Wurmmittel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Je nach Art der Würmer kann ein Wurmbefall beim Menschen starke Beschwerden auslösen. Daher sollte dieser immer mit einem adäquaten Wurmmittel oder Anthelmintika beseitigt werden.
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Was sind Wurmmittel?
Ein Wurmmittel, auch Anthelminthikum genannt, ist ein Medikament, welches bei Infektionen mit Würmern eingesetzt wird.
Die meisten Wurmarten gelangen über die Nahrung oder auf anderen oralen oder analen Wegen in den menschlichen Körper und halten sich überwiegend oder zumindest zu Anfang in den Eingeweiden auf. Daher heißt dieses Krankheitsbild auch Helminthiasis, durch Eingeweidewürmer hervorgerufene Wurmerkrankung.
Andere Würmer gelangen jedoch über die Haut in den Körper. Sie rufen zumeist starke Beschwerden hervor und können bestimmte Organe schädigen. Je nach Wurmart kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Alle chemisch-pharmazeutischen Wurmmittel haben jedoch das Ziel, den Wurm abzutöten.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Wurmmittel, auch bekannt als Anthelminthika, reicht viele Jahrhunderte zurück. Bereits in der Antike wurden natürliche Substanzen zur Behandlung von Wurminfektionen eingesetzt. Beispielsweise verwendeten die alten Ägypter Knoblauch und Granatapfelwurzelrinde als Mittel gegen Darmparasiten.
Im 19. Jahrhundert begann mit der Entwicklung der modernen Medizin auch eine systematischere Suche und Herstellung von Wurmmitteln. Eines der frühesten synthetischen Wurmmittel war das Piperazin, das in den 1950er Jahren eingeführt wurde und insbesondere gegen Spulwürmer wirksam ist. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden weitere wichtige Entdeckungen gemacht. Dazu gehört das Thiabendazol, das Anfang der 1960er Jahre eingeführt wurde und eine breitere Wirksamkeit gegen verschiedene Arten von Würmern zeigte.
Die bedeutendste Entwicklung in der Behandlung von Wurminfektionen war jedoch die Entdeckung des Ivermectins in den späten 1970er Jahren. Ivermectin, entwickelt aus den Bodenproben eines japanischen Golfplatzes, revolutionierte die Behandlung von parasitären Wurminfektionen, einschließlich Flussblindheit und Lymphatischer Filariose. Es erwies sich als so effektiv, dass es zur Kontrolle und Eliminierung dieser Krankheiten beitrug.
In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung weiterhin neue Wurmmittel entwickelt, die sicherer und wirksamer sind. Die Entdeckung und Entwicklung von Wurmmitteln bleibt ein aktives Forschungsfeld, besonders in Regionen, wo parasitäre Infektionen weit verbreitet sind.
Anwendung, Wirkung & Gebrauch
Die medizinischen Wurmmittel werden oral eingenommen. Dabei kann es hilfreich sein den Darm zuvor komplett mit Hilfe eines Einlaufes oder ähnlichem zu entleeren.
Aufgrund der Zyklen der Würmer und ihrer Eier muss die Kur mindestens einmalig nach ein paar Wochen wiederholt werden. Die chemischen Wurmmittel versuchen in den Organismus des Wurmes einzudringen und hier bestimmte Abläufe zu blockieren. Wurmmittel aus der Gruppe der Benzimidazole legen Stützeiweiße in den Zellen des Wurmes lahm, sodass die Zellen keinen für den Wurm lebenswichtigen Zucker mehr aufnehmen können.
Wurmmittel auf Grundlage des Wirkstoffes Pyrviniumembonat verhindert ebenfalls die Zuckerverwertung und lassen den Wurm verhungern. Der Wirkstoff Niclosamid führt stattdessen zu einer Anhäufung der Zwischenprodukte der Zuckerverwertung, welche zu einer Vergiftung des Wurmes führen.
Ein anderer Ansatzpunkt ist die Störung der Erregungsübertragung im Wurm. Hierbei werden durch Wurmmittel mit dem Wirkstoff Pyrantel die Reizübertragungen zwischen Nerven und Muskeln blockiert. Der Wirkstoff Praziquantel sorgt dafür, dass es zu einer Übererregung der Muskelzellen des Wurmes kommt. Bei beiden Mitteln kommt es zu einer Lähmung und dem dadurch bedingten Absterben des Wurmes.
