Caput succedaneum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Caput succedaneum ist eine Verletzung, die sich ein Neugeborenes bei der natürlichen vaginalen Geburt zuziehen kann. Dabei entsteht eine Schwellung über dem Schädeldach des Säuglings, die innerhalb kurzer Zeit wieder vollständig verschwindet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Caput succedaneum?

Bei dem Caput succedaneum handelt es sich um eine Schwellung am Kopf, folglich dem Körperteil des Kindes, das bei der Geburt in aller Regel vorangeht.
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Unter dem Caput succedaneum verstehen Ärzte die im Volksmund bekannte Geburtsgeschwulst. In der Medizin wird unter dem Caput succedaneum ein bestimmtes Trauma eingeordnet, das sich bei einem Neugeborenen infolge der Geburt entwickeln kann. Während einer natürlichen Geburt, der sogenannten vaginalen Geburt kann bei dem Neugeborenen ein Ödem oder ein Hämatom entstehen.

Dabei treten in geringer Menge Blut oder Gewebsflüssigkeit aufgrund einer Gefäßschädigung aus den Blutgefäßen aus und sammeln sich in einem Hohlraum an. Die Flüssigkeit befindet sich zwischen den Zellen und ist im Kopf über mehrere Knochenplatten verteilt. Das Hämatom wird auch als subgaleatisches Hämatom bezeichnet.

Hierbei sammelt sich das Blut unterhalb der Sehnenplatte des Schädels an. Das Hämatom entsteht über dem Schädeldach zwischen der Kopfschwarte und den Knochen. Die Kopfschwarte ist ein widerstandsfähiger Gewebeverbund, der aus Kopfhaut, einer Schicht aus Binde- und Fettgewebe unterhalb der Haut sowie einer Sehnenhaube besteht. Sie befindet sich über dem Schädeldach.

Das Caput succedaneum entsteht zwischen der Sehnenhaube und dem Periost. Dies ist eine dünne Gewebeschicht, welche die Außenflächen aller im Körper befindlichen Knochen überzieht und eine regenerative Funktion für den Organismus hat.

Ursachen

Während der Geburt steckt der Kopf des noch ungeborenen Kindes für einige Zeit im Becken der Gebärenden fest. Durch den dabei aufgebauten starken Druck im Geburtskanal ist der Abfluss des Blutes aus dem Kopf bei dem Kind stark erschwert. Darüber hinaus kann es zu einer Sauerstoffminderversorgung des Kindes kommen. Dies führt zu einer Weitstellung der Gefäße sowie einer erhöhten Durchlässigkeit.

Der Abfluss des Blutes sollte über die Venen der Kopfhaut stattfinden und wird durch die Enge des Geburtskanals daran gehindert. Der anhaltende Druck im Geburtskanal auf den Kopf des Kindes kann vom Organismus nicht kompensiert werden. Da die Kopfschwarte des Menschen ein sehr gut durchbluteter Teil des menschlichen Körpers ist, kann es aufgrund des Blutstaus dazu führen, dass Gefäßschädigungen entstehen und Blut aus den Venen austritt.

Durch die erhöhte Permeabilität ist ein Ödem beim Kind die Folge. Dabei bildet sich eine Schwellung, in der sich Blut und Gewebeflüssigkeit unter der Haut sowie im Zellgewebe angesammelt haben. Eine weitere Ursache für das Caput succedaneum kann neben einer natürlichen vaginalen Geburt auch eine Zangengeburt oder das Nutzen einer Saugglocke während der Geburt sein.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei dem Caput succedaneum handelt es sich um eine Schwellung am Kopf, folglich dem Körperteil des Kindes, das bei der Geburt in aller Regel vorangeht. Bei anderen Geburtsformen ist eher nicht mit dem Caput succedaneum zu rechnen, da hier in aller Regel kein anhaltender Druck auf den Kopf des Kindes stattfindet. Das Hämatom verursacht bei Berührung oder einer weiteren Druckausübung auf die Stelle ein unangenehmes bis leicht schmerzendes Gefühl bei dem neugeborenen Kind.

