Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
Eine Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz (auch Nierenversagen) unterscheidet man in eine akute und in eine chronische Ausprägung. Die akute Niereninsuffizienz kann plötzlich und innerhalb weniger Stunden auftreten. Die Ursache ist zumeist eine gestörte Nierendruchblutung. Tritt die Nierenschwäche jedoch häufiger auf oder hält über einen längeren Zeitraum an, so kann von einer chronischen Niereninsuffizienz gesprochen werden.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)?
Bei einer länger dauernden Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) sind diese beiden bohnenförmigen Organe im hinteren Teil des Beckens chronisch entzündet. Diese Entzündung führt bei Nierenschwäche zu einer fortschreitenden Zerstörung des Nierengewebes, sodass die Blutreinigung nicht mehr vollständig ablaufen kann. Bleibt die Symptomatik der Nierenschwäche unentdeckt, kann ein akutes Nierenversagen mit Koma eintreten, das lebensgefährlich ist.
Je nach dem Grad der Nierenschwäche wird diese in 5 Stadien eingeteilt. Die chronische Nierenschwäche kann auch lange Zeit unbemerkt bleiben, bis sie zu einem akuten Nierenversagen führt. Das Gewebe der Nieren ist dann so zerstört, dass nur noch ca. 10 % tatsächlich für die Entgiftung funktionieren. Durch die fehlende Entgiftung des Körpers werden bei Nierenschwäche alle anderen Organe in Mitleidenschaft gezogen und die Wasserausscheidung und Reinigung des Blutes muss dann durch eine regelmäßige Dialyse oder eine Transplantation durchgeführt werden.
Ursachen
Eine genetische Disposition scheint auch eine Rolle bei der Entstehung dieser chronischen Form von Nierenschwäche zu spielen. Es gibt angeborene Fehlbildungen der Harnröhre, bei denen der Urin in die Niere teilweise zurückgespült wird und dort auch zu Entzündungen und chronischer Nierenschwäche führen kann. Davon abgesehen sind Übergewicht und Rauchen Faktoren, die eine Nierenschwäche zusätzlich begünstigen.
Nierenschwäche kann zunächst harmlos mit häufigeren Blasenbeschwerden oder Mattigkeit und Infektionen beginnen. Wer frühzeitig die Symptome entdeckt und behandelt, schützt sich vor der fortschreitenden Zerstörung bei Nierenschwäche und dem lebensgefährlichen akuten Nierenversagen sowie den Folgeschäden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Nierenschwäche kann zunächst vollkommen unbemerkt verlaufen. Vor allem die chronische Form zeigt zumBeginn keinerlei typischen Merkmale. Später leiden Patienten meist zunehmend unter schwer einzustellendem Blutdruck. Dabei überschreiten sie die Grenzwerte von 140/90 mmHg häufiger ohne erkennbaren Grund.
Häufig vertreten sind Veränderung in Farbe und Konsistenz des Urins. Dieser fällt heller aus. Ein erhöhter Anteil an Eiweißen führt zu einer deutlich sichtbaren Schaumbildung beim Wasserlassen. Manchmal sorgen kleine Beimengungen von Blut für einen trüberen und dunkleren Ton. In der Regel liegt der Anteil jedoch nicht im visuell wahrnehmbaren Bereich (Mikrohämaturie).
Durch die eingeschränkte Leistungsfähigkeit lagert der Körper Wasser in Form von Ödemen ein. Betroffene bemerken zudem eine schwer nachvollziehbare Gewichtszunahme, Appetitlosigkeit und allgemeines Unwohlsein. Als Folge entstehen Schwankungen im Elekrolyten- und Säure-Basenhaushalt. Neben einer herabgesetzten Effizienz des Immunsystems reduziert der Mangel des Hormons Erythropoetin (EPO) die Anzahl der roten Blutkörperchen.
Als Folge bildet sich eine Anämie aus, die mit einem allgemeinen Schwächegefühl, blasser Haut und Konzentrationsproblemen einhergeht. Langfristig provozieren Blutdruckprobleme und die fehlende Reinigung des Bluts organische Fehlfunktionen im ganzen Körper.
