Dermatitis herpetiformis Duhring

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Dermatitis herpetiformis Duhring ist eine chronische Erkrankung der Haut. Sie ist durch Bläschenbildung an verschiedenen Körperstellen gekennzeichnet und geht mit starkem Juckreiz einher. Viele Patienten mit Morbus Duhring leiden an der entzündlichen Dünndarmerkrankung Zöliakie. Dermatitis herpetiformis Duhring ist die Hautmanifestation dieses Krankheitsbildes. Zur Therapie kommen bestimmte Salben und Lotionen sowie eine lebenslange Diät in Frage.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dermatitis herpetiformis Duhring?

Zu Beginn kommt es bei vielen Betroffenen zu einer Bildung von nesselsuchtartigen Ausschlägen. Die Erkrankten klagen über starken Juckreiz an den betroffenen Stellen der Haut.
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Dermatitis herpetiformis Duhring oder Morbus Duhring ist eine chronische Erkrankung der Haut. Charakteristisch für das Krankheitsbild sind Blasenbildungen an den Innenseiten von Armen und Beinen. Die Erkrankung ist eher selten.

Sie tritt gehäuft im mittleren Lebensalter auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung verläuft chronisch. Ihre Symptome können immer wieder zum Vorschein kommen. In vielen Fällen lässt die Intensität der Symptome im Laufe der Jahre nach.

Ursachen

Die Ursachen der Erkrankung sind noch nicht gänzlich geklärt. Eine genetische Veranlagung ist dabei nicht auszuschließen. Die Erkrankung kann durch Jod oder Gluten ausgelöst werden. Menschen die an dieser Hauterkrankung leiden, sollten unbedingt auf Zöliakie getestet werden, da diese beiden Erkrankungen miteinander assoziiert werden.

Bei der Zöliakie, auch gluteninduzierte Enteropathie genannt, handelt es sich um eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten in verschiedenen Getreidesorten. Die Betroffenen zeigen Merkmale einer Autoimmunerkrankung und einer Allergie. Durch den Verzehr von Gluten kommt es zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut im Dünndarm. Diese Überempfindlichkeitsreaktion bleibt lebenslang bestehen. Die Dermatitis herpetisformis Duhring ist die Hautmanifestation der Erkrankung.


Symptome, Beschwerden und Anzeichen

Zu Beginn kommt es bei vielen Betroffenen zu einer Bildung von nesselsuchtartigen Ausschlägen. Die Erkrankten klagen über starken Juckreiz an den betroffenen Stellen der Haut. Zudem sind deutlich erkennbare Rötungen der Haut typisch für das Krankheitsbild.

Auf den geröteten Hautstellen bilden sich nach und nach Blasen. Diese können sich auf benachbarte Hautgewebe ausdehnen und Krusten bilden. Die Knötchen auf der Hautoberfläche sind wenige Millimeter breit und entwickeln sich nach ungefähr sieben bis zehn Tagen zu den für die Hauterkrankung charakteristischen Blasen.

Typische Körperstellen für die Bildung von Blasen sind der Bauch, die Oberschenkel, die Streckseiten beider Arme, die Gesäßregion, das Kreuzbein und der Schultergürtel. Blasenbildungen an den Schleimhäuten werden eher selten beobachtet. In nur wenigen Fällen sind der Nacken, der Rücken oder das Gesicht befallen.

Die Blasen weisen einen anfangs klaren, später trüben Inhalt auf und können mit Blut gefüllt sein. Für die Erkrankung charakteristisch ist die empfindliche Reaktion auf das Spurenelement Jod. Ist ein Patient Jod ausgesetzt, führt dies in den meisten Fällen zu einer drastischen Verschlechterung der Symptome. Zudem weisen die Patienten die an Dermatitis herpetiformis Duhring leiden, eine Zöliakie auf. Diese kann asymptomatisch oder mit Auftreten von vermehrten Fettstühlen verlaufen.

