Bing-Test
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Bing-Test ist eines von mehreren bekannten subjektiven Hörtestverfahren, bei denen mittels bestimmter Stimmgabelversuche bei verminderter Hörleistung erkannt werden kann, ob eine einseitige Schallleitungs- oder Schallempfindungsstörung vorliegt. Beim Bing-Test wird das unterschiedliche Hörempfinden zwischen Knochen- und Luftschall bei abwechselndem Verschluss und wieder Öffnen des äußeren Gehörgangs genutzt.
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Was ist der Bing-Test?
Der Bing-Test wird meist mithilfe der Rydel-und-Seiffer-Stimmgabel durchgeführt, die eigens für Stimmgabel-Hörtests und für neurologische Vibrationstests konzipiert wurde. Wie alle Stimmgabelprüfungen ist auch der Bing-Test in der Durchführung relativ einfach. Bei Verdacht auf eine einseitige Hörfunktionsminderung kann mittels Bing-Test erkannt werden ob ein Schallleitungs- oder ein Schallempfindungsproblem vorliegt. Die Stimmgabel wird angeschlagen und der Fuß der Gabel fest auf den Knochenfortsatz des Schläfenbeins hinter der Ohrmuschel (Processus mastoideus) gehalten und der äußere Gehörgang abwechselnd mit dem Finger verschlossen und wieder geöffnet.
Falls sich im Hörempfinden zwischen kurzzeitig verschlossenem und geöffnetem Gehörgang keine Änderung ergibt, liegt eine Schallleitungsstörung vor. Wird der Ton der Stimmgabel bei verschlossenem Gehörgang deutlich lauter gehört, liegt an dem betreffenden Ohr eine Schallempfindungsstörung vor. Da sich bei Normalhörenden ein qualitativ gleicher Effekt auf insgesamt höherem Lautstärkeniveau einstellt, muss vor dem Bing-Test das Hörvermögen, z. B. per Tonaudiogramm, getestet werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Der Bing-Test wurde ursprünglich unter dem Begriff Faux-Bing, also falscher Bing, bekannt.
Wenn der Fuß der schwingenden Stimmgabel auf die Mitte des Schädels eines Patienten mit einer einseitigen Schalleitungsstörung gesetzt wird, hört der Patient den Ton auf dem gestörten Ohr lauter. Wird jetzt zusätzlich das normalhörende Ohr mit dem Finger verschlossen, wandert der Ton nicht etwa auf die andere Seite zum „gesunden“ Ohr, dessen Gehörgang jetzt mit dem Finger verschlossen ist, sondern der Patient hört den Ton nach wie vor mit dem Ohr mit Schallleitungsstörung lauter.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Schallempfindungsstörung liegt vor, wenn in dem „elektrischen“ Teil des Hörvorgangs, der die Umwandlung der mechanischen Schallwellen in elektrische Nervenimpulse im Innenohr, die Weiterleitung der Signale in das ZNS und die Weiterverarbeitung der Signale im ZNS, umfasst, eine der Komponenten eine Funktionsstörung aufweist. Ein Schall, der hauptsächlich über den Schädelknochen das Ohr erreicht, wird Knochen- oder Körperschall genannt. Er versetzt ebenso wie der durch die Luft und den äußeren Gehörgang übertragene Schall das Trommelfell und die Gehörknöchelchen in Schwingungen. Ein Teil der Schwingungsenergie wird allerdings in diesem Fall vom Trommelfell nach außen zurückgeworfen, so dass sich insgesamt eine Abschwächung der Lautstärke ergibt.
Wird der äußere Gehörgang verschlossen, wird der vom Trommelfell in den Gehörgang abgestrahlte Teil des Schalls wieder auf das Trommelfell zurück reflektiert (in diesem Fall durch den Finger). Der Patient oder Proband hört jetzt den durch Körperschall übertragenen Ton wesentlich lauter. Der Bing-Test macht sich dieses Phänomen, das auch als Okklusionseffekt bezeichnet wird, zu Nutze. Der Bing-Test wird bei Patienten mit einseitiger Hörschwäche angewandt und gibt Klarheit darüber, ob eine Schallleitungs- oder eine Schallempfindungsstörung vorliegt. Hinter der Ohrmuschel des Ohrs mit der Hörschwäche wird der Fuß der angeschlagenen Stimmgabel fest auf den knöchernen Fortsatz des Schläfenbeins (Warzenfortsatz oder Processus mastoid) gehalten und der äußere Gehörgang mehrmals mit dem Finger verschlossen und wieder geöffnet.
Falls der Patient keinen Unterschied in der Lautstärke des Tons zwischen der verschlossenen und der unverschlossenen Phase des Gehörgangs empfindet, liegt eine Schallempfindungsstörung. Die Schallempfindungsstörung kann mehrere Ursachen haben, entweder liegt eine Störung der Sinneszellen in der Hörschnecke (Cochlea) im Innenohr vor, so dass der mechanisch ankommende Schall nicht ordnungsgemäß in elektrische Nervenimpulse übersetzt wird oder die Übertragungsleitung, der Gehörnerv (Nervus vestibulocochlearis), weist eine Störung auf oder die Signale können im Gehirn nicht ordnungsgemäß zu entsprechenden Höreindrücken verarbeitet werden.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Das wichtigste Verfahren ist die Tympanometrie, bei der der äußere Gehörgang verschlossen und ein Prüfton in den Gehörgang abgegeben wird. Es wird dann die Reflektion des Trommelfells bei verschiedenen Tonhöhen, Tonstärken und bei verschiedenen Drücken im äußeren Gehörgang von leichtem Überduck bis zu leichtem Unterdruck gemessen. Es können so auch die differenten Werte zwischen Körper- und Luftschall quantitativ ausgewertet werden. Es bleibt festzuhalten, dass der subjektive Bing-Test wie auch die anderen Stimmgabeltests wichtige qualitative Aussagen über das Vorliegen einer Schallleitungs- oder einer Schallempfindungsstörung liefern kann, dass sich aber bei positivem Befund weitere objektive Diagnoseverfahren mit quantifizierbaren Parametern empfehlen.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Gürkov, R.: BASICS Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Urban & Fischer, München 2016
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009