Wenn es nicht mehr weitergeht: Geburtsstillstand
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Geburtsstillstand kommt es zu keiner weiteren Eröffnung des Muttermundes beziehungsweise Eintreten des Kindes in das Becken der Mutter. Häufig genügen Positionsveränderungen, Entspannungsübungen oder ein Spaziergang, um den Stillstand zu beenden. Ist dies nicht ausreichend, wird ein Wehenmittel angehängt oder ein Kaiserschnitt durchgeführt.
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Was tun, wenn es nicht weitergeht?
Ein Geburtsstillstand liegt vor, wenn die Geburt mehrere Stunden lang nicht weiter fortschreitet. Es gibt keine eindeutige Definition, welche die genaue Dauer des Stillstandes festlegt. Die Diagnose liegt weitestgehend im Ermessen des behandelnden Arztes. Ob ein Geburtsstillstand vorliegt, hängt auch von den jeweiligen Umständen ab.
Ein wesentlicher Faktor ist, ob die Frau bereits Kinder geboren hat. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, ob die Patientin eine Periduralanästhesie (PDA) erhalten hat. Grundsätzlich wird von einem Geburtsstillstand ausgegangen, wenn bei einer Erstgebärenden ohne PDA in der Austreibungsphase nach zwei Stunden kein Fortschritt feststellbar ist.
Mit PDA liegt die obere Zeitgrenze bei drei Stunden. Bei einer Frau, die bereits ein Kind auf die Welt gebracht hat, liegt die obere Grenze ohne PDA bei zwei Stunden beziehungsweise bei einer Stunde ohne PDA. Die Gesundheitszustände der Mutter und des Kindes spielen ebenso eine Rolle. Solange der Gesundheitszustand beider gut ist, kann ein vorübergehender Geburtsstillstand durchaus abgewartet werden. Als ungefährer Richtwert gilt, dass die Geburt einer Erstgebärenden nicht länger als 24 Stunden dauern sollte.
Ursachen für Geburtsstillstand
Außerdem kann eine sogenannte Einstellungsanomalie vorliegen; dabei ist die Position des Kindes im Becken für den Geburtsverlauf unvorteilhaft. Eine weitere mögliche Ursache ist eine zervikale Dystokie, eine Störung des Geburtsverlaufs, die typischerweise mit Wehenschwäche einhergeht. Ein Geburtsstillstand während der Austreibungsphase führt dazu, dass der Kopf des Kindes nicht tiefer treten kann, obwohl der Muttermund eröffnet ist.
Eine häufige Ursache ist hier die Wehenschwäche. Außerdem kann diese Komplikation auftreten, wenn das Kind zu groß ist. Eventuell ist die Gebärende auch zu erschöpft, um eine aktive Rolle während der Geburt zu übernehmen und die Anweisungen der Hebamme zu befolgen. Eine PDA kann denn Pressdrang unterdrücken, wodurch es zu einem Stillstand in der Austreibungsphase kommt. Auch psychische Ursachen wie Ängste können zugrundeliegen.
Woran zeigt sich ein Geburtsstillstand?
Das Hauptsymptom dieser Geburtskomplikation ist das Fehlen eines Fortschritts bei der Geburt. Dauert die Geburt sehr lange, wird die Gebärmuttermuskulatur geschwächt und überdehnt. Ab welcher Zeitdauer ohne Fortschritt genau ein Stillstand vorliegt, ist nicht festgelegt und wird im Einzelfall entschieden.
Grundsätzlich beginnt die Geburt erst, wenn die Wehen stark und regelmäßig genug sind, um den Muttermund zu öffnen. Nicht selten führt ein Geburtsstillstand zu einer erheblichen Verlängerung der Geburt, wodurch betroffene Frauen nach einigen Stunden erschöpft sind. Sie sind in dieser Lage teilweise nicht mehr fähig, aktiv bei der Geburt mitzuhelfen. Im Allgemeinen ist diese Komplikation jedoch nicht gefährlich, solange es der Mutter und dem Kind gut geht.
Ab wann wird die Geburt „abgebrochen“
Die Diagnose erweist sich oft als schwer, da jede Geburt einzigartig ist. Selbst bei längeren Phasen ohne Fortschritt liegt nicht automatisch ein Geburtsstillstand vor, der behandelt werden muss. Hat die Mutter noch genügend Kraft und ist das Kind nicht in Gefahr, spricht weiterhin nichts gegen eine spontane Geburt. Ärzte diagnostizieren einen Stillstand meist nach zwei bis vier Stunden ohne Öffnung des Muttermundes oder Wanderung des Kindes in das Becken.
Was tun, wenn es nicht weitergeht?
Die Behandlung richtet sich nach den Bedürfnissen der Mutter und der Ursache des Geburtsstillstandes. Ist die Gebärende ängstlich und verkrampft, hilft in vielen Fällen ein Entspannungsbad. Überdies können eine Änderung der Gebärposition oder ein Seitenwechsel alle paar Minuten die Geburt vorantreiben.
Bewegung während der Geburt ist wichtig, da sich so das Köpfchen richtig in den Geburtskanal einstellen kann. Gerät die Geburt ins Stocken, ist ein kurzer Spaziergang mit Begleitung empfehlenswert, da so die Wehentätigkeit verstärkt wird. Wehenmittel werden eingesetzt, wenn alle Maßnahmen zur Förderung der Wehen erfolglos sind.
Bereits vor der Geburt kann es sich lohnen, einen spezialisierten Physiotherapeuten aufzusuchen, um eventuelle Muskelverspannungen im Becken aufzulösen. Solche Blockaden sind nicht selten die Ursache für einen Stillstand bei der Geburt. Zusätzlich ist ein Geburtsvorbereitungskurs wichtig, um Entspannungstechniken zu erlernen.
Ein Kaiserschnitt ist erforderlich, wenn keine Maßnahme Wirkung zeigt und die Gesundheit des Kindes oder der Mutter in Gefahr ist. Ist das Kind bereits weit ins Becken gerutscht, sollte ein Kaiserschnitt nur im Notfall erwogen werden. In solchen Fällen ist eine Geburt unter Verwendung einer Saugglocke oder Geburtszange mit weniger Komplikationen verbunden.
Kaiserschnitt als letzter Ausweg
Dreht sich das Kind nicht mehr vor der Geburt, ist meist ein Kaiserschnitt notwendig. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind besonders in der Schwangerschaft wichtig. Ein Geburtsstillstand ist weniger wahrscheinlich, wenn die Frau während der Schwangerschaft regelmäßig Sport betreibt.