Diagnose

Aufgrund der besonders zu Anfang der Erkrankung eher unspezifischen Symptomatik wird Dermatitis herpetiformis Duhring häufig erst spät erkannt. Zur Diagnosestellung müssen zunächst ähnlich verlaufende Erkrankungen zum Ausschluss gebracht werden. Dazu zählen unter anderem das sogenannte Erythema exsudativum multiforme.

Diese Erkrankung beschreibt eine Entzündung der Lederhaut. Zur Sicherung der Diagnose Dermatitis herpetiformis Duhring wird eine Biopsie im gesunden Hautgewebe gemacht. Um die Diagnose sicher stellen zu können, ist ein Nachweis von sogenannten granulären IgA-Ablagerungen nötig. Das dazu entnommene Gewebe muss dazu in einem Speziallabor untersucht werden.

Da viele Patienten die an Morbus Duhring leiden zusätzlich an Zöliakie erkrankt sind, muss auch eine Diagnostik hinsichtlich dieses Krankheitsbildes durchgeführt werden. Dazu werden bestimmte Antikörper im Blut bestimmt. Neben dem Nachweis von Gliadin- und Endomysium-Antikörpern werden die Patienten auf Transglutaminase-IgA-Antikörper untersucht.

Zudem muss eine Biopsie des Dünndarms zur Diagnosesicherung durchgeführt werden. Die meisten Patienten die an Morbus Duhring erkrankt sind weisen einen eher harmlosen Verlauf der Zöliakie auf. Bei einigen wenigen können jedoch massive Fettstühle, Osteoporose und Vitaminmangel auftreten.

Komplikationen

Bei der Dermatitis herpetiformis Duhring handelt es sich um eine selten auftretende unheilbare autoimmunbedingte Hautkrankheit. Das Symptom ist nicht altersbedingt und lässt Männer häufiger erkranken als Frauen. Insbesondere in Skandinavien, Ungarn sowie England und Irland tritt die Krankheit öfter in Erscheinung als in Deutschland.

Daher besteht der Verdacht, dass Dermatitis herpetiformis Duhring eine Anlagekrankheit ist. Ferner kann ein Zusammenhang bezüglich Darmerkrankungen aufgrund von Glutenunverträglichkeiten bestehen. Überdies scheinen eine Tumorbildung sowie Infektionen und der Kontakt mit Jod das Symptom zu fördern.

Dermatitis herpetiformis Duhring zeigt sich zu Beginn mit Hautrötungen. Wird das Symptom vom Betroffenen ignoriert oder in Eigeninitiative falsch behandelt, bilden sich schmerzende Schwellungen sowie ein unangenehmer Juckreiz. Das Symptom befällt die Gliedmaßen, zeigt sich aber auch am Kopf, dem Oberkörper sowie am Kreuzbein und dem Gesäß, jedoch sehr selten an den Schleimhäuten. Als regelrechte Komplikationsfolge entzünden sich die befallenen Stellen und bilden Abszesse.

Diese vergrößern sich zu flüssigkeitsgefüllte Hautblasen. Durch den stärker werdenden, brennenden Juckreiz verkrusten die Blasen. Der Verlauf entwickelt sich chronisch. Bei rechtzeitiger ärztlicher Abklärung lassen sich Komplikationen weitestgehend ausschließen. In der medizinischen Therapie wird eine lebenslange glutenfreie Ernährungsweise empfohlen. Medikamente auf Sulfon-Basis oder Kortison sowie Lotionen werden nach Verträglichkeit verabreicht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei nesselsuchtartigen Ausschlägen und anderen Anzeichen einer Dermatitis herpetiformis Duhring empfiehlt sich ein Besuch beim Hausarzt. Rötungen der Haut, starker Juckreiz und Blasen sind ebenfalls Symptome, die auf eine ernste Hauterkrankung hindeuten und dementsprechend abgeklärt werden müssen. Sollten sich in Folge einer falschen oder unzureichenden Behandlung Schwellungen und Abszesse bilden, wird am besten die nächstgelegene Klinik aufgesucht. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die Blasen mit Flüssigkeit füllen oder verkrusten.

