Nierenzyste (Zystennieren)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Nierenzyste ist ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum in oder an der Niere. Bilden sich mehrere Zysten so spricht man von einer Zystenniere. Vereinzelte Nierenzysten bilden sich sporadisch (zufällig), die Zystenniere dagegen ist erblich bedingt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenzyste?

Wenn die Nierenzysten einzeln auftreten, entwickeln sich meist keine Symptome oder Beschwerden. Oft bleiben die Wucherungen über viele Jahre unbemerkt.
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Eine Nierenzyste ist eine sack- oder blasenartige Geschwulst innerhalb der Niere oder in deren angrenzender Umgebung. Die Außenseite der Nierenzyste besteht aus einer glatten Haut, im Inneren befindet sich ein Hohlraum, der mit Flüssigkeit gefüllt ist.

Treten solche Zysten nur vereinzelt auf, so sind sie harmlos und verursachen keine Beschwerden. Bilden sich dagegen mehrere Zysten innerhalb der Niere, was man als Zystenniere bezeichnet, kann die Funktion der Niere beeinträchtigt werden. Eine Zystenniere verursacht verschiedene Beschwerden und kann zu Nierenversagen führen. Sie entstehen meist erblich bedingt und gehören zu den häufigsten Erbkrankheiten.

Auch die einzelne Nierenzyste ist eine oft vorkommende Nierenfehlbildung. Kinder sind eher selten davon betroffen, aber mit steigendem Lebensalter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Nierenzyste bildet.

Ursachen

Vereinzelte Nierenzysten bilden sich oft ohne erkennbare Ursache. Man bezeichnet das als idiopathische Entstehung. Die Zystenniere dagegen ist in den meisten Fällen erblich bedingt. Hier liegt auf Chromosom Nr. 16 eine Genmutation vor, seltener auch auf Chromosom Nr. 4.

Man unterscheidet zwischen autosomal dominanter und autosomal rezessiver Vererbung. Beide kommen bei der Zystenniere vor. Bei der autosomal dominanten Vererbung wird die Krankheit auf das Kind übertragen, auch wenn nur ein Elternteil das mutierte Gen weitergibt.

Beim autosomal rezessiven Erbgang entsteht die Zystenniere bei den Nachkommen nur, wenn beide Eltern Träger des defekten Gens sind. Das heißt, selbst wenn ein Elternteil den Gendefekt weitergibt, wird sich beim Kind die Krankheit nicht entwickeln, da das gesunde Gen des anderen Elternteils seine Aufgabe vollständig übernehmen kann.

Zystennieren können aber auch durch Langzeitdialyse entstehen. Die Dialyse ist ein Verfahren zur Reinigung des Blutes, das die Aufgabe von kranken oder zu schwachen Nieren übernimmt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wenn die Nierenzysten einzeln auftreten, entwickeln sich meist keine Symptome oder Beschwerden. Oft bleiben die Wucherungen über viele Jahre unbemerkt. Größere Zysten äußern sich durch Schmerzen in der Nierengegend. Im weiteren Verlauf kann es außerdem zu Schwellungen sowie Blut im Urin kommen. Zystennieren rufen langfristig immer Beschwerden hervor.

Durch die Schädigung des Nierengewebes kann es zu Bluthochdruck und Harnwegsinfekten kommen. Dann gelangt gehäuft Blut in den Urin oder es stellen sich starke Flankenschmerzen ein, die bis in den Rücken und in den Bauch ausstrahlen können. Selten dringen die Schmerzen bis an Hüfte und unteren Rücken vor. Durch die Symptome kommt es bereits im Kindesalter zu einem chronischen Nierenversagen.

Dieses äußert sich durch akute Schmerzen, Verdauungsbeschwerden und ein zunehmendes Krankheitsgefühl. Viele Patienten leiden unter Abgeschlagenheit und einer Reduzierung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit. Handelt es sich um eine Markschwammniere, treten lange Zeit keine Symptome auf. Die Erkrankung äußert sich dann oft erst nach Jahren, wenn die gestörte Gerinnung zur Entstehung von Harnsteinen führt.

Danach treten Symptome wie Koliken und Nierenschmerzen auf. Die Krankheitszeichen nehmen einen schleichenden Verlauf und führen im Extremfall zu einem Nierenversagen. Wenn die Nierenzysten oder Zystennieren frühzeitig operativ und medikamentös behandelt werden, verschwinden die Beschwerden fast vollständig wieder.

Diagnose & Verlauf

Einzelne Nierenzysten bereiten meist keine Beschwerden und bleiben oft unentdeckt. Sie werden in der Regel nur durch Zufall während einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie), bei einem CT (Computertomographie) oder durch eine Röntgenuntersuchung entdeckt.

In seltenen Fällen kommt es vor, dass sich die Nierenzyste entzündet. Eine solche Infektion kann verschiedene Symptome verursachen, wie beispielsweise Blut im Urin, Schmerzen am unteren seitlichen Rücken und es kann zu einer Nierenbecken- und Harnwegsentzündung kommen.

