Zerebrales Aneurysma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem zerebralen Aneurysma handelt es sich um eine Ausstülpung in der Wand eines Blutgefäßes im Gehirn. Derartige Veränderungen der Gefäße weisen einen Krankheitswert auf. Grundsätzlich zählen zerebrale Aneurysmen zu den sogenannten zerebralen Angiodysplasien. Zu dieser Kategorie werden außerdem auch Kavernome und Angiome gerechnet. In zahlreichen Fällen kommt das zerebrale Aneurysma in Bereichen vor, in denen sich die Hauptarterien im Gehirn verzweigen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein zerebrales Aneurysma?

Grundsätzlich lassen sich zerebrale Aneurysmen unter Einsatz von bildgebenden Untersuchungsverfahren diagnostizieren.
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Prinzipiell stellen Aneurysmen Aussackungen von Gefäßen dar. Sie entstehen vor allem an solchen Stellen, an denen sich Blutgefäße teilen. Dabei wird je nach Form der Aneurysmen in verschiedene Arten unterschieden. So existieren zum einen sackförmige Aneurysmen sowie unregelmäßig geformte. Auch im Hinblick auf ihre Größe unterscheiden sich Aneurysmen erheblich. Die Ausdehnung variiert von wenigen Millimetern bis hin zu Aneurysmen im Zentimeterbereich.

Wenn das Aneurysma größer als zwei Zentimeter ist, liegt ein sogenanntes Riesenaneurysma vor. Gefährlich ist vor allem die Ruptur von zerebralen Aneurysmen. Solche Rupturen ereignen sich mit einer Wahrscheinlichkeit von circa 10:100.000 Fällen jährlich. Dabei zeigt sich, dass weibliche Patienten öfter eine Ruptur erleiden als Männer. Der Aufbau von Aneurysmen gliedert sich in einen Hals und einen Sackbereich.

Zu einer Ruptur kommt es im überwiegenden Teil der Fälle am dünnsten Punkt innerhalb des Sackes. Bei zahlreichen Personen kündigt sich die Ruptur nicht durch vorherige Anzeichen an, sodass sie sich meist plötzlich und erwartet ereignet. Mitunter wird die Ruptur jedoch durch physische Anstrengung oder Pressen begünstigt. Sackförmige Aneurysmen kommen häufig an der Basis des Gehirns vor. Denn dort verbinden sich die vier wichtigsten Arterien des Hirns kreisförmig.

Ursachen

Die Entstehung eines zerebralen Aneurysmas wird in der Regel durch verschiedene Faktoren begünstigt. Zum einen sind Störungen oder Schäden an den Wänden der Blutgefäße ein möglicher Entstehungsfaktor. Zum Teil existieren auch genetische Dispositionen für die Bildung von Aneurysmen im Gehirn.

Darüber hinaus erleichtern einige Faktoren die Entwicklung von zerebralen Aneurysmen. Dazu gehören zum Beispiel eine Schwäche des Bindegewebes, bestimmte Fehlbildungen im arteriovenösen Bereich sowie Erkrankungen der Niere. Ein weiterer entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von zerebralen Aneurysmen ist Bluthochdruck (medizinischer Fachbegriff Hypertonie).

Auch Raucher sind stärker gefährdet als Nichtraucher. Im Bereich der Teilung von Blutgefäßen im Gehirn wirken besondere mechanische Kräfte. Diese sind vermutlich an der Bildung von Aneurysmen beteiligt. Somit ist zu erklären, warum sich zahlreiche zerebrale Aneurysmen an Verzweigungsstellen von Gefäßen entwickeln.

Dabei wird die sogenannte Tunica media oft verdünnt. Im überwiegenden Teil der Fälle bilden sich zerebrale Aneurysmen im Laufe des Lebens. Der geringere Teil der Aneurysmen ist angeboren oder vererbt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die möglichen Symptome von zerebralen Aneurysmen sind verschieden. In vielen Fällen ruft ein Aneurysma jedoch lange Zeit keinerlei Beschwerden hervor und bleibt aus diesem Grund unentdeckt. In zahlreichen Fällen werden zerebrale Aneurysmen zufällig im Rahmen anderer ärztlicher Untersuchungen gefunden und diagnostiziert.

Oftmals ist dies zum Beispiel im Zusammenhang mit MRT- oder computertomografischen Untersuchungen möglich. Darüber hinaus treten unter Umständen zusätzliche Symptome auf. Diese hängen stark damit zusammen, wo sich das zerebrale Aneurysma befindet und wie groß es ist. Besonders ausgedehnte Gefäßaussackungen beanspruchen einen gewissen Raum im Gehirn, sodass anderes Gewebe verdrängt wird.