Bei einem chronischen Verlauf sind regelmäßige Arztbesuche angezeigt, weshalb die Erkrankung am besten schon im Frühstadium diagnostiziert und behandelt wird. Nach einer Tumorerkrankung sowie Infektionen und dem Kontakt mit Jod kommt es besonders häufig zu einer Dermatitis herpetiformis Duhring.

Auf wen diese Faktoren zutreffen, der sollte mit genannten Beschwerden umgehend einen Arzt aufsuchen. Neben dem Hausarzt kann außerdem der Dermatologe oder ein Facharzt für innere Medizin kontaktiert werden. Bei medizinischen Notfällen – etwa, wenn sich eine Sepsis bildet oder starke Blutungen auftreten – ist der ärztliche Notdienst der richtige Ansprechpartner.

Behandlung & Therapie

Die juckenden Regionen der Haut werden meist mit dem Sulfon Dapson behandelt. In der Regel sind die meisten Patienten nach dieser Anwendung innerhalb kurzer Zeit beschwerdefrei. Dapson kann Nebenwirkungen haben. Die Therapie sollte daher durch regelmäßige Blutwertkontrollen gestützt werden.

Da die Erkrankung durch Jod verschlimmert werden kann, sollten besonders am Anfang jodreiche Speisen ausgespart werden. Dazu zählen unter anderem bestimmte Seefischarten. Die betroffenen Hautstellen und der Juckreiz können zudem mit beruhigenden Salben oder Lotionen behandelt werden. In einigen Fällen ist eine kurzzeitige Behandlung mit Kortisonpräparaten induziert. Eine dauerhaft spezielle Pflege der Haut ist bei Dermatitis herpetiformis Duhring nicht nötig.

Da in den meisten Fällen eine Zöliakie der Dermatitis herpetiformis Duhring zu Grunde liegt, muss diese Erkrankung mit der gleichen Therapie behandelt werden. Für die Betroffenen bedeutet das, ein Leben lang auf das Klebereiweiß Gluten zu verzichten. Selbst geringste Mengen können den Krankheitsverlauf drastisch verschlimmern.

Gluten ist das Kleberprotein bestimmter Getreidesorten. Die Erkrankten müssen daher auf die Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Kamut, Einkorn, Emmer und Grünkern verzichten. Auch Erzeugnisse aus diesen Produkten wie Couscous oder Nudeln müssen ausgespart werden. Ausdrücklich gestattet sind Mais, Hirse, Reis, Quinoa, Soja und Buchweizen. Produkte die kein Klebereiweiß enthalten sind mit dem Zusatz „glutenfrei“ gekennzeichnet und können ohne Bedenken konsumiert werden.

Aussicht & Prognose

Mit einer konsequenten Ernährungsumstellung haben Patienten einer Dermatitis herpetiformis Duhring eine gute Prognose. Eine weitere medizinische Versorgung ist in vielen Fällen meist nicht notwendig. Bei stärkeren Beschwerden helfen Arzneien, um eine Linderung der Hautveränderungen oder des Juckreizes zu erwirken. Diese sind jedoch mit Nebenwirkungen verbunden. Eine regelmäßige Blutkontrolle ist daher anzuraten, um keine weiteren Erkrankungen auszulösen.

Der Patient kann lebenslang eine Beschwerdefreiheit der Dermatitis herpetiformis Duhring aus eigenem und selbstbestimmten Antrieb erreichen. Dafür ist die Lebensmittelzufuhr zu überprüfen. Die gesamte Nahrung muss glutenfrei sein, um eine gute Prognose zu erhalten. Es darf für die günstige Heilungsaussicht kein Produkt verzehrt werden, in dem auch nur geringste Mengen von Gluten enthalten sind. Einige Monate bis zu einem Jahr einer vollständigen Glutenfreiheit benötigt der Körper für eine Genesung.

