Hypoxie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hypoxie
Bei Hypoxie handelt es sich um Sauerstoffmangel im arteriellen Blut. Allgemeiner bezeichnet die Medizin damit auch eine niedrige Sauerstoffkonzentration in Gewebe. Hypoxie tritt in der Regel infolge anderer Erkrankungen auf.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Hypoxie?
Die Hypoxie bezeichnet den Sauerstoffmangel im arteriellen Blut. Der Sauerstoff wird in den Lungen aus der Atemluft aufgenommen und in feine Blutgefäße überführt, sogenannte Kapillaren. Von dort aus pumpen Herz- und Pulsschlag die Sauerstoffteilchen in den größeren Arterien durch den Körper. Sauerstoffreiches Blut gelangt auf diesem Weg zu Organen und Gewebe, welche den Sauerstoff resorbieren. Innerhalb des Gewebes verteilen erneut Kapillaren den Sauerstoff; dieser dringt schließlich zu den einzelnen Zellen vor, die ihn für ihren Stoffwechsel benötigen.
Zellen, die nicht über ausreichend Sauerstoff verfügen, sterben ab. Der Begriff Hypoxie kommt auch im allgemeineren Sinne zur Anwendung, um eine Unterversorgung mit Sauerstoff in bestimmten Körperteilen zu beschreiben. In diesem Fall befindet sich trotz ausreichend Sauerstoff im Blut zu wenig Sauerstoff im Gewebe, was eine verringerte Gewebsatmung verursacht.
Als Gewebsatmung bezeichnet die Medizin den Austausch von Sauerstoff und anderen Atemgasen innerhalb eines Verbands von Zellen, an dessen Ende sie Kohlendioxid freisetzen. Die Zellen scheiden dieses Stoffwechselprodukt anschließend aus; die Kapillaren nehmen das Kohlendioxid auf und transportieren es über den Blutkreislauf wieder zu den Lungen. Dort gelangt es durch die Ausatmung wieder in die Umluft.
Ursachen
Wenn hingegen Störungen der Atmung die Hypoxie verursachen, nennt die Medizin diese respiratorische Hypoxie. Auch die kreislaufbedingte Hypoxämie führt unter Umständen zur Hypoxie. Als kreislaufbedingte Hypoxämie bezeichnet die Medizin einen grundsätzlichen Sauerstoffmangel im Blut, der nicht auf das arterielle Blut beschränkt sein muss. Als normal gilt ein Wert von 200 ml Sauerstoff pro Liter Blut. Eine signifikant verringerte Konzentration von Sauerstoff um 12 Prozent oder mehr fällt unter die Definition von Hypoxämie.
Eine histotoxische oder zystotoxische Hypoxie beschreibt Sauerstoffmangel im Gewebe, der durch eine Blockade der Zellatmung verursacht wird. Auch der Mangel an Enzymen und Vitaminen kann Sauerstoffmangel im Gewebe auslösen. Physiologische Schockzustände, welche Durchblutungsnot bedingen, stellen eine weitere potenzielle Ursache dar; hier spricht die Medizin von zirkulatorischer Hypoxie. Außerdem verursachen Rauchvergiftungen oder Beinahe-Ertrinken den medizinischen Zustand.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Charakteristische Symptome der Hypoxie sind Veränderungen der Atmung, Beschleunigung des Pulses und/oder Brustschmerzen. Auch mentale Symptome wie grundlose Euphorie, empfundene Leichtigkeit oder Delirium weisen möglicherweise auf eine Hypoxie hin. Darüber hinaus bedingt Hypoxie eventuell Schwindel, Schwächegefühl und allgemeines Unwohlsein.
Bei längerer Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff kann eine Schwächung des Kreislaufs bis hin zur Bewusstlosigkeit eintreten. In diesem Fall liefern Schwierigkeiten bei der Perzeption, subjektive Wahrnehmung von Drehungen, Zittern, Hitze- und Kältegefühle sowie Schweißausbrüche Anzeichen für einen kritischen Zustand. Auch Übelkeit ohne tatsächliche Beschwerden des Magen-Darm-Trakts tritt möglicherweise in Erscheinung.
