Distale Humerusfraktur
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Distalen Humerusfraktur handelt es sich um einen Knochenbruch, der sich im Bereich des unteren Endes des Oberarmknochens (medizinische Bezeichnung Humerus) befindet. Bei Kindern entstehen derartige Brüche hauptsächlich durch Stürze bei ausgestrecktem Arm, während bei Erwachsenen oft Stürze auf das Ellenbogengelenk verantwortlich für Distale Humerusfrakturen sind.
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Was ist eine Distale Humerusfraktur?
Im Rahmen einer distalen Humerusfraktur treten Brüche im Oberarmknochen auf, wobei Erwachsene und Kinder unterschiedlich häufig von den Frakturen betroffen sind. Bei Erwachsenen machen die Distalen Humerusfrakturen circa drei Prozent aller Frakturen der Extremitäten aus, während es bei Kindern bis zu zehn Prozent sind. Somit handelt es sich bei der Distalen Humerusfraktur insgesamt um eine selten auftretende Form von Knochenbrüchen.
Distale Humerusfrakturen stellen schwierig zu behandelnde Brüche dar. Sie treten gehäuft bei Kindern im Alter zwischen fünf und zehn Jahren auf, wobei sie ungefähr fünf Prozent aller Frakturen ausmachen, jedoch 80 Prozent aller kindlichen Frakturen des Ellenbogens.
Ursachen
Die möglichen Ursachen für das Entstehen einer Distalen Humerusfraktur können verschieden sein. Wie bei Frakturen, die sich außerhalb des Gelenks befinden und partiellen Gelenkfrakturen üblich, liegen die Hauptursachen in einer direkten oder indirekten Krafteinwirkung auf den betroffenen Knochen. Frakturen außerhalb des Gelenks (medizinische Bezeichnung extraartikuläre Frakturen) werden in Abhängigkeit des Unfallmechanismus in diverse Kategorien unterschieden.
Dazu zählen die häufigeren Extensionsfrakturen sowie Flexionsfrakturen, die weitaus seltener vorkommen. Diese treten in den überwiegenden Fällen bei Kindern auf. Handelt es sich im Rahmen der Distalen Humerusfraktur um eine vollständige Fraktur des Gelenks, besteht die Ursache in der direkten Einwirkung von Kraft.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Im Rahmen einer Distalen Humerusfraktur können sich diverse Symptome und Beschwerden für den betroffenen Patienten ergeben. In erster Linie leiden die Personen unter starken Schmerzen. Der Schmerz geht dabei vom Bereich der Fraktur aus, strahlt jedoch aus und kann weit über den Oberarm hinausreichen.
Unter diesen Umständen sind Bewegungen des von der Distalen Humerusfraktur betroffenen Arms kaum noch möglich. Darüber hinaus treten neben den Schmerzen in der Regel auch Schwellungen, Fehlstellungen sowie tastbare und hörbare Krepitation auf. Darunter wird das Aneinanderreiben von Frakturteilen verstanden, das in den meisten Fällen mit starken Schmerzen verbunden ist.
Zudem kann die Distale Humerusfraktur mit weiteren Beschwerden verbunden sein, etwa wenn sie durch einen Sturz entstanden ist und sich weitere Verletzungen, etwa in Form von Schürfwunden oder auch größeren offenen Wunden, gebildet haben. Andere Symptome, die sich im Zusammenhang mit einer Distalen Humerusfraktur ergeben können, bestehen zum Beispiel in einer Schädigung der Arteria brachialis durch die Extensionfrakturen.
Zudem kann sich auf der Beugeseite bedingt durch eine Läsion von Gefäßen und Nerven eine sogenannte Volkmann-Kontraktur entwickeln. Auch Schädigungen des Nervus ulnaris sowie des Nervus radialis können Begleiterscheinungen sein, die bei einer Distalen Humerusfraktur auftreten können. Diese werden jedoch lediglich selten beobachtet.
Diagnose
Für die Diagnose der Distalen Humerusfraktur stehen verschiedene Methoden der Untersuchung zur Verfügung. In den meisten Fällen kommt eine Untersuchung mittels Röntgenaufnahmen zum Einsatz. Der behandelnde Arzt führt diese Untersuchung in zwei Ebenen durch, um die Distale Humerusfraktur von unterschiedlichen Seiten analysieren zu können. Diese diagnostische Methode ist in der Regel ausreichend, um eine sichere Diagnose zu stellen, als auch um eine mögliche Operation zu planen.
Für weitere klinische Belange ist es ausreichend, in einige Bruchformen zu unterscheiden. Dabei wird in der Regel eine Unterscheidung in drei Formen vorgenommen, nämlich den Knochen betreffende (metaphysäre) Bruchformen, in der Gelenkkapsel (intraartikuläre) oder außerhalb des Gelenks (extraartikuläre) lokalisierte Brüche. Diese Einordnung hat sich dauerhaft bewährt und kommt bei den meisten Ärzten zu Anwendung.
