Pulpitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Pulpitis wird eine Entzündung der Pulpa, der Nervenkammer im Inneren eines Zahns bezeichnet, was Schmerzen und Druck auslöst. Dieser Zahnkern schützt die Nervenenden. Wird eine Pulpitis rechtzeitig behandelt, kommt es in der Regel nicht zu weiteren Problemen.
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Was ist eine Pulpitis?
Bei einer Pulpitis baut sich ein Druck im Zellstoff-Hohlraum auf, der auf die Zahnnerven und das umgebende Gewebe ausstrahlt. Im Gegensatz zu anderen Teilen des Körpers kann der Druck in der Pulpa nicht durch die umliegenden Weichteile abgeleitet werden.
Der Zahnkern ist von Dentin, einem harten Gewebe, umgeben, wodurch ein Druckabbau nicht möglich ist. So ist es vor allem die erhöhte Durchblutung, die die leicht bis extremen Schmerzen verursacht. Werden bei der Behandlung die Zähne denerviert, kann dies je nach Lage, Infektionsintensität und Größe der behandelten Fläche zu einer irreversiblen Pulpitis führen.
Dies führt bei den betroffenen Zähnen in der Regel zu einer reduzierten Emfindsamkeit und einer erhöhte Rate von weiteren Zahnbeschädigungen. Milchzähne und bleibenden Zähne können gleichermaßen von einer Pulpitis betroffen sein.
Ursachen
Die auslösende Karies ist eine Läsion des Zahnschmelzes, die durch Säureerosion der Zahnoberfläche infolge bakteriellen Zahnbelags (Plaque) verursacht wird. Ist der Zerfall tief, wird der Zellstoff gereizt und Bakterien können eindringen, wodurch eine Entzündung ausgelöst wird. Diese erhöht den Druck im Gewebe und verursacht die Schmerzen.
Abgesehen davon, kann Pulpitis auch von anderen Faktoren ausgelöst werden: Verletzungen, die kleine Risse im Zahn verursacht haben, invasive Eingriffe wie Zahnfüllungen oder Kronen sowie durch säurehaltige Speisereste. Ist die Pulpitis nicht allzu fortgeschritten kann der Schmerz verschwinden, sobald die Ursache beseitigt wird.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Zahnwurzelentzündung äußert sich in erster Linie durch starke Schmerzen im Bereich der Zahnwurzeln. Die Zahnschmerzen nehmen bei äußeren Reizen wie Hitze, Kälte oder Druck zu. Bei schweren Entzündungen scheint der Zahn zu pochen, und die Schmerzen strahlen auf den Kieferknochen und das umliegende Gewebe aus.
Schließlich bildet sich ein Abszess, der äußerlich an einer Schwellung zu erkennen ist. Wenn die Pulpitis nicht behandelt wird, nehmen die Beschwerden an Intensität zu. In letzter Konsequenz kann es zum Absterben eines oder mehrerer Zähne kommen. Zudem besteht das Risiko, dass sich eine Blutvergiftung entwickelt. Falls die Entzündung in umliegende Regionen verschleppt wird, können auch Entzündungen der Zähne selbst sowie des Kiefers und der Schleimhäute auftreten.
Die Pulpitis selbst führt zu Vereiterungen, die neben Mundgeruch und einem starken Unwohlsein auch Infektionen hervorrufen können. Zudem kann es im Bereich von Mund und Kiefer zu schmerzhaften Zysten und Blutungen kommen. Die Symptome einer Zahnwurzelentzündung stellen sich normalerweise innerhalb weniger Tage ein und nehmen rasch an Intensität zu. Wird die Krankheit frühzeitig behandelt, klingen die Krankheitszeichen ebenso schnell wieder ab. In Einzelfällen bleibt eine Lockerheit der Zähne bestehen.
Diagnose & Verlauf
Bei einer Pulpitis treten zunächst häufig Symptome wie eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Reizen (z.B. heiß und kalt) auf. Auch dauerhaft pochende Schmerzen können mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden.
Eine Pulpitis kann jedoch auch ohne Schmerzen auftreten. Bei einer akuten Pulpitis ist der Schmerz intensiv und kann kontinuierlich in Abständen auftreten. Bei einer eitrig akuten Pulpiti ist der Zellstoff völlig entzündet. Der äußerst schmerzhafte Zustand verschlechtert sich oft beim Hinlegen. Bei einer anderen Form beginnt der Zellkern abzusterben. Diese Form ist zwar weniger schmerzhaft, kann jedoch zur Bildung eines Granuloms oder einem Abszess führen.
Auch eine chronische Pulpitis ist durch weniger intensive Schmerzen als bei der akuten Form der Krankheit gekennzeichnet, kann sich jedoch im Wurzelkanal ausbreiten. Infolge des erheblichen Drucks auf die Zahnnerven ist das Auffinden der Schmerzquelle recht schwierig, weshalb Verwechslungen mit den benachbarten Zähnen auftreten können.
Komplikationen
Die Zähne selbst sind dabei gegenüber kalten und heißen Nahrungsmitteln sehr empfindlich, sodass eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme für den Betroffenen in der Regel nicht mehr möglich ist. Die Patienten leiden an Gewichtsverlust und auch an Depressionen. Sollte die Pulpitis nicht behandelt werden, so kommt es nicht selten zu einer Entzündung der Zahnwurzeln.
