Arterielle Verschlusskrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die arterielle Verschlusskrankheit (AVK) oder periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) wird, ebenso wie das Raucherbein, umgangssprachlich als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer, zum Teil lebensgefährlichen, arteriellen Durchblutungsstörung der Extremitäten (Füße, Beine, Arme, Hände). Hauptursache für dieser Erkrankung ist eine Arterienverkalkung durch eine ungesunde Lebensweise. Besonders Rauchen, wenig Bewegung und viel fettes und cholesterinreiches Essen ist hierbei für die arterielle Verschlusskrankheit verantwortliche.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die arterielle Verschlusskrankheit?

Eine Arterienverkalkung kann schnell zu einem Herzinfarkt oder zu einem Schlaganfall führen.

Die arterielle Verschlusskrankheit wird umgangssprachlich auch als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet. Dies liegt darin begründet, dass sie den Patienten bereits nach kurzem Gehen zwingt, stehen zu bleiben und zu pausieren. Das Gangbild ähnelt somit dem des Flaneurs, der von Schaufenster zu Schaufenster schlendert und jeweils kurz stehen bleibt, um die ausgestellten Waren zu betrachten.

Ausserdem ist die arterielle Verschlusskrankheit für das sogenannte Raucherbein verantwortlich. Im Prinzip ist das Raucherbein eine arterielle Verschlusskrankheit, die durch das langjährige Rauchen des Betroffenen ausgelöst bzw. verursacht wurde.

Besonders ältere Menschen ab einem Alter von 65 Jahren neigen dazu diese Krankheit zu bekommen. Vor allem Männer haben hierbei ein höheres Risiko an Raucherbein bzw. arterieller Verschlusskrankheit zu erkranken.

Ursachen

Verursacht wird die arterielle Verschlusskrankheit durch eine Durchblutungsstörung der Extremitäten. Diese Durchblutungsstörung ist bedingt durch eine Einengung oder gar einen Verschluss der Hauptschlagader oder jener Arterien, die die Extremitäten versorgen.

Zu Einengung oder Verschluss wiederum kommt es bei der arteriellen Verschlusskrankheit durch eine Arterienverkalkung. Diese, auch Arteriosklerose genannte Krankheit, ist bei etwa fünfundneunzig Prozent der Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit ursächlich. Weitere, wenngleich bedeutend seltenere Ursachen der arteriellen Verschlusskrankheit sind entzündliche Gefäßkrankheiten.

Da die Gefäßverkalkung bei dieser Erkrankung ein schleichender und langsdam fortschreitender Prozess ist, verschlimmern sich die Auswirkungen besonders im Zusammenspiel der Risikofaktoren enorm.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Arterielle Verschlusskrankheit zeigt unterschiedliche Symptome, die abhängig von betroffenen Körperstellen und vom Stadium des Krankheitsbildes sind. Sind die Extremitäten betroffen, entsprechen die Beschwerden denen bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Im Anfangsstadium verursacht das Leiden keinerlei Symptome.

Mit dem weiteren Voranschreiten des Arterienverschlusses kommt es schließlich zu Belastungsschmerzen. Diese treten dort auf, wo der Arterienverschluss ausgeprägt ist. Dies kann etwa in den Beinen sein oder aber auch in Form einer Angina pectoris sichtbar werden. Diese Belastungsschmerzen treten dabei anfangs nur nach oder während einer körperlichen Aktivität auf.

Ruheschmerzen treten im noch weiteren Verlauf der Krankheit auf. Schließlich folgen als letzte Symptome Entzündungen, Geschwüre und Nekrosen an den schlecht durchbluteten Körperteilen. Mit dem Gewebeverlust geht - gerade an den Extremitäten - auch ein Verlust sensorischer Fähigkeiten einher. Amputationen können in schweren Fällen nötig sein.

Es sind aber nicht nur die Extremitäten von den verengten Gefäßen betroffen. Verengte Blutgefäße können im Körper zu einer Vielzahl an Symptomen führen. Es kann zum Beispiel zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen und entstehende Thrombosen bergen ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte und Embolien. Zudem tragen verengte Gefäße zur allgemeinen Kraftlosigkeit bei, da Nährstoffe und Sauerstoff nicht optimal transportiert werden.

