Hormontherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Rahmen einer Hormontherapie oder Hormonbehandlung können körpereigene Hormone ergänzt oder ersetzt werden. Die Hormontherapie wird in verschiedenen Bereichen der Medizin eingesetzt. In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren birgt eine Hormontherapie Risiken, die kontrolliert werden können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hormontherapie?

Die Hormontherapie ist ein medizinisches Behandlungsverfahren, in dessen Rahmen verschiedene Hormone medikamentös eingesetzt werden.

Die Hormontherapie ist ein medizinisches Behandlungsverfahren, in dessen Rahmen verschiedene Hormone medikamentös eingesetzt werden. Je nach Krankheitsbild greift die Hormontherapie aber auch auf den Einsatz antihormonell wirksamer Stoffe zurück.

Auf diese Weise kann etwa die Produktion bestimmter körpereigener Hormone blockiert bzw. verzögert werden, wenn dies von medizinischem Nutzen ist. Je nach Form einer Hormontherapie kann die Beschaffenheit hormoneller Arzneien unterschiedlich sein:

So können bei einer Hormontherapie etwa Naturhormone oder auch synthetische (künstlich erzeugte) Hormone verabreicht werden. Neben den Naturhormonen als Arzneimittel existieren des Weiteren sogenannte naturidentische Hormone, die von verschiedenen Vertretern der Hormontherapie verabreicht werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Hormontherapie begann Ende des 19. Jahrhunderts, als Wissenschaftler erstmals die Bedeutung von Hormonen für den menschlichen Körper erkannten. 1902 entdeckten die britischen Physiologen William Bayliss und Ernest Starling den Begriff "Hormon", um chemische Botenstoffe zu beschreiben, die von Organen ausgeschüttet werden und entfernte Körperteile beeinflussen. Diese Entdeckung war der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Hormontherapie.

In den 1920er Jahren gelang es Wissenschaftlern, das erste Hormon, Insulin, aus der Bauchspeicheldrüse zu isolieren. Dies revolutionierte die Behandlung von Diabetes und markierte den Beginn der medizinischen Anwendung von Hormonen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Östrogen-Therapie entwickelt, um Frauen in der Menopause zu behandeln. Die Entdeckung von Testosteron in den 1930er Jahren führte zur Einführung von Hormonersatztherapien für Männer mit Hypogonadismus.

In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Hormontherapie zunehmend eingesetzt, insbesondere zur Behandlung von Hormonmangelzuständen und zur Empfängnisverhütung (durch synthetische Östrogene und Gestagene in der Antibabypille). In den späten 20. Jahrhunderts rückte die Hormontherapie für Frauen in den Fokus, insbesondere in der Menopause, um Symptome wie Hitzewallungen und Osteoporose zu lindern. Gleichzeitig wurden jedoch auch die Risiken, wie ein erhöhtes Krebs- und Herz-Kreislauf-Risiko, intensiver untersucht.

Die Forschung in der Hormontherapie entwickelt sich stetig weiter, um sicherere und gezieltere Behandlungsansätze zu schaffen.

Einsatz & Indikation

Eine Hormontherapie wird durchgeführt, wenn der Körper nicht genügend bestimmte Hormone produziert oder wenn der Hormonspiegel gezielt angepasst werden muss. Ein häufiges Anwendungsgebiet ist die Hormontherapie in der Menopause, bei der Frauen Östrogen und Progesteron erhalten, um die Symptome des Hormonmangels zu lindern, wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und vaginale Trockenheit. Diese Therapie kann auch zum Schutz vor Osteoporose eingesetzt werden, da sinkende Östrogenspiegel die Knochendichte beeinträchtigen.

Bei Männern wird eine Hormontherapie oft bei Testosteronmangel notwendig, der zu Symptomen wie verringerter Libido, Müdigkeit, Depression und Muskelabbau führen kann. Hier kann eine Testosteronersatztherapie helfen, den Hormonspiegel zu normalisieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Eine weitere wichtige Indikation ist die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen, wie bei einer Hypothyreose, bei der die Schilddrüse nicht genug Hormone produziert. In diesem Fall wird das Schilddrüsenhormon Levothyroxin verabreicht, um den Stoffwechsel zu regulieren.

In der Onkologie wird eine Hormontherapie oft bei hormonabhängigen Krebserkrankungen wie Brustkrebs und Prostatakrebs eingesetzt. Hier dient die Therapie dazu, die Produktion bestimmter Hormone zu blockieren oder zu reduzieren, die das Wachstum der Tumore fördern können. Auch in der Transgender-Medizin spielt die Hormontherapie eine zentrale Rolle, um den Hormonhaushalt an das gewünschte Geschlecht anzupassen.

