Verwirrtheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Verwirrtheit ist eine Bewusstseinsstörung, bei der es zu Wahrnehmungsstörungen, Leistungsabfall und Konzentrationsstörungen kommt. Verwirrtheit kann ein langsam zunehmender Prozess sein oder aber plötzlich und akut auftreten. Häufig sind ältere Menschen von einer Verwirrtheit betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Verwirrtheit?

Verwirrtheit kann ein langsam zunehmender Prozess sein oder aber plötzlich und akut auftreten. Häufig sind ältere Menschen von einer Verwirrtheit betroffen.

Eine Verwirrtheit äußert sich durch eine Orientierungsstörung, die mit innerer Unruhe und einer eingeschränkten Merkfähigkeit einhergeht. Dadurch kann es zu Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen, sowie einem Leistungsabfall kommen.

Meist leiden die Betroffenen unter einer eingeschränkten Reaktionsfähigkeit. In manchen Fällen sind die Betroffenen sehr schläfrig oder werden aggressiv. Nachts tritt häufig eine gesteigerte Verwirrtheit auf. Von einer Verwirrtheit ist das Langzeitgedächtnis in der Regel nicht betroffen.

Die Symptome können in einem langsamen Prozess immer mehr zunehmen oder aber plötzlich auftreten. Bei einem akuten und abrupten Auftreten der Verwirrtheit sollte die Ursache medizinisch abgeklärt werden und eine entsprechende Behandlung erfolgen.

Ursachen

Verwirrtheit kann viele Ursachen haben. Es können harmlose Ursachen dafür verantwortlich sein, wie ein zu niedriger Flüssigkeitshaushalt des Körpers. Auch verschiedene Medikamente können eine Verwirrtheit als Nebenwirkung verursachen.

Vergiftungen, wie zum Beispiel nach einem zu hohen Alkoholkonsum, können ebenfalls Verwirrtheitszustände nach sich ziehen. Es können jedoch auch eine ganze Reihe ernstzunehmender Krankheiten als Auslöser in Frage kommen. Arteriosklerose, Gehirnverletzungen und Herzinsuffizienz können eine Verwirrtheit genau so verursachen wie Diabetes, Enzephalitis oder Meningitis. Auch Epilepsie, Schlaganfälle oder Gehirntumore können zu Verwirrtheitszuständen führen.

Gerade bei älteren Menschen ist häufig eine Demenz, zum Beispiel Alzheimer, für eine Verwirrtheit verantwortlich. Manchmal kann es auch aufgrund von fieberhaften Infektionskrankheiten oder einer Harnvergiftung zu Verwirrtheitszuständen kommen.

Außer diesen körperlichen Ursachen lösen manchmal auch soziale Ursachen, wie das Verlieren einer Bezugsperson oder das Fehlen von sozialen Kontakten eine Verwirrtheit aus.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Bei einer bestehenden Verwirrtheit ist es wichtig, bevor Untersuchungen zur Diagnoseerstellung durchgeführt werden, abzuklären, seit wann die die Verwirrtheitszustände bestehen, welche Grunderkrankungen vorhanden sind, welche Medikamente eingenommen werden und ob die Flüssigkeitszufuhr ausreichend ist.

Darüber hinaus wird die psychische Belastung des Betroffenen abgeklärt. Nach der Basisabklärung gehören Blutuntersuchungen, Blutzucker- und Blutdruckmessungen zum Basisprogramm der Untersuchungen. Auch eventuelle neurologische Ausfälle werden durch Reflex- und Augenuntersuchungen, sowie der Prüfung des Gleichgewichtssinn überprüft.

Je nach der vermuteten Ursache werden die, für die jeweilige Grunderkrankung notwendigen Untersuchungen durchgeführt. Sofern keine organischen Ursachen feststellbar sind, sollte eine psychiatrische Untersuchung erfolgen. Der Verlauf der Erkrankung hängt immer von den Ursachen ab.

Tritt die Verwirrtheit beispielsweise aufgrund von Medikamenten oder einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme auf, ist diese relativ einfach zu behandeln. Bei schwerwiegenderen Grunderkrankungen kann der Verlauf der Verwirrtheit unter Umständen nicht aufgehalten, sondern allenfalls verlangsamt werden.

