Starke Behaarung (Hirsutismus)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine normale Körperbehaarung ist bei allen Menschen an bestimmten Körperzonen auf natürliche Art und Weise vorhanden. Störend wird eine starke Behaarung beziehungsweise verstärkte Körperbehaarung jedoch dann, wenn diese durch einen übermäßigen Haarwuchs gekennzeichnet ist.
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Was ist Starke Behaarung (Hirsutismus)?
Eine starke Behaarung am Körper verbirgt sich ebenfalls hinter den Bezeichnungen Hypertrichose, Hirsutismus und Virilisierung. Die Vorsilbe hyper- bezeichnet ein Übermaß. Eine starke Behaarung, die sich hinter dem Begriff Hypertrichose versteckt, ist durch das Auftreten eines dichteren Haarwuchses und einer übermäßigen Behaarung an untypischen Körperstellen gekennzeichnet. Eine verstärkte Behaarung wird dann diagnostiziert, wenn die Haare an der Brust, den Oberschenkeln und als unweibliche Barthaare auftreten.
Bei männlichen Patienten ist eine starke Behaarung dann erkennbar, wenn ein Haarwuchs auf dem Bauch und auf dem Rücken, insbesondere im Nacken übermäßig vorhanden ist. Frauen mit einer verstärkten Behaarung leiden unter einem vermehrten Haarwuchs auch auf der Oberlippe (siehe Damenbart) sowie am Kinn. Einige Frauen weisen auch eine verstärkte Behaarung auf den Unterarmen und in der Pofalte auf.
Ursachen
Die Hypertrichose als verstärkte Behaarung tritt auf, wenn die Betroffenen über den ganzen Körper verteilt eine lokal begrenzte, mehr oder weniger stärke Körperbehaarung aufweisen. Diese kann genetisch bedingt sein und der männlichen Behaarung ähneln. Ursachen für eine verstärkte Behaarung sind Durchblutungsstörungen, Erbkrankheiten, Blutkrankheiten, hormonabgebende Geschwulste und verschiedene Medikamente.
Eine Sonderform der verstärkten Behaarung ist die Virilisierung. Diese geht einher mit anderen körperlichen Veränderungen der Frau in Hinsicht auf eine Vermännlichung.
Die Ursachen für eine stärkere Behaarung beim Hirsutismus sind ein Überschuss männlicher Sexualhormone bei Frauen. Genetische Vorbelastungen sowie die Einnahme von anabolen Steroiden beim Doping führen ebenfalls zu einer verstärkten Behaarung bei Frauen und bei Männern. Geschwulstartige Wucherungen an den Nebennieren oder den Eierstöcken und androgenhaltige Arzneistoffe begünstigen außerdem eine verstärkte Behaarung.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Hirsutismus zeigt sich als männliches Haarverteilungsmuster bei Frauen. Dies kann verschiedene Körperbereiche umfassen, bezieht sich meist allerdings auf sämtliche Körperbereiche, an denen bei Männern ein stärkerer Haarwuchs zu erwarten ist. So kommt es besonders im Gesicht zu verstärktem Haarwuchs an der Oberlippe, an den Koteletten und im Bereich des Kinns. Zwar ist leichter Flaum auch im Frauengesicht als gewöhnlich zu bezeichnen, jedoch kommt es beim Hirsutismus zu einer Umwandlung dieses Flaums in stärkeres Terminalhaar.
Zusätzlich kommt es am Bereich des Brustbeins und um die Brustwarzenvorhöfe herum zu verstärkter Körperbehaarung. Die Unterarme und die Unterschenkel sind ebenfalls stärker behaart. Vom Bauchnabel aus kommt in Richtung der Schambehaarung zu Haarlinien, welche mehr oder minder zickzackförmig verlaufen können.
Die Schambehaarung ist stärker ausgeprägt und verlässt die ästhetisch als idealtypisch geltende Dreiecksform. Das Schamhaar geht vielmehr in die Oberschenkel - und gegebenenfalls in die dortige Behaarung - über.
Hirsutismus ist vielfach nicht von einer normalen Körperbehaarung abzugrenzen. So hängt die Körperbehaarung bei Frauen auch sehr stark von genetischen Einflüssen ab. Einen Krankheitswert erhält die stärkere Körperbehaarung daher erst, wenn sie sehr auffällig ist oder für die betroffene Frau selbst ein Problem darstellt.