Sehstörungen, Übelkeit, diffuse Schmerzen in Knochen und starker Juckreiz entstehen durch das urämische Syndrom. Dauerhafte Veränderungen im Herz-Kreislaufsystem belasten zusätzlich das körperliche Wohlbefinden. Bei extremer Verunreinigung drohen Benommenheit, Krämpfe und sogar Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma.
Krankheitsverlauf
Bei akuter Nierenschwäche ist es wichtig, so früh wie möglich den Arzt zu konsultieren. Krankheitssymptome bei Nierenschwäche ähneln Symptomen einer Erkältung oder Grippe und sind daher oft schwer zu deuten. Mattigkeit, Schwäche, erhöhte Temperatur oder hohes Fieber mit Schmerzen in der Nierengegend oder um die Blase herum, sind Anzeichen, dass eine Nierenerkrankung vorliegt. Zeigt sich zunächst eine Blasenentzündung mit häufigem Harndrang, kann jeder Hausarzt durch eine Urinprobe sofort unter dem Mikroskop erkennen, ob hier akut Erreger für einen grippalen Infekt vorliegen. Diese Erreger werden mit speziellen Antibiotika bekämpft. Sollten die Beschwerden trotzdem nicht binnen drei Tagen verschwinden und die Symptome schlimmer werden, so ist ein Urologe zu Rate zu ziehen oder die Klinik aufzusuchen.
Auch die Beschaffenheit der Haut mit extremer Blässe und die Atem- und Herzfrequenz sowie die Blutfüllung der Halsvenen geben dem Arzt Hinweise auf eine Nierenschwäche. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen, das C-reaktive Protein, Leberwerte und Fettwerte sind weitere Anhaltspunkte zur Diagnose für den Arzt. Mediziner sprechen bei Nierenschwäche auch von prärenalem und postrenalem Nierenversagen. In prärenalen Fällen kann der Arzt weitere Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Infektionen und Lungenödeme verhüten; bei postrenalem Versagen der Niere gilt es Schädigungen durch Urinstau in den Nierenhohlräumen festzustellen. Dann ist eine Nierenpunktion notwendig, wobei auch Gewebe zur histologischen Diagnose entnommen wird.
Komplikationen
Da durch die Hormone der Nieren, dem Angiotensin-Aldosteron-Renin-System, auch der Blutdruck reguliert wird, kann es hier zu weiteren Komplikationen kommen. Mediziner sprechen vom renalen, also durch die Nieren ausgelösten, Hochdruck.
Die Liste der weiteren Komplikationen der Nierenleistungsschwäche ist lang: eine erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen, Wassereinlagerungen in den Beinen und im Gewebe, Uringeruch der Haut, blass-gelbliche Hautfarbe, Herzrhythmusstörungen, Wasser in den Lungen, vom Gehirn ausgelöste Krämpfe, schlechte Ausscheidung von Medikamenten, Salzmangel, Kaliummangel, Erbrechen und Durchfall. Jede einzelne Komplikation sollte ernst genommen und unbedingt mit dem Arzt besprochen werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Nierenschwäche wird oft erst erkannt, wenn das Nierengewebe bereits stark geschädigt ist. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Abklärung typischer Symptome. So sollten Müdigkeit, Ödeme in den Beinen und Anzeichen einer Blutarmut vom Hausarzt untersucht werden. Der Mediziner kann feststellen, ob die Symptome auf eine Nierenschwäche hindeuten und gegebenfalls direkt eine Behandlung einleiten. Personen, die an einer Nierenschwäche leiden, sollten regelmäßig Rücksprache mit dem Hausarzt halten. Besteht der Verdacht, dass die Beschwerden stärker werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Vor allem plötzliche krampfartige Schmerzen oder eine Schwellung im Bereich der Nieren müssen abgeklärt werden, da womöglich ein Niereninfarkt droht. Sollte es zu einem Niereninfarkt kommen, muss der Notarzt gerufen werden.