Komplikationen

Bei einer Verwirrtheit sind die Komplikationen schwer vorauszusagen, die auftreten könnten. Diese hängen immer vom mentalen und physischen Zustand des Betroffenen und von der Stärke der Verwirrtheit ab. Diese tritt sehr oft bei älteren Personen auf und kann dazu führen, dass sich die Person an einem Ort oder mit Personen wiederfindet, die sie nicht kennt.

Solch ein Verhalten führt nicht selten zu Panikattacken und Wutausbrüchen. Im schlimmsten Falle kann sich die Person auch selbst verletzen, wenn die Verwirrtheit stark fortgeschritten ist. Hierzu kommen oft Kopfschmerzen und Vergesslichkeit, die Betroffenen können oft fremde und bekannte Menschen nicht mehr unterscheiden.

Behandelt wird die Verwirrtheit entweder bei einem Psychologen oder durch Medikamente, wobei die Verwirrtheit auch oft zum Alterungsprozess gehört und bei fast allen Menschen auftritt. Bei der Behandlung treten keine Komplikationen auf, da es sich meist um eine rein psychische Behandlung handelt.

Für Betroffene wird oft ein betreutes Wohnen organisiert, da sie mit dem eignen Leben nicht mehr zurechtkommen und für sich selbst und für andere Menschen eine Gefahr darstellen. In den meisten Fällen kann die Verwirrtheit nicht komplett aus dem Leben des Betroffenen beseitigt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Verwirrtheit kann ebenso harmlos sein, wie sie gefährlich werden kann. Um zu erkennen, ob die Verwirrtheit eines Menschen ärztlich untersucht werden muss, ist es wichtig, seit wann sie besteht und von welchen Erscheinungen sie begleitet wird. War der Betroffene bis vor kurzer Zeit noch völlig klar und wirkt jetzt verwirrt, könnten vom Schlaganfall über eine Hirnblutung bis hin zu niedrigem Blutdruck mit drohender Ohnmacht viele Gründe dahinter stecken.

Plötzlich auftretende Verwirrtheit ist immer ein Alarmsignal, der Betroffene sollte so gut wie möglich beruhigt und entweder zum Arzt gefahren oder mit dem Krankenwagen dorthin gebracht werden. Waren Drogen oder Medikamente im Spiel, besteht die Gefahr, dass der Patient neben der Verwirrtheit noch weitere Symptome entwickelt oder möglicherweise aggressiv wird, weshalb auch das ein Fall für den Arzt ist. Im hohen Alter oder bei Erkrankungen des Nervensystems kann vorübergehende oder bleibende Verwirrtheit normal sein. Dennoch sollte bei bekannter Diagnose eine ärztliche Untersuchung vorgenommen werden, wenn sich an der gewohnten Verwirrtheit eines Menschen etwas verändert.

Es könnte eine Veränderung der Grunderkrankung vorliegen, die sich durch zunehmende oder manchmal sogar abnehmende Verwirrtheit bemerkbar macht. Normal und eher zweitrangig ist Verwirrtheit, wenn der Patient gerade eine erhebliche körperliche Verletzung oder einen Schock erlebt hat oder einer großen seelischen Belastung ausgesetzt war. In solchen Situationen sollte er ohnehin rundum ärztlich untersucht werden.

Behandlung & Therapie

So vielfältig wie die Ursachen für eine Verwirrtheit sein können, so vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Bei einer Verwirrtheit aufgrund von Medikamenteneinnahme, muss das betreffende Medikament abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden.

Ist ein Flüssigkeitsmangel die Ursache für die Verwirrtheit, muss für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme gesorgt werden. Ist der Flüssigkeitsmangel schon sehr weit fortgeschritten, ist manchmal eine Infusionstherapie im Krankenhaus erforderlich.

Bei psychischen Auslösern ist eine fürsorgliche Pflege des Betroffenen wichtig, bei der darauf geachtet werden sollte, möglichst alle Stressfaktoren für den Erkrankten auszuschalten. Ist die Verwirrtheit eine Begleiterscheinung einer körperlichen Grunderkrankung, richtet sich die Therapie nach der vorliegenden Erkrankung.

