit, da die Erde mit Fäkalien verunreinigt sein kann. Das Gleiche gilt auch für den Sand auf Spielplätzen. Bei der Reinigung des Katzenklos oder der Beseitigung von Hundekot kann man sich mit Katzen- und Hundespulwürmern anstecken. Unter Umständen kann sogar das Trinkwasser verunreinigt sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Im Lauf ihrer Entwicklung durchwandern Spulwürmer den menschlichen Körper. Daher treten nicht nur Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auf, sondern vorübergehend auch Symptome, die die Atemwege betreffen. In der ersten Zeit nach der Infektion mit Spulwurmeiern kommt es noch nicht zu Beschwerden.
Gelangen die Larven im nächsten Stadium in die Lunge, führt dies zu asthmaähnlichen Anfällen mit Husten und Atemnot, starker Verschleimung, Schmerzen beim Atmen und blutigem Auswurf. Als allergische Reaktion können auch Hautausschläge und Gesichtsschwellungen auftreten. Diese Symptome bestehen nur vorübergehend für ein bis zwei Wochen. Bei Kindern können jedoch lebensbedrohliche Lungenentzündungen entstehen.
Die jungen Würmer gelangen dann in den Dünndarm, wo die erwachsenen Spulwürmer bevorzugt leben. Ein leichter Befall macht sich in der Regel nicht durch Symptome bemerkbar. Es können jedoch leichte Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Bei starkem Befall kann es durch Stoffwechselprodukte der Parasiten zu allergischen Reaktionen und Beschwerden wie Fieber, starken Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen.
Die Würmer können außerdem die Nahrungsverwertung beeinträchtigen. Mangelerscheinungen können die Folge sein. Dringen Spulwürmer in die Darmwand ein, können sie Vereiterungen und Abszesse hervorrufen. In seltenen Fällen führt ein starker Spulwurmbefall zu einem Darmverschluss, zu Entzündungen in der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase.
Diagnose & Verlauf
In der Anfangsphase oder bei einem nur geringen Befall mit Spulwürmern kann die Erkrankung zunächst völlig unbemerkt bleiben. Die ersten Symptome einer Infektion mit Spulwürmern sind meist Bauchschmerzen und mehr oder weniger starkes Unwohlsein. Hinzukommen können Appetitlosigkeit oder Heißhunger. Ein deutliches Anzeichen kann in diesem Zusammenhang auch starker Gewichtsverlust und ein insgesamt ungesundes Aussehen sein.
Wenn die Larven die Leber erreichen können kolikartike Schmerzen und erste allergische Reaktionen auftreten. Diese verstärken sich, wenn die Spulwurmlarven die Lunge erreichen. Dort können sie für eine satarke Verschleimung sorgen, die mit Husten und Fieber einhergeht. Im Darm können die erwachsenen Würmer bei schwerem Befall für eine Blinddarmentzündung und sogar zu einem Darmverschluss sorgen.
Nachgewiesen wird ein Befall mit Spulwürmern in der Regel mit einer Kotuntersuchung, bei der die Eier im Labor mit Hilfe einer flüssigen Lösung ausgeschwemmt werden. Allerdings ist diese Diagnosemethode nicht geeignet, wenn der Mensch nur mit unreifen oder auf andere Arten spezialisierten Spulwürmern infiziert ist. In diesen Fällen kann eine Darmspiegelung notwendig werden.
Gelegentlich treten Spulwürmer auch mit dem Kot aus. Ein bis dahin unerkannter Spulwurmbefall kann sich während einer Narkose bemerkbar machen, da diese in den Stoffwechsel des Körpers eingreift. Dadurch können die Würmer veranlasst werden, ihren Wirt durch den After, aber unter Umständen auch durch den Mund und die Nase zu verlassen.
