Mundhygiene
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Sorgfältige Mundhygiene ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Schon die Jüngsten lernen das richtige Zähneputzen und werden regelmäßig dem Zahnarzt vorgestellt. Schöne und gesunde Zähne sind der Lohn für regelmäßige Pflege und Prophylaxe.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Mundhygiene?
Unter dem Begriff Mundhygiene werden alle vorbeugenden Maßnahmen zusammengefasst, die das Entstehen von Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates verhindern sollen.
Die Spannbreite reicht vom regelmäßigen Zähneputzen und professionellen Prophylaxemaßnahmen in der Zahnarztpraxis bis zur Fluoridierung des Trinkwassers. Am wichtigsten ist die individuelle Prophylaxe, die in Basis- und Intensivprophylaxe unterteilt wird. Zu den basisprophylaktischen Maßnahmen zählen die gesunde Ernährung und die tägliche Zahnreinigung.
Bei den meisten Personen reichen diese einfachen Hygienemaßnahmen allein nicht aus, sie brauchen professionelle Intensivprophylaxe, die nur von geschulten Fachleuten durchgeführt werden kann. Um krankhafte Veränderungen an den Zähnen und am Zahnfleisch frühzeitig erkennen zu können, sind zwei Vorsorgeuntersuchungen pro Jahr empfehlenswert.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Mundhygiene reicht bis in die Antike zurück und zeigt, wie sich das Verständnis für Zahngesundheit und deren Pflege entwickelt hat. Erste Hinweise auf Mundhygiene finden sich bei den Sumerern um 3000 v. Chr., die Zahnstöcke aus Zweigen verwendeten, um Essensreste zu entfernen. In Ägypten nutzten die Menschen bereits Mischungen aus pulverisiertem Gestein, Holzasche und Kräutern als Zahnpulver.
Die Griechen und Römer entwickelten die Mundpflege weiter, indem sie Zahnbürsten aus Tierhaaren einführten. Ihre Zahnpulver enthielten oft Kreide oder zerstoßenen Knochen. Gleichzeitig wurde erkannt, dass eine gute Mundhygiene mit der allgemeinen Gesundheit zusammenhängt.
Im Mittelalter stagnierte die Mundhygiene in Europa, während sie in der islamischen Welt Fortschritte machte. Der Miswak, ein Zahnreinigungszweig, wurde dort populär und wird bis heute verwendet. Die Renaissance brachte ein erneutes Interesse an Zahnmedizin mit sich, und Zahnbürsten aus Borsten und Holz wurden in Europa verbreiteter.
Der moderne Durchbruch erfolgte im 19. Jahrhundert mit der industriellen Herstellung von Zahnbürsten und Zahnpasta. Um 1873 wurde die erste kommerzielle Zahnpasta in Tuben verkauft. Die Entwicklung fluoridhaltiger Zahnpasten im 20. Jahrhundert revolutionierte die Mundhygiene und führte zu einem signifikanten Rückgang von Karies und Zahnfleischerkrankungen. Heute sind elektrische Zahnbürsten und High-Tech-Mundpflegeprodukte ein fester Bestandteil der Mundhygiene.
Einsatz & Indikation
Mundhygiene wird täglich durchgeführt, idealerweise mindestens zweimal am Tag – morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen. Sie ist notwendig, um Plaque und Speisereste zu entfernen, die zu Karies, Zahnfleischerkrankungen und Mundgeruch führen können. Regelmäßige Mundhygiene verhindert die Ansammlung von Bakterien, die nicht nur die Mundgesundheit, sondern auch die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen können.
Eine professionelle Mundhygiene wird notwendig, wenn trotz täglicher Pflege Zahnbeläge oder Zahnstein entstehen, die sich mit der Zahnbürste nicht mehr entfernen lassen. Dies geschieht häufig, wenn schwer zugängliche Bereiche wie Zahnzwischenräume oder Zahnfleischtaschen betroffen sind. Zahnärzte oder Dentalhygieniker empfehlen eine professionelle Zahnreinigung etwa alle sechs Monate, abhängig vom individuellen Risiko für Karies oder Parodontitis.
Zusätzlich wird eine verstärkte Mundhygiene notwendig bei bestimmten Lebensumständen, wie während einer Schwangerschaft, bei Diabetes oder bei bestimmten Medikamenteneinnahmen, die das Risiko für Zahnfleischprobleme erhöhen. Auch bei sichtbaren Anzeichen wie Zahnfleischbluten, Mundgeruch oder Verfärbungen der Zähne sollte die Mundhygiene intensiviert werden. Bei Erkrankungen wie Parodontitis ist eine professionelle Mundhygiene Teil der Therapie und hilft, die Erkrankung unter Kontrolle zu bringen.
