Reizbarkeit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Reizbarkeit, Gereiztheit, Erregbarkeit und Aggressivität sind die gängigen Begriffe für besondere Reaktionen des Körpers und Geistes. Besonders im Bezug auf soziale Interaktionen und Umweltreize spielen Reizbarkeit bzw. Erregbarkeit eine zentrale Rolle.
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Was ist Reizbarkeit und Erregbarkeit?
Betrachtet man Reizbarkeit bzw. Erregbarkeit allgemein, so lässt sich feststellen, dass Menschen auf Umweltreize oder soziale Reize anderer Menschen reagieren. Zum Beispiel reagieren Menschen schnell gereizt, wenn sie ständig zu viel Lärm oder Krach (z.B. durch Bauarbeiter, Flugzeige oder Kinder) ausgesetzt sind.
Dabei nehmen die Sinnesorgane die Reize auf und leiten sie über die Nervenfasern an das Gehirn zur weiteren Verarbeitung weiter. Erst hier werden die sozialen- oder Umweltreize ausgewertet. Da diese Prozesse unbewusst und sehr schnell ablaufen, bekommt der Mensch dies nicht direkt mit. Lediglich wenn zu viele Reize die oben beschriebene Verarbeitung im Gehirn überlasten, kommt es zu einer Reizbarkeit, Gereiztheit, Erregbarkeit oder auch Aggressivität.
Ursachen
Die Ursachen für eine unnatürliche Reizbarkeit bzw. Erregbarkeit liegt zumeist in der Überlastung der Nerven. Sind die Sinnesorgane mit äußeren und inneren Reizen überlastet so schlägt sich dies oft in eine erhöhte Reizbarkeit nieder.
Ursachen dafür sind zumeist Stress, negative Umweltreize (wie Lärm und grelles Licht) und soziale Reize (wie Beziehungsprobleme, Probleme und Ängste).
Aber auch diverse Krankheiten und Symptome, wie Depressionen, Tollwut und Kinderlähmung, können zu einer erhöhten Reizbarkeit führen. Auch im Zuge der Wechseljahre kann es zur Gereizheit kommen, da hier hormonelle Veränderungen den gesamten Organismus aus dem Gleichgewicht bringen und starke körperliche Veränderungen stattfinden.
Krankheiten mit diesem Symptom
Komplikationen
Reizbarkeit führt häufig zu Komplikationen im Umgang mit anderen Menschen. Die negativen Reaktionen können Streit fördern, Missverständnisse hervorrufen oder die Zusammenarbeit erschweren. Vor allem engere Freunde und Familienmitglieder reagieren eventuell irritiert auf die plötzliche Wesensveränderung. Wenn die Reizbarkeit über längere Zeiträume anhält, sind die sozialen Auswirkungen oft größer.
Angehörigen fällt es teilweise schwer, das psychische Symptom als Krankheitsanzeichen wahrzunehmen und nicht als persönlichen Fehler des Betroffenen. In einigen Fällen fördert die Reizbarkeit aggressives Verhalten. Je nach Charakter und Lebenslage können daraus kritische Situationen entstehen, die zum Teil auch zur Gewaltausübung führen.
Neben sozialen Konflikten im Privatleben ist auch der berufliche Alltag oft beeinträchtigt. Die Reizbarkeit führt eventuell zu Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten, Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden. Indirekt kann dadurch auch die Arbeitsleistung durch die Reizbarkeit leiden. Darüber hinaus erhöhen negative oder ablehnende Reaktionen die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, welche die Stimmung betreffen.
Wenn die Reizbarkeit auf eine neurologische Erkrankung zurückgeht, sind auch andere Komplikationen möglich. Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Orientierungsstörungen können sich in diesem Zusammenhang manifestieren. Solche Komplikationen sind vor allem wahrscheinlich, wenn die Ursache der Reizbarkeit im zentralen Nervensystem liegt.
Gehirn- und Gehirnhautentzündungen, Gehirntumore oder Schlaganfälle können schlimmstenfalls tödlich verlaufen. Darüber hinaus sind je nach Krankheitsbild dauerhafte Folgeschäden möglich, zu denen jeweils eigene Komplikationen gehören.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Reizbarkeit kann ein Anzeichen für andauernden Stress oder Überarbeitung sein. Sie kann einen drohenden Burnout oder eine körperliche Erkrankung anzeigen. Oftmals spüren Menschen eine erhöhte Reizbarkeit, bevor eine Erkältung ausbricht. Auch einige Tage vor der Monatsregel können Frauen unter Reizbarkeit leiden. Dieses Symptom sollte als Warnsignal verstanden werden. Die Betroffenen sollten ihre Lebensbedingungen unter die Lupe nehmen. Sie sollten sich mehr ausruhen und gegebenenfalls ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Reizbarkeit kann außerdem ein Symptom psychischer Probleme sein. Unverarbeitete Traumaerlebnisse oder Dauerstress können zu Reizbarkeit führen. In diesem Fall ist das Aufsuchen eines Psychologen angeraten. Die ständige Reizbarkeit eines Menschen kann eine Depression oder Probleme mit Konfliktbewältigungen kennzeichnen. Die Überreizung kann nervliche Ursachen haben. Sie kann Ungeduld oder Aggressionen auslösen. Wer seine Reizbarkeit nicht alleine in den Griff bekommt, sollte zum Hausarzt gehen. Dieser entscheidet, ob eine Behandlung beim Psychotherapeuten sinnvoll ist.