Pflanzliche oder homöopathische Wurmmittel hingegen versuchen, das Milieu, in dem der Wurm wohnt, dahingehend zu ändern, dass sich der Wurm unwohl fühlt und den Körper verlässt. Auch soll hierdurch das körpereigene Immunsystem gestärkt werden, sodass es den Wurmbefall aus eigene Kraft abwehren kann.
Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Wurmmittel
Es gibt verschiedene Wurmmittel die gegen Wurmbefall eingesetzt werden können. Die chemische-pharmazeutischen versuchen, wie beschrieben, in den Organismus des Wurmes einzugreifen und diesen dadurch zum Absterben zu bringen.
Hierzu stehen Medikamente als Saft oder Tabletten mit den Wirkstoffen Benzimidazol, Niclosamid, Pyrantel und Praziquantel zur Verfügung. Einige wenige tropische Wurmarten müssen mit Hilfe ausländischer Medikamente bekämpft werden, da es hierfür auf dem deutschen Markt keine Medikamente gibt. Ein homöopathisches Wurmmittel ist Spigelia anthelmia, Cina und Aspidium Panna. Diese Mittel haben eine wurmabtreibende Kraft und wirken des Weiteren auf bestimmte Organe.
Da ein Wurmbefall häufig auf eine Übersäuerung des Körpers hindeutet, sollte der Säure-Basen-Haushalt ausgeglichen werden. Hierzu hilft eine Ernährung mit Rohkost und Naturjoghurt. Des Weiteren kann der Genuss von Knoblauch in gepresster oder gekochter Form, Sauerkraut, Möhren, Grapefruitkernöl und Papaya helfen, die Würmer zu vertreiben.
Da sich die Würmer von Kohlenhydraten ernähren, sollte über eine gewisse Zeit auf den Verzehr von Fleisch, Weißmehl und Zucker verzichtet werden. Zur Spülung des Darmes können Einläufe aus warmen Essigwasser mit Teebaum- und Grapefruitkernöl verwendet werden. Um ein Wandern der Würmer zu verhindern, kann der After abends außen mit einer fetten Creme oder Teebaumöl, auch als Mischung mit Knoblauch möglich, eingecremt werden.
Bei Wurmbefall ist es besonders notwendig, auf eine gute Hygiene zu achten. Händewaschen sollte mehrmals täglich, nicht nur nach dem Toilettengang und vor dem Essen, erfolgen. Handtücher, Unterwäsche und Bettzeug besonders oft wechseln und beim Waschen kochen. Sinnvoll kann auch der vorübergehende Einsatz von Papierhandtüchern sein, damit das Wurmmittel nicht umsonst eingenommen wird.
Risiken & Nebenwirkungen
Ein chemisch-pharmazeutisches Wurmmittel hat verschiedene Nebenwirkungen. In den meisten Fällen ist mit Übelkeit, Magenschmerzen oder Durchfall zu rechnen. Da die chemischen Wurmmittel die Darmflora schädigen sollte diese im Anschluss wieder aufgebaut werden.
Alternativen
Neben den traditionellen pharmakologischen Wurmmitteln (Anthelminthika) gibt es alternative Ansätze und Therapien, die zur Behandlung von Wurminfektionen eingesetzt werden können. Diese Alternativen können besonders für Personen nützlich sein, die auf chemische Medikamente empfindlich reagieren oder Zugang zu natürlicheren Behandlungsmethoden suchen.
1. Natürliche Heilmittel:
Viele natürliche Substanzen haben anthelminthische Eigenschaften, die gegen verschiedene Arten von Würmern wirksam sein können. Zum Beispiel:
Knoblauch: Enthält Ajoen und Allicin, Substanzen mit nachgewiesenen anti-parasitären Eigenschaften.
Kürbiskerne: Reich an Cucurbitacin, das lähmend auf Würmer wirken kann.
Papayasamen: Enthalten Enzyme, die die Integrität der Würmer beeinträchtigen können.
