Bertram
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vorkommen & Anbau des Bertram
Die Bertram -Pflanze ist in Arabien, Südspanien, Marokko, Algerien und im Kaukasus heimisch. In Frankreich ist das mild-scharfe Gewächs ein Neophyt, da diese Gattung in diesem Land ursprünglich nicht heimisch war und sich ausschließlich durch menschliche Einflussnahme dort etabliert hat. In Mitteleuropa kommt Bertram ausschließlich in Anbaubeständen vor. Es war schließlich Hildegard von Bingen, die Bertram als Heilpflanze und für die tägliche Ernährung empfohlen hat.
Der deutsche Bertram (Anacyclus officinarum syn. Pyrethrum germanicum) fand seinen Ursprung als Heilpflanze aus Zuchtbeständen in Thüringen und war nur ein einjähriger Ableger des mehrjährigen Bertrams. Optisch unterschied sich diese Pflanze von den natürlichen Beständen durch ihre schmalere Wurzel und ihr helleres Laub. Weitere Bertram-Arten sind der Römische Bertram (A. pyrethrum var. pyrethrum) und der Marokko Bertram (A. pyrethrum var. depressus). Die Sumpf-Scharfgabe, der Estragon und der Baldrian werden manchmal auch als Bertram bezeichnet.Die Geschichte unterscheidet zwischen dem wahren „Bertram der Alten“ und dem Bertram, wie er heutzutage als Heilpflanze bekannt ist. Der wahre Bertram wurde als Pyrethrum verum bezeichnet. Dabei handelte es sich um die Schirmpflanze und das Doldengewächs des Sumpf-Haarstrangs, auch als Oelnitz oder Elsenich bezeichnet, dem ähnliche Therapiemöglichkeiten zugeschrieben wurden.
Historiker vermuten, dass Hildegard von Bingen in ihren Beschreibungen die wahre Bertram-Pflanze meinte und nicht den heutzutage bekannten Römischen und Marokko-Bertram. Fachleute wiederum gehen davon aus, dass die Gelehrte des Mittelalters ausschließlich von dem Römischen Bertram sprach. Sie gehen davon aus, dass der Sumpf-Haarstrang als „wahrer Bertram“ mit dem Bertram wie wir ihn heute kennen, verwechselt wird.
Wirkung & Anwendung
Die Bertrampflanze wächst aus einer Pfahlwurzel heran, die mehrere kleine Haarwuzeln beinhaltet, bis sich der Wurzelschopf zu einer Rosette formt und die Körblüten sich nach und nach aufrichten. Blütezeit ist von Mai bis August, die Pflanze wird 30 bis 40 Zentimeter hoch. Sie ist nicht anspruchsvoll und bevorzugt sonnige Gegenden mit magerem bis mäßig nahrhaften Boden. Ihre natürlichen Vorkommen vermehren sich durch Aussaat. An jedem Stängel wachsen Blüten mit einem gelben Körbchen und weißen Zungenblüten (Strahlenblüten) und regelmäßig eine große Anzahl von Röhrenblüten (Scheibenblüten).
Die körbchenförmigen Einzelblütenbestände sind von mehreren Reihen bräunlich-grüner Hüllblätter umgeben. Die Zungenblätter sind überwiegend weiblich, bestäubt werden die Pflanzen durch Bienen. Die Blätter haben eine luftige Oberfläche und sind fliederähnlich eingekerbt. Der römische Bertram und mehrere Unterarten weisen meistens blau-grün gestieltes ein- bis dreiteiliges fiederartig angeordnetes Laub auf. Anfangs in Rosetten geformt, sind die Blätter am Stängel verteilt. Im Herbst werden ausschließlich die Wurzeln der Pflanze zur Weiterverarbeitung gesammelt.
Die heilenden, natürlichen Inhaltstoffe der Bertram-Pflanze sind Pyrethrin, Pellitorin, ätherische Öle, Gerbstoffe, Inulin und abwehrsteigernde Zuckerverbindungen. Die Bertram-Wurzel wird vorzugsweise als Pulver und Tinktur verwendet. Der scharfe Bertram findet Anwendung in Salben und Tees. Die Wurzel wird erst im zweiten Wachstumszyklus der Pflanze verwendet, wenn diese bereits beginnt, zu verkümmern. Zwei Messerspitzen Bertramwurzel-Pulver in einer Tasse Brennnesseltee getrunken wird als hilfreich bei Rheumatismus und Verstopfung beschrieben.
In der Volksmedizin fand Bertram vorzugsweise Verwendung zur Therapierung von Schlaganfällen und Zungenlähmung. Bertram-Tinktur in Form von Umschlägen kann bei Ischias und Hexenschuss helfen. Hildegard von Bingen empfiehlt das Gewächs wegen seiner reinigenden und verdauungsfördernden Wirkung. Bertram ist nervenstärkend, schleimlösend, adstringierend, antiseptisch, verdauungsfördernd und hautreizend.
Er wird eingesetzt bei Lungenleiden, Angstzuständen, Magenbeschwerden, Herzleiden, Zahnschmerzen, Schlaflosigkeit und Bettnässen. Der Einsatz bei Diabetes ist umstritten. Bertram ist aufgrund seiner scharfen Inhaltsstoffe auch als biologischer Pflanzenschutz geeignet. Bertram wird gleichfalls gerne in Ziergärten gepflanzt oder auf Bienenweiden ausgesät. Hildegard von Bingen war insbesondere im Fall von Lungenleiden von der Verwendung des mild scharfen Gewächses überzeugt. Dazu mischte sie einen Tee aus Wacholderblüten, Wollblume und Bertram in einen reinen Wein.
Aufgrund seiner angenehm milden Schärfe wird Bertram auch gerne als Geschmacksverstärker verwendet. Obwohl die deutsche Pflanze heutzutage als ausgestorbene Art gilt, ist es dennoch möglich, den Römischen Bertram als Ziergewächs im Garten auf freien Flächen anzupflanzen. Gegossen werden die Pflanzen nur bei großer Trockenheit, von einer Düngung ist abzusehen.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Bertram verzeichnet im Gegensatz zu anderen Heilpflanzen jedoch Nebenwirkungen, daher ist ausschließlich eine sparsame Dosierung angebracht. In zu großer Menge angewendet, verursacht Bertram Erbrechen, Übelkeit, Magenbeschwerden und Durchfall. Der natürliche Inhaltsstoff Pyrethrum ist zwar im Bereich der Schädlingsbekämpfung nützlich, wirkt jedoch als starkes Nervengift neurotoxisch und ist daher bei Überdosierung auch für Menschen nicht ungefährlich. Bei längerfristiger Anwendung können Hautreizungen auftreten.