Akkommodation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Akkommodation

Die Akkommodation ist die Fähigkeit des Auges, die Brechung von Licht dynamisch anzupassen und aus diesem Grund Gegenstände aus beliebiger Entfernung klar und scharf zu erkennen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Akkommodation?

Die Akkommodation ist die Fähigkeit des Auges, die Brechung von Licht dynamisch anzupassen und aus diesem Grund Gegenstände aus beliebiger Entfernung klar und scharf zu erkennen.

Der Akkommodationsvorgang ist durch die flexible Augenlinse möglich, die ihre Form durch Muskelkraft verändern kann. Mit zunehmendem Alter des Menschen verschlechtert sich die Akkommodationsfähigkeit. Auswirkungen kann z. B. eine Presbyopie sein, also eine Altersweitsichtigkeit.

Das Sehen und die Abbildung der Objekte auf der Netzhautebene erfolgt unter einem optischen Nah- und Fernpunkt. Der Nahpunkt ist die kürzeste Distanz, der Fernpunkt die weiteste zum Auge. Der Wechsel zwischen beiden Einstellungen des Auges ist die Akkommodation, also eine Nahanpassung. Genauer ist der Wechsel von Ferneinstellung auf Naheinstellung die Nahakkommodation, der umgekehrte Vorgang die Fernakkommodation.

Funktion & Aufgabe

Für die richtige Einstellung des Sehens naher oder ferner Objekte ist die elastische Augenlinse verantwortlich, die durch den Augeninnendruck veränderbar ist. Sie ist im Grunde eine mit Flüssigkeit gefüllte Kugel, die flexibel wie ein Ballon ist, aber das Aussehen einer abgeflachten Linse hat. Das liegt am Glaskörper, einer gelartigen und durchsichtigen Flüssigkeit im Auge. Der Glaskörper drückt gegen die Augenlinse, welche so ihre Form annimmt.

Die Akkommodation ist dabei ein Reflex, der durch den Willen beeinflusst werden kann und so die Brechkraft variiert. Das geschieht durch die Veränderung der Linse, genauer durch den sich an der vorderen Augeninnenseite befindlichen Ziliarmuskel. Dieser ist ringförmig und besitzt Zonulafasern, die die Augenlinse halten. Sobald sich der Ziliarmuskel nun anspannt, verkleinert er sich gleichzeitig. Die Folge ist, dass der Augeninnendruck sinkt und die Augenlinse sich vergrößert bzw. kugelförmiger wird.

Auf diese Weise können nun Dinge erkannt werden, die sich in der Nähe befinden. Ist die Augenlinse dagegen flach, da sich die Linse zur Ellipsenform geformt hat und sich die elastischen Fasern zurückgezogen haben, erkennt der Mensch Objekte, die sich in weiter Ferne befinden und nun durch Akkommodation auf der Netzhaut scharf abgebildet werden.

Je näher das Objekt vor dem Auge ist, desto mehr Muskelkraft wird benötigt, um den Augeninnendruck zu senken. Auch findet eine Umschichtung der Mikrostrukturen statt, die wiederum die Formänderung der Fasern und der Linse bewirken. Die Mechanismen durch den Ziliarmuskel werden äußere Akkommodation, die durch die Umschichtung bewirkten Änderungen innere Akkommodation genannt.

Der gesamte Ablauf der Akkommodation beginnt im primären visuellen Corex. Fasern ziehen zur „Area pretectalis“ und verlaufen zum Edinger-Westphal-Kern. Dadurch entstehen beidseitige Reaktionen der Augen, selbst wenn der Mensch blind ist. Nun kommt der Ziliarmuskel zum Einsatz. Dessen Fasern verlaufen in zwei verschiedene Richtungen, durch den Brückschen und den Müllerschen Muskel.

Letzterer wird innerviert, sobald es zu einer Nahakkommodation kommt und leistet auch eine geringe aktive Bewegung bei der Ferneinstellung des Auges, um ein Sehgleichgewicht herzustellen. Unter diesen Bedingungen entsteht ein Entspannungstonus, der sich zwischen Nah- und Fernpunkt befindet. Daneben wirkende Kräfte gehen von den Elastizitätselementen des Ziliarmuskels aus und führen zur Myopie. Diese Ruhelage ist dann vorhanden, wenn das Gesichtsfeld reizleer ist, z. B. beim Sehvorgang während der Nacht.


Krankheiten & Beschwerden

Sobald ein Objekt aus der Nähe betrachtet wird, tritt eine Konvergenzbewegung der Augen auf, einhergehend mit einer Miosis, das heißt einer Pupillenverengung. Ist das Zusammenwirken aller Faktoren gestört, kann es z. B. zum Schielen kommen.

Verschiedene Störungen der Akkommodation führen zu einem fehlerhaften Sehen. Zum einen, wenn die Akkommodationsfähigkeit verloren geht, was im Laufe der Zeit durch Alterung immer der Fall ist. Die minimale Sehweite verlagert sich dabei immer mehr in die Ferne. Die Ursache ist die Verfestigung der Augenlinse, die dabei ihre Elastizität einbüßt. Die Medizin nennt diese Altersweitsichtigkeit Presbyopie. Die Nahanpassungsfähigkeit geht altersbedingt verloren und lässt sich zudem nicht verhindern, da es sich hier nicht um eine Krankheit, sondern um einen altersbedingten und normalen Prozess des Funktionsverlustes handelt.

Eine Erkrankung könnte z. B. durch eine Lähmung der Akkommodation entstehen. Diese wird in der Augenmedizin als Zykloplegie bezeichnet und geht mit dem Verlust der Funktion des „Musculus ciliaris“ einher. Ursachen können Schädigungen der parasympathischen Nervenfasern sein oder auch aktive Herbeiführung durch Betäubung mit pharmakologischen Wirkstoffen. Beispielsweise dann, wenn eine diagnostische Untersuchung am Auge durchgeführt wird. Im Zeitraum der Lähmung ist scharfes Sehen dann nicht möglich.

Eine weitere Störung ist die Hypoakkommodation, also eine eingeschränkte Akkommodationsbreite, worunter die maximal mögliche Brechkraftänderung im Auge verstanden wird. Diese verringert sich im Alter ebenfalls, wobei eine Hypoakkommodation wiederum eher selten auftritt: Wenn, dann in der Regel bereits im Kindesalter.

Bei einer Hypoakkommodation entspricht der Akkommodationserfolg nicht dem notwendigen Innervationsimpuls und der Nahpunkt wird in die Ferne verschoben. Meistens gehen damit dann verschiedene Beschwerden einher, z. B. eine schwankende Sehschärfe von nahen Objekten, Leseschwierigkeiten und ähnliches.

Bei einer besonders extremen Kurzsichtigkeit kann es zu einem Akkommodationsspasmus bzw. Krampf kommen. Der Akkommodationsaufwand für das Erkennen weit entfernter Objekte stimmt nicht mit dem Impuls überein. Die Folge sind ein verschwommenes Sehen und im schlimmeren Fall auch Kopfschmerzen. Abhilfe schafft eine auf die verschobene Sicht angepasste Brille und, wenn notwendig, krampflösende Medikamente.

Ein Akkommodationsspasmus kann allerdings auch zu einer temporären Kurzsichtigkeit führen. Diese wird Pseudomyopie genannt, hat aber nichts mit einer Myopie gemein.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003

Das könnte Sie auch interessieren