In diesem Falle muss die Zahnwurzel in der Regel vollständig entfernt werden, da die Schmerzen anderweitig nicht verschwinden. Die Lebenserwartung des Patienten wird aufgrund der Pulpitis nicht beeinflusst. In der Regel kann die Pulpitis relativ einfach durch einen Zahnarzt behandelt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. Eventuell ist der Betroffene dabei auf Schmerzmittel angewiesen. Weiterhin kann die Pulpitis auch im weiteren Verlauf des Lebens beim Patienten auftreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es sich bei der Pulpitis um eine ernsthafte Erkrankung handelt, sollte diese immer frühzeitig behandelt werden. Dadurch kann eine weitere Zerstörung des Zahns verhindert werden. In der Regel kann die Pulpitis relativ gut behandelt werden, sodass es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt.
Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter starken Schmerzen am Zahn leidet. Dabei breiten sich die Schmerzen häufig auch in den Kopf oder in die Ohren aus, sodass es auch in diesen Bereichen zu sehr unangenehmen Gefühlen kommen kann. Ebenso reagiert der betroffene Zahn sehr empfindlich auf Kälte oder auf Hitze, wobei auch das Essen mit dem Zahn kaum mehr möglich ist. Ein Arzt sollte auch dann aufgesucht werden, wenn die Pulpitis schon zu einer Blutung des Zahns führt. In der Regel wird die Krankheit durch einen Zahnarzt behandelt. Dabei kommt es zu einer vollständigen Heilung.
Behandlung & Therapie
Grundsätzlich sollte eine Pulpitis immer von einem Zahnarzt behandelt werden. Es handelt sich dabei in der Regel um eine Wurzelkanalbehandlung oder eine Entfernung des Zahnkerns.
Eine Möglichkeit zur Linderung der Schmerzen ist zunächst die Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel. Die wirksamsten Medikamente basieren auf den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure oder Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen, enthalten kein Cortison und besitzen entzündungshemmende sowie analgetische Eigenschaften.
Wenn die Pulpitis durch eine Karies verursacht wurde, sollte die Läsion behandelt werden. Die beschädigte Stelle wird gereinigt und mit steriler Baumwolle getrocknet. Der Hohlraum kann mit zusätzlicher Baumwolle, die mit einem analgetischen Desinfektionsmittel getränkt wurde, gefüllt werden.
Vorbeugung
Der beste Weg, eine Pulpitis zu vermeiden, ist eine gute Mundhygiene. Die Zähne müssen mindestens drei Mal am Tag gründlich gereinigt werden. Jeder Zahn einschließlich seiner inneren Oberfläche bedarf einer gründlichen Pflege. Dabei sollte vorsichtig geputzt werden, da sonst der empfindliche Zahnschmelz beschädigt werden könnte.
Die alle zwei Monate zu wechselnden Zahnbürsten sollten eine mittlere Härte und abgerundete Borsten besitzen. Fluoridhaltige Zahnpasten stärken den Zahnschmelz und beugen Karies vor. Gleichzeitig empfiehlt sich die Verwendung von Zahnseide sowie Mundwasser zur Reinigung unerreichbarer Zahnräume.
Nachsorge
Bei einer leichten Pulpitis lassen sich die meisten Patienten mit entzündungshemmenden Medikamenten therapieren. Ist eine Zahnmarkentzündung irreversibel chronisch, kann eine Wurzelbehandlung oder eine Wurzelspitzenresektion notwendig sein. Erfolgte eine operative Resektion, zeigen weitere Röntgenbilder, ob die Entzündung der Zahnpulpa komplett ausgeräumt und die Wurzelspitze gereinigt beziehungsweise gefüllt wurde. Im Anschluss an einen kieferchirurgischen Eingriff unterstützt die Nachbehandlung den Heilungsprozess.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen dienen der Sicherung des Behandlungserfolgs und helfen, eine erneute Pulpitis im Frühstadium zu erkennen. Außerdem informieren Zahnmediziner ausführlich über das Verhalten im Anschluss an eine Operation. Schwellungen verringern etwa durch Kühlung. In der ersten Zeit ist weiche Kost wie Milchbrei oder Suppen am besten zum Verzehr geeignet.
Der Einsatz von Interdentalraumbürsten, antibakteriellen Mundspülungen und Mundduschen ergänzt eine sorgfältige Zahnpflege. In der Nachsorge einer Pulpitis ist eine halbjährlich durchgeführte professionelle Zahnreinigung (PZR) zu empfehlen. Trotz Schallzahnbürste, Zahnseide und fluoridhaltiger Zahnpasta lässt sich bakterieller Belag an schwer zugänglichen Stellen nicht entfernen.
Zahnmediziner oder speziell ausgebildetes Praxispersonal nutzen geeignete Instrumente zur gründlichen Entfernung krankmachender Beläge sowie zum Polieren und Fluoridieren. Da Karies ein häufiger Auslöser für entzündliche Veränderungen des Zahnmarks ist, schützt eine Intensivreinigung effektiv vor einer bakteriellen Neubesiedelung. Neben der frühzeitigen Diagnose und Therapie ist die planmäßige Nachsorge, insbesondere bei einer schweren Pulpitis, ein essentieller Faktor für eine gute Prognose.
Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
- Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003