Thoracic-outlet-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff des Thoracic-outlet-Syndroms werden verschiedene Kompressionen des Nervengefäßbündels aus Plexus brachialis, Arteria subclavia und Vena subclavia zusammengefasst. Diese Syndrome zählen zu den neurovaskulären Erkrankungen und äußern sich in neurologischen Symptomen sowie solchen der Durchblutung. Therapeutisch kann die Kompressionsstelle des Geflechts dauerhaft aufgelöst werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Thoracic-outlet-Syndrom?

Der konservative Therapieweg eignet sich in der Regel nur für wenig ausgeprägte Krankheitsausprägungen und besteht vorwiegend aus physiotherapeutischen Schritten.
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Die neurovaskulären Syndrome sind eine Gruppe aus Erkrankungen, die gleichzeitig neurologische Symptome und pathologische Durchblutungsprozesse zeigen. Die meisten dieser Syndrome zählen zu den Kompressionserkrankungen und gehen auf eine Verklemmung von Nerven-Gefäß-Geflechten zurück, wie sie im Körper jedes Menschen vorkommen. Ein Krankheitsbild aus dieser Gruppe ist das Thoracic-outlet-Syndrom.

Diese Untergruppe der neurovaskulären Syndrome umfasst mehrere Erscheinungen, die zu Kompressionen des Nerven-Gefäß-Geflechts aus Plexus brachialis, Arteria subclavia und Vena subclavia führen. Die wichtigsten Erscheinungen der Gruppe sind das Hyperabduktionssyndrom, das Pectoralis-minor-Syndrom, das Paget-von-Schroetter-Syndrom und das Kostoklavikularsyndrom.

Das Gefäßnervenbündel kann beim Thoracic-outlet-Syndrom sowohl zeitweise, als auch dauerhaft komprimiert sein. Der Strand zieht sich den Hals entlang Richtung Extremitäten und muss auf seinem Weg verschiedene Engpässe überwinden. So vor allem die vordere und hintere Skalenuslücke, den Kostoklavikularraum zwischen Rippe und Schlüsselbein und den Korakopektoralraum zwischen dem Processus coracoideus und dem Musculus pectoralis. An jeder dieser Engstellen kann sich der Strang verklemmen. Die Beschwerden hängen von der Lokalisation der Kompression ab.

Ursachen

An drei Engstellen kann sich der Gefäßnervenstrang des Arms verklemmen. Die Kompression der Strukturen an diesen Stellen ist die primäre Ursache für ein Thoracic-outlet-Syndrom. Die Verklemmung in der Skalenuslücken entspricht dem Skalenussyndrom. Diese Unterform des Syndroms wird durch bestehende Halsrippen, durch Exostosen oder die Steilstellung der oberen Rippen genauso begünstigt, wie durch eine Hypertrophie der Skalenus-Muskeln.

Mit letzterer Ursache ist das Syndrom als Scalenus-anterior-Syndrom bekannt. Ein Thoracic-outlet-Syndrom aufgrund einer Halsrippe wird Halsrippensyndrom genannt. Bei einer Verklemmung im Kostoklavikularraums liegt das Thoracic-outlet-Syndrom in Form eines Kostoklavikularsyndroms vor. Dieses Phänomen stellt sich vorwiegend nach Klavikulafrakturen ein, die eine überschießende Kallusbildung bedingen können.

Außerdem kann eine Kompression in diesem Bereich bei maximaler Abduktion des Arms entstehen. Wenn die Ursache des Thoracic-outlet-Syndroms eine Verklemmung des Gefäßnervenbündels im Bereich des Korakopektoralraums ist, liegt entweder ein Hyperabduktionssyndrom oder ein Pectoralis-minor-Syndrom vor. Die Erscheinungen liegen meist an einer Hypertrophie des Musculus pectoralis minor.

Teilweise ist das Thoracic-outlet-Syndrom auch mit ursächlichen Pancoast-Tumoren assoziiert. Wenn das Gefäßnervenbündel in Einengungen der Vena subclavia verklemmt ist, liegt eine Sonderform des Thoracic-outlet-Syndroms vor.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die klinischen Symptome des Thoracic-outlet-Syndroms variieren mit der Lokalisation der Verklemmung. Da die Gefäße eingeklemmt sind, treten Behinderungen der Durchblutung auf. Diese Durchblutungsstörungen können sich zum Beispiel bemerkbar machen, indem der Arm schwer und kalt wird. Die Extremität schläft ein, verliert an Farbe oder rötet sich an bestimmten Stellen.

Die Sonderform des Thoracic-outlet-Syndroms kann außerdem venöse Abflussstörungen hervorrufen und damit Thrombosen verursachen wie sie das Paget-von-Schroetter-Syndrom kennzeichnen. Die neurologischen Symptome des Syndroms beginnen bei leichten Gefühlsstörungen und enden mit Lähmungserscheinungen des gesamten Arms. Sowohl die sensiblen, als auch motorischen Nerven des Arms können in den beschriebenen Engpässen verklemmt sein.

