Tympanometrie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Tympanometrie stellt ein objektives Messverfahren in der Audiologie dar, mit dessen Hilfe mechanisch-physikalische Schallleitungsprobleme des Ohres gemessen und lokalisiert werden können.

In dem automatisierten Verfahren wird das Trommelfell über den äußeren Gehörgang wechselnden Differenzdrücken ausgesetzt bei gleichzeitiger Beschallung mit einem Dauerton. Während der Prozedur wird laufend die akustische Impedanz des Ohres gemessen und aufgezeichnet (Tympanogramm).

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Tympanometrie?

Die Tympanometrie stellt ein objektives Messverfahren in der Audiologie dar, mit dessen Hilfe mechanisch-physikalische Schallleitungsprobleme des Ohres gemessen und lokalisiert werden können.

Das Hörvermögen wird durch die physikalisch-mechanische Schallleitung im Mittelohr und die nachgelagerte neuronale Umsetzung des Schalles in die Schallempfindung bestimmt. Die Tympanometrie stellt ein objektives Messverfahren für das Schallleitungsvermögen dar.

Es wird dafür nicht die Mithilfe des Probanden oder Patienten benötigt, sodass keinerlei subjektive Empfindungen in das Messergebnis einfließen. In erster Linie geht es darum, die akustische Impedanz, und damit die Funktionalität des mechanisch-physikalischen Teils des Hörvermögens, zu messen. Die akustische Impedanz ist ein Maß dafür, wie hoch der reflektierte Anteil am Schall ist, bzw. wie hoch der absorbierte Anteil ist, der über die Schallleitung des Mittelohres in die Gehörschnecke (Cochlea) geleitet und dort in nervliche Signale umgesetzt wird.

In zweiter Linie kann mittels der Tympanometrie auch der Stapediusreflex gemessen werden, der das Ohr in gewissen Grenzen vor Beschädigung bei sehr lauten Geräuschen schützen kann. Während der tympanometrischen Messungen wird das Trommelfell über den äußeren Gehörgang unterschiedlichen Drücken ausgesetzt und gleichzeitig mit einem Prüfton unterschiedlicher Frequenzen beschallt. Während der automatisch ablaufenden Messungen wird der Anteil des reflektierten Schalls laufend aufgezeichnet und in einem Tympanogramm festgehalten.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei Verdacht auf Vorliegen einer Hörminderung wird zunächst sichergestellt, dass der äußere Gehörgang frei von Fremdkörpern oder Ohrenschmalz (Cerumen) ist, um eine ungehinderte Schallleitung von der Ohrmuschel bis zum Trommelfell zu gewährleisten.

Eine der wichtigsten Diagnosen zur Feststellung einer möglicherweise vorliegenden Schallleitungsminderung liegt in der Untersuchung der akustischen Impedanz des Trommelfells. Die akustische Impedanz (Widerstand) des Trommelfells ist ein Maß für die Schallabsorptionsfähigkeit. Gute Absorptionsfähigkeit, also niedrige Impedanz, korreliert mit guter Schallleitung und gutem Hörvermögen – sofern das Hörempfindungsvermögen nicht gestört ist.

Ein allgemein anerkanntes Verfahren zur objektiven Messung der akustischen Impedanz ist die Tympanometrie. Der äußere Gehörgang wird durch einen kleinen Ballon abgedichtet, der in der Mitte eine Bohrung aufweist, durch die die Messsonde hindurchgeführt wird. Die Sonde selbst ist mit drei Bohrungen versehen und mit drei dünnen Schläuchen mit dem Tympanometer verbunden. Über Bohrung 1 kann im äußeren Gehörgang ein alternierender leichter Über- oder Unterdruck gegenüber dem im Mittelohr herrschenden Druck erzeugt werden. Die Bohrung 2 beherbergt einen kleinen Lautsprecher, über den ein Dauerton mit wählbarer Frequenz und wählbarem Schalldruckpegel erzeugt werden kann.

In der Bohrung 3 befindet sich ein kleines Mikrofon, mit dem der vom Trommelfell reflektierte Anteil des Dauertons gemessen werden kann. Normalerweise weist das Trommelfell die niedrigste akustische Impedanz bei vollständigem Druckausgleich zwischen äußerem Gehörgang und Mittelohr aus. Die bei diesen Druckverhältnissen gemessene akustische Impedanz wird in der Tympanometrie als Bezugspunkt angenommen und erhält den Wert Null.

Danach wird über den jeweils reflektierten Anteil des Dauertons die Elastizität (Compliance) des Trommelfells bei verschiedenen Über- und Unterdruckzuständen gemessen. In einem automatisch angefertigten Tympanogramm, in dem die Compliance in Abhängigkeit vom Differenzdruck aufgetragen ist, besteht ein klares Maximum bei einem Differenzdruck von Null. Bei zunehmenden positiven oder negativen Differenzdrücken von bis zu ± 300 mm Wassersäule oder 30 Hektopascal (hPa), nimmt die Compliance des Trommelfells nichtlinear stark ab.

Das Tympanogramm lässt Rückschlüsse auf die Ursache einer evtl. vorliegenden Fehl- oder Minderfunktion innerhalb der Schallleitungskette im Mittel- und Innenohr zu. So können beispielsweise eine Otosklerose (Verknöcherungen im Innenohr), eine Tympanosklerose (Verknöcherungen im Bereich der Gehörknöchelchen), ein Cholesteatom (Einwachsen von Plattenepithel des äußeren Gehörgangs in das Mittelohr) oder ein Paukenerguss diagnostiziert werden.

Bei einem Paukenerguss ist das Mittelohr mit einem Sekret angefüllt, das serös bis blutig oder sogar eitrig sein kann und zu erheblichen Schallleitungsproblemen führen kann. Auch eine Fehlfunktion der für den Druckausgleich sorgenden eustachischen Röhre, eine Perforation des Trommelfells und eine Mittelohrentzündung können mittels der Tympanometrie festgestellt werden. Das Tympanogramm zeigt dann jeweils einen typischen Verlauf.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Tympanometrie ist ein Verfahren, das bereits in den 1930er Jahren eingeführt wurde und ursprünglich auf den Arbeiten von K. Schuster basierte. Bis 1960 wurde das Verfahren mehrmals überarbeitet und angepasst. Risiken und Nebenwirkungen der Tympanometrie sind nicht bekannt.

Die wechselnden Differenzdrücke zwischen äußerem Gehörgang und Mittelohr bis zu maximal 30 hPa sind ähnlich wahrnehmbar wie z. B. Änderungen des Kabinendrucks im Passagierflugzeug bei starkem Sink- oder Steigflug. Eine Besonderheit der Tympanometrie besteht darin, dass nicht nur spezifische Schallleitungsprobleme diagnostiziert werden können, sondern auch die ordnungsgemäße Funktion des Stapediusreflexes.

Der Reflex wird durch Geräusche mit einem Schalldruckpegel von über 70 bis 95 dB ausgelöst und wird etwa 50 ms nach Beginn des lauten Geräusches wirksam. Der Reflex bewirkt eine Kontraktion des Musculus stapedius, wodurch der Steigbügel (Stapes) ein wenig verkantet und die Schallübertragung deutlich verschlechtert wird. Durch den Stapediusreflex werden beide Ohren gleichzeitig in ihrer Schallempfindlichkeit quasi herunter geregelt und bis zu einem gewissen Grad vor Schäden durch zu laute Geräusche geschützt.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Gürkov, R.: BASICS Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Urban & Fischer, München 2016
  • Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

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