Vorteile & Nutzen

Die Hormontherapie bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden spezifische Vorteile, da sie gezielt den Hormonhaushalt im Körper beeinflusst und so Symptome direkt an der Ursache behandelt. Ein wichtiger Vorteil ist die gezielte Symptomlinderung bei Hormonmangelzuständen. Beispielsweise können Frauen in der Menopause durch die Gabe von Östrogen und Progesteron Hitzewallungen, Schlafstörungen und vaginale Trockenheit effektiv behandeln. Dies verbessert die Lebensqualität, ohne dass invasive Eingriffe nötig sind.

Für Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen wie Hypothyreose ermöglicht die Gabe von Levothyroxin eine direkte Normalisierung des Stoffwechsels, was oft zu einer schnellen Besserung der Symptome wie Müdigkeit und Gewichtszunahme führt. Andere Therapien könnten hier langsamer wirken oder nur die Symptome lindern, ohne die zugrunde liegende Hormonstörung zu beheben.

Bei hormonabhängigen Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs kann die Hormontherapie das Tumorwachstum gezielt hemmen, indem sie den Einfluss von Hormonen blockiert, die das Tumorwachstum fördern. Dies bietet eine effektive Behandlungsoption, die in vielen Fällen weniger belastend ist als Chemotherapie oder Operationen.

Zudem spielt die Hormontherapie in der Transgender-Behandlung eine wichtige Rolle, da sie die körperlichen Merkmale des Patienten schrittweise an das gewünschte Geschlecht optisch anpasst. Dies bietet eine schonendere Alternative zu chirurgischen Eingriffen und ermöglicht eine bessere Lebensqualität durch körperliche und psychische Angleichung.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Anwendungsgebiete einer Hormontherapie sind vielfältig. Eingesetzt wird die Hormontherapie beispielsweise im medizinischen Bereich der Frauenheilkunde: So dienen etwa weibliche Geschlechtshormone der Behandlung von Beschwerden, die mit den Wechseljahren (auch als Klimakterium bezeichnet) zusammenhängen. Während der Wechseljahre sinkt unter anderem der Östrogenspiegel im weiblichen Körper, weshalb bei starken Beschwerden einer Frau im Rahmen einer Hormontherapie das Geschlechtshormon Östrogen verabreicht werden kann.

Bekämpft werden sollen mit einer solchen Hormontherapie unter anderem Symptome wie brüchige Nägel an Händen und Füßen oder eine starke Trockenheit von Haut und Haaren. Neben dem Geschlechtshormon Östrogen können im Rahmen einer entsprechenden Hormontherapie auch Hormone wie Gestagen oder Progesteron zum Einsatz kommen.

Eine weitere Form der Hormontherapie im Rahmen der Frauenheilkunde ist die Empfängnisverhütung mithilfe der sogenannten Antibabypille. Dieses Arzneimittel enthält in Abhängigkeit vom jeweiligen Produkt die Hormone Gestagen und Östrogen in verschiedener Zusammensetzung. Das enthaltene Östrogen bewirkt eine Unterdrückung des Eisprungs und das Gestagen erfüllt im Rahmen der Hormontherapie mithilfe der Antibabypille die Aufgabe, die Befruchtung eines Eis zu verhindern.

Ein weiteres Einsatzgebiet der Hormontherapie liegt in der Behandlung von Fehlfunktionen der Schilddrüse: Liegt bei einem Betroffenen etwa eine Unterfunktion der Schilddrüse vor, führt dies häufig zu einer eingeschränkten oder gar fehlenden Produktion von Schilddrüsenhormonen. Da diese Hormone unter anderem für körperliche Stoffwechselprozesse eine wichtige Rolle spielen, werden sie dem Körper in Rahmen einer Hormontherapie zugeführt.

Diese Form der Hormontherapie wird auch als Substitutionstherapie bezeichnet. Ist die Schilddrüse bei einem Betroffenen vergrößert, so kann es etwa Ziel einer Hormontherapie sein, die Schilddrüsenaktivität zu vermindern. Diese Form der Hormontherapie wird dann als Suppressionstherapie bezeichnet.

Und auch bei der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen spielt die Hormontherapie eine Rolle. Bezeichnet wird eine Form der Hormontherapie in diesem Zusammenhang auch als sogenannte Antihormontherapie: Hierbei werden körpereigene Hormone gehemmt, die ansonsten das Wachstum bestimmter Krebszellen fördern würden. Eine gezielte Hormontherapie ergänzt bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen in vielen Fällen Chemo- oder Strahlentherapien.


