Herzrhythmusstörungen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Herzrhythmusstörung oder Herzstolpern ist eine Störung der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel. Herzrhythmusstörungen treten recht häufig auf. Das Herz eines Erwachsenen schlägt durchschnittlich einhunderttausend mal pro Tag. Das hierbei das Herz ab und an schneller oder langsamer schlägt ist grundsätzlich normal und nicht zwangsweise krankhaft. Dennoch sollten häufig auftretende Herzrhythmusstörungen, die eventuell auch über einen längeren Zeitraum vorkommen, vom Arzt untersucht werden.
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Was sind Herzrhythmusstörungen?
Bei Herzrhythmusstörungen kann die Herzfrequenz entweder erhöht (über 100 Schläge pro Minute), verlangsamt (unter 60 Schläge pro Minute) oder unterbrochen bzw. stolperhaft auftreten. Auch diese Anzeichen müssen nicht krankhaft sein. So haben Ausdauersportler in der Regel einen ausgeprägten ruhigen Puls (Ruhepuls), der mit unter 60 Schlägen pro Minute durchaus normal sein kann.
Herzrhythmusstörungen kommen häufig vor. Gesunde Menschen bemerken manchmal ein Herzstolpern (Palpitationen), zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen) oder kurzzeitiges Aussetzen des Herzschlags verursacht durch Extraschläge. Oftmal spürt man die Herzrhythmusstörungen aber auch gar nicht.
Herzrasen wie bei schnellem Vorhofflimmern wird häufig als regelmäßiges oder unregelmäßiges Herzklopfen bis in den Hals beschrieben. Ist ein Herz bereits geschädigt, kann sich, ausgelöst durch die zu hohe Herzfrequenz, eine bestehende Herzschwäche verschlimmern.
Dies kann sich beispielsweise durch Luftnot äußern. In ausgeprägten Fällen kann ein Lungenödem resultieren. Auch Herzschmerzen (Angina pectoris) können vorkommen sowie eine Verschlechterung der Hirndurchblutung (Schwindel, Krampfanfall, Desorientierung, vorübergehende Sprach- und Sehstörungen).
Gefährliche Herzrhythmusstörungen (z.B. ventrikulären Tachykardie) können die Auswurfleistung des Herzens stark eingeschränken, dass ein ausreichender Kreislauf nicht mehr möglich ist. Die Patienten verlieren das Bewusstsein. Mechanische Fehlfunktionen liegen bei Kammerflattern oder -flimmern mit Kreislaufstillstand (Asystolie) vor. Treten diese Herzrhythmusstörungen ohne vorab erkennbaren Grund auf, spricht man vom plötzlichen Herztod.
Ursachen
Wie bereits weiter oben angemerkt, müssen die Ursachen für Herzrhythmusstörungen nicht krankhafter Natur sein.
Krankhafte Herzrhythmusstörungen sind in der Regel Schädigungen des Sinusknoten (der natürliche Schrittmacher der Herzens) oder des Reizleitungssystems. Typische Erkrankungen, die mit Herzrhythmusstörungen einhergehen sind z.B. Koronare Herzkrankheit, Herzklappenerkrankung, Herzmuskelerkrankung oder eine Schilddrüsenüberfunktion.
Wie auch beim Herzrasen kann ein zu schneller (tachykarder) Herzschlag durch Stress, Koffein, Aufregung, Belastungen und Rauchen auftreten.
Krankheiten mit diesem Symptom
Komplikationen
Herzrhythmusstörungen können lebensgefährliche Komplikationen verursachen vor allem dann, wenn das Herz aufgrund einer Vorerkrankung wie einer Endokarditis oder Herzklappenerkrankung vorgeschädigt ist. Beim gesunden Herzen können Herzrhythmusstörungen auftreten und werden vom Betroffenen meist gar nicht bemerkt, diese manifestiert sich häufig als Extrasystole im EKG.
Eventuell kann es beim Gesunden zu Schwindel, Atemnot oder kurzzeitigem Ohnmachtsanfall (Synkope) kommen, jedoch keine weiteren schwerwiegenderen Komplikationen. Beim vorgeschädigten Herzen können Herzrhythmusstörungen einige gefährlichen Komplikationen verursachen. So ist zum Beispiel beim Vorhofflimmern eine mögliche Herzrhythmusstörung, einer Störung der Vorhoferregung, so dass es zu einem unregelmäßig, schnellen Puls kommt.
Bei dieser können sich Blutgerinnsel im Vorhof bilden, diese können sich aufgrund des unregelmäßigen Schlags des Vorhofs von der Wand lösen und mit dem Blutstrom weiter transportiert werden. Dabei gelangen sie ganz einfach in wichtige Gefäße zum Gehirn und können so einen Schlaganfall auslösen, der zum Tode führen kann.
