Zahngranulome

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Manchmal können sich nach einer Zahn- oder Zahnfleischentzündung Zahngranulome an der Wurzelspitze oder im Bereich der Zahnfleischtaschen bilden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Zahngranulome?

Zahngranulome sollten unbedingt vom Zahnarzt untersucht werden, da sonst starke Schmerzen und Entzündungen auftreten können.

Zahngranulome entstehen meistens durch eine chronische Reizung oder Entzündung von Zähnen oder Zahnfleisch. Zahngranulome sind kleine Knötchen, die man manchmal im Kiefer fühlen kann, besonders im Bereich des Zahnfleisches. Der Bereich ist druckschmerzempfindlich, Zahngranulome im Zahnfleischbereich können auch bluten. Egal wo sie sich befinden, sind Zahngranulome meistens mit Schmerzen verbunden.

Als Zahngranulome bezeichnet man also ein knötchenartiges Gewebe im Bereich der Zähne oder des Zahnfleisches. Wie man an der Bezeichnung Zahngranulome erkennt, handelt es sich um granulierte Gebilde aus verschiedenen Zellen granuliert sind, meistens aus Lymphozyten, Blutgefäßen und Bindegewebszellen.

Zahngranulome können als Reaktion auf andauernde Entzündungen, Infektionen oder Allergien entstehen. Es gibt verschiedene Arten von Zahngranulomen. Sie können im Bereich des Zahnfleisches oder an der Wurzelspitze von Zähnen auftreten.

Ursachen

Die verschiedene Zahngranulome können unterschiedlichen Ursachen haben:

Es gibt pilzförmige Zahngranulome, die man als Epulis bezeichnet. Diese Zahngranulome werden meistens durch Entzündungen verursacht, auf die das umliegende Gewebe des Zahnes reagiert. Eine solche Entzündung kann sich in einer Zahnfleischtasche bilden und sich dann ausweiten. Epulis können auch durch länger andauernde Reizungen durch Füllungsränder, Kronen oder drückende Prothesen entstehen. Eine Sonderform dieser Zahngranulome entsteht in der Schwangerschaft (Epulis gravidarum).

Das Wurzelspitzengranulom wird meistens durch eine fortschreitende Karies verursacht, die im Zahninneren zu einer Entzündung führt und sich auf den Bereich der Wurzel und des Kieferknochens ausweitet. Diese Entzündung bildet Zahngranulome, die sich auf der Wurzelspitze des Zahnes verkapseln und dort einen Herd bilden.

Fremdkörpergranulome können im Bereich der Zähne oder auch an anderen Körperstellen auftreten, wenn ein Fremdkörper ins Gewebe eindringt und dort eine anhaltende Entzündung verursacht, die sich dort zu einem Granulom verkapselt. Bei den Fremdkörpern kann es sich um Metallpartikel, Holzspäne oder Faden handeln.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den typischen Symptomen von Zahngranulomen gehören mehr oder weniger starke Schmerzen. Es handelt sich um die gleichen Beschwerden, die bei allen Entzündungen im Zahnbereich vorkommen. Zahngranulome können sowohl verdeckt an der Zahnwurzel als auch sichtbar als Vorwölbung des Zahnfleisches (Epulis) auftreten. Während die sogenannten apikalen Granulome (Wurzelspitzengranulome) vor allem durch Schmerzen gekennzeichnet sind, kann eine Epulis zusätzlich auch leicht bluten.

Allerdings können Zahngranulome lange Zeit auch schmerzfrei bleiben. Deshalb werden nicht sichtbare Granulome manchmal erst spät entdeckt. Apikale Granulome bereiten meist Beschwerden beim Beißen oder beim Verzehr von kalten sowie heißen Speisen. In diesen Fällen treten starke Zahnschmerzen auf, obwohl der betreffende Zahn bereits abgestorben ist.

An der Zahnwurzel befindet sich jedoch Granulationsgewebe, welches entzündet ist und bei mechanischer Belastung auf den Kiefernknochen drückt. Die Epulis wiederum stellt ein pilzförmiges oder halbkugeliges Gebilde dar, welches auf dem Zahnfleischrand sitzt. Es handelt sich um eine rosafarbene Vorwölbung des Zahnfleisches.

Oft kommt die Epulis während der Schwangerschaft vor. Sie kann aber auch aufgrund ständiger Reize durch schlecht sitzende Zahnprothesen, Kronen oder störende Füllungsränder sowie durch ungenügende Mundhygiene entstehen. In seltenen Fällen werden auch sogenannte interne Zahngranulome beobachtet, die sich in der Folge einer chronischen Zahnnervenentzündung bilden. Da der Zahn durch das Granulationsgewebe nur noch schlecht versorgt wird, kommt es häufig zu Zahnfrakturen.

