Blutplasma
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Blutplasma spielt als flüssiger Blutanteil im menschlichen Körper eine lebenswichtige Rolle. Daher findet das Blutplasma auch im Rahmen medizinischer bzw. pharmazeutischer Einsatzgebiete Anwendung.
Was ist Blutplasma?
Bei Blutplasma handelt es sich um den nicht-zellulären bzw. flüssigen Anteil von Blut. Das menschliche Blut besteht dabei zu ca. 55 % aus Blutplasma.
Beim gesunden Menschen weist das Blutplasma eine klare hellgelbe Färbung auf. Während das Blutplasma zu ca. 90 % aus Wasser besteht, setzen sich dessen restliche Bestandteile unter anderem aus sogenannten Elektrolyten (vorwiegend Salzen), Hormonen, Proteinen (Eiweißen), Kohlenhydraten sowie verschiedenen Abbauprodukten zusammen. Die exakte verhältnismäßige Zusammensetzung des Blutplasmas gestaltet sich bei jedem Menschen individuell - im statistischen Durchschnitt spielt hierbei auch das Geschlecht eine Rolle.
Im Blutplasma sind ca. 120 verschiedene wichtige Proteine enthalten - zu nennen sind hier beispielsweise Antikörper und Gerinnungsfaktoren (zum Zweck der Blutgerinnung).
Wofür braucht der Körper Blutplasma?
Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes und erfüllt zahlreiche essenzielle Funktionen im Körper. Es besteht zu etwa 90 % aus Wasser, in dem verschiedene Proteine, Elektrolyte, Nährstoffe, Hormone und Abfallprodukte gelöst sind. Blutplasma macht rund 55 % des Blutvolumens aus und dient vor allem als Transportmedium, das Zellen und Gewebe mit lebenswichtigen Substanzen versorgt.
Eine der Hauptaufgaben des Blutplasmas ist der Transport von Nährstoffen wie Glukose, Aminosäuren und Lipiden zu den Zellen, wo diese für Energiegewinnung und Zellaufbau benötigt werden. Gleichzeitig befördert es Abfallprodukte wie Kohlendioxid und Harnstoff von den Zellen zu den Organen, die für die Ausscheidung verantwortlich sind, etwa die Lunge und die Nieren.
Plasmaproteine wie Albumin, Globuline und Fibrinogen haben ebenfalls wichtige Funktionen. Albumin reguliert den osmotischen Druck und verhindert, dass Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Gewebe austritt, was zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks beiträgt. Globuline sind Teil des Immunsystems und bekämpfen Krankheitserreger, während Fibrinogen eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung spielt.
Außerdem hilft Blutplasma, die Körpertemperatur zu regulieren, indem es Wärme gleichmäßig im Körper verteilt. Es ist somit ein wesentlicher Bestandteil des Blutkreislaufsystems und erfüllt vielfältige Aufgaben, die für das Gleichgewicht und die Gesundheit des Körpers unverzichtbar sind.
Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen
Das Blutplasma übernimmt im menschlichen Organismus zunächst wichtige Transportfunktionen. So dient das Plasma unter anderem als Vehikel für Blutzellen, Glukose und Kohlendioxid.
Verschiedene im Blutplasma enthaltene Eiweiße binden Stoffwechselprodukte und Salze und sorgen für einen Wasserausgleich zwischen Gewebe und Blutgefäßen. Somit ist das Blutplasma wesentlich an der Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes beteiligt. Auch für eine intakte körpereigene Immunabwehr spielt das Blutplasma eine wichtige Rolle - die im Plasma enthaltenen Antikörper bekämpfen beispielsweise Krankheitserreger und schützen den Körper auf diese Weise vor Infektionen. Die im Blutplasma enthaltenen Gerinnungsfaktoren tragen beispielsweise dafür Sorge, dass ein Blutverlust infolge von Verletzungen eingeschränkt wird.