Bei der klinischen Untersuchung sollten zudem die Durchblutung, die Sensibilität und die Motorik des betroffenen Arms sowie der Hände und Finger überprüft werden. Entsprechende Diagnosen, die im Zusammenhang mit der Distalen Humerusfraktur stehen, werden mittels Röntgenbildern gesichert.
Komplikationen
Die distale Humerusfraktur umschreibt einen selten vorkommenden komplizierten Knochenbruch am unteren Ende des Oberarmknochens. Diese Extremitätenfrakturen entstehen vorwiegend bei einem Sturz mit ausgestrecktem Arm beziehungsweise auf das Ellenbogengelenk. Das Symptom tritt eher bei Kindern als bei Erwachsenen auf.
Betroffene Personen leiden unter starken Schmerzen, die bis weit über die Schulter reichen. Der Arm lässt sich kaum bewegen und besitzt eine Fehlstellung. Beim Abtasten sind Knistergeräusche der Frakturteile zu hören. Ferner treten Schwellungen und Hämatome in Erscheinung, insbesondere wenn die Oberarm-Arterie verletzt wurde.
Wird das Symptom nicht so schnell wie möglich behandelt, verstärken sich die Komplikationen. Begleiterscheinungen wie starke Schürfwunden oder offene Wunden können sich entzünden. In der Beugeseite des Arms können Nerven und Gefäße nachhaltig geschädigt werden. Die Folge sind Durchblutungs- und Sensibilitätsstörungen aber auch dauerhafte motorische Schäden, die bis hinein in die Finger reichen.
Zur distalen Humerusfraktur gehören unterschiedliche Bruchformen, die einen oder mehrere Knochen sowie die Gelenkkapsel betreffen können. Bildgebende Maßnahmen klären die Art des Bruches für die operative Maßnahme ab. Die Operation der distalen Humerusfraktur gestaltet sich oftmals kompliziert. Dabei muss der Weichteilmantel eine neue stabile Verbindung der Knochenstruktur bilden können sowie eine passgenaue Gelenkflächen-Rekonstruktion erfolgen. Anschließend muss sich der Patient einer Physiotherapie unterziehen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Verdacht auf eine Distale Humerusfraktur sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden, der die Beschwerden abklären und gegebenenfalls direkt behandeln kann. Wer nach einem Sturz oder Unfall starke Schmerzen im Oberarm verspürt, ruft am besten direkt einen Notarzt.
Auch Schwellungen, Fehlstellungen oder Blutungen weisen auf einen medizinischen Notfall hin, der sofort abgeklärt werden muss. Spätestens, wenn Symptome eines Schocks bemerkt werden, muss umgehend die Notrufnummer gewählt werden. Offene Schürfwunden können manchmal selbst versorgt werden.
Alleine aufgrund der Infektionsgefahr sollte diese Aufgabe jedoch dem Mediziner überlassen werden. Sollten Nerven oder Gefäße verletzt worden sein, muss dies in jedem Fall im Krankenhaus behandelt werden. Andernfalls nehmen die Beschwerden zu und es kommt mitunter zu dauerhaften motorischen Schäden, die von der Schulter bis hinein in die Finger reichen können.
Bei Nervenschädigungen ist unter Umständen eine weitergehende physiotherapeutische Behandlung notwendig. Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden müssen, um die Bewegungs- und Leistungsfähigkeit des Oberarms wiederherzustellen, sollte am besten der zuständige Arzt beantworten.
Behandlung & Therapie
Für die Behandlung einer Distalen Humerusfraktur stehen diverse Methoden zur Verfügung. Diese kommen in Abhängigkeit der Bruchform und des Schweregrads der Fraktur zum Einsatz.
Im überwiegenden Teil der Fälle wird die Distale Humerusfraktur operativ therapiert, indem eine Plattenosteosynthese oder alternativ eine Schraubenosteosynthese angelegt wird. Handelt es sich um besonders komplexe Brüche, die keine Rekonstruktion mehr möglich machen, muss im Einzelfall eine Therapie mittels einer Ellenbogengelenkprothese in Betracht gezogen werden.
Weitaus seltener besteht bei Vorliegen einer Distalen Humerusfraktur die Möglichkeit einer konservativen Behandlung. Dafür dürfen die Frakturfragmente nicht aus ihrer ursprünglichen Position verschoben sein und es darf keine Instabilität vorliegen. Bei der konservativen Therapie wird für einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen ein Oberarmgips angelegt. Sind Kinder von der Distalen Humerusfraktur betroffen, ist die Prognose in der Regel gut.
