Fußgeschwür und Beingeschwür (Ulcus cruris)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Fußgeschwür oder Beingeschwür (Ulcus cruris) ist eine chronische Hautschädigung am Unterschenkel, Knöchel oder Fuß, der in der Regel auf Störungen des arteriellen oder venösen Blutsystems zurückzuführen ist. Mit zunehmenden Alter nimmt das Risiko für Fuß- oder Beingeschwüre erheblich zu.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Fußgeschwür und Beingeschwür?

Im Bereich der Beine treten Schwellungen (Ödeme) auf. Aufgrund der Unterversorgung des dortigen Gewebes mit Nährstoffen entstehen schwer heilende Wunden, die ständig nässen.
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Als Fußgeschwür oder Beingeschwür (Ulcus cruris) werden chronische Hautdefekte am Unterschenkel und Fuß bezeichnet, die mindestens in die Lederhaut reichen. In der Mehrzahl der Fälle (etwa 85 %) ist ein Ulcus cruris venös bedingt (Ulcus cruris venosum), das heißt durch Beeinträchtigungen des venösen Blutkreislaufs wie Varizen (Krampfadern).

Ein venös bedingter Ulcus cruris tritt bevorzugt am Innenknöchel und medialem Unterschenkel auf und kann sich bis auf die Faszie (Hülle des Bindegewebes) oder den darunterliegenden Kochen ausdehnen. In selteneren Fällen werden Fuß- oder Beingeschwüre durch eine Insuffizienz des arteriellen Blutkreislaufs (Ulcus cruris arteriosum) infolge von verengten Beinarterien (pAVK, Raucherbein) verursacht.

Ein Ulcus cruris arteriosum ist meistens an Druckstellen wie Fersen oder Zehen lokalisiert und manifestiert sich anhand kühler, blasser Haut mit gegebenenfalls lividen (bläulichen) Verfärbungen.

Ursachen

Die Mehrzahl der Fuß- oder Beingeschwüre ist durch eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) bedingt, die oftmals auf sogenannte Varizen (Krampfadern bzw. Erweiterungen der Venen) zurückzuführen ist. Varizen, zu deren Bildung in der Regel eine genetische Disposition (Veranlagung) vorliegt, beeinträchtigen die Schließfunktion der Venenklappen.

Dadurch bilden sich Ödeme (Wasseransammlungen) und im weiteren Verlauf verhärtet das Bindegewebe (Sklerose). Ödeme und Sklerose verursachen eine Unterversorgung der umliegenden Gewebestrukturen mit Sauerstoff und Nährstoffen, insbesondere im Bereich der Knöchel und des medialen Unterschenkels (Vorderseite), was zu Fuß- oder Beingeschwüre führen kann. Neben Varizen kann eine Thrombose (Blutgerinnsel) in den tieferen Beinvenen eine chronisch-venöse Insuffizienz und somit Fuß- oder Beingeschwüre bedingen.

Die selteneren arteriell bedingten Fuß- und Beingeschwüre können durch eine Arteriosklerose (Verkalkung der Arterien) verursacht werden. Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, Hypertonie (Bluthochdruck) sowie Hyperlipidämie (hoher Blutfettwert) stellen Risikofaktoren für Arteriosklerose in den Beinen und entsprechend für Fuß- und Beingeschwüre dar.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Ulcus cruris ist durch Geschwüre an Beinen und Füßen gekennzeichnet. Es kann sowohl venös als auch arteriell bedingt sein. Die Symptome beider Formen der Erkrankung unterscheiden sich etwas. Beim venös bedingten Ulcus cruris kann durch eine Venenschwäche das Blut nicht mehr ausreichend zum Herz transportiert werden.

Im Bereich der Beine treten Schwellungen (Ödeme) auf. Aufgrund der Unterversorgung des dortigen Gewebes mit Nährstoffen entstehen schwer heilende Wunden, die ständig nässen. Die austretende Flüssigkeit weicht das Gewebe an den Wundrändern auf und ist bei unsachgemäßer Behandlung häufig bakteriell belastet. Die durch Bakterien hervorgerufenen Abbauprozesse führen zu Entzündungen und faulig riechenden Abbauprodukten.

Ausgehend von den Knöcheln windet sich ein Ulcus cruris venosum oft unter Vergrößerung um die Beine und nimmt so die Form einer Galosche an. Schmerzen treten nur selten auf. Allerdings ist das Ulcus cruris venosum durch ein ständiges Spannungsgefühl in den betroffenen Gliedmaßen gekennzeichnet. Ein arterielles Geschwür befindet sich hauptsächlich im Bereich der Füße. Im Gegensatz zum Ulcus cruris venosum treten hier jedoch starke Schmerzen auf.