Aussicht & Prognose

Eine Verwirrtheit kann zu verschiedenen Komplikationen führen und sich unterschiedlich auf das Leben des Patienten auswirken. Falls die Verwirrtheit nur temporär auftritt, handelt es sich um ein harmloses Symptom, welches nicht weiter beachtet werden muss. Die Verwirrtheit kann dabei vor allem beim Konsum von Alkohol und anderen Drogen oder auch im Laufe einer schweren Grippe auftreten. Diese verschwindet in der Regel von alleine.

In den meisten Fällen tritt die Verwirrtheit bei älteren Menschen im Laufe einer Krankheit auf. Sie kann nicht gezielt behandelt werden, sodass der Patient nach einer Weile möglicherweise auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen ist und dauerhaft betreut werden muss. Sie tritt vor allem bei Patienten mit Demenz oder Parkinson auf.

In einigen Fällen kommt es nach Unfällen oder nach epileptischen Anfällen zu einer Verwirrtheit. Diese kann ebenso nur beschränkt durch Medikamenten bekämpft werden. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass die Verwirrtheit das komplette Leben des Patienten begleiten wird. Sie mindert meist die Lebensqualität und kann in einigen Fällen zu Unfällen oder einem fahrlässigen Verhalten führen.


Vorbeugung

Eine Verwirrtheit lässt sich manchmal durch eine gezielte Vorbeugung verhindern. So ist gerade bei älteren Menschen häufig ein Flüssigkeitsmangel für die Verwirrtheit verantwortlich. Dem kann durch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme entgegen gewirkt werden.

Ebenfalls sollte auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung geachtet werden. Bei älteren Menschen sind oftmals auch psychische und soziale Ursachen die Auslöser einer akuten Verwirrtheit. Dem kann in gewissem Umfang durch ein gezieltes Einbinden der älteren Patienten in soziale Kontakte und Aktivitäten entgegengewirkt werden.

Eine behutsame psychologische Betreuung der Betroffenen, soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten sind eine gute Vorsorgemaßnahme, wenn Verluste von Bezugspersonen der Grund für die Verwirrtheit sind.

Das können Sie selbst tun

Für einen guten Umgang mit Verwirrtheit im Alltag steht (wenn möglich) die ursächliche Behandlung im Vordergrund. Da Flüssigkeitsmangel insbesondere bei älteren Menschen Verwirrtheit begünstigen kann, ist auf ausreichendes Trinken zu achten. Dazu eignen sich vor allem Wasser und Tee. Auch eine ausreichende und gesunde Ernährung kann dazu beitragen, weitere Komplikationen (zum Beispiel durch Mangelernährung) zu reduzieren und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

Bei starker Verwirrtheit, die regelmäßig auftritt oder lange bzw. permanent andauert, kann die Unterstützung durch eine weitere Person im Alltag sinnvoll sein. Dabei kommt es auf den Einzelfall an, ob dazu eine ausgebildete Pflegekraft notwendig ist und ob die unterstützende Person ständig anwesend sein muss. Einige Betroffene neigen dazu, in ihrer Verwirrung eigenständig das Haus zu verlassen und dabei verloren zu gehen, sodass sie nicht mehr allein zurückfinden. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, einen Zettel mit der eigenen Anschrift und einer Telefonnummer bei sich zu führen. Ein solcher Zettel sollte so verwahrt werden, dass er leicht erreichbar ist.

In den meisten Fällen ist es hilfreich, wenn Betroffenen ein vertrauensvoller Ansprechpartner zur Seite steht – unabhängig davon, wie viel Hilfe tatsächlich notwendig und gewünscht ist. Diese Person kann gegebenenfalls darauf achten, wie sich die Verwirrtheit langfristig entwickelt und ob entsprechende Maßnahmen notwendig sind.

Quellen

  • Beyreuther, K., Einhäupl, K.M., Förstl, H. und Kurz, A.: Demenzen. Grundlagen und Klinik. Thieme, Stuttgart 2002
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Wächtler, C. (Hrsg.): Demenzen – Frühzeitig erkennen, aktiv behandeln, Betroffene und Angehörige effektiv unterstützen. Thieme, Stuttgart 2002

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