2. Homöopathie:
Homöopathische Mittel wie Cina und Teucrium marum werden traditionell zur Behandlung von Wurminfektionen eingesetzt. Obwohl die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen wissenschaftlich umstritten ist, wählen einige Menschen diese Therapieform aufgrund ihrer sanften Wirkung und geringen Nebenwirkungen.
3. Diätetische Ansätze:
Einige Ernährungsumstellungen können unterstützend wirken, um den Körper weniger gastfreundlich für Parasiten zu machen. Eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen und arm an verarbeiteten Zuckern ist, sowie die regelmäßige Aufnahme von probiotischen Lebensmitteln kann das Risiko von Wurminfektionen senken und das Immunsystem stärken.
4. Ayurvedische Medizin:
In der ayurvedischen Tradition werden verschiedene Kräuter und Praktiken zur Entfernung von Würmern eingesetzt. Kräuter wie Neem und Triphala haben natürliche entgiftende Eigenschaften und werden häufig zur Reinigung des Darms verwendet.
Vergleich:
Während pharmazeutische Wurmmittel schnell und zielgerichtet wirken und für schwere oder akute Fälle oft unerlässlich sind, bieten alternative Therapien eine weniger invasive Option, die gleichzeitig andere Aspekte der Gesundheit unterstützen kann.
Allerdings sollten schwere Infektionen immer medizinisch evaluiert werden, da die natürlichen und homöopathischen Mittel in ihrer Wirksamkeit begrenzt und wissenschaftlich weniger fundiert sind. Eine Kombination aus traditionellen Medikamenten und unterstützenden natürlichen Therapien kann für viele Patienten ein optimaler Ansatz sein.
Forschung & Zukunft
Die Forschung zu Anthelminthika, also Wurmmitteln, entwickelt sich ständig weiter, um effektivere und sicherere Behandlungen gegen parasitäre Würmer zu bieten. Aktuelle Trends in dieser Forschung konzentrieren sich auf mehrere Schlüsselbereiche:
1. Entwicklung neuer Wirkstoffe: Da sich Widerstandsfähigkeit gegen bestehende Medikamente entwickeln kann, ist die Entdeckung neuer Wirkstoffe entscheidend. Forscher untersuchen sowohl synthetische als auch natürliche Quellen, einschließlich mariner Organismen und traditioneller Medizinpflanzen, um neue Verbindungen mit potenzieller anthelminthischer Wirkung zu identifizieren.
2. Kombinationstherapien: Um die Effektivität zu verbessern und der Resistenzentwicklung entgegenzuwirken, werden Kombinationstherapien erforscht. Diese Ansätze kombinieren mehrere Wirkstoffe, die auf unterschiedliche Weise wirken, um die Behandlungswirksamkeit zu erhöhen und die Entwicklung von Resistenz zu minimieren.
3. Molekulare und genetische Ansätze: Die Forschung nutzt genetische Technologien, um die biologischen Mechanismen zu verstehen, die Würmern helfen, Medikamenten zu widerstehen. Diese Erkenntnisse können zur Entwicklung von Wirkstoffen führen, die gezielt diese Resistenzmechanismen blockieren.
4. Impfstoffentwicklung: Es gibt auch Fortschritte in der Entwicklung von Impfstoffen gegen bestimmte Wurmerkrankungen, wie z.B. Schistosomiasis. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Immunantwort des Körpers zu stärken, um Infektionen zu verhindern oder deren Schwere zu reduzieren.
5. Präzisionsmedizin: Durch die Anpassung von Behandlungen an die genetischen Merkmale der Würmer und der individuellen Immunantwort der Betroffenen könnte die Präzisionsmedizin helfen, effektivere und personalisierte Therapien zu entwickeln.
Diese Trends spiegeln ein breites Spektrum an Forschungsaktivitäten wider, die darauf abzielen, die globalen Herausforderungen durch Wurminfektionen zu bewältigen, insbesondere in Regionen, wo sie am meisten verbreitet sind. Die Fortschritte in der Wissenschaft und Technologie bieten neue Möglichkeiten, diese langanhaltenden Gesundheitsprobleme anzugehen.