Das gilt besonders beim Hochlagern der Füße oder bei Bewegung. Des Weiteren kann es beim arteriellen Ulcus cruris unter Schwarzfärbung zur Nekrose des unterversorgten Gewebes kommen. Beide Formen des Ulcus cruris benötigen eine sehr lange Behandlungszeit. Allerdings sind die Heilungschancen bei einem venösen Ulcus cruris besser als bei der arteriellen Form.

Diagnose & Verlauf

Fuß- und Beingeschwüre können in der Regel anhand der charakteristischen Hautveränderungen in den betroffenen Bereichen diagnostiziert werden. Eine spezielle Ultraschalluntersuchung (Dopplersonographie) ermöglicht Aussagen zu möglichen arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen, während im Rahmen einer Phlebographie (Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel) Thrombosen sichtbar gemacht werden.

Eine Bestimmung der Blutzuckerwerte gibt Aufschluss über das Vorliegen eines Diabetes mellitus. Existieren Hinweise auf eine Infektion, werden die Erreger anhand eines Abstriches nachgewiesen. Durch eine Biopsie lässt sich ein Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) als Ursache eines Ulcus cruris feststellen.

In der Regel weist ein Ulcus cruris, insbesondere venöse Beingeschwüre, einen guten Verlauf auf und heilt in Abhängigkeit vom gesundheitlichen Allgemeinzustand des Betroffenen innerhalb von wenigen Monaten ab.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit kommt es zu erheblichen Komplikationen und Beschwerden, die zu Störungen und Einschränkungen an den Füßen und Beinen führen können. In den meisten Fällen kann dabei ein sehr unangenehmer Geruch an den betroffenen Regionen und zu nassen Wunden entstehen. In den Beinen Füßen treten auch stark Schmerzen auf, die zu Bewegungseinschränkungen führen.

Die Schmerzen können dabei ebenso in Form von Ruheschmerzen eintreten und damit zu Schlafbeschwerden und zu einer allgemeinen Reizbarkeit des Patienten führen. Im weiteren Verlauf färbt sich die Haut bläulich und die Füße werden kalt, da die Durchblutung nicht mehr richtig reguliert werden kann. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt.

Durch die ständigen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leiden die Patienten auch nicht selten an Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen. Die Behandlung erfolgt in jedem Fall kausal und richtet sich nach der Grunderkrankung, die für das Geschwür verantwortlich ist. Oft kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen, in einigen Fällen sind allerdings operative Eingriffe notwendig, um die Symptome zu lösen. Die Lebenserwartung des Patienten bleibt dabei unverändert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es zu ungewöhnlichen Schwellungen an den Füßen oder Beinen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ein Abklärung der Ursache wird notwendig, wenn es zu Beeinträchtigungen der Fortbewegung kommt oder sich eine Schiefhaltung des Körpers einstellt. Passt das vorhandene Schuhwerk nicht mehr oder treten Gangunsicherheiten auf, besteht Anlass zur Besorgnis. Ein Druckgefühl im Bein, Sensibilitätsstörungen oder ein Taubheitsgefühl auf der Haut sind einem Arzt vorzustellen.

Veränderungen des Hautbildes und Verfärbungen der Haut gelten als Anzeichen für vorliegende Erkrankungen. Diese sind untersuchen und behandeln zu lassen. Können alltägliche Aufgaben nicht mehr erfüllt werden und ist eine Teilnahme an sportlichen Aktivitäten oder der üblichen Freizeitplanung nicht mehr möglich, ist eine ärztliche Kontrolle nötig.

Nehmen die Beschwerden zu oder breiten sich die Geschwüre weiter aus, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Treten Durchblutungsstörungen ein, kommt es zu stark erkalteten oder erwärmten Extremitäten und wird die Häufigkeit der Bewegungen eingeschränkt. Sollte ein Arzt konsultiert werden.

Bei emotionalen Problemen, Verhaltensauffälligkeiten oder einer Zunahme des Gewichts, ist es ebenfalls empfehlenswert, die Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen. Veränderungen des Eigengeruchs sowie offene Wunden an Füßen und Beinen sind untersuchen und behandeln zu lassen. Halten über mehrere Tage Schmerzen in den Beinen an, ist eine Abklärung der Beschwerden notwendig.

Behandlung & Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen zielen bei Fuß- und Beingeschwüren vor allem auf die Beseitigung der zugrundeliegenden Ursachen. So werden venöse Beingeschwüre durch eine Verbesserung des gestörten Blutrückflusses therapiert, indem Kompressionsverbände zum Einsatz kommen.

Daneben sollte ein Ulcus cruris durch fibrinolytische Salben und/oder antiseptisch wirkende Wundumschläge zur Wundreinigung versorgt werden. Im Rahmen eines operativen Eingriffs können die auf den Ulcus cruris zulaufenden Varizen entfernt oder verödet werden (Sklerosierung), um den Blutfluss zu verbessern. Bei schlecht heilenden venösen Fuß- und Beingeschwüren kommen oftmals zellwachstumsfördernde Medikamente zur Beschleunigung der Wundheilung zum Einsatz.

