Toter Zahn
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zahnschmerzen, die plötzlich aufhören? Zahnverfärbungen, kein Kältereiz, jedoch Aufbissempfindlichkeiten? Typische Anzeichen, die für einen toten Zahn sprechen. Wichtig ist, dass der tote Zahn nicht ignoriert, sondern von einem Zahnarzt behandelt wird. Nur so kann er vor der Extraktion gerettet werden.
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Was ist ein toter Zahn?
Stellt der Zahnarzt zu tiefe Löcher im Zahn und sehr weit fortgeschrittenes Karies fest, bleiben ihm kaum Möglichkeiten, hier noch aktiv dafür zu sorgen, dass der Zahn am Leben bleibt. Der Zahn - besser gesagt die Pulpa - stirbt in weiterer Folge ab. Die Pulpa ist ein Bündel von Blutgefäßen und Nerven, das den Zahn versorgt.
Ein toter Zahn muss aber nicht auf der Stelle ausfallen; mitunter kann er auch lange unbemerkt bleiben. Einerseits, weil ein Zahn, der keinen Nerv hat, keine Beschwerden verursacht und andererseits, weil der Zahnschmelz auch dann noch stabil bleibt, selbst wenn die Blutversorgung ausbleibt.
Der Zahn verfärbt sich jedoch; im Laufe der Zeit wird er dunkel. Mitunter klagt der Betroffene über eine Aufbissempfindlichkeit und einem ständigen Abbrechen von Zahnsubstanz. Im schlimmsten Fall kommt es zu Schwellungen und starken Schmerzen.
Ursachen
Liegt eine Entzündung des Zahnnervs vor, zerstört diese in weiterer Folge die gesamte Pulpa. Klagt der Betroffene über starke Zahnschmerzen, die jedoch nach einigen Tagen von selbst aufhören, ist keine Spontanheilung eingetreten, sondern der Zahnnerv abgestorben. Die akute Pulpitis hat sich zu einer chronischen Pulpitis entwickelt. Aus diesem Grund ist es wichtig, rechtzeitig einen Zahnarzt aufzusuchen. In seltenen Fällen kommt es zu einer direkten Beschädigung der Pulpa. Mitunter können Unfälle, durch welche der Zahn ausgeschlagen wird oder bricht, direkte Schäden an der Pulpa verursachen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein toter Zahn muss nicht unbedingt Schmerzen verursachen. Ein typisches Anzeichen, dass es sich bereits um einen abgestorbenen Zahn handelt, ist die Unempfindlichkeit gegenüber Kälte. Optisch stellt der Betroffene eine dunkle Verfärbung fest. Mitunter kommt es auch zu starken Zahnschmerzen; lässt der Zahnschmerz nach einigen Tagen nach und verschwindet, sodass es zu einer plötzlich eintretenden Schmerzfreiheit kommt, ist der Zahn abgestorben.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Der Mediziner überprüft vor der Behandlung, ob es sich um einen vitalen oder toten Zahn handelt. Dabei besprüht er einen Wattebausch mit dem Kältespray, den er danach auf den Zahn legt. Mitunter genügt aber auch ein kurzer Luftstoß aus einer Wasser-Luft-Pistole, um Gewissheit zu erlangen, ob der Zahn abgestorben ist oder nicht.
Nimmt der Patient den Kältereiz wahr, handelt es sich um eine positive Vitalitätsprüfung - der Zahn lebt. Bei einer negativen Vitalitätsprüfung muss der Zahnarzt davon ausgehen, dass der Zahn bereits abgestorben ist. Jedoch müssen dahingehend weitere Untersuchungen vorgenommen werden, da Füllungen oder Kronen die Vitalitätsprüfung beeinträchtigen können.
Mittels Perkussionstestung kann der Mediziner ebenfalls testen, ob der Zahn bereits abgestorben ist oder nicht. Reagiert der Patient auf ein Klopfen, das direkt am Zahn erfolgt, liegt eine Entzündung im Kieferknochen vor. Dabei spricht der Mediziner von der Wurzelspitzenentzündung.
Der Patient leidet im Regelfall unter Kieferschmerzen; der tote Zahn verursacht keine Schmerzen. Im Zweifel kann der Zahnarzt ein Röntgenbild anfertigen lassen. Auf dem Bild erkennt der Mediziner eine kreisrunde Veränderung, die direkt an der Wurzelspitze entstanden ist und darauf schließen lässt, dass es zu einer Wurzelspitzenentzündung gekommen ist.