Diagnose & Verlauf

Zahngranulome machen sich in der Regel durch anhaltende Zahnschmerzen bemerkbar, durch die man gezwungen ist, einen Zahnarzt aufzusuchen. Der Zahnarzt lässt sich zunächst die Beschwerden des Patienten schildern - meistens pochende Zahnschmerzen - und untersucht anschließend die Mundhöhle genauer.

Epulis kann er leicht diagnostizieren, weil diese Zahngranulome im Bereich des Zahnfleisches auftreten, oft bluten und mit bloßem Auge schon leicht erkennbar sind. Der Zahnarzt tastet sie ab und entscheidet sich dann, wie er die Zahngranulome behandelt. Wurzelspitzen- und Fremdkörpergranulome kann er allerdings nicht mit bloßem Auge erkennen, für die Diagnose dieser Zahngranulome muss ein Röntgenbild des Kiefers angefertigt werden.

Wenn Zahngranulome zusammen mit dem infizierten Gewebe komplett entfernt werden, kann der Entzündungsherd gut ausheilen. Es kann allerdings vorkommen, dass sich Zahngranulome erneut an der gleichen Stelle bilden, wenn das Gewebe der Zahngranulome nicht komplett entfernt wird. Wenn die Entzündung lange bestehen bleibt, können Zahngranulome Kieferzysten bilden, die den Kieferknochen schädigen können.

Komplikationen

Wenn Zahngranulome durch ihr Wachstum benachbartes Gewebe verdrängen, können ernste Komplikationen auftreten. Parallel dazu treten Vorwölbungen und zuweilen auch Schmerzen auf, die aufgrund ihrer chronischen Natur eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Die Granulom-Form Epulis kann am Zahnfleisch kleine Knötchen hervorrufen, die weitere Schmerzen und mitunter auch Blutungen nach sich ziehen.

Des Weiteren können Zahngranulome Rezidive bilden, also nach einer erfolgreichen Behandlung neu entstehen. Bleibt die Entzündung über einen längeren Zeitraum bestehen, kann es zur Bildung von Zysten kommen, die wiederum den Kieferknochen schädigen können. Kieferzysten können zudem Infektionen und Gewebeschäden hervorrufen. Ausgeprägte Wucherungen rufen gelegentlich Sensibilitätsstörungen und Taubheitsgefühle im betroffenen Bereich hervor.

Die therapeutische Behandlung eines Zahngranuloms birgt keine größeren Risiken. Allerdings kann es im Rahmen der örtlichen Betäubung zu Nebenwirkungen wie zeitweiliger Verwirrung, Gedächtnisstörungen und Panikattacken kommen. Ein operativer Eingriff hat gelegentlich Wundheilstörungen oder die Entstehung von Narben zur Folge.

Aufgrund der Lokalisation der Zahngranulome kann die Heilung kompliziert verlaufen. Begleitend verordnete Arzneimittel bergen ebenfalls Risiken und Nebenwirkungen, die sich bei Vorerkrankungen oder einer Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten zu ernsten Komplikationen entwickeln können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer anhaltenden oder chronischen Entzündung des Zahnfleisches sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Beschwerden bei der Nahrungsaufnahme, Zahnschmerzen oder Schwellungen im Bereich des Mundes, ist eine bei Kontrolluntersuchung einem Arzt notwendig. Bei einem ungewöhnlichen Geschmack im Mund, Unregelmäßigkeiten beim Tragen von Zahnspangen oder einem Zahnersatz sowie bei Auffälligkeiten der Sprachgebung wird ein Arzt benötigt. Verfärbungen des Zahnfleisches oder Deformierungen im Bereich des Gesichtes gelten als Warnsignale des Organismus.

Sie sind ärztlich begutachten zu lassen, damit eine Diagnosestellung möglich ist. Eine Gereiztheit im Mundbereich, ein allgemeines Unwohlsein, Appetitlosigkeit oder eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme sind Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ein Arzt wird benötigt, damit Maßnahmen zu Linderung der Beschwerden eingeleitet werden können. Da schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko haben, Zahngranulome zu erlangen, ist insbesondere bei ihnen eine besondere Wachsamkeit notwendig.

Auftretende Veränderungen sollten unverzüglich mit einem Arzt besprochen werden. Kommt es zu Frakturen der Zähne, sollte unverzüglich eine medizinische Versorgung in Anspruch genommen werden. Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes ist grundsätzlich die Rücksprache mit einem Arzt oder Mediziner anzuraten. Es können Nebenwirkungen auftreten, die eine Zunahme der Beschwerden auslösen. Lockern sich Zähne oder verrutschen Zahnprothesen ist ebenfalls ein Kontrollbesuch bei einem Arzt notwendig.