Komplikationen
Zusammengeballt können die Würmer den Darm komplett verschließen (Wurmileus). Äußerst kritisch stellt sich die Situation dar, wenn die entzündete Darmschleimhaut reißt und Darminhalt in den Bauchraum gelangt. In diesem Fall ist eine sofortige Operation nötig, um eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung zu vermeiden. Dringen Spulwürmer in die Gallengänge ein, behindern sie den Abfluss der Gallenflüssigkeit und können eine Entzündung der Gallenwege oder der Leber auslösen.
Charakteristisches Symptom dafür ist eine Gelbsucht mit starker Gelbfärbung von Haut und Augen. Selten kommt es zu einer Abszessbildung in der Leber, die ohne Behandlung schwerwiegende Komplikationen wie etwa eine Blutvergiftung (Sepsis) nach sich ziehen kann. In der Bauchspeicheldrüse können Spulwürmer ebenfalls eine massive Entzündung verursachen, die umgehend ärztlich behandelt werden muss.
Ein starker Spulwurmbefall der Lunge ist von Atemnot, Fieber, Husten und blutigen Auswurf gekennzeichnet, ohne Behandlung kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. Allergische Reaktionen wie Gesichtsschwellungen oder Hautausschläge können in seltenen Fällen ebenfalls als Komplikation eines Spulwurmbefalls auftreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die unter Störungen des Magen-Darm-Traktes oder Schmerzen im Bereich des Magens leiden, sollten zur Abklärung der Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Fieber, Übelkeit sowie Schwellungen im Unterleib weisen auf eine Unregelmäßigkeit des Organismus hin, die behandelt werden sollte. Bei Abgeschlagenheit einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit sowie Unstimmigkeiten der Verdauung wird ein Arzt benötigt. Können nach dem Toilettengang im Kot Lebewesen wahrgenommen werden, ist dies in einer ärztlichen Untersuchung kontrollieren zu lassen.
Veränderungen des Hautbildes, Husten sowie Einschränkungen der Atemtätigkeit sind weitere Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung. Treten Veränderungen der Gesichtsform, Angstzustände oder Probleme des Stoffwechsels auf, wird ein Arzt benötigt. Nehmen bereits vorhandene Beschwerden an Umfang und Intensität zu, ist eine Diagnosestellung anzuraten. Ein Behandlungsplan wird erstellt und eine medizinische Versorgung eingeleitet. Ohne ärztliche Kontrolle können sich die Keime im Organismus weiter ausbreiten.
Erbrechen, Durchfall oder diffuse Mangelerscheinungen treten auf. Es können Entzündungen entstehen die zu einer weiteren Verschlechterung der Gesundheit beitragen. Blutungen des Darms, Abszesse oder ein Darmverschluss sollten unverzüglich einem Arzt vorgestellt werden. Bei diesen Symptomen ist die Erkrankung bereits fortgeschritten und der Betroffene benötigt eine Therapie. Da Spulwürmer bei Kindern eine Lungenentzündung auslösen können, sollten diese bereits bei den ersten Anzeichen zu einer ärztlichen Untersuchung.
Behandlung & Therapie
Ein Befall mit Spulwürmern kann relativ leicht medikamentös behandelt werden. Neben einigen rezeptfreien Mitteln stehen dafür verschiedenen verschreibungspflichtige Wirkstoffe zur Verfügung. Diese töten die Würmer im Darm ab und sorgen dafür, dass sie mit dem Kot ausgeschieden werden.
Die Larven bleiben davon allerdings unbeeinflusst, so dass eine Wiederholungsbehandlung notwendig sein kann. Die Behandlungsdauer ist dabei davon abhängig, wie schwer die Erkrankung ist. In seltenen Fällen sind körperliche Eingriffe notwendig. Diese können sowohl endoskopisch als auch mit klassischen Operationsmethoden durchgeführt werden.