In Medizin und Pharmazie sind vor allem die im Blutplasma enthaltenen Proteine von Bedeutung. Blutplasma ist nicht auf künstlichem Weg herzustellen, sodass auf das Plasma von Spendern zurückgegriffen wird. So findet Blutplasma unter anderem sowohl in der Behandlung schwerer und/oder chronischer Erkrankungen als auch in der Notfallmedizin Verwendung. Unter anderem ist menschliches Blutplasma eine wichtige Basis für die Produktion verschiedener Arzneimittel, die etwa zur Bekämpfung von Hämophilie/Bluterkrankheit (unter anderem Gerinnungsfaktorpräparate), Autoimmunerkrankungen, Antikörpermangel, Sepsis/Blutvergiftung oder schweren Infektionen (beispielsweise Immunglobulinpräparate) eingesetzt werden.
Nicht zuletzt findet das Blutplasma aber nicht nur zur Herstellung von Medikamenten medizinische Verwendung - in direkter Form wird das Plasma unter anderem auch Patienten verabreicht, die etwa aufgrund von Unfällen oder Operationen unter hohem Blutverlust leiden.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Blutplasma im menschlichen Körper variieren je nach spezifischem Bestandteil und dienen als wichtige Marker für die Beurteilung des Gesundheitszustands.
Für Elektrolyte gelten folgende Richtwerte: Natrium (135–145 mmol/L), Kalium (3,5–5,1 mmol/L), Kalzium (2,2–2,6 mmol/L) und Chlorid (98–106 mmol/L). Diese Werte sind entscheidend für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts, der Nerven- und Muskelfunktion.
Der pH-Wert des Blutplasmas sollte zwischen 7,35 und 7,45 liegen, um einen stabilen Säure-Basen-Haushalt zu gewährleisten. Ein pH-Wert außerhalb dieses Bereichs kann auf eine Azidose oder Alkalose hinweisen.
Proteine wie Albumin, Globuline und Fibrinogen sind ebenfalls entscheidend. Der Albuminwert beträgt normalerweise 35–52 g/L, während die Gesamtproteinkonzentration im Plasma zwischen 64–83 g/L liegt. Fibrinogen, wichtig für die Blutgerinnung, hat Referenzwerte von 2,0–4,0 g/L.
Bei Glukose liegt der Normalwert im nüchternen Zustand bei 70–99 mg/dL, während Triglyzeride zwischen 50–150 mg/dL und das Gesamtcholesterin unter 200 mg/dL liegen sollten.
Diese Referenzwerte sind zentral für das Verständnis des allgemeinen Gesundheitszustands und ermöglichen eine frühzeitige Identifikation von Störungen wie Elektrolytungleichgewicht, Stoffwechselproblemen und Herz-Kreislauf-Risiken.
Kann zu viel Blutplasma schaden?
Zu viel Blutplasma im Körper, oft als Hypervolämie bezeichnet, kann tatsächlich schädlich sein und verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen. Hypervolämie tritt auf, wenn das Plasmavolumen aufgrund einer übermäßigen Flüssigkeitszufuhr, Niereninsuffizienz oder bestimmter Herzkrankheiten ansteigt. Das zusätzliche Volumen belastet das Herz-Kreislauf-System, da das Herz mehr arbeiten muss, um das Blut durch den Körper zu pumpen, was zu Bluthochdruck und Überlastung des Herzmuskels führen kann.
Ein Überschuss an Blutplasma erhöht auch das Risiko für Ödeme, da die überschüssige Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Gewebe austreten kann. Dies führt zu Schwellungen, besonders in Beinen, Knöcheln, Füßen und manchmal in der Lunge (Lungenödem), was die Atmung erschwert und gefährlich werden kann.
Zusätzlich kann ein überhöhtes Plasmavolumen die Elektrolyte im Blut verdünnen, was zu einem Ungleichgewicht führt. Ein Mangel an Natrium (Hyponatriämie) ist ein häufiges Problem, das neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, Verwirrtheit und im Extremfall Krampfanfälle hervorrufen kann.