Neben einem Schlaganfall ist aufgrund des unregelmäßig, schnellen Herzschlages eine Durchblutung des Herzens gefährdet. Dies kann zur Mangelversorgung des Herzens mit Sauerstoff und anschließend zum Herzinfarkt und wenn keine Behandlung eintritt zum Herztod führt. Eine weitere gefährliche Form der Herzrhythmusstörungen ist das Kammerflimmern, die ohne eine Behandlung durch Defibrillation schnell zum Kreislaufstillstand und damit ebenfalls zum Herztod führen kann.
Diagnose & Verlauf
Bei vorliegenden Herzrhythmusstörungen kann eine gezielte Diagnostik unter anderem bestimmen, ob entsprechende Störungen einer medizinischen Behandlung bedürfen.
Im Diagnostikverlauf erkundigt sich der Arzt in der Regel zunächst nach der individuellen Krankengeschichte sowie nach etwaigen Vor- oder Begleiterkrankungen. Sich anschließende körperliche Untersuchungen umfassen beispielsweise das Pulsmessen und ein Abhören des Herzens. Je nach vermuteter Ursache vorliegender Herzrhythmusstörungen können außerdem etwa das EKG, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen sowie Blutanalysen diagnostisch sinnvoll sein.
Der Verlauf von Herzrhythmusstörungen ist vornehmlich von deren Schwere und Ursache(n) abhängig - krankhafte Herzrhythmusstörungen können unbehandelt die Lebensqualität einschränken und die Lebenszeit verkürzen. Herzrhythmusstörungen ohne Krankheitswert verlaufen häufig harmlos.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Mit Herzrhythmusstörungen wird eine Störung der üblichen Herzschlagfolge bezeichnet. Parallel sind dafür noch die Begriffe Herzstolpern sowie Arrhythmie gebräuchlich. Zu Herzrhythmusstörungen kommt es auch bei gesunden Menschen, insbesondere nach einer Anstrengung oder bei Aufregung. Herzrhythmusstörungen äußern sich über unregelmäßige Herzschläge, zusätzliche Herzschläge oder ein kurzzeitiges Aussetzen des Herzschlags. Treten Herzrhythmusstörungen jedoch häufiger auf und ist dafür nicht immer ein auslösender Anlass bekannt, sollten sie von einem Arzt abgeklärt werden.
Zur Diagnose einer möglichen Ursache von Herzrhythmusstörungen ist der Hausarzt erster Ansprechpartner. Anhand einer ausführlichen Anamnese kann er gut abschätzen, ob ein Verdacht auf eine Herzerkrankung gegeben ist. Zur weiteren Diagnostik wird er einen Facharzt wie den Kardiologen hinzuziehen. Eventuell kommt noch ein Pulmologe oder Neurologe infrage. Bei beschleunigtem Herzschlag kann es sich um Vorhofflimmern handeln. Auch ein geschwächtes Herz kann zu schnell schlagen und sich allein dadurch verschlimmern.
Neben weiteren verschiedenen Herzerkrankungen können Herzrhythmusstörungen auf einem Lungenödem sowie einem schlecht durchbluteten Gehirn beruhen. Da Herzrhythmusstörungen potenziell lebensgefährlich sind, sollte ein Arztbesuch also nicht zu lange hinausgezögert werden. Gegebenenfalls kann auch ein Krankenhausaufenthalt zur stationären intensiven Abklärung der Herzrhythmusstörungen sinnvoll sein.
Behandlung & Therapie
Herzrhythmusstörungen sollten immer vom Arzt untersucht werden. Dieser stellt mit Hilfe verschiedener Untersuchungen fest, ob es sich bei den Herzrhythmusstörungen um ungefährliche oder ernste Rhythmusstörungen handelt.
Dazu ist als erstes das Gespräch mit dem Patienten nötig, um Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen festzustellen. Danach misst der Arzt in der Regel Puls und Herzfrequenz und erstellt ein Elektrokardiogramm (EKG), dass auch in Form von Langzeit EKG oder Belastungs EKG eingesetzt werden kann. Weiterhin gibt auch die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie), Blutuntersuchungen und Röntgenaufnahme weiteren Aufschluss über den Stand der Herzrhythmusstörungen.
Die nun folgende Behandlung der Herzrhythmusstörungen richtet sich nach ihrer Ursache. Dabei ist die oberste Priorität, dass die Beschwerden bei Herzrhythmusstörungen behandelt und Gefahren oder Komplikationen durch das Herz ausgeräumt werden. Medikamente wie Antiarrhythmika verändern durch ihre Wirkung die Erregungsleitung des Herzens.