Durchführung & Ablauf

Eine Hormontherapie beginnt in der Regel mit einer gründlichen Untersuchung durch den Arzt, um den individuellen Hormonstatus zu bestimmen. Dies geschieht oft durch Bluttests, die Aufschluss über den aktuellen Spiegel der relevanten Hormone wie Östrogen, Testosteron, Progesteron oder Schilddrüsenhormone geben. Auf Basis dieser Tests entscheidet der Arzt, ob eine Hormontherapie notwendig ist und welche Hormone verabreicht werden müssen.

Die Verabreichung der Hormone kann auf verschiedene Weise erfolgen, je nach Art der Therapie und den Bedürfnissen des Patienten. Orale Medikamente sind häufig, besonders bei Östrogen- oder Testosterontherapien. Es gibt auch transdermale Pflaster, die Hormone kontinuierlich über die Haut abgeben, sowie Gele, die auf die Haut aufgetragen werden. Bei einigen Hormontherapien, wie bei Testosteron, können auch Injektionen verabreicht werden, die wöchentliche oder monatliche Dosierungen ermöglichen.

Während der Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um sicherzustellen, dass die Hormondosierung korrekt ist und keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten. Der Hormonspiegel wird weiterhin überwacht und die Dosierung bei Bedarf angepasst. Bei längeren Therapien, wie bei der Menopause-Hormontherapie oder der Transgender-Hormontherapie, erfolgt eine kontinuierliche Anpassung an den Hormonhaushalt, um den gewünschten Effekt zu erzielen und Risiken wie Thrombosen oder hormonabhängige Krebserkrankungen zu minimieren.

Risiken & Gefahren

Neben ihren Nutzen kann eine Hormontherapie auch verschiedene Risiken und Gefahren mit sich bringen. So belegten Studien etwa, dass die Anwendung einer Hormontherapie mit den weiblichen Sexualhormonen Östrogen und Gestagen zur Bekämpfung von Wechseljahresbeschwerden mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergehen kann.

Weitere mögliche Risiken einer Hormontherapie liegen nach Expertenaussagen außerdem in einer erhöhten Anfälligkeit für Schlaganfälle, Herzinfarkte und venöse Thrombosen. Die Höhe der Risiken, die mit einer Hormontherapie verbunden sind, hängen dabei unter anderem ab von der Dauer der Behandlung, von der Dosis verabreichter Hormone und auch von Art der Verabreichung der Hormone:

So zeigten Studien beispielsweise, dass das Thromboserisiko in Verbindung mit einer Hormontherapie bei Frauen in den Wechseljahren sinkt, wenn die Hormone über die Haut (beispielsweise über Pflaster oder Cremes) statt mithilfe von Tabletten verabreicht werden.

Und auch die Beschaffenheit verabreichter Sexualhormone können die Risiken einer Hormontherapie beeinflussen: So hat sich unter anderem gezeigt, dass die Gabe synthetischer Gestagene mit einem höheren Brustkrebsrisiko einhergeht als die Gabe von natürlichem Progesteron.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Hormontherapie, die in Betracht gezogen werden können, wenn eine Hormontherapie für einen Patienten nicht möglich oder unerwünscht ist. Eine gängige Alternative für Frauen in der Menopause sind pflanzliche Präparate wie Phytoöstrogene, die in Soja oder Rotklee enthalten sind. Diese Stoffe wirken schwach östrogenartig und können bei leichten Symptomen wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen helfen. Auch nicht-hormonelle Medikamente wie Antidepressiva, insbesondere Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), haben sich als wirksam bei der Behandlung von menopausalen Beschwerden erwiesen.

Für die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen können Schilddrüsenoperationen oder Radiojodtherapien eingesetzt werden, insbesondere bei Schilddrüsenüberfunktionen oder Schilddrüsenkrebs. Diese Verfahren zielen darauf ab, die Schilddrüsenfunktion direkt zu beeinflussen, anstatt Hormone zu ergänzen.

Bei Prostatakrebs ist eine Hormonblockade oft Teil der Therapie, aber es gibt Alternativen wie Operationen (Prostatektomie) oder Strahlentherapie, um den Krebs direkt zu bekämpfen, ohne auf eine Hormontherapie zurückzugreifen.

Im Bereich der Transgender-Behandlung können chirurgische Eingriffe wie Geschlechtsangleichungsoperationen in Betracht gezogen werden, wenn eine Hormontherapie nicht möglich ist. Diese bieten eine Möglichkeit, körperliche Merkmale ohne den Einsatz von Hormonen anzupassen, wobei oft psychologische Betreuung Teil der Behandlung ist.

Für Patienten, die keine Hormontherapie erhalten können, bieten diese alternativen Ansätze Möglichkeiten, ihre Symptome oder gesundheitlichen Probleme zu behandeln, oft mit anderen Risiken und Vorteilen.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013.
  • Marischler, C.: BASICS BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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