Tollwut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tollwut, Rabies oder Lyssa ist eine tödliche Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Zumeist wird die Tollwut durch wilde Tiere, wie Füchse, Marder und Fledermäuse auf den Menschen übertragen. Nicht selten aber auch von infizierten verwilderten Katzen oder Hunden. Ohne eine Schutzimpfung und Behandlung gegen die Tollwut ist die Krankheit zu 100% tödlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tollwut?

Infogramm zur Symptomatik und Vermeidung von Tollwut beim Menschen. Klicken, um zu vergrößern.

Tollwut ist eine Infektionskrankheit, die zumeist durch infizierte Tiere, wie Füchse oder Hunde übertragen wird. Die Tollwut selbst wird aber durch sogenannte Tollwut-Viren ausgelöst. Neben Hunden und Füchsen können in Deutschland aber auch Marder, Dachse und Fledermäuse die Tollwut auf den Menschen übertragen.

Da in Deutschland die Tollwut systematisch bekämpft wird, ist die Wahrscheinlichkeit von einem infizierten Tier angesteckt zu werden, in den letzten Jahren deutlich gesunken. Dennoch kommen gelegentliche Infektionen vor. Die Inkubationszeit der Tollwut ist durch die Forschung von drei bis acht Wochen angegeben. Gleichzeitig ist der Ausbruch der Krankheit aber auch von der übrertragenen Virusmenge abhängig.

Tollwut ist in Deutschland meldepflichtig und sollte umgehend vom Arzt behandelt werden, da die Krankheit unbehandelt tödlich enden kann. In Deutschland selbst kommen nur bis zu drei Tollwutfälle pro Jahr vor. In Indien jedoch noch 15.000 und in China ca. 5.000. Reisende in diese Länder sollten daher über eine Tollwutimpfung nachdenken und sich vom Arzt beraten lassen.

Ursachen

Die Ursachen für die Tollwut sind in den Tollwut-Viren zu finden, die zu den Rhabdo-Viren gehören. Eine Übertragung bzw. Infektion mit Tollwut erfolgt zumeist durch Wundinfektion wie Bissen aber auch durch Speichel von infizieren Tieren oder Menschen.

Danach verbeitet sich das Viren in den unmittelbar betroffenen Muskeln der Wunde und vermehren sich dann weiter über die Nerven zum Gehirn.

Hier wiederum gelangen sie in die Speicheldrüsen, wie der Bauchspeicheldrüse, wo sie selbst durch Speichel, Verdauungsäfte und Schweiß weiter übertragen werden können.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Tollwuterkrankung lassen sich in drei Stadien aufteilen. Im ersten Stadium, dem Prodromalstadium, sind die Anzeichen für eine Tollwuterkrankung unspezifisch. Patienten klagen über Kopf- und Magenschmerzen, es kommt zu Fieber, das im Verlauf der Krankheit stark ansteigen kann. Erbrechen und Durchfall sind weitere häufig auftretende Symptome.

Wurde die Tollwut durch einen Biss übertragen, kann an die Wunde um die Bissstelle jucken. Im weiteren Verlauf wird eine erhöhte Reizbarkeit der Patienten beobachtet. Oft reagieren Betroffene empfindlich gegen Wasser, Licht, Luftzug und Geräusche. Das zweite Stadium wird Exzitationsstadium genannt. In diesem Stadium ist bereits das Hirn der betroffenen Patienten betroffen und zu den Symptomen des ersten Stadiums treten neurologische Krankheitsanzeichen hinzu.

So entwickeln die Patienten eine intensive, gar panische Angst vor Wasser, die auch durch Wassergeräusche wie Rauschen oder Plätschern und das Schlucken des eigenen Speichels ausgelöst wird. Viele Patienten schlucken daher nicht mehr; der Kehlkopf kann verkrampfen und Speichel tritt aus dem Mund aus. In untypischen Fällen treten in der zweiten Phase Symptome wie Krampfanfälle, Verwirrtheit, Aggressionen und auch Halluzinationen auf.

Im dritten Stadium, dem Paralysestadium, treten bei einer Tollwuterkrankung mehr und mehr Lähmungen auf, in deren Folge der Patient ins Koma fällt. Die Lähmungserscheinungen betreffen alle Muskeln und greifen auf die Atmung über.