Bei der Behandlung von Hypervolämie wird oft auf Diuretika zurückgegriffen, um überschüssige Flüssigkeit über die Nieren auszuscheiden. In schweren Fällen, bei denen die Hypervolämie auf eine chronische Erkrankung wie Herz- oder Niereninsuffizienz zurückzuführen ist, ist eine engmaschige Überwachung und individuelle Therapieplanung notwendig, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Kann zu wenig Blutplasma schaden?
Ein Mangel an Blutplasma, bekannt als Hypovolämie, kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, da das Blutvolumen im Körper nicht ausreicht, um Gewebe und Organe optimal zu versorgen. Hypovolämie kann durch starken Flüssigkeitsverlust entstehen, etwa bei starkem Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, Blutungen oder Verbrennungen. Ein reduziertes Plasmavolumen bedeutet weniger Transportkapazität für Sauerstoff und Nährstoffe, was die Funktionsfähigkeit lebenswichtiger Organe beeinträchtigen kann.
Ein niedriger Blutplasmastand führt häufig zu niedrigem Blutdruck, da das reduzierte Blutvolumen nicht ausreichend Druck auf die Gefäßwände ausüben kann. Dies kann zu Schwindel, Schwäche und im Extremfall zu einem hypovolämischen Schock führen, einem lebensbedrohlichen Zustand, bei dem das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper pumpen kann, um die Gewebe ausreichend zu versorgen. Ein Mangel an Blutplasma kann besonders für das Gehirn gefährlich sein, da es sehr empfindlich auf Sauerstoff- und Nährstoffmangel reagiert.
Hypovolämie führt auch zu einem Ungleichgewicht der Elektrolyte, da Flüssigkeitsverluste oft mit Verlusten an wichtigen Mineralien wie Natrium und Kalium einhergehen. Ein Mangel an diesen Elektrolyten kann zu Muskelkrämpfen, Schwäche und Herzrhythmusstörungen führen. Die Behandlung von Hypovolämie erfordert oft die Zufuhr von Flüssigkeiten und Elektrolyten, entweder oral oder intravenös, um das Blutvolumen und die Blutzirkulation schnell wiederherzustellen und ernsthafte Komplikationen zu vermeiden.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Ist das menschliche Blutplasma hinsichtlich seiner Funktionsfähigkeit beeinträchtigt, so führt dies beim Betroffenen häufig zu gesundheitlichen Beschwerden. Krankhafte Plasmaveränderungen können sich unter anderem im Hinblick auf die Konzentration enthaltener Eiweiße als auch bzgl. des Plasmavolumens darstellen.
Im Rahmen der sogenannten monoklonalen Gammopathie ist beispielsweise die Konzentration eines zu den Eiweißen zählenden Immunglobulins im Blutplasma deutlich erhöht. Die monoklonale Gammopathie verläuft häufig symptomfrei und führt nicht zu Organschäden - die der Erkrankung zugrunde liegende Verschiebung der Eiweißkonzentration im Blutplasma kann im Verlauf allerdings zu Krankheiten wie dem multiplen Myelom führen: Die Krebserkrankung kann unter anderem mit Beschwerden wie etwa Gewichtsverlust, Infektanfälligkeit, Anämie (Blutarmut) sowie einem Abbau der Knochensubstanz einhergehen. Weitere Formen der Immunglobulinvermehrung ziehen in verschiedenen Fällen beispielsweise Lebererkrankungen nach sich.
Ein Mangel an Antikörpern im Blutplasma kann bei Betroffenen die Anfälligkeit gegenüber Infektionen erhöhen. Für die Gesundheit eines Menschen ist es außerdem wichtig, dass der pH-Wert des Blutplasmas sich im basischen Bereich (ca. 7,3 bis 7,5) befindet. Ist dies nicht der Fall, stellt sich häufig eine Lebensbedrohung ein. Eine eingeschränkte Trägerfunktion der Eiweiße im Blutplasma kann beim Menschen zu verschiedenen Stoffwechselstörungen führen, während eine Beeinträchtigung der Gerinnungsfaktoren nicht selten Gerinnungsstörungen nach sich zieht.