Grundsätzlich gilt, dass sich die Symptome der Hypoxie in vielfältiger Form manifestieren; bei den typischen Beschwerden, die im Rahmen der Hypoxie auftreten, handelt es sich um unspezifische Symptome, die auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen auftreten können. Aus diesem Grund stellt das Vorhandensein der genannten Anzeichen kein hinreichendes Kriterium dar, um auf eine Hypoxie zu schließen; nur eine ärztliche Abklärung kann im individuellen Fall zu einer korrekten Diagnose führen und eine zielführende Behandlung ermöglichen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei Verdacht auf Hypoxie kann eine spezielle Testung Klarheit bringen. Patienten atmen dazu kontrolliert ein Gemisch aus Atemgasen ein. Die genaue Zusammensetzung des Gasgemischs variiert je nachdem, welchen der verschiedenen Hypoxietests die behandelnden Fachleute auswählen. Eine anschließende Messung der Sauerstoffkonzentration im Blut gibt Auskunft darüber, ob eine Hypoxie vorliegt.
Komplikationen
Der Alltag wird dadurch erheblich eingeschränkt. Im weiteren Verlauf der Krankheit kann dies zur Bewusstlosigkeit führen, bei welcher sich der Patient verletzen kann. Ebenso treten Schmerzen in den Extremitäten auf und der Betroffene kann an Schlafbeschwerden leiden, welche zu einer allgemeinen Reizbarkeit führen. In vielen Fällen kann die Hypoxie nicht sofort diagnostiziert werden, da die Symptome nicht charakteristisch für diese Erkrankung sind.
Sollte es zu einer kompletten Unterversorgung einer bestimmten Region des Körpers mit Sauerstoff kommen, kann diese Region im schlimmsten Falle absterben oder bleibende Schäden davontragen. Die Behandlung findet daher immer akut statt und zielt auf die Zufuhr von Sauerstoff zum unterversorgten Gewebe zu. Bei der Behandlung selbst treten keine Komplikationen auf. Allerdings können Folgeschäden entstehen, die nicht selten zum Tode des Patienten führen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Veränderungen der Atmung, Brustschmerzen und ein erhöhter Blutdruck bemerkt werden, liegt unter Umständen eine Hypoxie zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage bestehen bleiben oder rasch an Intensität zunehmen. Sollten Symptome wie Schwindel, Unwohlsein oder eine allgemeine körperliche Schwäche bemerkt werden, muss ebenfalls ein Arzt eingeschaltet werden. Spätestens, wenn sich Hitze- und Kältegefühle, Schweißausbrüche oder Schwindel bemerkbar machen, die auf keine andere Ursache zurückzuführen sind, ist medizinischer Rat gefragt.
Patienten, die plötzlich Übelkeit verspüren oder sich über einen längeren Zeitraum unwohl fühlen, sprechen am besten mit einem Arzt. Besonders gefährdet sind Menschen, die an einer Anämie leiden. Auch Störungen der Atmung oder des Kreislaufsystems können zur Entstehung einer Hypoxie führen. Personen, die zu diesen Risikogruppen zählen, informieren bei genannten Symptomen am besten den Hausarzt. Dieser kann die notwendigen Untersuchungen vornehmen und eine Hypoxie abklären und behandeln, bevor sich ernste Komplikationen einstellen.
Behandlung & Therapie
Bei fortschreitender Hypoxie tritt unter Umständen das vollständige fehlen von Sauerstoff in einem bestimmten Gewebe oder Körperteil ein. Diesen Zustand bezeichnen Mediziner als Anoxie. Der Übergang zwischen Hypoxie und Anoxie ist fließend. Starker Sauerstoffmangel, insbesondere über längere Zeiträume, führt potenziell zu Schädigungen der Organe – vor allem betroffen ist davon das Gehirn. In diesem Fall spricht die Medizin von zerebraler Hypoxie.