Verlauf

Die arterielle Verschlusskrankheit befällt zum überwiegenden Teil die unteren Extremitäten bzw. deren Arterien. Abhängig vom Krankheitsstadium reichen die Symptome der Betroffenen von einer subjektiven Beschwerdelosigkeit über Belastungsschmerzen beim Gehen und einer daraus folgenden Einschränkung der Gehstrecke bis hin zu belastungsunabhängigen Schmerzen und Gangränen genannten Geschwüren, die eine Amputation erforderlich machen.

Die arterielle Verschlusskrankheit setzt deshalb zunächst unbemerkt ein, da der Verschluss der Arterie schleichend erfolgt – ebensowenig wie beispielsweise Bluthochdruck schmerzt ein Arterienverschluss im Anfangsstadium nicht. Bei Frauen dauert es sogar durchschnittlich zehn Jahre länger, bis die arterielle Verschlusskrankheit diagnostiziert wird. Umso wichtiger ist es, die hauptsächlichen Risikofaktoren für die arterielle Verschlusskrankheit zu kennen.

Neben Rauchen und Diabetes mellitus sind dies Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Die letzten drei Faktoren treten insbesondere bei Übergewicht auf. Insofern ist die erste und beste Maßnahme, um der arteriellen Verschlusskrankheit vorzubeugen, die Reduktion von Übergewicht sowie der sofortige Verzicht auf das Rauchen.

Ein Beispiel: Bei Männern wie bei rauchenden Frauen liegt der Erkrankungsbeginn im Durchschnitt bei fünfundfünfzig Jahren. Bei nichtrauchenden Frauen bei fünfundsechzig Jahren. Und auch wenn Männer ein insgesamt dreimal höheres Risiko haben, an der arteriellen Verschlusskrankheit zu erkranken, wird dieser Vorteil von rauchenden Frauen zunichte gemacht. Sie gehören ebenso zur Hauptrisikogruppe.

Leider werden die ersten Anzeichen der arteriellen Verschlusskrankheit häufig weder wahr- noch ernstgenommen. Die meisten Betroffenen suchen erst dann den Arzt auf, wenn ihnen beim Gehen häufiger die Wade schmerzt. Doch auch bei denen, die zum Arzt gehen, kann sich der Behandlungsbeginn der arteriellen Verschlusskrankheit häufig durch Fehldiagnosen verzögern.

Schließlich können Schmerzen in der Wade auch ein Hinweis auf orthopädische Probleme, wie etwa einen Muskelfaserriss, sein. Das Gefährliche daran: Die arterielle Verschlusskrankheit befällt nicht nur die Beine, sondern auch jene Schlagadern, die Herz und Hirn versorgen, sind verengt. Dies bedeutet ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Komplikationen

Komplikationen, die sich aus einer arteriellen Verschlusskrankheit entwickeln, beruhen immer auf einer Minderversorgung bestimmter Körperareale mit sauerstoffreichem, arteriellem Blut. Dementsprechend können die resultierenden Komplikationen sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von kaum spürbar bis hin zu unmittelbar lebensbedrohlichen Situationen.

Beispielsweise kann sich aus einer koronaren Herzkrankheit, die ebenfalls den arteriellen Verschlusskrankheiten zugeordnet wird, eine mit Brustschmerzen assoziierte Angina pectoris entwickeln oder bei einem Totalverschluss einer der Hauptkranzarterien sogar ein unmittelbar lebensbedrohlicher Herzinfarkt. Falls eine oder beide Nierenarterien von der arteriellen Verschlusskrankheit betroffen sind und höhergradige Stenosen von über 75 Prozent aufweisen, stellt sich zunächst eine sogenannte renale Hypertonie ein.

Die Niere schüttet vermehrt das gefäßverengende Hormon Renin aus, das über den Mechanismus der Gefäßverengung zu einem erhöhten Blutdruck führt und entsprechende Komplikationen, die mit hohem Blutdruck assoziiert sind, verursachen kann. Die Minderversorgung der Nieren mit arteriellem Blut kann die Funktion der Nieren stark behindern und als äußerste Komplikation kann es analog zum Herzinfarkt zu einem Niereninfarkt kommen.