Bei einer Zystenniere vergrößert sich die Niere mit der Zeit und es entstehen wiederholt Harnwegsinfekte mit Blut im Urin. Patienten leiden an Schmerzen im Nierenbereich, sie fühlen sich weniger leistungsfähig und haben oft einen erhöhten Blutdruck. Bei der autosomal dominant vererbten Zystenniere greift die Zystenbildung oft auch auf andere Organe über, wie Lunge, Milz oder Leber.

Manchmal kommen bei dieser Erkrankung Herzklappenfehler vor. Beim autosomal rezessiven Erbgang treten die Symptome bereits im frühen Kindesalter auf und führen frühzeitig zu Nierenversagen. Bei Verdacht auf Zystennieren aufgrund der Symptome werden bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen, CT) angewendet sowie Blutuntersuchungen und eine Nierenspiegelung (Renoskopie).

Komplikationen

Einfache Nierenzysten bedürfen meist keiner Behandlung. Sie verursachen oftmals keine Beschwerden und sind harmlos. Allerdings können Nierenzysten ab einer Größe von zehn Zentimeter Bauch - und Rückenschmerzen, Nierenkoliken und Verdauungsprobleme auslösen. Zysten können sich auch entzünden und zur Ausbildung von Abszessen führen. Des Weiteren können Risse oder Einblutungen in den Zysten entstehen. Diese können erhebliche Schmerzen auslösen.

In derartigen Fällen kann ein operativer Eingriff zur Linderung der Schmerzen erforderlich werden. Auch Zysten mit einer dicken durchblutenden Zellwand müssen im Zuge einer Operation entfernt werden. Derartige Nierenzysten könnten über Anteile bösartigen Gewebes verfügen. Aus diesen entarteten Zysten könnten in der Folge in bösartige Nierentumore hervorgehen.

Treten Zysten gehäuft auf und verdrängen im Zuge dessen gesundes Nierengewebe kann dies ein Indiz für angeborene und ererbte Zystennieren sein. Dies kann schwerwiegende Komplikationen verursachen. Betroffene verspüren massive Flanken -, Rücken- und Bauchschmerzen. Zudem tritt oft eine rötliche Verfärbung des Urins auf. Vermehrt leiden betroffene Personen unter Harnwegsinfektionen wie Nierenbecken – und Blasenentzündungen.

Diese Entzündungen gehen mit schmerzhaftem Wasserlassen und gelegentlich auch mit Fieber einher. Die Zysten fördern zudem die Ausbildung von Nierensteinen und Bluthochdruck. Die angeborene Zystenniere kann auf Dauer die Niere so sehr schädigen, dass diese nur noch eingeschränkt funktionsfähig ist. Bei Betroffenen liegt dann eine Niereninsuffizienz vor, die ein Nierenversagen zur Folge haben kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nierenschmerzen, Blut im Urin und Bluthochdruck deuten auf eine Nierenzyste hin. Eine solche Wucherung muss zügig diagnostiziert und behandelt werden, um die Entstehung weiterer Zysten zu vermeiden. Sollten weitere Beschwerden hinzukommen, etwa wiederkehrende Harnwegsinfekte oder Darmvdivertikel, sollte der Erkrankte sofort mit dem Hausarzt sprechen. Bei Personen, die einen ungesunden Lebensstil haben und beispielsweise regelmäßig Alkohol oder andere Drogen konsumieren, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Nierenzyste. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente sowie Chemo- oder Strahlenbehandlungen können unter Umständen eine Nierenzyste bedingen.

Betroffene Personen sollten die genannten Symptome sofort abklären lassen. Notwendig ist dies vor allem dann, wenn sich als Folge der Zyste bereits ein starkes Unwohlsein eingestellt hat. Eine Nierenzyste kann von einem Allgemeinmediziner diagnostiziert werden. Die Behandlung erfolgt durch verschiedene Fachärzte wie Nephrologen oder Gastroenterologen. Große Wucherungen müssen im Krankenhaus entfernt werden. Begleitend zur symptomatischen Behandlung sollten die Patienten einen Ernährungsmediziner aufsuchen und gemeinsam mit diesem eine Diät ausarbeiten. Im Rahmen einer psychologischen Beratung können seelische Auslöser ermittelt und behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Eine Nierenzyste bedarf in der Regel keiner Behandlung, da sie keine Beschwerden verursacht. Nur wenn die Zyste sehr groß ist, wird sie punktiert. Dabei wird mit einer Hohlnadel in die Geschwulst gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Die Substanz wird dann in einem Labor auf mögliche Erreger und auf ihre Zusammensetzung hin untersucht.

Die Zystenniere kann nicht heilend behandelt werden, da die Ursache in den Genen liegt. Gegen Schmerzen können schmerzhemmende Medikamente verabreicht werden. Wenn die Zysten sehr groß sind, so schafft auch hier eine Punktion Erleichterung und verringert die Schmerzen. Auf Dauer aber wird die Niere durch die vielen Zysten ihre Funktion nicht mehr erfüllen können und die Blutreinigung muss über eine Dialyse stattfinden.