Alternativ kann erhöhte Reizbarkeit als Begleitsymptom auf entzündliche Prozesse oder Schmerzsyndrome hinweisen. Daher ist auf begleitende Symptome zu achten. Es kann sich um hormonelle Probleme oder Schilddrüsenprobleme handeln, die einer ärztlichen Abklärung bedürfen. Auch ein niedriger Serotoninspiegel kann als Ursache von Gereiztheit infrage kommen. Um eine Schilddrüsenunterfunktion oder Jodmangel aus Ursache von Gereiztheit auszuschließen, sind Besuche beim Arzt angezeigt.
Behandlung & Therapie
Die Reizbarkeit bzw. Aggressivität sollte je nach Ursache behandelt werden. Dazu sollte ein Arzt aufgesucht werden, der im Rahmen seiner Diagnose dazu eingehende Untersuchungen machen wird. Ist die Ursache der Reizbarkeit in einer Krankheit zu finden, so sollte diese behandelt werden.
Sind die Ursachen eher Umweltreize oder soziale Reize, so sollte vom Betroffenen selbst versucht werden, diese Ursachen zu beenden bzw. zu beheben. Schafft er es nicht aus eigener Kraft, so kann auch ein Psychologe oder Psychotherapeut nützliche Behandlungsmaßnahmen ergreifen. Dazu gehören vor allem Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung und lange Gespräche.
Unterstützt werden kann die Behandlung der Aggressivität oder Reizbarkeit durch viel Sport und Bewegung an frischer Luft sowie eine ausgewogene und gesunde Kost. Alkohol und Nikotin sollte definitiv vermieden werden. Pflanzliche Beruhigungsmittel wie Baldrian wirken sehr hilfreich.
Aussicht & Prognose
Eine Reizbarkeit des Körpers kann sowohl im psychischen als auch im physischen Zustand auftreten und führt in diesen Fällen zu unterschiedlichen Symptomen und Prognosen. Bei der physischen Reizbarkeit sind vor allem Nerven, Organe und Extremitäten betroffen. Hier kann es zu Schmerzen oder zu unangenehmen Gefühlen kommen, die durch Berührungen und Belastungen entstehen. In der Regel kann eine Reizbarkeit des Körpers relativ gut mit Medikamenten oder mit Salben behandelt werden. Sie tritt vor allem bei einer Überbelastung bestimmter Körperregionen auf.
Eine Reizbarkeit der Psyche tritt häufig durch Stress auf und kann zu einem aggressiven oder allgemein gestörten Verhalten führen. Dadurch kommt es zu Depressionen, Verhaltensstörungen und anderen sozialen Problemen. Durch dieses Problem sind ein gewöhnlicher Alltag und das Aufsuchen einer Arbeitsstätte für den Betroffenen kaum mehr möglich.
Die psychische Reizbarkeit wird vor allem durch Gespräche mit Psychologen oder mit Hilfe von Medikamenten behandelt, ein operativer Eingriff findet nicht statt. Wie gut die Behandlung anschlägt, hängt sehr stark vom Ausmaß der Reizbarkeit ab und kann daher nicht universell vorhergesagt werden. Oft ist die Reizbarkeit allerdings mit Stress verbunden und kann durch die Stressreduzierung vermieden und eingeschränkt werden.
Vorbeugung
Wie bereits in der Behandlung von Reizbarkeit und Erregbarkeit angemerkt, ist die beste Vorbeugung, sofern keine weiteren Krankheiten eine Rolle spielen, das Erlernen von Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung.
Sehr gut vorbeugend wirkt Sport und Bewegung in der Natur sowie eine vitamin- und mineralienreiche gesunde Ernährung. Pflanzliche Stoffe aus Baldrian wirken ebenso vorbeugend.
Das können Sie selbst tun
Falls die Reizbarkeit in der psychischen Ebene auftritt, sollten pflanzliche Medikamente zur Beruhigung eingenommen werden. Hier empfiehlt sich Baldrian. Dieser kann in Form von Tabletten oder Tees eingenommen werden. Stresssituationen und heftige Diskussionen sollten auf jeden Fall vermieden werden, da es vor allem in diesen zu einer Reizbarkeit kommt. Oft helfen auch Gespräche mit engen Freunden oder mit der Familie.
Sollten stressige Situationen aufkommen, so sollten Entspannungstechniken angewandt werden. Der Betroffene muss selbst merken, dass es zu einer unangenehmen Situation kommt und versuchen, sich zu beherrschen. Vor allem nach der Situation helfen schon einige Minuten an Entspannung, die Reizbarkeit zu minimieren.
Sollte es in Stresssituationen zu einem gereizten Zustand kommen, so muss der Patient tief durchatmen und sich auf die Situation konzentrieren. Oft können hier unangenehme Situationen durch eine Selbstbeherrschung vermieden werden. Diese Selbstbeherrschung kann auch mit Freunden trainiert werden. Vor allem nach dem Auftreten solcher Situationen empfiehlt sich die Durchführung von Entspannungsübungen. Bei Frauen kann die hohe Reizbarkeit durch eine unverträgliche Antibabypille zustande kommen. Diese sollte gewechselt werden.
Sollte Reizbarket zu einem ernsthaften Problem in der Familie oder im Umgang mit Freunden führen, ist das Gespräch mit einem Psychologen anzuraten.
Quellen
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Hautzinger, M.: Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. Beltz PVU, München 2013
- Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006