Die betroffene Person muss umgehend medizinisch versorgt werden. Eine Nierenschwäche wird vom Hausarzt oder einem Facharzt für Erkrankungen der Nieren behandelt. Weitere Ansprechpartner sind der Internist und der Gastroenterologe, immer abhängig von den vorliegenden Beschwerden und der Ursache der Nierenschwäche. Eine fortgeschrittene Nierenschwäche muss im Krankenhaus behandelt werden. Da eine Heilung nur durch eine Organtransplantation möglich ist, müssen entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen getroffen werden. Des Weiten ist es notwendig, die Ernährung umzustellen, wofür sich der Gang zum Ernährungsberater empfiehlt. Bei chronischen Erkrankungen ist außerdem therapeutische Hilfe sinnvoll.
Behandlung & Therapie
Sobald bei einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) das Blut nicht mehr ausreichend gefiltert wird, steigen auszuscheidende Stoffe wie Kreatinin und Harnstoff im Blut an. Dies wird durch eine Blutuntersuchung festgestellt. Je höher der Anteil dieser Stoffe im Blut ist, umso schwächer ist die Funktion der Nieren. Ist der Harnstoffwert auf über 450 Milligramm pro Liter Blut angestiegen, so liegt eine Störung vor. Vor allem ist auch das Ansteigen von Eiweißen im Urin ein sicherer Hinweis auf die Nierenschwäche.
Der Hausarzt wird anhand dieses Wertes durch den Schnelltest eine erste Diagnose stellen. Anhand der GFR, der globulären Filtrationsrate, kann der Hausarzt auch sofort feststellen, wie akut die Erkrankung ist. Vermehrtes Urinsediment ist immer ein Indikator für eine Störung. Anschließend ist dann vor allem die Menge an Kreatinin zu messen. Leider zeigt dieser Wert erst einen Anstieg, wenn die Nierenfunktion bereits um mehr als 50% gesunken ist. Eine Nierenschwäche wird daher leider oft zu spät diagnostiziert.
Damit der Patient nicht in ein akutes Nierenversagen mit Koma fällt, muss dann sofort eine Behandlung eingeleitet werden. Besser geeignet ist für die Diagnose die sogenannte Kreatinin Clearance. Dabei wird festgestellt, wie schnell die Nieren das vorhandene Kreatinin aus dem Blut herausfiltern. Erst bei einem Abfall der Nierenfunktion von 60% spricht man von einer akuten Insuffizienz. Bei einer Nierenschwäche von über 80% muss der Betroffene durch eine Dialyse behandelt werden, um die stark gestörte Blutreinigung maschinell vorzunehmen. Die Dialyse dauert immer mehrere Stunden. Dialysepatienten müssen je nach Schweregrad alle 2-4 Wochen in eine Dialyseabteilung der Klinik gehen, um sich für einige Stunden an ein Dialysegerät anschließen zu lassen. Das ist eine erhebliche Minderung der Lebensqualität.
Um einer Nierenschwäche vorzubeugen, raten Ärzte bei wiederholt auftretenden Blasenentzündungen zu pflanzlichen Medikamenten wie Kräutertees und Tabletten aus Heilkräutern für die Stärkung des Urogenitaltraktes. Eine Abhärtung durch Kneipp Kuren ist ebenfalls empfehlenswert.
Aussicht & Prognose
Je zeitiger eine chronische Nierenschwäche diagnostiziert und therapiert wird, desto günstiger ist die Prognose. Allerdings sind bereits entstandene Schäden am Nierengewebe nicht mehr rückgängig zu machen. Die chronische Niereninsuffizienz nimmt einen schleichenden Verlauf, wobei bei Männern sowie älteren und körperlich geschwächten Patienten ein zügigeres Voranschreiten als bei ansonsten körperlich gesunden Patienten und Frauen zu erwarten ist.
Hohe Blutdruck- und Blutdruckwerte haben einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Auch Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und andere Risikofaktoren wirken sich negativ auf die Prognose aus. Eine chronische Nierenschwäche verkürzt meist die Lebenserwartung der Patienten. Gefährdet sind insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
Im Allgemeinen hat eine schlechte körperliche Verfassung negativen Einfluss auf die Prognose. Die akute Nierenschwäche führt zu einem Nierenversagen und in der Folge in der Hälfte der Fälle zum Tod der Patienten. Ursächlich für den Tod sind meist Begleiterkrankungen wie Blutvergiftung oder Herzinfarkt. Die Lebenserwartung ist dementsprechend stark reduziert.
