Elektrotherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im Rahmen einer Elektrotherapie wird elektrischer Strom zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Hierbei hängen die applizierte Stromstärke, Frequenz und Impulsweite vom zugrundeliegenden Beschwerdenbild ab. In den meisten Fällen stellt die Elektrotherapie eine begleitende Maßnahme zur Therapie der Grunderkrankung dar.
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Was ist eine Elektrotherapie?
Die physiotherapeutische oder medizinische Applikation von elektrischem Strom wird als Elektrotherapie bezeichnet und zielt in aller Regel auf eine Schmerzlinderung, Verbesserung gestörter Gelenk- und Muskelfunktionen sowie die Optimierung der Durchblutung und somit der Trophik (Versorgungs- und Stoffwechselzustand) des therapierten Gewebes.
Dabei kommen in Abhängigkeit von der spezifisch vorliegenden Erkrankung bzw. vom individuellen Beschwerdebild verschiedene Frequenzen (galvanischer, nieder-, mittel-, hochfrequenter Strom) an verschiedenen Körperbereichen therapeutisch zum Einsatz. Die am häufigsten angewandten Methoden sind die Galvanotherapie, bei welcher Gleichstrom eingesetzt wird, die niederfrequente Reizstromtherapie und die hochfrequente Kurzwellentherapie.
Insbesondere bei Schmerzsyndromen des Bewegungsapparates, verschleißbedingte Wirbelsäulenveränderungen, muskulären Verspannungen und Zerrungen, geschwächter oder gelähmter Muskulatur sowie bei Inkontinenz infolge einer Beeinträchtigung der Blasen- oder Beckenbodenmuskulatur wird die Elektrotherapie angewandt.
Funktion, Wirkung & Ziele
Grundlegend ist allerdings die Leitfähigkeit des menschlichen Organismus, die durch das Blut- und Lymphsystem, die Gehirnflüssigkeit, den Urin sowie durch die Organe und Muskulatur gewährleistet wird. Als Stromquellen dienen in aller Regel Akkumulatoren oder Batterien. Im Rahmen einer galvanischen Elektrotherapie mit Gleichstrom (0 Hz) wird durch die sich in die gleiche Richtung durch den Körper bewegenden positiven und negativen Ionen (elektrisch geladene Teilchen) eine Linderung der Schmerzsymptomatik erzielt, wobei durch Plattenelektroden oder hydroelektische Teil- oder Vollbäder (Stangerbad) der Gleichstrom auf den Organismus übertragen wird.
Zusätzlich findet eine Förderung der Durchblutung und des Stoffwechsels (insbesondere Zellwachstum und –teilung) im therapierten Areal statt, wodurch die Heilung unterstützt wird. Eine Elektrotherapie mit niederfrequentem Reizstrom (1 bis 1000 Hz) dient der Stimulierung von Muskel- und Nervenfasern, wodurch die Muskulatur zunächst kontrahiert, um anschließend zu entspannen. Diese Therapieform wird insbesondere bei partiell gelähmter oder geschwächter Muskulatur (Muskelatrophie) zur Sicherstellung ihrer Funktion und Vermeidung einer weiteren Schwächung angewandt, wobei in Abhängigkeit vom Erkrankungsstadium unterschiedlich niedrige Frequenzen eingesetzt werden.
Die transkutane elektrische Nervenstimulation (kurz TENS) stellt eine besondere Form der Behandlung muskulosklelettaler Schmerzen bei Neuralgien oder Tumorschmerzen dar, wenn die Symptomursache nicht beseitigt werden kann. Dabei kann der Betroffene die Stromstärke, Frequenz (bis 200 Hz) und Impulsweite (bis 0,5 s), die über Elektroden über den schmerzhaften Bereichen in den Organismus geleitet werden, eigenständig regulieren. Mittelfrequenter Interferenz- bzw. Wechselstrom (1000 bis 100.000 Hz) kommt zur Schmerzlinderung und/oder Stimulierung der Muskeltätigkeit zum Einsatz.
Durch die gesteigerte Durchblutung wird zudem eine Lockerung der Muskulatur sowie eine Reduktion von Schwellungen (insbesondere Ödemen) erreicht. Die Hochfrequenz- bzw. Kurzwellentherapie (über 100.000 Hz) bedingt eine Erwärmung von tiefer lokalisiertem Gewebe, die ebenfalls schmerzlindernd und durchblutungsfördernd wirkt. Diese Form der Elektrotherapie kommt in erster Linie bei Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates und der Atemwege (chronische Bronchitis) zum Einsatz.
Risiken & Gefahren
Insbesondere die niederfrequente Reizstromtherapie kann in den Bereichen, in denen über Elektroden der Kontakt mit der Haut hergestellt wird, zu Verbrennungen führen, weshalb beispielweise ein feuchter Schwamm zum Schutz der Haut zum Einsatz kommen sollte. Eine hochfrequente Elektrotherapie im Bereich der Gebärmutter ist zudem bei Vorliegen einer Schwangerschaft kontraindiziert, da hier ein erhöhtes Risiko für fetale bzw. embryonale Missbildungen (sogenannter teratogener bzw. fruchtschädigender Effekt) besteht.
Darüber hinaus sollte eine Elektrotherapie nicht appliziert werden, wenn Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, akute Entzündungen, Thrombosen (Blutgerinnsel), offene Hautareale, Arteriosklerose oder andere arterielle Durchblutungsstörungen feststellbar sind. Zudem ist eine Elektrotherapie bei Metallen im Körper des Betroffenen (z.B. Gelenkprothesen wie Knieendoprothesen) und Herzschrittmachern ausgeschlossen.
Ferner liegt bei Malignomen (bösartige Tumorerkrankungen), einer Hämophilie (erhöhte Blutungsneigung) sowie fieberhaften Krankheitsverläufen eine Kontraindikation vor. Für Personen, die Angst vor Strom haben, sollte ebenfalls eine Alternative zur Elektrotherapie in Betracht gezogen werden.
Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2003
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2008
- Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2007