Die bekannteste arterielle Verschlusskrankheit dürfte die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sein, die die unteren Extremitäten betrifft. Die Krankheit, von der überdurchschnittlich häufig starke Raucher betroffen sind, ist auch als Schaufensterkrankheit bekannt, weil die Betroffenen wegen starker Schmerzen in den Beinen nach Gehbelastung gerne vor Schaufenstern stehen bleiben, um ihre Krankheit zu kaschieren.

Die meisten der angesprochenen Komplikationen lösen sich nach Wiederherstellung des Blutdurchflusses durch die betroffenen Arterien wieder auf. Voraussetzung dafür ist, dass keine irreversiblen Grenzen überschritten wurden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die arterielle Verschlusskrankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, die zu unterschiedlichen Folgeleiden führen kann. Darunter fallen unter anderem die periphere arterielle Verschlusskrankheit und die koronare Herzkrankheit. Die Symptome durch diese (und andere) Leiden sind für den Betroffenen meist gravierend.

Stellt der Mensch bei sich fest, dass das Laufen, das Heben der Arme oder Stehen schwerer fallen, die Gliedmaßen sich nach geringer Belastung steif anfühlen und allgemein ein Gefühl der Schwäche vorherrscht, kann eine arterielle Verschlusskrankheit ursächlich sein. Auch eine auftretende Angina pectoris - Schmerzen im Brustbereich bei Belastung - ist ein deutliches Zeichen. Beide Zustände sollten dringend von einem Arzt untersucht und wenn möglich behandelt werden.

Bei Verdacht auf eine arterielle Verschlusskrankheit sollte immer ein Arzt konsultiert werden, da sich dieses Leiden in seiner Entwicklung stark hinauszögern lässt. Menschen, die einer Risikogruppe angehören, sollten sich vorsorglich untersuchen lassen. Dies schließt Raucher, Übergewichtige und Menschen mit anderen Grunderkrankungen mit ein. Zudem begünstigt eine fettreiche Kost das Entstehen einer Arterienverengung.

Patienten, die bereits an einer diagnostizierten arteriellen Verschlusskrankheit leiden, sollten bei akuten Verschlechterungen ihres Zustandes unbedingt den behandelnden Arzt aufsuchen. Je nach Ausstattung und Spezialisierung kann für die erste Diagnose ein Hausarzt herangezogen werden. Weitere - eventuell auch invasive - Maßnahmen erfordern den Gang zu einem Gefäßspezialisten.

Behandlung & Therapie

Die Therapie bzw. Behandlung der arteriellen Verschlusskrankheit durch einen Gefäßmediziner hat zum Ziel, genau dies zu verhindern. Die Behandlung fußt auf der sofortigen Ausschaltung von Risikofaktoren. Dies beinhaltet den Verzicht auf Nikotin, die Senkung des Cholesterinspiegels und die Einstellung von Bluthochdruck und Diabetes.

Ein konsequentes Gehtraining im Rahmen des sogenannten Gefäßsportes führt zu einer Verbesserung der Durchblutung in den Beinen, denn die Bewegung des Muskels bildet um die Engstelle herum kleine Blutgefäße neu oder erweitert die vorhandenen. So lassen sich auch die Schmerzen durch eine erhöhte Aktivität lindern. Schonen wäre hier der falsche Weg. Zudem trägt jede Form von Bewegung zur Senkung der Blutfettwerte und des Blutdruckes bei. Ausdauersport ist zur Behandlung der arteriellen Verschlusskrankheit die beste Medizin.

Aussicht & Prognose

In erster Linie hängt die Prognose bei einer arteriellen Verschlusskrankheit davon ab, ob auslösende Faktoren ausgeschaltet werden können. Ein Fortschreiten der Erkrankung kann nur so verhindert werden, denn selbst ein operativer Eingriff stellt keine Garantie für eine dauerhaft anhaltende Beschwerdefreiheit dar. Die Engstelle kann sich mitunter erneut verschließen. Die Lebenserwartung ist bei Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit kürzer, denn in der Regel leiden sie unter weiteren Gefäßerkrankungen und das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle ist deutlich erhöht.