Zusätzlich fördern eine Elektrotherapie mit Gleichstrom, sowie eine Lasertherapie mit einem gebündelten, elektromagnetischen Lichtstrahl Zellwachstum und Wundheilung. Liegt neben dem Ulcus cruris eine bakterielle Infektion vor, wird in der Regel zusätzlich eine Antibiose (Antibiotika]-Therapie) empfohlen. In vielen Fällen geht ein Ulcus cruris mit einem allergischen Kontaktekzem einher, das lokal durch Kortison behandelt wird.

Darüber hinaus können Fliegenlarven, die sich von den abgestorbenen Gewebeanteilen ernähren, zur bio-enzymatischen Wundreinigung eingesetzt werden. Weiterhin kann eine Bypass-Operation, im Rahmen derer der gestörte Abschnitt des Blutgefäßes mit Hilfe eines natürlichen oder künstlichen Venen- oder Arterienstückes zur Beseitigung der Durchblutungsstörung überbrückt wird, bei einem Ulcus cruris angezeigt sein.


Vorbeugung

Fuß- und Beingeschwüren kann durch durchblutungsanregende Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, insbesondere der Füße und Beine während der Arbeit am Computer, vorgebeugt werden. Daneben mindert ein Verzicht bzw. eine Einschränkung des Nikotinkonsums das Risiko für Gefäßerkrankungen. Auch ein vorliegendes Übergewicht sollte reduziert werden, um Fuß- und Beingeschwüren vorzubeugen.

Nachsorge

Bei der Krankheit Ulcus cruris sind in der Regel die Maßnahmen der Nachsorge sehr stark eingeschränkt. Zuerst muss dabei das Geschwür vollständig entfernt werden, damit es sich nicht weiter ausbreiten kann. Aus diesem Grund ist vor allem eine sehr frühe Diagnose notwendig, um weitere Komplikationen und im schlimmsten Fall auch das Auftreten eines Tumors zu verhindern.

Daher sollte die Ulcus cruris schon bei den ersten Beschwerden durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. In den meisten Fällen sind die Betroffenen bei Ulcus cruris auf einen operativen Eingriff angewiesen. Dabei ist nach dem Eingriff mehrere Tage lang Bettruhe einzuhalten, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Vor allem die Beine und Füße sollten dabei ruhig gestellt und nicht unnötig belastet werden, um die Wundheilung nicht zu verlangsamen.

Auch das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann dabei die Beschwerden von Ulcus cruris lindern. Diese sollten regelmäßig getragen werden. In einigen Fällen sind auch Maßnahmen einer Physiotherapie notwendig, um die Bewegung des Betroffenen wiederherzustellen. Dabei können einigen Übungen auch vom Patienten selbst im eigenen Zuhause durchgeführt werden. Ob die Ulcus cruris zu einer verringerten Lebenserwartung führt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Fußgeschwüre und Beingeschwüre müssen vom Arzt fachgerecht behandelt werden, um ein Fortschreiten und Komplikationen zu vermeiden. Unterstützend können Umschläge mit verdünntem Ringelblumenextrakt oder Arnika-Tinktur die Heilung fördern, in manchen Fällen kann die Behandlung mit medizinischem Honig zum Erfolg führen.

Während der Heilungsphase sollte das betroffene Bein möglichst oft hoch gelagert werden. Bewegung ist dennoch äußerst wichtig, um die Durchblutung anzuregen. Dies gilt sowohl während der Behandlung als auch nach dem Abheilen des Geschwürs zur Vermeidung eines Rückfalls.

Insbesondere langes Sitzen und Stehen hemmt den ungehinderten Blutfluss in den Beinen, regelmäßige Bewegungspausen und Positionswechsel sind daher anzuraten. Großen Wert sollte auf bequemes, nicht einengendes Schuhwerk gelegt werden, Ruhephasen können zum Hochlagern der Beine genutzt werden. Heiße Wannenbäder und langes Sonnenbaden sind für die Gesundheit der Beinvenen nicht förderlich, kalte Güsse regen dagegen die Blutzirkulation an.

Eine Weiterführung der vom Arzt verordneten Kompressionstherapie kann das Rückfallrisiko erheblich senken – wichtig ist auch, Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen auszuschalten. Unsachgemäße Fußpflege führt häufig zu kleinen Verletzungen, aus denen sich ein Ulcus cruris entwickelt. Insbesondere Diabetiker sollten daher die fachgerechte medizinische Fußpflege vorziehen und zudem auf einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel achten. Die ärztliche Versorgung kleiner Wunden kann die Entstehung eines Geschwürs oftmals verhindern.

Quellen

  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012

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