Krankheitsverlauf

Der Verlauf der Tollwut ist vom rechtzeitigen Erkennen der Krankheit abhängig. Wird der Infizierte sofort nach einem Biss durch ein von tollwut infiziertes Tier behandelt, stehen die Heilungschancen günstig und Komplikationen sind eher selten.

Ist jedoch das Gehirn von den Tollwut-Viren befallen und die typischen Tollwut-Symptome treten in Erscheinung, so ist die Krankheit nicht mehr heilbar. Der Tod kann nicht mehr abgewendet werden und nur noch mit Mitteln der Intensivmedizin hinausgezögerten werden. Bisher gibt es erst einen Fall weltweit, bei der eine Patientin die Tollwut überlebte.

Komplikationen

Eine Tollwut-Infektion, die sich bereits bis ins Hirn ausgebreitet hat, bringt als Komplikation immer den Tod mit sich. Alle Komplikationen der Rabies können durch eine rasch erfolgte Schutzimpfung direkt nach einer möglichen Exposition zumeist umgangen werden. Die Mortalitätsrate liegt bei eingenisteter Tollwut bei nahezu 100 Prozent. Das schnelle Aufsuchen eines Arztes oder Krankenhauses nach einem Biss eines tendenziell erkrankten Tieres, ist also notwendig.

So kann die Tollwut, nachdem sie sich im Körper ausgebreitet hat, den Betroffenen auf mehrere Arten umbringen. Die häufigste Komplikation, die zum Tod führt, ist ein einsetzendes Koma mit Atemstillstand. Aber auch ein Hirninfarkt, eine Hirnhautenzündung, eine Gehirnentzündung und viele weitere Symptome der Krankheit führen zum Tod. Die weiteren Komplikationen sind von Krampfanfällen, auftretenden Hydro- oder Photophobien, einer enormen Speichelbildung und die weiteren Merkmalen einer Entzündung bedingt.

Der Verlauf einer ausgebrochenen Tollwut wird dabei oftmals nicht richtig therapiert, da insbesondere die Lähmungen und Atemdepressionen eine Erkrankung am Guillain-Barré-Syndrom vermuten lassen. Entsprechend wird der sterbende Patient nicht sofort seiner Krankheit entsprechend (palliativ) behandelt. Außerdem ist bei vorliegendem Guillain-Barré-Syndrom kein Infektionsschutz seitens anderer Personen nötig, was eine Übertragung der Tollwut wahrscheinlicher macht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Tollwut ist eine schwerwiegende Erkrankung, die in jedem Fall ärztlich behandelt werden muss. Nach dem Kontakt mit einem möglicherweise mit Tollwut infizierten Tier sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Auch wenn ein auffälliges Tier an der Haut geschleckt hat, ist eine Tollwut-Impfung notwendig. Die typischen Symptome treten meist drei bis acht Wochen nach der Ansteckung auf. Wenn in diesem Zeitraum ungewöhnliche körperliche oder psychische Beschwerden auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Typische Warnzeichen sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Fieber. Die schmerzende Bissstelle ist der deutlichste Indikator für eine Ansteckung.

Nach einem Biss ist eine notärztliche Behandlung vonnöten. Andernfalls steigt das Fieber weiter an und ruft starke körperliche Beschwerden hervor. Sollte der Kranke seinen eigenen Speichel erbrechen, muss der Notarzt alarmiert werden. Besonders gefährdet sind Menschen, die häufig in Kontakt mit Waldtieren geraten. Vor einer Afrika-, Asien- oder Lateinamerikareise empfiehlt sich eine vorsorgliche Tollwut-Impfung. Nach der Rückkehr sollte der Hausarzt zwecks einer Routinekontrolle konsultiert werden. Der Arzt kann etwaige Erreger anhand einer Speicheluntersuchung erkennen und eine geeignete Behandlung einleiten.

Behandlung & Therapie

Nach einem Biss von einem potentiell an Tollwut erkrankten Tieres, sollte so schnell wie möglich der Arzt die Krankheit behandeln. Im Krankenhaus wird hierbei die infizierte Wunde mit einer starken Seifenlauge und Wasser gereinigt. Ziel ist es den Tollwut-Virus herauszuwaschen, bevor er in sich in der Muskulatur vermehren kann. Weiterhin wird mit Hilfe von Alkohol versucht den Erreger abzutöten und die Wunde zu desinfizieren.