Daher ist kurzzeitig mit Reaktionen wie Kopf wegdrehen, schreien oder weinen zu rechnen. Eine dauerhafte Reaktion aufgrund ausgelöster Schmerzen ist vom Kind nicht zu erwarten, da es sich bei dem Hämatom um keinen starken oder lang anhaltenden Schmerz handelt. Die Beschaffenheit des Caput succedaneum wird als ödematös und teigig beschrieben. Die Farbe des Hämatoms ist häufig leicht bläulich.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose des Caput succedaneum findet nach der Geburt durch Abtasten und Sichtkontrolle durch einen Mediziner statt. Die Schwellung ist in ihrer Beschaffenheit sowie Farbgebung durch einen Arzt von anderen Erkrankungen oder Schwellungen abzugrenzen. Das Abtasten beziehungsweise die Palpation ist ein fester Bestandteil der Basistechniken bei einer manuellen Untersuchung des Neugeborenen.

Bei dieser Form der klinischen Untersuchung werden mit einem oder mehreren Fingern die Körperstrukturen abgetastet und damit das Hämatom am Kopf lokalisiert sowie dessen Beschaffenheit festgestellt. Das Caput succedaneum hat meistens eine Dicke von circa drei bis vier Zentimeter. Es überschreitet die Schädelnähte und verschiebt sich entsprechend mit der Schwerkraft oder durch eine sanfte Druckausübung mit den Fingern. Das Hämatom ist bei der Druckausübung mit den Fingerspitzen leicht eindellbar.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es beim Caput succedaneum nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden. Die Schwellung tritt direkt nach der Geburt auf und verschwindet in den meisten Fällen schon nach einer kurzen Zeit. Weder für die Mutter, noch für das Kind entstehen dabei weitere Beschwerden.

Die Schwellung selbst tritt dabei direkt nach der Geburt auf und kann zu Schmerzen beim Kind führen. Meistens treten die Schmerzen vor allem bei Bewegungen des Kopfes auf, sodass das Kind anfängt zu schreien oder zu weinen. Da die Schwellung selbst schnell wieder verschwindet, verschwinden auch die Schmerzen. Gegebenenfalls kann die Schwellung blau gefärbt sein.

Auch wenn das Caput succedaneum relativ groß werden kann, schwillt das Symptom von alleine wieder ab. Dabei kann es allerdings bis zu einer Woche dauern, bis das Symptom vollständig verschwunden ist. Das Kind ist in dieser Zeit in seinen Kopfbewegungen eingeschränkt.

Ebenso müssen die Eltern auf diese Region besonders aufpassen und diese schonen. Die Rückbildung erfolgt von selbst, ohne dass medizinische Eingriffe notwendig sind. Weitere Komplikationen und Beschwerden treten nicht auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Caput succedaneum bedarf in aller Regel keiner medizinischen Behandlung. Die Schwellung bildet sich nach einigen Tagen von selbst zurück und verursacht nur selten Komplikationen. Sollte die Schwellung aber Schmerzen oder ein starkes Unwohlsein beim Kind verursachen, wird dies am besten dem behandelnden Mediziner mitgeteilt. Dieser kann sich die Verletzung noch einmal ansehen und bei Bedarf ein sanftes, schmerzstillendes Mittel verschreiben.

Sollte das Caput succedaneum nach einigen Tagen nicht zurückgegangen sein, liegt womöglich ein anderes Problem vor, dass in jedem Fall abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss. Wenn das Kind einige Woche bis Monate nach der Geburt Verhaltensauffälligkeiten zeigt oder noch immer Schmerzen verspürt, deutet dies auf eine ernste Komplikation hin.

Die Eltern sollten in diesem Fall sofort den Kinderarzt konsultieren. Grundsätzlich ist ein Caput succedaneum jedoch harmlos und muss nur gut beobachtet werden. Eltern, die sich dennoch Sorgen machen, sprechen am besten mit dem zuständigen Arzt über die Ängste.