Damit einhergehend sind beispielsweise neurologische Störungen wie Ausfälle von zerebralen Nerven möglich. Einige Patienten leiden zudem unter Krampfanfällen. In besonders schweren Fällen führt das zerebrale Aneurysma zu einer Kompression des Hirnstamms. Im Fall der Ruptur eines zerebralen Aneurysmas kommt es zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung, die eine akute Bedrohung für das Leben des Patienten darstellt. Die Begleitsymptome der Blutung gleichen denen eines Schlaganfalls.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Grundsätzlich lassen sich zerebrale Aneurysmen unter Einsatz von bildgebenden Untersuchungsverfahren diagnostizieren. Hier kommen zum Beispiel eine CT- oder eine MRT-Untersuchung infrage. Besonders exakte Ergebnisse liefert zudem die Angiografie. Da zerebrale Aneurysmen in zahlreichen Fällen symptomfrei bleiben, werden sie meist jedoch nicht oder nur zufällig entdeckt.

Komplikationen

Die größte Gefahr bei einem zerebralen Aneurysma besteht darin, dass das erweiterte Blutgefäß platzt und zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung im Gehirn führt. Eine Subarachnoidalblutung stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar, der sofort ärztlicher Hilfe bedarf. Hierbei handelt es sich um einen hämorrhagischen Schlaganfall, der in 50 Prozent der Fälle tödlich endet.

Ein Drittel der Patienten verstirbt bereits auf dem Weg in die Klinik und ein weiteres Drittel kann trotz der Behandlung im Krankenhaus nicht mehr gerettet werden oder behält neurologische Schäden zurück. Oft sind die Betroffenen nach einer überstandenen Subarachnoidalblutung dauerhaft geistig retardiert. Allerdings bestehen bei ungefähr einem Drittel der Patienten auch gute bis sehr gute Heilungschancen.

Oft ist das zerebrale Aneurysma ein Zufallsbefund, weil meist keine Beschwerden auftreten. Manchmal wird der Befund aber auch erst gestellt, wenn es schon zur Hirnblutung gekommen ist. Die Blutung macht sich durch plötzliche heftige Vernichtungskopfschmerzen, Blutdruckabfall, Erbrechen, Atembeschwerden und Bewusstlosigkeit bemerkbar. Je nach Ausmaß der Hirnblutung kann es zuweilen plötzlich aus scheinbar vollster Gesundheit heraus zum Tod kommen.

Auch nach einer sofort einsetzenden medikamentösen oder chirurgischen Therapie sind nachträglich weitere Komplikationen möglich wie Nachblutungen, Vasospasmen mit der Gefahr von ischämischen Schlaganfällen, Abflussstörungen von Liquor durch Verstopfung der Liquorwege, Hirnödeme oder zerebrale Krampfanfälle. Da die chirurgische Entfernung von zerebralen Aneurysmen auch mit Risiken verbunden ist, wird eine Operation erst bei einer Größe über sieben Millimeter empfohlen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es zu einem plötzlichen Anstieg des Blutdrucks, besteht akuter Anlass zur Besorgnis. Ein Arzt ist aufzusuchen oder ein Rettungsdienst muss in akuten Fällen alarmiert werden. Verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand des Betroffenen innerhalb kurzer Zeit in einem immensen Umfang, benötigt er dringend ärztliche Hilfe. Bei Krampfanfällen, Lähmungserscheinungen sowie einem raschen Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit ist ein Arztbesuch notwendig. Störungen der Funktionstätigkeit sind Warnsignale des Organismus. Sie sollten einem Arzt vorgestellt werden, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird und ein Behandlungsplan erstellt werden kann.

Bei Unregelmäßigkeiten der Atemtätigkeit, Erbrechen, Übelkeit oder Schwindel ist eine ärztliche Untersuchung angezeigt. Da es ohne eine Behandlung bei einem zerebralen Aneurysma zu einem tödlichen Krankheitsverlauf kommen kann, ist bei einem akuten Unwohlsein oder einem starken Krankheitsgefühl unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Kopfschmerzen, Gangunsicherheiten, Verfärbungen des Hautbildes oder Störungen der Gedächtnistätigkeit sind erste Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Sie sollten schnellstmöglich von einem Arzt untersucht und behandelt werden.

Ein Druckgefühl im Kopfinneren, Störungen der Durchblutung und eine Schwächung des Bindegewebes gelten als Warnhinweise des Organismus. Zur Vermeidung von Komplikationen und Folgestörungen sollte eine ärztliche Abklärung der Beschwerden stattfinden. Bei einem kribbelnden Gefühl im Organismus oder anderen Sensibilitätsstörungen auf der Haut besteht ebenfalls Handlungsbedarf.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der zerebralen Aneurysmen richtet sich in erster Linie nach dem individuellen Einzelfall und hier vor allem nach dem Ort und der Ausprägung des Aneurysmas. Auch die Form der Gefäßaussackung spielt eine Rolle bei der Wahl der therapeutischen Methoden. Handelt es sich zum Beispiel um ein kleineres Aneurysma unter sieben Millimetern Größe, dass sich in der vorderen Zirkulationssphäre befindet, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich.