Vorteile & Nutzen
Mundhygiene bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen zahnmedizinischen Behandlungsmethoden, da sie präventiv wirkt und viele Probleme schon im Ansatz verhindert. Regelmäßige Mundhygiene – sowohl zu Hause als auch professionell – reduziert die Bildung von Plaque und Zahnstein, wodurch das Risiko für Karies und Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis signifikant gesenkt wird. Im Vergleich zu invasiven Behandlungen wie Füllungen, Wurzelbehandlungen oder Zahnextraktionen ist Mundhygiene schmerzfrei, kostengünstig und nicht zeitaufwendig.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Mundhygiene die natürliche Zahnsubstanz erhält, während andere Behandlungsmethoden oft mit Verlust von Zahnschmelz oder Dentin einhergehen. Die professionelle Zahnreinigung entfernt zudem Verfärbungen und verbessert das ästhetische Erscheinungsbild der Zähne, was andere Eingriffe nicht automatisch leisten.
Mundhygiene hat auch einen positiven Einfluss auf die allgemeine Gesundheit, da sie die Bakterienbelastung im Mund verringert. Dies reduziert das Risiko systemischer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Atemwegsinfektionen, die durch eine schlechte Mundgesundheit begünstigt werden können.
Im Gegensatz zu akuten zahnmedizinischen Eingriffen, die oft erst bei bestehenden Problemen notwendig werden, ist Mundhygiene eine langfristige Maßnahme, die durch regelmäßige Anwendung chronische Erkrankungen und hohe Behandlungskosten verhindern kann. Sie bietet somit nicht nur funktionelle, sondern auch ästhetische und gesundheitliche Vorteile.
Funktion, Wirkung & Ziele
Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates werden durch Zahnbelag (Plaque) und dessen Stoffwechselprodukte verursacht. Auf dem Zahnbelag können sich Bakterien und andere Mikroorganismen ansiedeln.
Bei zuckerreicher Ernährung produzieren die Mikroorganismen Säuren, die Karies verursachen. Andere Bakterien, die sich ebenfalls auf dem Zahnbelag ansiedeln, provozieren das Immunsystem und es entsteht eine Zahnfleischentzündung. Weiche Zahnbeläge aus Nahrungsresten und Bakterien lassen sich mit der Zahnbürste durch gründliches Putzen und Spülen entfernen.
Darum ist das regelmäßige Zähneputzen der wichtigste Teil der Mundhygiene, der nicht nur für frischen Atem sorgt, sondern die meisten Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates wirksam verhindern kann. Die Schichten aus Nahrungsresten, Mikroorganismen und ihren Stoffwechselprodukten können zusätzlich Mineralstoffe aufnehmen. Durch diese Mineralisation des Zahnbelages entsteht Zahnstein. Zahnstein lässt sich mit der Zahnbürste nicht mehr entfernen.
Harte Beläge und unschöne Verfärbungen, wie sie beispielsweise vom Rauchen oder vom Teetrinken verursacht werden, müssen durch den Zahnarzt oder durch speziell geschulte Mitarbeiter in der Praxis entfernt werden. Diese professionelle Zahnreinigung sollte im Abstand von etwa sechs Monaten durchgeführt werden und ist eine wichtige Ergänzung der persönlichen Mundhygiene.
Typische Produkte & Mittel
Wichtigstes Instrument für die Mundhygiene ist die Zahnbürste. Ob man sich für die klassische Handzahnbürste, die es in verschiedenen Härtegraden und Formen gibt, eine elektrische Zahnbürste oder sogar eine Ultraschallzahnbürste entscheidet, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Geldbeutels.
Die Reinigungsleistung der Hand- und Zahnbürsten wird von Fachleuten als etwa gleichwertig eingeschätzt. Ultraschallzahnbürsten brauchen eine spezielle Zahnpasta, da sie ein anderes Reinigungsprinzip haben. Sie reinigen sehr gründlich und schonend. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume eignet sich Zahnseide.
Sind die Abstände größer, werden Interdentalbürsten genutzt. Zahnpasta für Hand- und Elektrozahnbürsten gibt es in großer Auswahl. Mundwässer und Mundspülungen sorgen für frischen Atem. Einige Produkte werben mit antibakterieller Wirkung. Diese hält nur etwa eine halbe Stunde an.
Durchführung & Ablauf
Eine professionelle Mundhygiene, auch Zahnreinigung genannt, läuft in mehreren Schritten ab und wird von einem Zahnarzt oder einer Dentalhygienikerin durchgeführt. Der Prozess beginnt mit einer gründlichen Untersuchung des Mundraums, bei der Zahnfleisch, Zähne und Zahnzwischenräume auf Plaque, Zahnstein und Entzündungen geprüft werden.