Sind die Wunden bereits sehr tief, kann auch das Ausspühlen mit Kathetern erforderlich werden. Diese Behandlungsmaßnahmen erfolgen immer auf der Intensivstation und werden strengstens überwacht. Nach dem Herauswaschen wird ein sogenannter Totimpfstoff geimpft. Dieser Impfstoff und zusätzlich verabreichtes Immunglobin sollen den Patienten gegen die Tollwut immunisieren. Vorbeugend wird oftmals auch eine Imfpung gegen Wundstarrkrampf bzw. Tetanus durchgeführt.


Vorbeugung

Am besten beugt man sich gegen Tollwut mit einer Schutzimpfung vor. Diese wird zwar nicht von allen Krankenkassen bezahlt, sollte aber besonders von Reisenden nach Amerika und Asien oder Tierärzten und Jägern in Erwägung geschlossen werden. Der Schutz dieser Impfung hält dann 5 Jahre an.

Weitere vorbeugende Maßnahmen sind die Vermeidung von Kontakt mit wilden und ungwöhnlich zahmen oder aggressiven Wildtieren. Wilde oder auffällige Tiere sollten nicht berührt werden oder nur mit Hilfe von Schutzhandschuhen angefasst werden.

Nachsorge

Nach der ärztlichen Erstversorgung der Wunde, muss die Bissstelle die nächsten 24 bis 48 Stunden weiterhin kontrolliert werden. Es ist wichtig mögliche allfällige Infektionen und andere Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Gegebenenfalls müssen diese behandelt werden. Es kommt auf die individuelle Situation an, in welchen Abständen diese Kontrollen notwendig sind.

Damit der Heilungsprozess nicht gefährdet wird, muss die Wunde auf ungünstige Veränderungen beobachtet werden. Dabei wird darauf geachtet, ob sich die Wunde rötet oder anschwillt. Auch Gelenksschmerzen, Einschränkungen des Bewegungsradius oder Fieber müssen ernst genommen werden. In diesem Fall sollte sofort ein Arzt oder eine Notfall-Station aufgesucht werden.

Wird nicht rechtzeitig reagiert, kann schlimmstenfalls eine generalisierte Infektion wie eine Blutvergiftung oder Sepsis entstehen. Bleibt diese unbehandelt kann der Tod eintreten. Außerdem empfiehlt es sich nach einem Biss eine Tollwut-Impfung durchzuführen. Hierbei werden einmalig 20 IE pro Kilogramm Körpergewicht humanes Tollwut-Hyperimmunglobulin per Spritze verabreicht.

Gegenanzeigen, die gegen eine solche Impfung sprechen, gibt es nach dem Biss durch ein tollwutverdächtiges Tier nicht. Selbst wenn der Patient sich erst einige Wochen oder Monate später nach dem Biss zum Arzt begibt, muss eine postexpositionelle Impfung durchgeführt werden. Weiterhin muss überprüft werden, ob der Patient durch eine ausreichende Tetanusimpfung geschützt ist. Gegebenenfalls sollte auch diese aufgefrischt werden.

Das können Sie selbst tun

Bei Tollwut ist ein schnelles Handeln wichtig. Wenn nach einem nach einem Tierbiss oder -kontakt Symptome einer Erkrankung bemerkt werden, etwa Fieber und Schmerzen, muss umgehend ein Arzt konsultiert werden.

Durch eine sofortige Impfung lässt sich ein Ausbruch der Erkrankung oft vermeiden. Wichtig ist auch eine sorgfältige Reinigung der Wunde. Durch den Einsatz spezieller Spülungen lässt sich ein großer Teil der Viren entfernen, bevor diese in den Körper gelangen. Die Prophylaxe kann auch für die Angehörigen der erkrankten Person sinnvoll sein.

Nach der aktiven und passiven Impfung gelten Ruhe und Schonung. Der Verlauf muss sorgfältig beobachtet und die aktive Impfung nach drei, sieben, 14 und 28 Tagen wiederholt werden. Begleitend dazu kann eine Immunglobulin-Therapie erfolgen.

Nach der Behandlung sollte die Ursache für die mögliche Tollwut-Infektion ermittelt werden. Nach einem Tierbiss zum Beispiel, muss das verantwortliche Tier eingefangen und untersucht werden. Die Prophylaxe findet jedoch bereits vor der Diagnose des Tieres statt, um die Genesungschancen zu verbessern. Stellt sich heraus, dass das Tier nicht erkrankt ist, kann die Behandlung abgebrochen werden.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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