Wenn ausschließlich sensible Nerven von Kompressionen betroffen sind, stellt sich ein Taubheitsgefühl ein. Unter Umständen können auch andere Gefühlsstörungen wie beispielsweise ein gestörtes Heißkaltempfinden oder ein abnormes Schmerzempfinden auftreten. Wenn neben den sensiblen Nerven motorische Nerven betroffen sind, äußert sich das in der Regel in Bewegungsstörungen.

Die Muskeln kontrahieren nur noch schwach und Muskelzittern kann auftreten. Die Tiefensensibilität kann gestört sein, was eine verminderte Bewegungs- und Kraftkoordination zur Folge hat. Remittierende Symptome und damit zeitweise Verklemmungen liegen dann vor, wenn sich die Beschwerden zurückbilden, sobald der Patient die Körperhaltung verändert.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Verdachtsdiagnose auf das Thoracic-outlet-Syndrom lässt sich bereits ach der Anamnese stellen. Der Arzt kann die Symptomatik danach in einem Provokationstests auslösen und die Verdachtsdiagnose so absichern. Die wichtigsten Tests sind in diesem Zusammenhang die Faustschlussprobe und der Adson-Test. Die Diagnostik umfasst außerdem Röntgenaufnahmen im Thorax-Bereich und an der Halswirbelsäule.

Über die Bildgebung kann nach der genauen Ursache der Verklemmung gesucht werden und die Erscheinung lässt sich einer Unterform zuordnen. Durch Elektroneurographie weist der Arzt Schädigungen der Nervenleitungen im betroffenen Bereich nach. Zur Diagnosesicherung dient die Darstellung der Gefäßdurchblutung bei verschiedenen Haltungen des Arms im Rahmen einer Duplexsonographie. Patienten eines Thoracic-outlet-Syndroms besitzen im Allgemeinen eine hervorragende Diagnose. Komplikationen wie Thrombosen sind eher ein Sonderfall.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen beim Thoracic-outlet-Syndrom an starken Störungen der Durchblutung. Dabei kann es zu Störungen der Sensibilität oder auch zu Lähmungen kommen, die den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren. Vor allem die Extremitäten sind dabei von den Störungen betroffen, sodass diese kribbeln oder einschlafen. Weiterhin kann sich dabei auch die Hautfarbe verändern.

In den meisten Fällen treten die Lähmungen aufgrund des Thoracic-outlet-Syndroms nur temporär auf. Auch das Temperaturempfinden ist dabei möglicherweise gestört, sodass der Betroffene sich leichter verletzen oder Gefahren nicht richtig einschätzen kann. Weiterhin kommt es ohne Behandlung zu Störungen in der Bewegung und zu einem Muskelzittern. Sollte keine Behandlung des Thoracic-outlet-Syndroms eintreten, so können die Lähmungen im schlimmsten Falle auch dauerhaft auftreten.

In der Regel können die Beschwerden des Thoracic-outlet-Syndroms relativ leicht mit einer Umpositionierung des Körpers oder der betroffenen Körperregion gelindert werden. Allerdings sind in einigen Fällen auch operative Eingriffe und verschiedene Therapien notwendig, um die Beschwerden einzuschränken. Komplikationen treten in der Regel nicht auf. Auch die Lebenserwartung wird in den meisten Fällen nicht eingeschränkt oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Thoracic-outlet-Syndrom sollte immer von einem Arzt behandelt werden. Hierbei kann keine Selbstheilung eintreten, sodass der Betroffene immer auf eine medizinische Untersuchung mit einer anschließenden Behandlung angewiesen ist. Nur dadurch können weitere Komplikationen verhindert werden. Der Arzt sollte beim Thoracic-outlet-Syndrom dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an Störungen der Durchblutung leidet. Diese Störungen können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und wirken sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Weiterhin können auch starke Lähmungserscheinungen auf das Thoracic-outlet-Syndrom hindeuten. Dabei leiden die Betroffenen an Störungen der Bewegung und auch an Muskelbeschwerden.

Es kommt dabei zu einem Zittern und zu starken Schmerzen an den Muskeln, die auch ohne Belastung eintreten können. Treten diese Beschwerden auf, so muss das Thoracic-outlet-Syndrom auf jeden Fall von einem Arzt untersucht werden. Das Thoracic-outlet-Syndrom kann dabei von einem Allgemeinarzt erkannt werden. Die weitere Behandlung richtet sich dann nach der genauen Art und der Ausprägung der Beschwerden und wird von einem Facharzt durchgeführt.

Behandlung & Therapie

Nicht in allen Fällen bedarf das Thoracic-outlet-Syndrom einer weiterführenden Behandlung. Wenn die Symptomatik lediglich zeitweise und außerdem dezent ausgeprägt ist, muss keine Therapie stattfinden. Falls der Patient das Auftreten trotzdem verhindern möchte, erhält er Tipps zu präventiven Positionierung der Arme und des Körpers. Bei stärker ausgeprägten Symptomatiken erfolgt entweder eine konservative oder eine operative Therapie.

