Biorhythmus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wie die meisten Lebewesen ist auch der Mensch einem Biorhythmus unterworfen, die eine Art innere Uhr darstellen und im Laufe der Evolution das Überleben sicherten. Mit diesen Einflüssen beschäftigt sich eine vergleichsweise junge wissenschaftliche Disziplin, die Chronobiologie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Biorhythmus?

Der Begriff Biorhythmus kennzeichnet einen biologischen Rhythmus oder Lebenstakt, dem jedes Lebewesen von Geburt an unterworfen ist.

Der Begriff Biorhythmus kennzeichnet einen biologischen Rhythmus oder Lebenstakt, dem jedes Lebewesen von Geburt an unterworfen ist. Bei der Entwicklung der ersten Lebewesen waren im Gegensatz zur heutigen Zeit noch einfache natürliche Bedingungen vorhanden, ein klarer Tag-/Nachtrhythmus, der durch Licht und Dunkelheit aktive Zeiten und Ruhezeiten bestimmte.

Für den Biorhythmus aller Lebewesen ist die Sonne maßgebend. Das Sonnenlicht stellt die inneren Uhren tagtäglich auf einen 24-Stunden-Rhythmus ein, der im Zusammenhang mit der Erdumdrehung steht. Pflanzen und Tiere passen sich diesem Rhythmus an, aber der heutige Mensch entfernt sich immer weiter von seinem natürlichen Rhythmus.

Durch veränderte Schlafenszeiten, etwa durch Schichtdienst, gerät sein Rhythmus aus dem Takt, oft mit gesundheitlichen Folgen. Die Chronobiologie erforscht diese Zusammenhänge und rät zur mehr Anpassung an den natürlichen Rhythmus.

Funktion & Aufgabe

Seit der Erfindung der Glühbirne durch Thomas Alva Edison ist der Mensch viel weniger abhängig von den natürlichen Lichtverhältnissen, weil durch künstliches Licht die Tage verlängert werden können. Diese Erfindung ermöglichte fortan auch ein Arbeiten am späten Abend und in der Nacht.

Dadurch fingen Menschen an, nicht mehr im Einklang mit ihrem natürlichen Rhythmus zu leben. Doch die innere Uhr lässt sich nicht so einfach überlisten, wie wir das möchten. Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, erleben regelmäßig, dass sich die innere Uhr nicht so einfach auf Nachtschicht umstellt.

Wenn kein Sonnenlicht vorhanden ist, regt der Körper die Produktion von Hormonen an, die Müdigkeit und Schlaf hervorrufen. Blutdruck und Körpertemperatur sinken ebenfalls. Unser Biorhythmus ist abends auf Ruhe und Regeneration eingestellt.

Zunächst dachten Forscher, dass die Umwelt den natürlichen Rhythmus vorgibt, aber durch die Chronobiologie wissen wir, dass auch die Gene eine Rolle spielen und dass die inneren Uhren bei Menschen unterschiedlich ticken, wie an den Frühaufstehern und Langschläfern erkennbar ist.

Langschläfer sind also nicht faul, weil sie später aufstehen, sondern sie haben einen anderen inneren Rhythmus, der später beginnt als der der Frühaufsteher. Die innere Uhr reagiert zwar auf Außenreize, ist aber selbst dann noch aktiv, wenn Außenfaktoren wie z. B. Licht wegfallen. Sie wird über die Melatoninausschüttung reguliert.

Der Biorhythmus steuert wichtige Körpervorgänge. Er gibt vor, wann der Mensch aktiv sein kann und wann er sich besser regenerieren sollte. Er regelt den Blutdruck, den Hormonhaushalt und die Körpertemperatur. Gesteuert wird er durch einen Nervenkern (Nucleus) im Gehirn, der nur etwa so groß ist wie ein Reiskorn. Dieser Nucleus reagiert auf Lichtreize, die er über die Netzhaut empfängt.


Krankheiten & Beschwerden

Dank der Forschung der Chronobiologie wissen wir, dass ein permanentes Abweichen vom eigenen Biorhythmus auf die Dauer krank macht. Der Mensch ist eher auf Tagarbeit programmiert. Schlafforscher sehen die Ursache für viele Katastrophen, die nachts passieren, in einem nächtlichen Leistungstief. Auch viele Autounfälle passieren nachts.

Menschen, die regelmäßig im Schichtdienst arbeiten, leiden häufiger unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsproblemen, Schlafstörungen und Depressionen. Nach einer Nachtschicht haben sie oft Schwierigkeiten, ausreichend Schlaf zu finden, weil es tagsüber laut ist und die Helligkeit am Tag keinen erholsamen Tiefschlaf ermöglicht. Ein gestörter Schlaf führt zu einem Schlafmangel, der Auswirkungen auf das Immunsystem und die Konzentration hat.

Nach Ansicht der Chronobiologen würden sich viele Krankheiten, Unfälle und Fehler vermeiden lassen, wenn man die Erkenntnisse der Chronobiologie in den Arbeitsalltag integriert. Viele Menschen gehören zu den Langschläfern, müssen aber zu einer Uhrzeit mit der Arbeit beginnen, auf die ihr Biorhythmus nicht programmiert ist. Sie laufen erst später zur Höchstform auf. Durch die Einführung von Gleitzeiten wurde zumindest ermöglicht, den Arbeitsrhythmus individueller gestalten zu können.

Kritisch wird auch die Uhrenumstellung im Frühjahr und Herbst gesehen. Besonders wenn im Frühjahr die Zeit umgestellt wird, haben Menschen Probleme und brauchen eine Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Ob diese Umstellung gesundheitliche Probleme begünstigt, ist bisher nicht erforscht.

Auch in der Ernährung kommt dem Biorhythmus größere Bedeutung zu, als ihm oft zugebilligt wird. So ist es nicht unerheblich, wann Mahlzeiten eingenommen werden. Chronobiologen konnten in Studien feststellen, dass späte Abendmahlzeiten Übergewicht begünstigen, und dass es keineswegs egal ist, wann Mahlzeiten eingenommen werden.

Nach 19.00 Uhr beginnt der Körper mit der Melatoninproduktion, die für einen erholsamen Schlaf sorgt. Am förderlichsten ist demnach ein traditioneller Essensrhythmus mit drei Mahlzeiten pro Tag ohne Zwischenmahlzeiten. Die Abendmahlzeit sollte dabei geringer ausfallen als das Frühstück und Mittagessen. Die Zunahme von übergewichtigen Menschen könnte demnach u.a. auch darauf zurückzuführen sein, dass unsere heutigen Lebensbedingungen nicht mehr den traditionellen Rhythmen folgen, die für die Gesundheit förderlich sind.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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