ADHS

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als ADHS oder ADS werden starke Aufmerksamkeitsstörungen bezeichnet. Unter diesen Begriffen versteht man konkret das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder auch Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. In der Regel leiden besonders Jungen an dieser Erkrankung. Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt. Man geht aber von einer gestörten Signalübermittlung im Gehirn aus, die durch Reizüberflutung ausgelöst wurde. Aber auch erbliche Ursachen und Lebensweise der Eltern können eine Rolle spielen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ADHS?

ADHS oder ADS ist die Abkürzung für das so genannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, das im Fachjargon auch als Hyperaktivitätsstörung oder Hyperkinetische Störung bezeichnet wird.

ADHS oder ADS ist die Abkürzung für das so genannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, das im Fachjargon auch als Hyperaktivitätsstörung oder Hyperkinetische Störung bezeichnet wird. ADHS wird häufig und insbesondere bereits bei Kindern festgestellt. Als psychische Störung treten als Symptome Aufmerksamkeitsdefizite und eine stark gesteigerte Impulsivität auf.

Von dem ADHS sind überwiegend Jungen betroffen. Es gibt aber auch Mädchen, die Anzeichen des ADHS zeigen. Die Ausprägung der Symptomatik ist diesbezüglich von Individuum zu Individuum unterschiedlich. Man geht davon aus, dass rund drei bis zehn Prozent der Kinder ein ADHS aufweisen. Früher wurde das ADHS auch als Minimale Cerebrale Dysfunktion oder Psychoorganisches Syndrom bezeichnet.

Ursachen

Für die Ausprägung des ADHS sind dem neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand entsprechend verschiedene Faktoren ausschlaggebend. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem multifaktoriell bedingtem Störungsbild. Die Neigung, im Kindesalter ein ADHS zu entwickeln, ist unter anderem auch erblich bedingt.

Neben einer erblichen Voraussetzung können noch die Umweltbedingungen sowie die psychosozialen Faktoren bei der Entwicklung eines ADHS eine Rolle spielen. Das heißt im Klartext, dass auch das Umfeld, in dem das Kind heranwächst einen Einfluss darauf hat, ob sich die genetische Disposition zum ADHS tatsächlich ausprägt und wie stark diese Ausprägung ausfällt. Dass das ADHS in der heutigen Zeit wesentlich öfter diagnostiziert wird als in der Vergangenheit, kann auch an den geänderten Lebensbedingungen liegen.

Das liegt unter anderem auch an der Reizüberflutung durch das Überangebot an medialen Reizen, zum Beispiel durch das Internet, Computerspiele und das Fernsehen. Früher ging man davon aus, dass frühkindliche Traumata, Vernachlässigung und Erziehungsfehler die hauptsächliche Ursache für das ADHS wären. Das ist aber nur zum Teil zutreffend.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

ADHS ist durch die drei Hauptsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet. Es tritt bereits bei Kindern im Alter von unter sieben Jahren auf. Die Symptome können eine leichte, mittlere oder starke Ausprägung haben. Sie bestehen mindestens sechs Monate lang, halten aber oft auch bis weit ins Erwachsenenalter unverändert an.

Die Aufmerksamkeitsstörungen äußern sich unter anderen durch folgende Symptome. Das Kind macht oft Flüchtigkeitsfehler, kann nicht auf Einzelheiten achten, kann sich nicht auf Aufgaben konzentrieren, hört beim Ansprechen nicht zu, kann Anweisungen nicht folgen, ist unordentlich, unpünktlich, vermeidet oft geistige Anstrengung, ist vergesslich, lässt sich leicht ablenken und verliert oft Gegenstände. Die Impulsivität und Hyperaktivität machen sich durch ständige Unruhe, Herumlaufen, Rumhampeln, viel Reden und Ungeduld bemerkbar.

Außerdem kann das Kind nicht still sitzen, handelt wie getrieben und stört andere Kinder oder Erwachsene ständig. Durch die Aufmerksamkeitsstörungen sind die schulischen Leistungen oft schlecht. Allerdings kann die Hyperaktivität und Impulsivität auch zu kreativen Gedanken und Handeln führen. Des Weiteren sind die Betroffenen oft hilfsbereit und begeisterungsfähig, was auch positive Entwicklungsmöglichkeiten fördern kann.

Neben den Leitsymptomen können auch andere Symptome vorkommen, die nicht bei allen Kindern auftreten. So ist bei Patienten mit ADHS die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Störungen des Sozialverhaltens, Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreib-Schwäche, Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen und Schlafstörungen erhöht.

Verlauf

Den Krankheitsverlauf des ADHS als einen solchen zu erkennen, gestaltet sich verhältnismäßig schwierig. Denn selbst geschulten Erziehern fällt es nicht leicht, ein krankhaft hyperaktives Kind von einem aufgeweckten zu unterscheiden. So ist es für ein Kind im Vorschulalter ein gesteigertes Bewegungsbedürfnis völlig normal.