Besonders wichtig ist eine Intervention bei dauerhaften Kompressionen, da solche Erscheinungen neben Ischämien des Gewebes den Tod von Nervenzellen zur Folge haben können. Der konservative Therapieweg eignet sich in der Regel nur für wenig ausgeprägte Krankheitsausprägungen und besteht vorwiegend aus physiotherapeutischen Schritten.

Neben manuellen Griffen, aktiven Übungen zur Schultergürtelkräftigung und Massagen der Region zählen zum konservativen Therapieweg Wärmeanwendungen, die eine Lockerung der Muskeln bedingen. Die operative Maßnahmen entsprechen im Fall eines ausgeprägten Thoracic-outlet-Syndroms einer invasiven Beseitigung der ursächlichen Engstelle. Diese Beseitigung kann zum Beispiel der Entfernung einer Halsrippe entsprechen. Auf die Operation folgt Physiotherapie.


Vorbeugung

Verschiedenen Formen des Thoracic-outlet-Syndroms lässt sich durch Haltungstraining und Entspannungstechniken vorbeugen, die eine Lockerung der Muskulatur und damit eine Reduzierung etwaiger Engstellen zur Folge haben.

Nachsorge

Die Nachbehandlung eines Thoracic-outlet-Syndroms ist abhängig von der Art der Behandlung und von den Folgeerkrankungen, die aufgrund des Thoracic-outlet-Syndroms entstanden sind. An die operative Behandlung eines Thoracic-outlet-Syndroms sollte immer eine intensive rehabilitierende Physiotherapie anschließen. Fokussiert wird dabei die Remobilisierung der Schulter sowie die Wiederherstellung einer normalen Funktionsfähigkeit von Schulter und Schultergürtelmuskulatur.

Entsprechend sollte die Physiotherapie aus Wärmebehandlungen, Massageanwendungen und Übungen zur Kräftigung der Muskulatur bestehen. Konnte das Thoracic-outlet-Syndrom vollständig geheilt werden, ist keine weitere Nachsorgebehandlung erforderlich. Verbleiben auch nach der Behandlung des Thoracic-outlet-Syndroms chronische Schmerzen, kommt eine zusätzliche Schmerztherapie in Betracht.

Neben der Gabe von Schmerzmitteln beinhaltet auch diese physiotherapeutische Maßnahmen, die die Schmerzen an Muskulatur, Arm und Schulter durch eine Erhöhung der Beweglichkeit reduzieren sollten. Primär muss die Schmerzstillung bei andauernden Schmerzen nach der Behandlung eines Thoracic-outlet-Syndroms aber medikamentös erfolgen.

Gegebenenfalls kommt hier der Einsatz von Opioiden (Tilidin) in Betracht. In diesem Fall müssen zusätzlich die Leber- und Nierenfunktionswerte regelmäßig im Blut überprüft werden, um eine aus der Therapie mit den Opioiden folgende Verringerung der Organaktivität frühzeitig feststellen zu können und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Außerdem muss in diesem Fall lebenslang auf Alkoholkonsum verzichtet werden, da dieser Leber und Nieren zusätzlich schädigen kann.

Das können Sie selbst tun

Die Therapie des Thoracic-outlet-Syndroms kann durch einige Maßnahmen unterstützt werden. Die physiotherapeutische Behandlung wird durch angemessene Gymnastik begleitet. Der Sportmediziner oder Physiotherapeut kann geeignete Übungen zur Kräftigung der Schultergürtelmuskulatur vorschlagen. Die sportliche Aktivität darf nach und nach verlängert werden, insofern das Thoracic-outlet-Syndrom wie erwünscht verheilt.

Die Anwendung von Massagen dient der Lockerung der Muskulatur. Patienten können sich selbst massieren oder professionelle Massagen in Anspruch nehmen, um die Beschwerden zu lindern. Zusätzlich wirken Wärmeanwendungen den Verhärtungen entgegen. Der Arzt muss die Selbsthilfe-Maßnahmen überwachen.

Bei ausgeprägten Beschwerden ist ein operativer Eingriff notwendig. Nach der chirurgischen Beseitigung der Engstelle sind ebenfalls physiotherapeutische Maßnahmen angezeigt. Weiterhin gelten die typischen Allgemeinmaßnahmen wie Schonung und eine Überwachung der Operationswunde. Sollten Entzündungen, Blutungen oder Schmerzen bemerkt werden, muss der Arzt konsultiert werden.

Zuletzt gilt beim Thoracic-outlet-Syndrom die Beseitigung möglicher Verstärker. Oft entwickeln sich Fehlstellungen, welche langfristig zu Gelenkverschleiß und anderen Komplikationen führen können. Diese körperlichen Probleme müssen im Rahmen der Krankengymnastik korrigiert werden. Der Patient kann die Physiotherapie wiederum durch gezieltes Training der betroffenen Regionen zu Hause unterstützen.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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