Die Behandlung der Hypoxie hängt maßgeblich von den individuellen Ursachen; bei einer zugrunde liegenden Erkrankung steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Ein allgemeingültiger Standard existiert aus diesem Grund nicht. Unter Umständen führen Mediziner zur Behandlung zusätzlichen Sauerstoff über die Atemluft oder direkt einem unterversorgten Gewebe zu.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen zur Hypoxie spielen dann eine Rolle, wenn eine Krankheit vorliegt, die typischerweise zur Hypoxie führen kann. Grundsätzlich steht zur Prävention wie zur Therapie der Hypoxie die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit im Vordergrund. Um Hypoxie insbesondere bei Kindern zu vermeiden, gilt es zu verhindern, dass mechanische Einflüsse die Luftzufuhr unterbrechen und dadurch eventuell zu nachfolgender Hypoxie führen.
Nachsorge
Die Nachsorge bei einer Hypoxie ähnelt den Vorbeugungsmaßnahmen. Diese kommen zum Einsatz, wenn die Betroffenen unter einer Krankheit leiden, die ein Auslöser für Hypoxie ist. Es geht also vornehmlich um die Behandlung der ursächlichen Krankheit. Um das Risiko bei Kindern zu minimieren, sollten die Eltern darauf aufpassen, dass die Atmung nicht durch mechanische Einflüsse eingeschränkt wird. Kleine Objekte stellen hier eine große Gefahr dar.
Für Kinder sowie für Erwachsene Patienten ist es außerdem wichtig, die Atmung zu beobachten und auf bestimmte Körpersignale zu achten. Ein hoher Blutdruck, Brustschmerzen oder ähnliche Beschwerden sind typische Anzeichen. Wenn solche Probleme in intensiver Form oder längerfristig auftreten, ist ein Arzt aufzusuchen. Im Laufe der Nachsorge sollten die gefährdeten Personen besonders auf Schwindel oder Unwohlsein achten.
Eine gute Selbsteinschätzung ist hier sehr hilfreich. Eine plötzliche Panik kann die Schwindelgefühle oder Schweißausbrüche verstärken, aber auch zu den typischen Signalen gehören. Personen mit einer Anämie sollten besonders aufmerksam sein und auf ihre Atmung achten. Ansonsten besteht das Risiko von Schwächeanfällen. Ein gesundes Herz-Kreislauf-System ist hingegen weniger anfällig. Daher empfehlen die Ärzte den Betroffenen oft ein konsequentes Training und ausgewogene Kost.
Das können Sie selbst tun
Die Hypoxie kann allerdings bei kleinen Kindern sehr einfach vermieden werden, indem gefährliche Gegenstände außer Reichweite platziert werden. Dies gilt vor allem für Plastiktüten oder für kleine Gegenstände, an welchen sich Kinder leicht verschlucken können. Kinder sollten ebenso in der Nähe von Wasser immer beaufsichtigt werden, um Unfälle und damit eine Hypoxie zu vermeiden. Sollte es zu einem akuten Notfall kommen, so muss sofort eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchgeführt werden. Dies gilt auch dann, wenn der Betroffene schon das Bewusstsein verloren hat. Auch eine stabile Seitenlage ist sicherzustellen. In Notfällen muss auch der Notarzt verständigt werden. Je früher der Notarzt eintrifft, desto höher ist Wahrscheinlichkeit eines milden Krankheitsverlaufes ohne Komplikationen.
Ein gesunder Lebensstil wirkt sich ebenso positiv auf die Erkrankung aus. Dabei sollte vor allem das Rauchen vermieden werden. Eine direkte Behandlung der Grunderkrankung kann in der Regel nur von einem Arzt durchgeführt werden. Ob es dabei zu einer vollständigen Heilung kommt, kann nicht vorhergesagt werden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011