Die Grenzen, was noch normal und was abnormal ist, sind daher nicht immer eindeutig definierbar. So zeigt rund ein Drittel der Jungen im Vorschulalter zumindest ansatzweise Anzeichen eines ADHS. Bei Menschen mit ADHS ist die Impulskontrolle und die Selbstregulation gestört. Infolgedessen kommt es vermehrt zu Konflikten mit Lehrern, Mitschülern und den Eltern. ADHS-Betroffene sind nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse zurückzustellen und sich selbst zu motivieren. Die Konzentrationsfähigkeit ist mitunter stark beeinträchtigt.

Komplikationen

Ein ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitässyndrom) wird häufigerweise bei Kindern festgestellt, was viele psychische Folgen im Verlaufe ihres Lebens haben kann. In jungen Jahren kommt es bei betroffenen Personen zu starken Schwierigkeiten, die Konzentration auf eine Sache zu fokussieren. Kinder spielen lieber mit anderen Dingen herum. Außerdem wird häufig eine Sprachentwicklungsstörung beobachtet.

Kinder können nicht richtig mit anderen Kindern und Erwachsenen artikulieren. Durch den hohen Anspruch an Ruhe und Konzentration in der Schule und im Kindergarten sind die Kinder meistens überfordert und die Leistungen nehmen dem zu Folge ab. Zudem weisen Betroffene eine Störung der Feinmotorik vor, die Kinder haben demnach eine unleserliche Schrift.

Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind meistens auch durch ein aggressiveres Verhalten gekennzeichnet, was Probleme bei der Knüpfung sozialer Kontakte bildet. Sie werden dadurch sozial isoliert und das kann später zu psychischen Folgen führen. Eine Depression ist hierbei nicht selten. Die Betroffenen zeigen ein risikoreicheres Leben und greifen des Öfteren zu Alkohol oder auch härteren Drogen.

Eine Sucht entwickelt sich, was nicht nur die Lebensqualität, sondern auch Berufs- und Familienleben beeinträchtigt. Daneben ist auch das Alltagsleben total ungeplant und nicht strukturiert. In den schlimmsten Fällen kommt es aufgrund der Depression zu Suizidgedanken. Auch die Mitmenschen wie der Partner werden in Mitleidenschaft gezogen, da der Partner häufig in Tobsuchtsanfällen zu Handgreiflichkeiten neigt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Verdacht auf ADHS ist es sinnvoll, nicht nur den Kinderarzt aufzusuchen, sondern auch einen Spezialisten. Mögliche Ansprechpartner sind auch Psychotherapeuten oder Psychologen – insbesondere solche, die sich auf ADHS spezialisiert haben. Darüber hinaus bieten einige Beratungsstellen und Ambulanzen kompetente Diagnostik und Behandlung bei ADHS an.

Die Symptome von ADHS können auch im Zusammenhang mit anderen psychischen und sozialen Problemen auftreten. Wenn die Symptome eine Reaktion auf Stress oder eine klare Belastung sind (z.B. auf einen Trauerfall), ist eine ärztliche oder psychologische Abklärung in der Regel nicht sofort notwendig. Anders verhält es sich, wenn die Symptome länger andauern oder zu starken Einschränkungen zu Hause und (vor allem bei Kindern) in der Schule führen.

Oft wird die Diagnose ADHS bei Grundschulkindern gestellt. Dabei treten die Symptome typischerweise bereits vor dem Schulalter auf.

Auch Erwachsene können sich an einen Arzt, Psychologen oder Psychotherapeuten wenden, wenn sie unter den psychischen Beschwerden leiden, die für ADHS typisch sind. Die Symptome sind bei Erwachsenen jedoch oft schwächer ausgeprägt. Wenn ADHS erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird, liegen die Symptome in der Regel bereits seit Jahren vor, oft schon seit der frühen Kindheit. Eine Behandlung mit Medikamenten und psychotherapeutischen Methoden ist allerdings in jedem Alter möglich und kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen.

Behandlung & Therapie

Das ADHS wird zumeist im Rahmen spezieller Tests festgestellt. Diese umfassen einen Konzentrations- sowie einen Intelligenztest. Nach der Diagnostizierung von ADHS besteht das Behandlungsziel in der Beseitigung der Begleitstörungen und dem Ausbau der sozialen Fähigkeiten. Dabei werden verschiedene Behandlungsschritte gleichzeitig ausgeübt. So wird häufig eine Psychotherapie mit einem speziellen Coaching und der Gabe pharmazeutischer Präparate kombiniert.

Welche Form der Behandlung gewählt wird, ist vom Schweregrad des ADHS abhängig. Die Therapie wird zumeist ambulant durchgeführt. Ist die Symptomatik besonders schwer ausgeprägt, dann kann die Behandlung auch in einer Tagesklinik, in einem Heim oder in einer Gruppe erfolgen. Ältere Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene können das ADHS auch mit Hilfe des Autogenen Trainings abmildern.

Bei mittelschweren bis schweren Fällen werden unter Umständen auch Medikamente verabreicht. Dabei handelt es sich häufig um Stimulanzien, um den Dopaminstoffwechsel des Gehirns zu beeinflussen, wodurch letztendlich die Selbststeuerungsfähigkeit verbessert werden kann.