Der erste aktive Schritt ist die Entfernung von Zahnstein. Dazu werden spezielle Instrumente wie Scaler oder Ultraschallgeräte verwendet, um harte Ablagerungen von den Zähnen zu lösen, insbesondere an schwer zugänglichen Stellen wie den Zahnfleischtaschen. Anschließend wird mit Handinstrumenten fein nachgearbeitet.
Im nächsten Schritt erfolgt die Reinigung der Zahnzwischenräume, häufig mithilfe von Zahnseide oder Interdentalbürsten. Danach werden die Zähne mit einer rotierenden Bürste und einer speziellen Polierpaste geglättet, um verbliebene Beläge zu entfernen und die Oberfläche der Zähne zu glätten. Dies erschwert die erneute Anhaftung von Plaque.
Zum Abschluss der Mundhygiene wird oft ein Fluoridgel oder Lack aufgetragen, um den Zahnschmelz zu stärken und vor Karies zu schützen. Der gesamte Prozess dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten und wird individuell an den Zustand der Zähne angepasst. Die Patienten erhalten abschließend Tipps zur Verbesserung der täglichen Mundpflege, um langfristige Ergebnisse zu erzielen.
Krankheiten, Risiken & Gefahren
Ein strahlendes Lächeln ist die beste Visitenkarte, doch das können nur die zeigen, die gesunde und sorgfältig gepflegte Zähne haben. Die Gesundheit der Zähne wird vor allen Dingen durch Karies und Parodontitis gefährdet.
Während Karies den Zahn beschädigt und im fortgeschrittenen Stadium starke Schmerzen bereitet, bleibt die Entzündung und die allmähliche Zerstörung des Zahnhalteapparates in vielen Fällen zu lange unbemerkt. Die Behandlung von Karies wird von den meisten Patienten zwar als sehr unangenehm empfunden, aber die Schmerzen sorgen dafür, dass der Zahnarzt aufgesucht wird.
Nur in besonders schwierigen Fällen muss der Zahn extrahiert werden und hinterlässt eine unschöne Lücke. Problematischer als Karies ist die Parodontitis, die zur Zerstörung des Zahnhalteapparates führt. Zunächst macht sich die Entzündung, die durch Plaque verursacht wird, durch Schwellung des Zahnfleisches und Zahnfleischbluten bemerkbar. Später geht Bindegewebe und Knochensubstanz verloren. Dadurch lockern sich die Zähne und es droht der vollständige Verlust.
Parodontitis führt außerdem zu einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes. Das Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Rheuma und für Frühgeburten wird durch eine Parodontitis gesteigert.
Alternativen
Wenn eine professionelle Mundhygiene nicht möglich ist, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, die sowohl präventiv als auch unterstützend wirken können. Eine der wichtigsten Alternativen ist die intensivierte häusliche Mundpflege. Dies umfasst die Verwendung elektrischer Zahnbürsten, die oft effektiver sind als manuelle Bürsten, sowie die tägliche Anwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten, um Beläge aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen. Mundspüllösungen mit antibakteriellen Wirkstoffen wie Chlorhexidin oder ätherischen Ölen können ebenfalls helfen, die Bakterienlast zu reduzieren.
Für Patienten mit eingeschränkter Mobilität oder Koordination, wie bei neurologischen Erkrankungen, können spezielle Zahnpflegehilfen wie Griffverstärker für Zahnbürsten oder Mundduschen eingesetzt werden. In solchen Fällen kann die Unterstützung durch Pflegepersonal oder Angehörige notwendig sein.
Bei Patienten, bei denen eine professionelle Zahnreinigung kontraindiziert ist, wie etwa bei akuten Entzündungen oder bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, können antibakterielle Gele oder medizinische Zahnpasten verschrieben werden. Diese reduzieren Entzündungen und fördern die Heilung.
Eine weitere Option sind Prophylaxemaßnahmen in der Zahnarztpraxis, wie die Versiegelung von Fissuren oder die Anwendung hochkonzentrierter Fluoridpräparate, um Karies vorzubeugen. Bei schweren Fällen von Parodontitis, die eine Mundhygiene erschweren, kann eine lokale Antibiotikatherapie oder Laserbehandlung helfen, bakterielle Infektionen zu kontrollieren.
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Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Meyer-Lückel, H., et al.: Karies. Thieme, Stuttgart 2012
- Meyer-Lückel, H., Paris, S., Ekstrand, K. (Hrsg.): Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis. Thieme, Stuttgart 2012