Die abgestorbene Pulpa ist natürlich der perfekte Nährboden für unzählige Bakterien. Jene kommen direkt aus der Mundhöhle und können problemlos in den Zahn wandern. Die Bakterien haben es zudem noch leichter, wenn sich bereits Karies gebildet hat. Aufgrund der Tatsache, dass Bakterien eintreten, beginnt das tote Gewebe zu verfaulen.
Es bilden sich aggressive Entzündungen, sogenannte Gangrän, die sich vor allem durch einen äußerst üblen Geruch bemerkbar machen. Die Erreger, die sich im ganzen Kiefer aufhalten können, sorgen für nicht ungefährliche Folgeentzündungen. Bricht nämlich die Entzündung durch, also befällt sie das umliegende Gewebe neben der Wurzelspitze, kommt es zum Abszess. Ein Umstand, der sofort an der „dicken Backe“ zu erkennen ist.
Komplikationen
Ein toter Zahn muss nicht zwingend gezogen werden, kann aber, wenn er nicht zahnmedizinisch behandelt wird, problematisch werden, weil Bakterien aus dem Mundraum in die abgestorbene Pulpa eindringen und dafür sorgen können, dass das Gewebe verfault und eine Entzündung verursacht. Meistens ist sie an einem fauligen Mundgeruch zu erkennen.
Häufig fängt der Zahn an zu pochen und wird sehr druckempfindlich, weil der Druck aufgrund der Fäulnisgase nicht entweichen kann. Es ist gefährlich, wenn die Entzündung nicht fachgerecht behandelt wird, weil sie sich über die Wurzelspitze im ganzen Kiefer ausbreiten kann. Wenn Eiter in das benachbarte Gewebe fließt, kommt es zur dicken Backe, wie der Volksmund sagt.
Über den Kiefer können die Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und in anderen Körperregionen gesundheitliche Probleme verursachen, unter anderen eine Herzmuskelentzündung, die man auf den ersten Blick gar nicht im Zusammenhang mit dem toten Zahn sehen würde. Das Tückische ist, dass abgestorbene Zähne sich nicht immer durch Schmerzen bemerkbar machen.
Oft sterben sie einfach ab und die Bakterien können sich ungehindert über einen längeren Zeitraum vermehren, ohne dass es die Betroffenen merken. Daher ist es wichtig, so einen toten Zahn frühzeitig zu behandeln, damit er nicht zum Bakterienherd wird.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein abgestorbener Zahn verhält sich langfristig wie jedes andere abgestorbene Gewebe des Körpers. Deswegen sollte frühzeitig der Zahnarzt aufgesucht werden, der gefährliche Bestandteile des Zahns entfernt und versucht, ihn weitestgehend zu erhalten sowie durch geeigneten Zahnersatz wie einen gesunden Zahn aussehen zu lassen. Der Betroffene selbst wird wahrscheinlich zunächst nicht bemerken, dass ein Zahn abgestorben ist. Erst mit der Zeit werden Schmerzen und anschließend auch optische Veränderungen des Zahns auftreten. Da dies charakteristische Hinweise auf tote Zähne sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Arztbesuch.
Der Hausarzt kann bei akuten Schmerzen zwar kurzfristig mit Schmerzmitteln aushelfen, wenn die ersten Beschwerden an Wochenenden oder Feiertagen auftreten. Allerdings ist es selbst dann sinnvoller, sich in einer zahnärztlichen Notfallpraxis kurzfristig behandeln zu lassen, da Schmerzmittel alleine das Problem des abgestorbenen Zahns nicht lösen.
Würde der Zahnarzt nicht aufgesucht, würde sich der Verfall des Zahns immer weiter fortsetzen, selbst wenn weiterhin wie gewohnt Zahnpflege betrieben wird. Der Betroffene könnte damit alleine nicht mehr verhindern, dass sich Bakterien auch auf weitere umliegende Zähne ausbreiten und beginnen, deren Zahnschmelz zu zerstören, sollte das nicht bereits passiert sein. Der umgehende Besuch des Zahnarztes ist also auch zum Schutz der noch gesunden Zähne wichtig.