Vorbeugung
Das wirksamste Mittel, einem Befall mit Spulwürmern vorzubeugen, ist Hygiene. Dazu gehört zum einen, dass Obst und Gemüse vor der Zubereitung gründlich gereinigt werden. Zum anderen sollte auf konsequentes Händewaschen geachtet werden. besonders wichtig ist dies natürlich nach der Gartenarbeit, dem Kontakt mit einem Sandkasten, dem Gang zur Toilette und dem Reinigen des Katzenklos. Es empfiehlt sich aber auch, vor der Zubereitung von Lebensmitteln, vor den Mahlzeiten und nach dem Kontakt mit Haustieren die Hände gründlich zu waschen.
Nachsorge
Eine medikamentöse Behandlung der Askariose oder eine mechanische Entfernung der Würmer im Rahmen einer Darmspiegelung wirken ausschließlich auf adulte Spulwürmer, die sich im Darm befinden. Würmer, die sich aufgrund ihrer spezifischen Entwicklungszyklen noch in den Larvenstadien III und IV in Organen wie Leber, Lunge und Kehlkopf befinden, werden nicht abgetötet.
Sie überleben die Behandlung unbeschadet. Nach Vollendung des Larvenstadiums IV verlassen sie den Kehlkopf und gelangen durch Abhusten und Verschlucken in den Magen-Darm-Trakt. Erst im Dünndarm wachsen sie zu adulten Spulwürmern heran und befallen anschließend den Dickdarm. Dass es nach einer erfolgreichen Behandlung zu einem erneuten Befall kommt, ist daher sehr wahrscheinlich und kann in den meisten Fällen nicht auf eine Neuinfektion zurückgeführt werden.
Aus den oben genannten Gründen sollte eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung der Askariose drei Wochen nach Abschluss der Behandlung wiederholt werden. Innerhalb der drei Wochen Wartezeit bis zur erneuten Behandlung haben sich alle nicht erfassten Larven zu adulten Würmern entwickelt und im Darm angesiedelt. Die erneute Medikation sorgt dafür, dass sämtliche „Nachrücker“ erfasst werden und endgültig Wurmfreiheit erreicht wird. Allerdings schützt die Maßnahme nicht vor einer Neuinfektion mit Spulwürmern, die sich im Boden vom Ei bis zum Larvenstadium II entwickelt haben.
Das können Sie selbst tun
Im Alltag ist darauf zu achten, dass frische Lebensmittel wie beispielsweise Obst und Gemüse grundsätzlich vor dem Verzehr gereinigt werden. Sie sind unter fließendem Wasser abzuspülen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass einige Lebensmittel nur aufgenommen werden, wenn sie ausreichend durchgegart worden sind. Vor allem Nahrungsmittel, die ein bodennahes Wachstum haben, sollten vor dem Verzehr gekocht, gebraten oder gebacken werden. Es ist darauf zu achten, dass sie keinesfalls roh aufgenommen werden können.
Bei der Zubereitung von Salat ist darauf zu achten, dass dieser gründlich gewaschen worden ist. Sobald Rückstände von Boden oder Sand in einer Mahlzeit auftauchen, ist die Aufnahme zu stoppen. Die Lagerung von erworbenen Lebensmitteln ist ebenfalls im Alltag zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Eine Übertragung von Krankheitserregern durch Fliegen oder andere Insekten ist zu verhindern. Daher sollten insbesondere Obst und Gemüseartikel abgedeckt oder gekühlt gelagert werden.
Menschen, die Haustiere haben, sollten besondere Obacht bei der Hygiene walten lassen. Der Kontakt der Fäkalien der Tiere darf keinesfalls mit zu verzehrenden Nahrungsmitteln entstehen. Die Zufuhr von Flüssigkeiten ist ebenfalls im Alltag zu prüfen. Zur Vermeidung von Übertragungen von Krankheiten ist das Trinkwasser zu prüfen. Beim Duschen, Waschen und Zähneputzen ist darauf zu achten, welche Qualität das Wasser hat.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003