Nicht zuletzt kann das Blutplasma im Rahmen der medizinischen Diagnostik wertvolle Hinweise liefern - vorliegende Plasmaveränderungen können nicht selten zu Verdachtsdiagnosen hinsichtlich einer im individuellen Fall vorliegenden Erkrankung beitragen. So kann eine sogenannte akute Dysproteinämie (eine gestörte Proteinverteilung im Blutplasma) beispielsweise die Folge akuter Infektionen, Nekrosen (Absterben von Zellen) oder auch Herzinfarkte sein.
Typische & häufige Bluterkrankungen
- Akute lymphatische Leukämie
- Akute myeloische Leukämie
- Chronische lymphatische Leukämie
- Chronische myeloische Leukämie
- Blutvergiftung
Tipps für eine optimale Versorgung mit Blutplasma
Ausreichend Wasser trinken: Der Hauptbestandteil von Blutplasma ist Wasser, das etwa 90 % des Plasmavolumens ausmacht. Täglich genügend Wasser zu trinken, idealerweise 1,5 bis 2 Liter, fördert das Blutvolumen und unterstützt die Funktionen des Plasmas. Bei Sport, Hitze oder Krankheiten ist ein erhöhter Wasserbedarf wichtig.
Elektrolyte ausgleichen: Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium sind für das Plasma und die Zellfunktion essenziell. Eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse, Nüssen und Samen hilft, den Elektrolythaushalt zu stabilisieren. In Situationen mit erhöhtem Flüssigkeitsverlust können auch Elektrolytlösungen sinnvoll sein.
Eiweißreiche Ernährung: Plasmaproteine wie Albumin und Globuline haben wichtige Aufgaben im Körper, etwa für die Immunabwehr und die Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks. Proteinreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und Milchprodukte fördern die Bildung dieser Plasmaproteine.
Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Durchblutung und unterstützt die Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Ein aktiver Lebensstil trägt dazu bei, das Herz-Kreislauf-System zu stärken und das Blutvolumen stabil zu halten.
Alkohol und Koffein reduzieren: Alkohol und übermäßiges Koffein können entwässernd wirken und zu Flüssigkeitsverlusten führen. Moderate Mengen und die Kombination mit ausreichender Wasserzufuhr helfen, das Plasmavolumen zu erhalten.
Auf ausgewogene Natriumzufuhr achten: Natrium ist ein wichtiger Bestandteil des Plasmas. Zu wenig Natrium kann den Flüssigkeitshaushalt stören, aber auch ein Übermaß ist problematisch. Eine moderate Salzzufuhr aus natürlichen Lebensmitteln statt stark verarbeiteter Produkte unterstützt das Gleichgewicht.
Ausreichend Schlaf: Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers, einschließlich der Blutzellen und Plasmafunktion. Während der Nachtruhe reguliert der Körper die Flüssigkeits- und Elektrolytbalance, was für ein stabiles Blutvolumen und gesunde Blutzirkulation wichtig ist.
Vermeidung von chronischem Stress: Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt und den Flüssigkeitshaushalt stören. Stressabbau durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation hilft, das Gleichgewicht im Körper aufrechtzuerhalten und das Blutvolumen zu stabilisieren.
Regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Blutwerten: Durch ärztliche Kontrollen können Abweichungen im Blutplasma frühzeitig erkannt und behandelt werden. Insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten ihre Blutwerte regelmäßig überprüfen lassen, um mögliche Ungleichgewichte zu vermeiden.
Krankheiten und Flüssigkeitsverluste kompensieren: Bei Erkrankungen mit Flüssigkeitsverlust, wie Fieber, Durchfall oder Erbrechen, ist es wichtig, verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte schnell auszugleichen. Elektrolytlösungen und ausreichend Wasser helfen dabei, das Blutplasma stabil zu halten und einer Dehydration vorzubeugen.
Diese Tipps fördern eine optimale Versorgung mit Blutplasma, indem sie den Flüssigkeitshaushalt, die Elektrolytbalance und die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen unterstützen, die für die Plasmafunktion notwendig sind.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
- Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie. Biomedizinische Analytik für MTLA und Studium. Thieme, Stuttgart 2019