Komplikationen
Bei betroffenen Patientinnen kommt es zu einer Vergrößerung des Eierstocks aufgrund von Zystenbildung. Ursächlich dafür ist der Umstand, dass zwar viele Eizellen reifen, es aber letztlich nicht zu einem Eisprung kommt. Deshalb bleiben die Eizellen in den Follikeln, statt nach dem Eisprung in den Eileiter zu wandern. Die Follikeln vergrößern sich und entwickeln Zysten, was zur Unfruchtbarkeit führen kann.
Ist der Hirsutismus eine Folge des Adrenogenitalen Syndroms (AGS), kann es zu einer Reihe sehr belastender Begleiterscheinungen kommen. Dazu zähle etwa eine starke Vermännlichung bis hin zur Ausbildung eines Pseudopenis, starkes und schnelles Körperwachstum bei Mädchen oder der vorzeitige Eintritt in die Pubertät sowie eine gesteigerte Infektanfälligkeit oder regelmäßige Unterzuckerung.
Da eine starke Körperbehaarung von vielen Betroffenen als entstellend empfunden wird, muss auch mit psychischen Problemen, insbesondere therapiebedürftigen Depressionen, gerechnet werden. Selbst Suizidversuche kommen in seltenen Fällen vor.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer starken Körperbehaarung muss nicht in allen Fällen ein Arzt konsultiert werden. Unter normalen Umständen ist die Körperbehaarung etwas natürliches, welches keinen Krankheitswert hat. Es handelt sich daher nicht zwingend um eine Erkrankung, wenn der Haarwuchs an verschiedenen Körperstellen intensiver ist als bei Mitmenschen. Wird die Behaarung als unangenehm oder lästig empfunden, kann sie durch regelmäßiges Rasieren oder eine Enthaarung entfernt werden.
Ein Arztbesuch ist erst dann notwendig, wenn der Betroffene die Behaarung als leidvoll erlebt. Treten psychische Probleme oder ein allgemeines Unwohlsein auf, sollte mit einem Arzt gesprochen werden. Bei einem übermäßigen Haarwuchs, der an ungewöhnlichen Körperstellen auftritt, ist die Abklärung der Ursache bei einem Arzt anzuraten. Es können genetische, hormonelle aber auch andere Störungen des Organismus vorliegen, die diagnostiziert und behandelt werden müssen.
Bei einem Hirsutismus liegt ein Überschuss an männlichen Hormonen bei einer Frau vor. Daher sollten insbesondere Frauen bei einer starken Behaarung an Stellen wie der Oberlippe eine Ursachenforschung einleiten. Treten zusätzlich Wucherungen oder Schwellungen am Körper auf, bestätigt dies den Verdacht eines unregelmäßigen Hormonhaushaltes. Durch eine Blutentnahme wird der Anteil der männlichen Sexualhormone im Organismus festgestellt. Bei Störungen der Libido oder Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus ist ebenfalls ein Arzt zu konsultieren.
Behandlung & Therapie
Um eine starke Behaarung zu bekämpfen, kommen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten in Betracht. Neben den äußeren Behandlungen gegen eine verstärkte Behaarung durch kosmetische und schönheitsmedizinische Verfahren können auch medikamentöse Behandlungen angeboten werden. Diese ergeben sich in Abhängigkeit vom Befund der diagnostischen Abklärung und dem Ausmaß der verstärkten Behaarung sowie dem Leidensdruck der Betroffenen.
Da die Patienten unter einem enorm großen Leidensdruck stehen und bei einer verstärkten Behaarung vielfach verzweifelt sind, ist es wichtig, eine möglichst schnelle Diagnostik zu betreiben und Behandlungen gegen den verstärkten Haarwuchs baldigst einzuleiten.
Kurzfristig wirkende Verfahren zur Beseitigung einer verstärkten Behaarung sind eine Rasur, eine Epilation und die Verödung der Haarwurzeln durch eine elektrische und meist lasergestützte Epilation. Die Haarwurzeln werden in diesem Zusammenhang abgetötet, sodass an den behandelten Zonen keine verstärkte Behaarung mehr auftreten kann.
Sind die Ursachen für eine verstärkte Behaarung als Hirsutismus oder Hypertrichose bekannt, kann die Therapie gezielt erfolgen. Bei einer verstärkten Behaarung kann ein Absetzen der in Verdacht stehenden Medikamente hilfreich sein. Medikamente, die eine verstärkte Behaarung begünstigen, können nach Möglichkeit durch andere Arzneistoffe abgelöst werden, welche eine ähnliche Wirkung erzielen, jedoch nicht durch diese Nebenwirkung gekennzeichnet sind.