Aussicht & Prognose

Eine Aufmerksamkeitsstörung kann ganz unterschiedlich verlaufen. Wird das Defizit frühzeitig erkannt und therapeutisch sowie medikamentös behandelt, nehmen die Symptome meist ab und die Betroffenen können ein relativ normales Leben führen. Eine professionelle Unterstützung verbessert die Aussichten auf eine vollständige Heilung also erheblich.

Wird Die Aufmerksamkeitsstörung nicht oder unzureichend behandelt, kommt es mitunter zu Problemen im alltäglichen Leben. Vor allem Kinder mit ADHS haben Schwierigkeiten, sich im sozialen Umfeld zurechtzufinden. Häufig entwickeln Betroffene weitere psychische Störungen, Lernstörungen oder Tics. Im weiteren Verlauf können Angststörungen und Depressionen auftreten und die Allgemeinprognose verschlechtern.

Generell ist die Prognose bei ADHS jedoch gut. Eine geeignete Therapie vorausgesetzt, können die Beschwerden nach und nach reduziert werden und verschwinden im Verlauf des Lebens schließlich vollständig. Typische Symptome wie Konzentrationsstörungen und Hyperaktivität nehmend mit zunehmendem Alter in aller Regel ganz automatisch ab. Dennoch muss eine Aufmerksamkeitsstörung in jedem Fall mit Medikamenten und im Rahmen therapeutischer Maßnahmen behandelt werden, um einen negativen Verlauf zu vermeiden.


Nachsorge

ADHS verschwindet bei einem Teil der Kinder mit den Jahren. Da bei ihnen keine Beschwerden mehr vorliegen, besteht meist kein Grund zur Nachsorge. Dieses muss allerdings vor dem Hintergrund gesehen werden, dass das Syndrom eigentlich nicht heilbar ist. Anders sieht es bei gut 60 Prozent der Erkrankten aus. Bei ihnen liegt ADHS ein Leben lang vor. Mittels Verhaltenstherapie und Medikamenten werden sie behandelt. Ihnen soll ein vollwertiges gesellschaftliches Leben ermöglicht werden.

Die Nachsorge kann bei den meisten Betroffenen nicht das Ziel verfolgen, ein Wiederauftreten zu verhindern. ADHS liegt dauerhaft vor. Vielmehr geht es darum, die Erkrankten zu unterstützen und Komplikationen zu verhindern. Letzte drohen gleichermaßen in der Arbeitswelt und im Privatleben. Wie dieses gelingt, kann man nicht allgemein bestimmen. Ärzte müssen individuell Therapien und Medikamente abstimmen. Je nach Ausprägung schnüren sie ein Netz aus Hilfsmaßnahmen.

Primärer Ansprechpartner ist der Hausarzt. Er verschreibt nicht nur Rezepte, sondern bindet auch die Eltern ein. Da sie mit den Betroffenen am meisten interagieren und für ihre minderjährigen Kinder rechtlich gesehen Verantwortung tragen, ist ihre Alltagserfahrung mit der Erkrankung ADHS entscheidend. Die Nachsorge zur Vermeidung von Komplikationen findet vorwiegend ambulant statt.

Das können Sie selbst tun

Abhängig von der Schwere des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms sind für den Betroffenen unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, seinen Alltag durch strukturierende Maßnahmen für sich selbst zu optimieren. Dabei helfen beispielsweise selbst aufgestellte Regeln, deren Einhaltung selbst und auch von Bezugspersonen, überwacht werden sollte. Im Falle von ADHS ist es gut, wenn aus dem Verhalten unmittelbar Lob beziehungsweise Konsequenzen resultieren.

Eine offene Kommunikation von Fehlverhalten in Einzelsituation schärft das Bewusstsein der Betroffenen und trägt so dazu bei, dass Grenzübertretungen seltener werden. Gegen die grundsätzliche Symptomatik von ADHS wirkt dies allerdings nicht. Hierbei liegt die Verantwortung im Alltag meist bei Erziehungsberechtigten und Lehrern.

Für den Betroffenen selbst ist es in Situation, in denen Konzentration abverlangt wird, gut, eine reizarme Umgebung zu schaffen. So sollten Hausaufgaben und ähnliches an einem vorgesehenen Ort, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet und ruhig ist, stattfinden. Ein klarer Zeitplan, der Pausen und Arbeitszeiten regelt, hilft ebenfalls.

Das Erlernen der Methode des Selbstinstruktionstrainings unterstützt den Betroffenen ebenfalls in seiner Fähigkeit zur Aufgabenbewältigung. Dabei helfen fünf kognitive Schritte dabei, strukturiert und zielführend zu arbeiten. Weiterhin hat sich gezeigt, dass sportliche Ertüchtigung die Impulsivität senken kann und durch die unmittelbare Rückmeldung von Fehlern und Erfolgen die Selbsteinschätzung von Menschen mit ADHS verbessert wird.

Quellen

  • Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2014
  • Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S., et al.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags-und Informationsdienste, Breisach 2013
  • Benkert, O., Hippius, H.: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Springer, Heidelberg 2012

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