Miosis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Miosis ist die beidseitige Engstellung der Pupillen bei Lichteinfall oder im Rahmen der Nahfixation. Wenn eine Miosis ohne einen Lichtreiz und unabhängig von der Nahfixation vorliegt, hat dieses Phänomen Krankheitswert. Intoxikationen kommen genauso als Ursache in Frage, wie eine Meningitis oder Läsionen des Pons.
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Was ist eine Miosis?
Bei der Miosis verengen sich temporär die Pupillen auf bis zu zwei Millimeter. Die Engstellung kann entweder ein- oder beidseitig ausgeprägt sein und unterschiedliche Stärke aufweisen. Der Reflex entspricht einem Augenreflex auf Lichteinstrahlung und unterliegt parasympathischer Steuerung.
Entweder ergibt sich die Engstellung aus einer Kontraktion des vegetativ gesteuerten Augenringmuskels Musculus sphincter pupillae oder durch eine verminderte Aktivität seines Antagonisten Musculus dilatator pupillae. Beide Muskeln zählen zur inneren Augenmuskulatur.
Die Miosis kann das Symptom verschiedener Erkrankungen sein. Sie lässt sich aber auch künstlich durch die Gabe von Parasympathomimetika auslösen. Das Gegenteil der Miosis ist die Mydriasis, bei der eine Weitstellung der Pupillen über fünf Millimeter vorliegt.
Die Linsenverengung und Linsenweitstellung gehören beide zum Phänomen der Akkomodation. Sie sind als Antwort auf bestimmte Reize physiologisch. Ohne vorausgegangenen Reiz handelt es sich allerdings um pathologische Phänomene.
Funktion & Aufgabe
Die parasympathischen Fasern des dritten Hirnnervs sind im Ganglion ciliare verschalten, einem Ganglion in der Augenhöhle, das für Pupillenreflexe verantwortlich ist. Die Nervenfasern reichen durch den Nervi ciliares breves bis zum Musculus sphincter pupillae.
Der Reflexbogen der Pupillenreflexe setzt an der Retina (Netzhaut) an. Über den Nervus opticus setzt er sich in die Area pretectalis fort und ist im Mesencephalon beidseitig verschaltet. Durch diese beidseitige Verschaltung verengen sich bei einer physiologischen Miosis, wie sie bei Lichtreizen vorliegt, immer beidseitig die Pupillen. Das gilt auch dann, wenn nur ein Auge unmittelbar gereizt wird. Für das andere Auge ist dann von einem indirekten Lichtreflex die Rede.
Die Anpassung an den Lichteinfall wird als Adaptation bezeichnet. Durch die Engstellung vermindert sich der Lichteinfall und das Auge bewahrt sich so die Sehschärfe. Die Miosis ist also sowohl ein Schutzreflex, als auch ein Anpassungsreflex.
Auch bei der Nahfixation kommt es physiologischerweise im weitesten Sinne zu einer Miosis. Zusammen mit der Konvergenzbewegung und der Akkommodation macht die Miosis bei der Nahfixation den neurophysiologischen Regelkreis der Naheinstellungstrias aus. Die Pupillenverengung im Rahmen der Akkomodation hilft dem Menschen nahe gelegene Gegenstände besonders scharf zu sehen, denn die verkleinerte Linse generiert eine höhere Tiefenschärfe. Sogar bei linsenlosen Menschen verbessert die Miosis die Sehschärfe. Daher wird sie vom Augenarzt zur Therapie verschiedener Erkrankungen gezielt und bewusst herbeigeführt, um die Sehkraft der Patienten zu verbessern.
Krankheiten & Beschwerden
Die Miosis kann gezielt durch Medikamentengabe herbeigeführt werden und entspricht dann meist einer augenärztlichen Therapie, wie sie beispielsweise bei Glaukomen sinnvoll sein kann. Die gezielte Herbeiführung findet in der Regel mit Miotika wie Pilocarpin statt. Auch bei einer differentialdiagnostischen Abklärung bestimmter Augenerkrankungen und bei pharmakodynamischen Untersuchungen der Pupillotonie wird medikamentös eine Miosis ausgelöst.
Wenn eine Miosis für augenärztliche Untersuchungen momentan verhindert werden soll, gibt der Arzt dagegen Mydriatika. Als solche kommen zum Beispiel Hyoscyamin oder Atropin in Frage, die den Musculus sphincter pupillae vorübergehend lähmen. Bei der Gabe von Parasympatholytika wird die Muskellähmung von einem Verlust der Akkomodationsfähigkeit begleitet, der von einer Lähmung der parasympathischen Nerven im Ziliarmuskel ausgeht.
Wenn die Miosis nicht bewusst herbeigeführt wurde und ebenso wenig einer physiologischen Reizantwort entspricht, dann kann sie auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Die Ursache kann beispielsweise eine Schädigung in der sympathischen Versorgung sein, wie sie beim Horner-Syndrom vorliegt. Auch das sogenannte Argyll-Robertson-Syndrom kommt als Ursache für eine pathologische Miosis in Frage. Im Rahmen dieser Erkrankung liegt in der Regel beidseitig eine reflektorische Starre der Pupillen vor, die durch den Neurolues ausgelöst wird.
Eine Miosis spastica liegt dagegen bei Reizungen des Parasympathikus vor. In der Regel geht diese Sonderform der pathologischen Miosis in eine sogenannte Mydriasis paralytica über und kann in eine vollständige Lähmung des Nervus oculomotorius münden.
Die Miosis kann allerdings auch das Symptom einer Meningitis sein. Diese potenziell lebensbedrohliche Infektion der Pia mater und Arachnoidea mater betrifft vor allem Kinder und kann entweder bakteriell sein oder durch Pilze, Viren und Parasiten ausgelöst werden.
Ebenso gut können Läsionen im Pons eine pathologische Miosis auslösen. Ursachen für solche Läsionen gibt es verschiedene. Sowohl Entzündungen, als auch Hypoxien oder Schlaganfälle kommen als Primärerkrankungen in Frage.
Nicht nur das Vorliegen einer Miosis, sondern auch die Unfähigkeit zur Miosis bei Lichteinfall hat Krankheitswert und spricht für eine parasympathische Lähmung des Musculus sphincter pupillae.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014