Dies gilt besonders dann, wenn der betroffene Patient in der Vergangenheit noch keine Subarachnoidalblutung erlitten hat. Wenn es sich um zerebrale Aneurysmen mit einer Größe von mehr als sieben Millimetern handelt, ist eine Therapie in Betracht zu ziehen. Hierbei werden das Lebensalter des Patienten, sein Gesundheitszustand sowie neurologische Faktoren abgewogen, um das Risiko von Komplikationen so gering wie möglich zu halten.

Solange die zerebralen Aneurysmen keine Beschwerden verursachen, sind mögliche therapeutische Interventionen gründlich zu überdenken. Mittels chirurgischer Eingriffe wird das zerebrale Aneurysma durch einen Clip vom Blutfluss abgetrennt.


Vorbeugung

Wenngleich zahlreiche zerebrale Aneurysmen erworben sind, ist eine Vorbeugung schwierig. Auf Risikofaktoren wie das Rauchen ist zu verzichten.

Nachsorge

An die eigentliche Behandlung des zerebralen Aneurysmas schließt sich die Rehabilitationsphase an. Dabei handelt es sich um eine neurologische Rehabilitationstherapie. Wie viel Zeit diese Nachbehandlung in Anspruch nimmt, richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankung. Vor allem bei Patienten, die schwer von dem Aneurysma betroffen sind, ist es wichtig, die Rehaphase möglichst früh einzuleiten.

Dabei muss in der Übergangsphase jedoch häufig eine neurochirurgische Mitbetreuung des Erkrankten stattfinden. Nicht selten erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit unterschiedlichen neurologischen Fachkrankenhäusern. Ist die Rehabilitationsphase abgeschlossen, gilt eine weitere Nachsorge als sinnvoll. In deren Rahmen finden unter anderem Kontrolluntersuchungen per Angiographie statt.

Die erste Untersuchung wird nach ein bis sechs Monaten vorgenommen. Die nächste Kontrolle findet ein Jahr nach der ersten Untersuchung statt, eine weitere nach drei Jahren. Zeigen sich bei der Angiographie Auffälligkeiten, die nicht sofort behandelt werden müssen, wird eine jährliche Kontrolluntersuchung empfohlen. Wurde ein chirurgischer Verschluss durchgeführt, läuft der Zeitrahmen ähnlich ab..

Neben einer bildgebenden Verlaufskontrolle beinhaltet die Nachsorge eines zerebralen Aneurysmas außerdem eine Beratung des Patienten über dessen alltägliche Abläufe. Ebenso können sich dessen Angehörige beim Arzt informieren.

Aufgrund moderner Therapieverfahren ließ sich die Nachbehandlungsrate bei einem zerebralen Aneurysma erheblich senken. Neben einer hochauflösenden Gefäßdarstellung zählt auch die Magnetresonanztomographie (MRT) zu den wichtigsten Verfahren der Kontrolluntersuchungen.

Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen kann der Betroffene bei dieser Krankheit den Alltag selbst nicht mehr meistern und ist dabei in vielen Fällen auf die Hilfe und die Unterstützung von Pflegern angewiesen. Hierbei wirkt sich vor allem die Hilfe durch die eigene Familie sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Ebenso ist auch eine psychologische Hilfe notwendig, damit es nicht zu Depressionen und zu anderen psychischen Verstimmungen kommt.

Bei den verschiedenen Lähmungen sind die Patienten nicht selten auf Maßnahmen einer Physiotherapie oder Krankengymnastik angewiesen. Einige der Übungen aus diesen Therapien können dabei auch im eigenen Zuhause wiederholt werden, damit die Beschwerden weiterhin gelindert werden. Kalte Hände und Füße sind dabei möglichst zu vermeiden, wobei vor allem die Durchblutung gesteigert werden sollte.

Viele der Betroffenen zeigen bei dieser Krankheit auch eine verringerte Aufmerksamkeit und benötigen dabei eine besondere Unterstützung im Alltag. Dabei kann diese Unterstützung nicht ausschließlich durch die eigene Familie erzeugt werden, häufig ist eine professionelle Unterstützung sehr wichtig, damit es bei den Angehörigen nicht zu psychischen Schäden kommt. Da die Sturzgefahr bei dieser Krankheit deutlich erhöht ist, muss die Wohnsituation entsprechend angepasst werden.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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