Behandlung & Therapie
Ein toter Zahn muss unbedingt vom Zahnarzt behandelt werden. Wird der abgestorbene Zahn ignoriert, kommt es in weiterer Folge zu chronischen Entzündungen. Am Ende kann der Mediziner nur noch den Zahn entfernen. Reagiert der Patient rechtzeitig, kann der Zahnarzt versuchen, den Zahn noch irgendwie zu retten.
Er führt dabei eine Wurzelkanalbehandlung durch. Dabei wird der Wurzelkanal gereinigt und in weiterer Folge mit einer Füllung verschlossen. Kann der Zahnarzt den Zahn aber nicht mehr retten, da dieser bereits zu brüchig, viel zu locker oder dauerhaft infiziert ist, kann er diesen nur entfernen. Es folgt eine Extraktion. Die entstandene Zahnlücke kann danach mit einer Brücke, einem herausnehmbaren Zahnersatz oder einem Implantat verschlossen werden.
Vorbeugung
Ein toter Zahn kann definitiv vorgebeugt werden. Regelmäßige Zahnpflege, Mundhygiene und Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt - allesamt Faktoren, die dazu führen, dass sich kein Karies bildet. Wer unter Zahnschmerzen leidet, sollte so schnell wie möglich einen Zahnarzt aufsuchen; mitunter reicht bereits eine Füllung aus, um weitere Probleme zu verhindern.
Nachsorge
Nach der Behandlung eines toten Zahnes ist die Nachsorge von großer Bedeutung. Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt sind notwendig, da mögliche Infektionen nach der Entfernung eines Zahnes früh erkannt und behandelt werden können. Beim Erhalt des toten Zahnes, muss dieser regelmäßig kontrolliert werden, da es auf längere Sicht hin eher zu Problemen und Funktionsverlust kommen kann als bei den gesunden Zähnen.
Grundsätzlich sollte der Betroffene regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen. Über die Häufigkeit dieser Reinigungen entscheidet am besten der Zahnarzt. Zusätzlich sollte der Patient auf eine regelmäßige und gründliche Reinigung der Zähne achten. Dies beinhaltet das Putzen der Zähne mit Zahnpasta und Zahnbürste nach den Mahlzeiten sowie die Verwendung von reinigendem Mundwasser und Zahnseide.
Diese Maßnahmen sind auch eine generelle Prävention gegen Karies und den damit verbundenen Schädigungen der Zähne. Wird der tote Zahn erhalten, so kann es trotzdem zu Schmerzempfindungen kommen. Der Zahn selbst ist tot, aber er ist trotzdem von Nerven umgeben, die ein Schmerzsignal bei starkem Druck abgeben können. Der Betroffene sollte in diesem Fall schnellstmöglich einen Zahnarzt aufsuchen.
Das können Sie selbst tun
Bei einem toten Zahn ist die Zusammenarbeit mit einem Arzt sehr wichtig. Im Alltag kann es andernfalls zu Komplikationen und der Entstehung von Folgeerkrankungen kommen. Die Zahnhygiene ist keinesfalls zu unterlassen, nur weil der Zahn abgestorben ist. Vielmehr muss sie optimiert und an die Bedürfnisse des Organismus angepasst werden.
Der tote Zahn ist bei der Säuberung von Mund, Zunge und Zähne möglichst nach jeder Mahlzeit zu berücksichtigen. Er darf bei der mehrmals täglich stattfindenden Zahnreinigung nicht ausgelassen werden, da sich sonst Bakterien oder andere Keime bilden. Diese können sich innerhalb kurzer Zeit vermehren und ausbreiten. Der Betroffene sollte daher im Alltag neben Zahnpasta auch Zahnseide, Mundspülungen oder andere Pflegeartikel verwenden.
In Abhängigkeit von der Ursache des abgestorbenen Zahns droht zusätzlich ohne eine medizinische Versorgung eine Ausbreitung oder Neuentwicklung von Beschwerden. Sofern es möglich ist, sollte eine Rettung des Zahns eingeleitet werden oder ein Zahnersatz wird benötigt. Diese Vorgänge können nicht eigenverantwortlich durchgeführt werden.
Zur Stärkung des Organismus benötigt dieser ein gesundes Immunsystem. Um die Behandlung besser zu bewältigen sowie zur Förderung des Heilungsprozesses ist daher frühzeitig auf den ausreichenden Aufbau des körpereigenen Abwehrsystems zu achten. Bei der Nahrungsaufnahme sollten die Lebensmittel zur Vermeidung von Zahnabsplitterungen nicht zu fest sein.
Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
- Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003