Die Prognose wird durch vorbeugende Maßnahmen in Form einer gesunden Lebensweise (z. B. Erreichung eines normalen Körpergewichts, Verzicht auf Zigaretten, fett- und cholesterinarme Ernährung, körperliche Aktivität) positiv beeinflusst. Liegt der arteriellen Verschlusskrankheit eine Embolie zugrunde und kann deren Quelle nicht beseitigt werden, ist für eine bessere Prognose eine dauerhafte Medikamentengabe zur Hemmung der Blutgerinnung notwendig.

Ist eine Thrombose Ursache für die arterielle Verschlusskrankheit, dann wird eine Therapie mit so genannten Thrombozytenaggregationshemmern durchgeführt, welche die Prognose ebenfalls positiv beeinflussen kann. Für eine günstige Prognose ist grundsätzlich aber immer die Mitwirkung des Patienten notwendig. Wird der Lebensstil nicht entsprechend angepasst, dann ist die Prognose eher schlecht.

Nachsorge

Direkt nach der Operation muss der Patient zunächst im Bett bleiben. Puls, Blutdruck und Verband werden regelmäßig kontrolliert, um Komplikationen so schnell wie möglich erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Schon während der Operation erhält der Patient Heparin, was die Blutgerinnung hemmt.

Dadurch soll verhindert werden, dass im operierten Gebiet oder an anderen vorbelasteten Körperstellen Blutgerinnsel entstehen. Auch nach der Operation erfolgt zunächst regelmäßig die Gabe von Heparin. In der Zeit nach der Operation werden zudem die Blutwerte regelmäßig kontrolliert, um Entzündungen oder andere Unstimmigkeiten erkennen und behandeln zu können.

Im späteren Verlauf nach der durchgeführten Operation muss sich der Patient zu Kontrolluntersuchungen beim Arzt begeben. Zuerst erfolgt die Kontrolle nach vier bis sechs Wochen, später dann halbjährlich und schließlich nur noch jährlich. In diesen Untersuchungen beurteilt der Arzt, ob das Blut weiterhin gut fließen kann. Falls dem nicht so ist, kann die Frage einer erneuten Operation aufkommen.

Um zukünftige arterielle Verschlüsse zu vermeiden, kann der Patient mit einer gesunden Lebensweise mit entsprechend ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung sowie Verzicht auf das Rauchen präventiv selber vorsorgen. Medikamente, die vom Arzt verschrieben wurden, sollten zudem nach Anweisung eingenommen werden.


Das können Sie selbst tun

Die arterielle Verschlusskrankheit lässt sich in ihren leichten Stadien noch ein wenig hinauszögern, oder sogar in ihrer Entwicklung stark verzögern, wenn der Betroffene seinen Lebensstil ändert.

Wichtige Risikofaktoren sollten weitestgehend aus dem Leben verbannt werden. Darunter fallen unter anderem das Rauchen, das Verzehren von großen Mengen Fett und mangelnde Bewegung. Stattdessen sollte der Fokus auf eine leichte und vitamin- und mineralstoffreiche Kost gelegt werden. Denn die zusätzlichen Nährstoffe und der bessere Stoffwechsel unterstützen den Körper dabei, neue Gefäße zu bilden. Dies sorgt für eine Verbesserung der peripheren Durchblutung und beugt weiteren Leiden vor.

Die Sauerstoffunterversorgung des Gewebes muss zudem kompensiert werden. Sportliche Aktivitäten sorgen für eine bessere Durchblutung und erhöhen das Lungenvolumen nachhaltig, so dass das Blut sauersoffreicher wird das Gewebe trotz Arterienverengung besser versorgt werden kann. Gerade Ausdauersportarten wie das Schwimmen, Laufen oder Radfahren bieten sich hier an.

Selbst regelmäßige Spaziergänge leisten Abhilfe. Zusätzlich sollte auf die Atmung geachtet werden. Eine bewusste und tiefe Atmung führt zu einer besseren Versorgung mit Sauerstoff.

Bei auftretenden Belastungsschmerzen kann es helfen, die Beine (oder Arme) zu strecken, sanft abzuklopfen oder zu reiben. Allerdings lindern die Maßnahmen lediglich die Symptome.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kramme, R.: Medizintechnik. Springer, Berlin 2011
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011

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