Nur bei wenigen Patienten erholt sich die Nierenfunktion weitestgehend, vorausgesetzt, die Ursache für das akute Nierenversagen wird zügig behoben. Die Prognose bei chronischem und akutem Nierenversagen stellt ein Facharzt für innere Medizin im Hinblick auf das Symptombild und die Konstitution des Patienten.
Nachsorge
Viele Patienten resignieren mit dem Befund Niereninsuffizienz und fühlen sich ohnmächtig. In einem notwendigen Hilfenetz der Nachsorge, bestehend aus Angehörigen, Nahestehenden und dem medizinischen Dialyse-Personal, haben die Hilfe und Unterstützung einen hohen Stellenwert. Die Patienten sind in der Nachsorge darauf einzustellen, mit einer notwendigen Kontrolle und einem Verzicht zu leben.
Der behandelnde Arzt und Nephrologe wird sich den Fragen und Ängsten des Patienten über die Zukunft, die mit der Erkrankung in Zusammenhang stehen, stellen und individuell beantworten. Somit ist die psychotherapeutische Begleitung enorm wichtig, um psychosoziale Belastungen, verdrängte Gefühle und depressive Stimmungslagen besser zu verarbeiten. Die verminderte Lebensqualität durch die Niereninsuffizienz wird durch die Nachsorge verbessert und stabilisiert.
Dadurch verbessert sich auch die Situation im familiären Umfeld. Lebenslust und eine Zuversicht für die Zukunft verbunden mit dem nötigen Selbstvertrauen kehren zurück. Während der Nachsorge bleibt jedoch die fortlaufende, medizinische Abhängigkeit und Einschränkung zur Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Nieren bestehen, die mit einer medikamentösen Behandlung verbunden ist. Nur ein stabiles, familiäres und soziales Umfeld kann während der Nachsorge diese Belastungen des Patienten mit tragen helfen und ihn vor einem sozialen Rückzug bewahren.
Das können Sie selbst tun
Appetitlosigkeit und Übelkeit infolge einer Nierenschwäche führen häufig zu einer Mangelernährung, die den Abbau von Muskelmasse und eine Beeinträchtigung vieler Körperfunktionen nach sich zieht. Erkrankte sollten daher auf eine ausgewogene Ernährung großen Wert legen, Eiweiß, Natrium, Kalium und Phosphat dürfen jedoch nur in Maßen aufgenommen werden. Ideal ist eine kohlenhydratreiche Kost, Salz sollte sparsam verwendet werden.
Um die ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen (essentiellen) Aminosäuren zu gewährleisten, empfiehlt sich eine Kombination aus tierischen und pflanzlichen Proteinquellen wie etwa Milch und Weizen oder Hülsenfrüchte und Ei. Milch, Hart- und Weichkäse dürfen sparsam verzehrt werden, auf Schmelzkäse, Dosenfisch, stark gesalzene Wurst- und Fleischsorten und Fertigprodukte sollten Erkrankte besser verzichten. Kalium ist reichlich in Obst- und Gemüsesäften, Nüssen, Bananen, Trockenobst und Pilzen enthalten, diese Nahrungsmittel sollten daher nur selten auf dem Speiseplan stehen.
Bei einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz ist eine Beschränkung der Eiweißzufuhr nicht notwendig, da durch die Blutwäsche alle harnpflichtigen Substanzen entfernt werden. Die benötigte Flüssigkeitsmenge pro Tag ist abhängig vom Schweregrad der Nierenschwäche und wird vom behandelnden Arzt festgelegt. Insbesondere dialysepflichtige Patienten müssen eine Beschränkung der Trinkmenge strikt einhalten: Eiswürfel und Zitronenstückchen eignen sich zum Durstlöschen zwischendurch, auch das Ausspülen des Mundes und das Kauen zuckerfreier Kaugummis können Durstgefühl lindern.
Quellen
- Geberth, S., Nowack, R.: Praxis der Dialyse. Springer, Berlin 2014
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013