Als hilfreiche medikamentöse Behandlungen gegen eine verstärkte Behaarung sind ebenfalls der Überbehaarung entgegenwirkende Hormontherapien sinnvoll. Diese Variante zielt darauf ab, die Konzentration männlicher Sexualhormone zu reduzieren. Sind hormonproduzierende Geschwulste die Auslöser für eine verstärkte Behaarung, kann eine chirurgische Behandlung Erfolg versprechen, um den übermäßigen Haarwuchs zu unterbinden.
Vorbeugung
Im Rahmen vorbeugender Maßnahmen lässt sich eine starke Behaarung teilweise vermeiden. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn die Auslöser für eine verstärkte Behaarung nur in äußerlichen Faktoren begründet sind.
Das Vermeidung der Aufnahme von anabolen Steroiden durch Frauen sowie die Verabreichung Haarwuchs auslösender Arzneistoffe ist ebenfalls wichtig. Eingehende diagnostische Abklärungen und die Verordnung spezieller Medikamente gegen ein polyzystisches Ovarsyndrom durch den Frauenarzt sind vorbeugend empfehlenswert, da sich der verstärkte Haarwuchs bereits in der Pubertät zeigt.
Nachsorge
Der Hirsutismus, also die übermäßig starke Körperbehaarung, ist in der Nachsorge von der ursächlichen Erkrankung abhängig und daher sehr unterschiedlich. Kann die verursachende Erkrankung erfolgreich behandelt werden, verschwindet der Hirsutismus innerhalb weniger Wochen bis Monate danach vollständig, ohne dass es weiterer Maßnahmen bedarf. Bei einer Hormonstörung kann die langjährige oder lebenslange Einnahme von entsprechenden Hormonen erforderlich sein, um den Haarwuchs dauerhaft zumindest abzumildern.
Hilfreich ist hier insbesondere ein Endokrinologe, der die Hormonspiegel im Körper beobachten kann und durch regelmäßige Untersuchungen der Blutwerte kontrolliert. Je nach Ursache ist es nicht immer möglich, eine Ausheilung des Hirsutismus zu erzielen. Hier ist der Fokus nicht auf eine reine Nachsorge zu legen, sondern die dauerhafte symptomatische Behandlung. Langfristige Methoden der Haarentfernung wie zum Beispiel auch Laserbehandlungen sollten vom Patienten abgewägt und in Betracht gezogen werden.
Ausführliche Beratungen bieten hierfür insbesondere Allgemeinmediziner und Kosmetikstudios. Laserbehandlungen werden in mehreren wiederkehrenden Sitzungen vorgenommen. Die Nachsorge richtet sich hier vor allem auf die Hautpflege, sonstige besondere Maßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich. Bei hormonellen Veränderungen kann es zum Wiederauftreten des Hirsutismus kommen und die Behandlung muss auf verschiedene Weise erneut durchgeführt werden.
Das können Sie selbst tun
Eine starke Behaarung stellt meist kein medizinisches Problem dar als vielmehr ein kosmetisches. Betroffene leiden psychisch unter dem veränderten Aussehen – ganz besonders, wenn es sich nicht durch Kleidung verdecken lässt. Eine Meidung bestimmter sozialer Situationen bestimmt nicht selten den Alltag. Die Krankenkassen übernehmen Auslagen zur Behebung einer starken Behaarung nur in schweren Fällen. Erkrankte können durch verschiedene Maßnahmen aber ihre Situation selbst verbessern.
Eine regelmäßige Rasur an den betroffenen Stellen gilt als erfolgsversprechend. Allerdings ist eine sichtbare Genesung nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Tagen wachsen die Köperhaare nach. Für einen deutlich längeren Zeitraum verschwinden die Haare beim Wachsen. Da auch die Wurzel herausgerissen wird, leiden Betroffene etwa vier Wochen lang nicht unter den kosmetischen Problemen. Ebenso geeignet sind das Epilieren und Bleichen. Beide Verfahren versprechen eine glatte Haut für über vier Wochen. Wer nicht selbst eine Haarentfernung durchführen möchte, kann sich an einen Schönheitssalon wenden.
Nicht immer ist eine Eigenbehandlung ratsam. Tritt ein starker Haarwuchs plötzlich auf, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dahinter kann sich eine schwerwiegende Krankheit verbergen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010