Ein Rückfall der Beschwerden tritt unverzüglich ein, sofern Gluten verzehrt wurde. Daher ist im Verlauf des Lebens jederzeit die Gefahr gegeben, eine Wiederkehr der Beschwerden zu erleben. Insbesondere bei einem Lebensmittelverzehr in Restaurants besteht ein erhöhtes Risiko. Ohne den Verzicht auf Gluten kann der Patient einem chronischen Krankheitsverlauf verfallen. Der allgemeine Gesundheitszustand ist geschwächt und die Krankheitsanfälligkeit ist stark erhöht. Die Lebensqualität sinkt und im Alltag kommt es zu deutlich erschwerten gesundheitlichen Bedingungen.


Vorbeugung

Eine Prävention der Erkrankung ist nur eingeschränkt möglich. Da die Dermatitis herpetiformis Duhring mit der Zöliakie und mit starker Jodexposition assoziiert ist, ist es denkbar, dass eine lebenslange spezielle Diät die Wahrscheinlichkeit der Hauterkrankung verringern könnte.

Nachsorge

Bei der Dermatitis herpetiformis Duhring stehen dem Betroffenen in der Regel keine besonderen Möglichkeiten und Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Der Betroffene ist dabei in erster Linie auf eine vollständige medizinische Behandlung angewiesen, um die Beschwerden zu lindern und weitere Komplikationen zu vermeiden, da es dabei auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann.

Nur durch eine frühzeitige Diagnose mit einer raschen Behandlung kann eine Verschlechterung der Beschwerden dabei vermieden werden. In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung bei Dermatitis herpetiformis Duhring mit Hilfe von Medikamente, Salben oder Cremes. Der Betroffene sollte dabei immer auf die Anweisungen des Arztes achten und auch die Regelmäßigkeit und die Dosierung der Medikamente beachten.

Bei Fragen oder Unklarheiten sollte immer zuerst ein Arzt kontaktiert werden. Sollten die Beschwerden der Dermatitis herpetiformis Duhring dabei nicht innerhalb einiger Tage zurück gehen, ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Da die Krankheit auch zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen führen kann, sind dabei häufig intensive Gespräche mit Freunden oder mit der eigenen Familie sehr sinnvoll. In schwerwiegenden Fällen ist jedoch eine professionelle Beratung durch einen Psychologen sinnvoll. In der Regel verringert die Dermatitis herpetiformis Duhring nicht die Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Jeder Betroffene kann trotz der schwierigen Diagnose einige Dinge unternehmen, um seine Lebensqualität zu verbessern. Selbstdisziplin ist wichtig, da dem Symptom Juckreiz nicht nachgegeben werden sollte. Kratzen führt zu offenen Wunden, in die Keime eindringen können. Darüber hinaus nehmen die Hautbeschädigungen zu. Der Betroffene sollte daher um seiner selbst Willen darauf achten, dass er Salben nutzt, wenn der Juckreiz zu stark ist und daher nicht in Versuchung kommt.

Die Hautveränderungen führen zu einem optischen Makel. Dieser kann das Selbstwertgefühl reduzieren. Ratsam ist es, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und Möglichkeiten zu finden, damit der ästhetische Anspruch des Betroffenen erhalten bleiben kann. Häufig helfen Gespräche und Tipps mit anderen Erkrankten oder nahen Angehörigen.

Förderlich kann es sein, deren Einstellung sowie Wahrnehmung zu den Hautveränderungen in Erfahrung zu bringen. In vielen Fällen empfindet der Betroffene den optischen Makel selbst schlimmer, als es von der nahen Umwelt angesehen wird. Eine Veränderung der kognitiven Muster kann daher emotionales Leid lindern.

Obwohl es wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht werden konnte, scheint es, dass eine spezielle Diät förderlich für die eigene Genesung sein könnte. Diese muss lebenslang stattfinden und kann zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik und Steigerung des eigenen Wohlbefindens beitragen.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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