Behandlung & Therapie

Das Caput succedaneum kann groteske Ausmaße annehmen. Dennoch bildet es sich in der Regel in ungefähr eine Woche nach der Geburt von selbst zurück. Meist ist bereits ein bis zwei Tage nach der Geburt ein deutlicher Rückgang zu sehen oder eine vollständige Abschwellung geschehen. Unterstützend können leicht kühlende Auflagen auf die Stelle gelegt werden.

Das Kind und der Kopfbereich sollten in dieser Zeit insgesamt geschont werden. Ein medizinischer Eingriff ist bei einem Caput succedaneum nicht notwendig, da die Rückbildung zumeist spontan erfolgt. Es werden auch keine weiteren medizinischen Behandlungsmaßnahmen bei dem Caput succedaneum durchgeführt.

Aussicht & Prognose

In der Regel kommt es bei Caput succedaneum nicht zu einem schwerwiegenden Verlauf und zu einer vollständigen Heilung. Eine direkte Behandlung der Erkrankung muss dabei nicht durchgeführt werden, da die Beschwerden meistens wieder von alleine verschwinden. Die Schwellung geht dabei einige Tage nach der Geburt wieder von allein zurück und es treten keine besonderen Beschwerden oder Folgeschäden auf.

Der Verlauf der Heilung kann dabei durch kühlende Auflagen unterstützt werden, um die Schwellung zu lindern. Eine medizinische Behandlung ist dabei jedoch nicht notwendig, sodass es bei Caput succedaneum in jedem Fall zu einer Heilung kommt. Das Kind sollte bis zum vollständigen Abschwellen geschont werden, damit es zu keinen weiteren Verletzungen oder Schwellungen kommt. Nach dem Abschwellen kann sich das Kind allerdings wieder frei bewegen und entfalten.

Der Heilungsverlauf kann dabei auch durch die Einnahme von Vitamin K beschleunigt werden. Ebenso erhalten die meisten Kinder einen Verband, um die Wunde sauber zu halten. Dadurch wird die Heilung ebenfalls vorangetrieben. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch Caput succedaneum nicht negativ beeinflusst oder anderweitig verringert.


Vorbeugung

Es gibt bei dem Caput succedaneum keine vorbeugenden Maßnahmen die ergriffen werden könnten. Allenfalls eine andere als die vaginale Geburt bei der nicht der Kopf vorangeht könnte als Vorbeugung in Erwägung gezogen werden. Ebenso müsste auf den Einsatz einer Geburtszange oder einer Saugglocke verzichtet werden. Davon ist jedoch abzuraten, da es sich um keine schwerwiegende Erkrankung handelt und die Schwellung innerhalb weniger Tage vollkommen verschwunden ist.

Das können Sie selbst tun

Eine Geburtsgeschwulst bedarf normalerweise keiner besonderen Selbsthilfe-Maßnahmen. Die Eltern müssen nur darauf achten, dass das Kind ausreichend Vitamin K aufnimmt, denn der Stoff fördert die Blutgerinnung und damit auch die Wundheilung.

Daneben muss ein Caput succedaneum hygienisch versorgt werden. Der Verband sollte mehrmals täglich gewechselt und das Hämatom mit einer ärztlich verschriebenen Salbe behandelt werden. Sollte zusätzlich eine offene Wunde vorliegen, muss ein steriler Verband angelegt und ebenfalls regelmäßig gewechselt werden. Der zuständige Arzt wird die Eltern darüber informieren, welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Eine Behandlung mit kindgerechten Arzneimitteln ist in jedem Fall erforderlich. Von Hausmitteln und Naturheilmitteln ist abzusehen, denn bei falscher Anwendung kann sich die Geschwulst entzünden und bleibende Schäden hervorrufen. Erlaubt sind kühlende Auflagen, die zwei bis dreimal täglich angewendet werden können.

Wird das Kind begleitend dazu geschont und ist ansonsten gesund, sollte sich das Caput succedaneum innerhalb der ersten Lebenswoche zurückbilden. Ist das nicht der Fall, muss das Kind noch einmal vom Arzt untersucht werden.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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