Bei Herzrhythmusstörungen richtet sich die Therapie nach ihrer Art und Ursache. Ziel der Behandlung ist zum einen, die Beschwerden zu lindern und zum anderen, die Gefahr von Komplikationen (z.B. plötzlicher Herztod) zu vermeiden. Herzrhythmusstörungen lassen sich unter anderem mit Antiarrhythmika behandeln. Antiarrhythmika verändern auf verschiedene Weise die Erregungsleitung am Herzen.
In seltenen Fällen muss auch der Einsatz eines Herzschrittmachers in Erwägung gezogen werden. In manchen Fällen ist bei krankheitsbedingten Herzrhythmusstörungen die Einpflanzung eines Herzschrittmachers anzuraten.
Sind psychische Belastungen wie Stress die Ursache empfiehlt sich Entspannungsmaßnahmen und Stressvermeidung. Besonders das Autogene Training ist hierbei erfolgversprechend.
Aussicht & Prognose
Die Vielzahl verschiedener Herzrhythmusstörungen, die entweder die Vorhöfe oder die Herzkammern betreffen, verbindet der Umstand, dass entweder die elektrische Erregung, die zunächst zur Kontraktion der Vorhöfe und anschließend der Kammern führen soll, ausbleibt oder die Weiterleitung fehlerhaft ist.
Aussicht und Prognosen der einzelnen Rhythmusstörungen hängen weitestgehend vom behandelten oder unbehandelten Verlauf der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Eher harmlose Rhythmusstörungen, die sich in einzelnen Schlägen „außer der Reihe“ oder in gelegentlichem Herzstolpern (Palpitationen) zeigen, benötigen keine Behandlung, und der normale Rhythmus stellt sich von selbst wieder ein.
Eine häufig anzutreffende Herzrhythmusstörung ist das sogenannte Vorhofflimmern, von dem ältere männliche Personen häufiger betroffen sind als Frauen. Vorhofflimmern mit einer typischen Schlagfrequenz von 140 pro Minute ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich, führt aber unbehandelt zu irreversiblen Schäden am überlasteten Herzmuskel. Kammerflimmern hingegen, mit einem nicht mehr von Hand fühlbaren Puls, ist unmittelbar lebensbedrohlich.
Die Prognose für Herzrhythmusstörungen, die durch externe Faktoren wie Elektrolytstörungen, Medikamente, psychovegetative Faktoren, Hypoxie und andere ausgelöst wurden, tendiert in Richtung Selbstheilung, sobald die externen Auslösefaktoren behoben wurden.
Falls die verursachenden Faktoren nicht bekannt sind oder nicht behoben werden können, ist die Prognose ungünstig. Aussichten und Prognose sind gut, wenn es gelingt, den normalen Sinusrhythmus des Herzens beispielsweise durch eine elektrische Intervention wie Elektrokardioversion oder Defibrillation wieder herzustellen.
Vorbeugung
Herzrhythmusstörungen, die nicht krankhaft bedingt sind, kann man durch ein gesundes, stressfreies Leben mit viel Bewegung, frischer Luft, gesunder Ernährung und den Verzicht auf Rauchen und Alkohol gut vorbeugen. Vorbeugend ist ebenso das Autogene Training, welches nicht nur zur Beruhigung dient sondern auch insgesamt mehr Entspannung im Alltag bringen kann.
↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Herzstolpern
Das können Sie selbst tun
Bei starken Herzrhythmusstörungen sollte auf eine Selbsthilfe lieber verzichtet werden. Herzrhythmusstörungen stellen eine sehr hohe gesundheitliche Gefährdung für den menschlichen Körper dar und sollten daher immer von einem Arzt behandelt werden. Vor allem bei starken Schmerzen im Herzen oder in der Brust oder bei krampfartigen Anfällen muss dringend ein Arzt aufgesucht werden. Hier ist sehr wahrscheinlich ein operativer Eingriff notwendig, um die Herzrhythmusstörungen zu beheben. Eine Behandlung zu Hause ist in diesem Falle nicht möglich.
In vielen Fällen können Herzrhythmusstörungen durch eine ärztliche Behandlung behoben werden, oft geschieht dies mit einem Herzschrittmacher. Um das Herz zu entlasten und Probleme mit dem Herzen vorzubeugen, sollte der Patient allgemein auf eine gesunde Ernährung achten und sich sportlich betätigen. Damit können viele Herzprobleme vermieden werden. Ebenso sollte das Herz vor allem im höheren Alter in regelmäßigen Abständen bei einem Kardiologen untersucht werden. Damit können ebenso Folgeschäden vermieden werden.
Sollten die Herzrhythmusstörungen plötzlich und unerwartet auftreten, sollte ein Notarzt gerufen werden. Im schlimmsten Falle können die Herzrhythmusstörungen ohne Behandlung zum Tode führen. Eine häusliche Behandlung ist daher nicht vorgesehen.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A.J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Heidelberg 2007