Aussicht & Prognose
Die distale Humerusfraktur heilt in den meisten Fällen gut aus. Kinder haben dabei die besten Prognoseaussichten und können nach der Heilung oftmals lebenslang beschwerdefrei sein. Je älter der Patient ist, desto schlechter heilt die Fraktur. Der Heilungsweg ist insgesamt verlängert und oftmals kommt es zu Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten.
Bei Kindern kann es zu Komplikationen und Folgeschäden kommen, wenn die Wachstumsfuge bei der distalen Humerusfraktur betroffen ist. Dies führt zu Problemen bei der Reposition und kann die sehr günstige Prognose negativ beeinflussen.
Erwachsene leiden vermehrt unter bleibenden Bewegungseinschränkungen, da die Knochen mit zunehmenden Alter nicht mehr in der natürlichen Form zusammenwachsen. Neben den Mobilitätseinschränkungen ist mit einem Verlust des gewohnten Leistungsniveaus oder einer Wetterfühligkeit zu rechnen. Dennoch erreicht der Patient bei der distalen Humerusfraktur eine gute Lebensqualität und muss nicht mit Lähmungen oder ähnlichen Einschränkungen rechnen.
Häufig kommt es zu Fehlhaltungen oder notwendigen Umstellungen der gewohnten Bewegungsabläufe. Diese sind notwendig, um Muskel-, Sehnen oder Nervenschäden zu vermeiden oder zu reduzieren. Durch gezielte Trainings und Übungen kann der Patient lernen, seinen Körper anders zu belasten. Damit verbessert er das allgemeine Wohlbefinden und lindert vorhandene Beschwerden. Dieser Prozess bedarf mehrerer Monate, bis anschließend der Patient nahezu beschwerdefrei ist.
Vorbeugung
Wie bei den meisten Knochenbrüchen gilt auch in Bezug auf die Distale Humerusfraktur, dass eine Prävention bestenfalls durch erhöhte Aufmerksamkeit bei potenziell gefährlichen Aktivitäten erfolgen kann. Insbesondere bei Sportarten, bei denen verstärkt Stürze auftreten können, sollten entsprechende Gelenkschützer getragen werden. Bei ausreichender Krafteinwirkung jedoch können auch diese keinen Schutz vor einer Distalen Humerusfraktur garantieren.
Nachsorge
Bei dieser Krankheit stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur sehr wenige Maßnahmen oder Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung, sodass dabei in erster Linie eine frühzeitige Erkennung durchgeführt werden muss, um weitere Komplikationen oder Einschränkungen in der Bewegung zu verhindern. Je früher die Humerusfraktur dabei diagnostiziert und behandelt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Krankheit.
Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten, sodass ein Besuch bei einem Arzt notwendig ist. In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung der Humerusfraktur mit Hilfe von operativen Eingriffen, die die Beschwerden dauerhaft lindern sollen. Betroffenen empfiehlt es sich, sich nach einem solchen Eingriff auszuruhen und sich eine Weile lang schonen. Von Anstrengungen oder von anderen stressigen Betätigungen abzusehen.
Vor allem die betroffene Region am Körper sollte dabei nicht unnötig belastet werden. Weiterhin sind meistens auch Maßnahmen einer Physiotherapie sehr sinnvoll. Dabei kann der Betroffene in der Regel viele Übungen aus einer solchen Therapie auch im eigenen Zuhause durchführen und dadurch die Heilung eventuell beschleunigen. In den meisten Fällen verringert die Humerusfraktur nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Liegt eine distale Humerusfraktur vor, wird der betreffende Arm für mehrere Wochen ruhig gestellt. Dies erfolgt in der Regel mit Gips. Dadurch ist der Alltag stark eingeschränkt, da Bewegungen nur noch mit dem anderen Arm möglich sind.
Die verordnete Ruhe ist sehr wichtig, da der Arm ansonsten nicht ungestört heilen kann. Aus diesem Grunde sollte die Position des Armes immer am Oberkörper verbleiben - auch in der Nacht. Dies ist nicht immer leicht - dennoch gibt es dazu keine Alternative.
Ist die Fraktur verheilt und wird der Gips abgenommen, kommt es entscheidend darauf an, den Arm mit Hilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen wieder zu aktivieren. Dies muss schrittweise geschehen. Eine Überforderung im Alltag sollte unbedingt vermieden werden.
Bis der Arm wieder vollständig belastbar ist, vergehen in den meisten Fällen mehrere Monate. In der ersten Zeit dürfen nur leichte Gegenstände gehoben und leichte Arbeiten ausgeführt werden.
Wer vorher Sport getrieben hat, sollte damit so lange warten, wie es der Arzt empfiehlt. Dies kann durchaus vier bis sechs Monate dauern. Es ist keine Seltenheit, dass circa ein Jahr vergeht, bis die komplette Funktionsfähigkeit des Armes wieder hergestellt ist. Bei Wetterumschwüngen kann sich die ehemalige Bruchstelle noch mehrere Jahre bemerkbar machen.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015