Es gibt zwei verschiedene Verfahren, die Hämodialyse (HD) und die Peritonealdialyse (PD). Bei der häufiger angewendeten Hämodialyse wird das Blut außerhalb des Körpers mittels einer künstlichen Niere gereinigt und danach wieder in den Körper zurückgeführt. Bei der Peritonealdialyse filtert man das Blut im Inneren des Körpers, und zwar über das Bauchfell des Patienten. Die Dialyse kann jedoch die Nierenfunktion nicht auf Dauer ersetzen und wird in den meisten Fällen nur als vorläufige Überbrückung eingesetzt, bis ein geeignetes Organ für eine Nierentransplantation zur Verfügung steht.

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Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Nierenzyste kann ganz unterschiedlich ausfallen. Im Normalfall ist keine weitere medizinische Versorgung nötig, da keine Beschwerden auftreten und die Zyste in ihrer Erscheinung harmlos ist. Häufig bleibt sie über eine längere Zeit unentdeckt und löst sich im weiteren Verlauf selbstständig ab. Sie wird automatisch aus dem Körper abtransportiert und bedarf keiner weiteren medizinischen Aktivitäten.

Bei einer erblich bedingten Entstehung von Nierenzysten sollten diese allerdings ärztlich beobachtet und regelmäßig kontrolliert werden. Hier steigt das Risiko für Komplikationen und die Entwicklung von unterschiedlichen Beschwerden. Aufgrund der Genetik kommt es im Verlauf des Lebens wiederholt zu einer Entstehung von Zysten im Bereich der Niere. Diese können bei einer ungünstigen Weiterentwicklung zu verschiedenen Beschwerden und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Wächst die Zyste in einer ungünstigen Region, wird sie schnellstmöglich durch einen kleinen operativen Eingriff entfernt.

Bei einigen Patienten kommt es zu einer Mutation der vorhandenen Nierenzyste. Dies ist meist dann gegeben, wenn die Nierenzyste über mehrere Jahre im Organismus verbleibt. Die Prognose ist bei einer derartigen Entwicklung erheblich verschlechtert. Unbehandelt führt die bösartige Gewebeveränderung dann zu der Entwicklung von Nierentumoren. Diese können in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen führen. Daher müssen sie frühzeitig operativ entfernt werden.

Vorbeugung

Gegen Nierenzysten kann man nicht vorbeugen. Sind jedoch in der Familie bereits Fälle von Zystennieren bekannt, so empfiehlt es sich mithilfe von Gentests untersuchen zu lassen, ob eine Genmutation vorliegt.

Nachsorge

Bei einer Nierenzyste stehen dem Patienten in der Regel gar keine oder nur sehr wenige und eingeschränkte Maßnahmen der direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Patient idealerweise schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder Beschwerden kommt. Daher steht im Vordergrund bei dieser Krankheit die frühzeitige Erkennung und Behandlung.

Eine Selbstheilung kann sich in der Regel nicht einstellen, sodass Betroffene stets auf eine medizinische Behandlung angewiesen sind. Die Nierenzyste kann durch einen operativen Eingriff relativ gut wieder gelindert werden. Dabei sollte sich der Betroffene nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall schonen und ausruhen, wobei von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten abzusehen ist.

Ebenso sind auch nach dem Eingriff regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt notwendig, um weitere Beschwerden früh zu erkennen. In vielen Fällen kann sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den weiteren Verlauf dieser Krankheit auswirken. Dabei sollten Betroffene viel trinken. Ob die Nierenzyste zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen führt, kann dabei nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Patienten, die unter Nierenzysten leiden, sollten neben der ärztlichen und medizinischen Versorgung selbständig Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden einleiten. Gute und gesunde Lebensgewohnheiten helfen bei dem Genesungsprozess und können im weiteren Verlauf vorbeugend wirken.

Besonders wichtig ist der Verzicht von Alkohol, Nikotin sowie Drogen. Diese Schad- und Giftstoffe wirken sich negativ auf die Nierentätigkeit aus und verschlechtern den allgemeinen Gesundheitszustand um ein Weiteres. Der Konsum von ausreichend Flüssigkeit ist wichtig, damit Krankheitserreger und abgestorbene Gewebezellen aus dem Organismus abtransportiert werden können. Die empfohlene Mindestmenge liegt im Normalfall bei zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. Der Konsum von natürlichen Fruchtsäften oder kohlensäurefreiem Wasser ist anzuraten. Der Genuss von frischem Obst und Gemüse ist für den Aufbau von Abwehrkräften und zur Stabilisierung des Immunsystems ebenfalls sehr zu empfehlen. Eine ausreichende körperliche Bewegung und die Zufuhr von Sauerstoff fördern die Gesundheit des Patienten zusätzlich.

Bei der Nahrungsaufnahme sollte vollständig auf den Verzehr von rohen Fleisch verzichtet werden. Alle 2-3 Tage kann unterstützend nach dem Abendessen ein Glas Wasser angereichert mit einem Teelöffel Natron getrunken werden. Natron ist ein wichtiger Alltagsbegleiter und hat eine antibakterielle Wirkung auf den Organismus. Es steigert daher das allgemeine Wohlbefinden und wirkt gesundheitsfördernd.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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