Behandlung & Therapie

Zahngranulome verursachen unbehandelt in den meisten Fällen über längere Zeit Schmerzen. Man kann die Zahngranulome unter örtlicher Betäubung entfernen.

Darüber hinaus muss der Zahnarzt auch die Wurzel und das entzündete Gewebe behandeln, das die Zahngranulome verursacht hat. Wenn Bereiche des Knochens betroffen sind, müssen diese ebenfalls entfernt werden. Bei einem stark kariösen Zahn wird sich der Zahnarzt für das Ziehen dieses Zahnes entscheiden wegen der erneuten Entzündungsgefahr.

Beim Wurzelspitzengranulom muss der Zahnarzt durch eine Wurzelspitzeresektion einen Teil der Zahnwurzel und das infizierte Gewebe um diese herum entfernen .

Über chirurgische Eingriffe hinaus werden Zahn, Wurzel und Kieferbereich medikamentös behandelt, um die Entzündung auszuheilen.


Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung gegen Zahngranulome gibt es nicht, aber man kann viel tun, indem man eine gute Mundhygiene durch regelmäßige Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume betreibt, die zusammen Karies und Zahnfleischentzündungen verhindern. Weil Zahngranulome meistens an entzündeten Zähnen auftreten, ist eine Kariesprophylaxe zugleich eine Prophylaxe gegen Zahngranulome.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Zahngranulomen sollte über das Ende der Heilungsphase hinausgehen, wobei die Maßnahmen begrenzt zur Verfügung stehen. Der Defekt wird mittels Tamponade und Verbandsplatte offen nachbehandelt. Im Vordergrund stehen fortlaufende Untersuchungen und eine begleitende Diagnostik, damit Verschlechterungen oder weiteren Beschwerden weitestgehend ausgeschlossen werden können.

Somit ist es wichtig, den Arzt bei jeder Veränderung frühzeitig aufzusuchen. In dem der behandelnde Arzt eingreifen kann, wird der Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst werden. Dies erfolgt zumeist über eine medikamentöse Behandlung mittels Salben und Tabletten. Der Therapieverlauf gestaltet sich dabei abhängig davon, ob das Medikament bereits abgesetzt werden kann.

Punktuell sind zum Teil jedoch auch ärztliche Eingriffe im Mundraum des Patienten notwendig. Im Rahmen der Nachsorge kann der Patient auch einige Dinge selber umsetzen, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Die Verbesserung der Mundhygiene ist dabei grundlegend. Eine regelmäßige Mundpflege ist unbedingt notwendig, um die Neubildung weiterer Zahngranulome zu verhindern. Hierzu gehören das Putzen der Zähne und das Spülen mit einer antibakteriellen Mundspülung. Bei der Einnahme von Medikamenten und dem Auftragen von Salben ist unbedingt auf die vorgeschriebene Regelmäßigkeit zu achten.

Das können Sie selbst tun

Reizungen der Zähne oder des Zahnfleisches sollten vermieden werden, damit eine Zunahme der gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf ein Mindestmaß reduziert wird. Hierfür ist die Aufnahme der Lebensmittel zu überprüfen und nach Möglichkeit zu optimieren. Die Zufuhr von säurehaltigen Nahrungsmitteln, Alkohol oder Nikotin ist zu vermeiden.

Getragene oder eingesetzte Zahnspangen sowie vorhandener Zahnersatz sind auf Druckeinwirkung im Mundbereich zu überprüfen. Druckstellen können vorhandene Beschwerden intensivieren oder zu Störungen des Heilungsprozesses führen. Sobald sie auftreten sollte ein Arzt konsultiert werden, damit eine Kontrolle erfolgen kann. Von eigenständigen Handlungen ist in diesen Fällen abzuraten.

Zahngranulome sind meist mit dem Auftreten von Schmerzen verbunden. Dennoch ist der Konsum von Schmerzmitteln keinesfalls ohne eine ärztliche Absprache zu empfehlen. Es können Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten, die zu schwerwiegenden Störungen führen können. Im Alltag sind die vorhandenen körperlichen wie mentalen Stressoren auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Anhaltende mentale Überforderungen haben einen negativen Einfluss auf den Genesungsverlauf und sind daher schnellstmöglich sowie anhaltend abzubauen.

Damit keine Ausbreitung vorhandener gesundheitlicher Unregelmäßigkeiten erfolgt, ist eine tägliche Zahn- und Mundreinigung trotz der Beschwerden nötig. Die Reinigungsvorgänge in Mund und Rachen sind den gesundheitlichen Möglichkeiten anzupassen, sollten jedoch keinesfalls vollständig eingestellt werden. Der Kiefer sollte zudem nicht übermäßig belastet werden.

Quellen

  • Gängler, P., Hoffmann, T., Willershausen, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M. (Hrsg.): Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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