Schraubenosteosynthese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter der Schraubenosteosynthese versteht man das Verschrauben und Überbrücken von Knochenbrüchen (Frakturen) mit Fremdmaterial in Form von Schrauben. Die dafür verwendeten Schrauben bestehen aus chirurgischem Stahl, Titan oder ähnlichen Materialien.
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Was ist die Schraubenosteosynthese?
Diese Form der Osteosynthese ist eine häufig angewandte Methode zur internen anatomischen Refixation von Frakturen oder Frakturfragmente (Bruchstücke). Vorteil dieser Methode ist, dass meist nur ein minimalinvasiver operativer Eingriff vorgenommen werden muss. Zudem kommt es bei dislozierten Frakturen (z.B. Sprunggelenk) nur zu einem geringen Verlust der Gelenkfläche.
Ziel der Verschraubung ist, die Bruchstellen oder Bruchstücke solange zu fixieren, bis diese verheilt sind. Entstandene Achs- und Gelenkfehlstellungen werden bei der Refixation korrigiert. Der Vorteil zu nichtoperativen (konservativen) Behandlungsmethoden ist, dass genau und gezielt die Anatomie wiederhergestellt werden kann. Der frakturierte Bereich kann schnell beübt, bewegt und beschwerdeabhängig voll belastet werden. So können Bewegungseinschränkungen und Muskelatrophien vorgebeugt werden. Durch die Bewegung wird das Risiko einer Thrombose gemindert.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Behandlung einer offenen Fraktur mittels einer Schraubenosteosynthese senkt das Risiko einer anschließenden Knochen- oder Weichteilentzündung deutlich. Bei Ober- und Unterschenkelbrüchen ist eine konservative Behandlung möglich, eine Osteosynthese jedoch sinnvoller. Durch die interne Stabilisation ist die betroffene untere Extremität postoperativ sofort Übungsstabil. Das bedeutet, dass der Patient die Extremität frei bewegen und beüben kann. Nach wenigen Tagen des beübens kann das Bein voll belastet werden, je nach Schmerzzustand.
Kommt es zu einem Polytrauma, Mehrfachfraktur oder Trümmerfraktur, werden die Frakturfragmente repositioniert und fixiert. Grundsätzlich werden Frakturen mit verschobenen Frakturfragmenten mit einer Schraubenosteosynthese versorgt. Das Ziel ist hierbei immer, die verschobenen Fragmente zu repositionieren, zu fixieren und etwaige Gelenkfunktionen in ihrer anatomischen Achse wiederherzustellen.
Die Schraubenosteosynthese findet nicht nur bei traumabedingten Frakturen Anwendung. Andere Anwendungsbereiche sind u.a. die Orthopädie. Gezielt durchtrennte Knochen werden zur Ausrichtung bei Achsfehlstellungen (z.B. X- oder O-Beine) durch dieses Verfahren fixiert.
Des Weiteren findet die Osteosynthese Anwendung bei Arthrodesen (Gelenkversteifungen), allgemeine Instabilität oder Instabilität nach Tumorentfernung. Aber auch bei Weichteilverletzungen wird manchmal die Schraubenosteosynthese der Plattenosteosynthese vorgezogen. Der operative Ablauf gestaltet sich wie folgt: Sobald der Operateur sich Zugang zum frakturierten Bereich verschafft hat, werden die Frakturfragmente zueinander in korrekter Stellung ausgerichtet. Bei der eigentlichen Fixation des Bruches, unterscheidet man unter Kortikalschrauben und Spongiosaschrauben. Beides sind sogenannte Zugschrauben, diese sollen die Bruchstelle zusammenziehen.
Der Unterschied ist, dass die Spongiosaschraube einen kurzen Schaft hat und im epiphysären Bereich verschraubt wird. Der operierende Arzt bohrt die Rinde des Knochens auf, so dass eine Spongiosaschraube in das Loch passt. In dem gegenüberliegenden Bruchstück wird ein kleineres Loch gebohrt, in das mit einem speziellen Instrument ein Gewinde für die Schraube geschnitten wird. Nun wird die Schraube in die Löcher geschraubt und so das Knochenstück mit dem Gewinde gegen das Knochenstück mit dem einfachen Loch gezogen. Durch das Festziehen der Schraube werden die Frakturfragmente fest miteinander verbunden.
Die Kortikalschraube wird hingegen im diaphysären Bereich verschraubt. Diese hat im Vergleich zur Spongiosaschraube einen langen Schaft und am unteren Ende ein kurzes Gewinde. Der Operateur bohrt auch hier ein Loch in den Knochen, in das die Schraube kommt. Diese wird nun eingeschraubt, sodass das Gewinde hinter der Bruchlinie liegt. Wie bei der Spongiosaschraube zieht auch hier die Kortikalschraube beide Bruchfragmente zusammen und fixiert sie so.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Mögliche schwerwiegende Komplikationen können das lockern oder wegbrechen des Implantates, durch Materialversagen sein. Dadurch können die Bruchfragmente verrutschen und als Folge Fehlstellungen oder verkürzte Extremitäten haben. Um dem vorzubeugen, sollte eine regelmäßige Verlaufskontrolle bei dem behandelnden Chirurgen oder Orthopäden, mit der Kontrolle durch bildgebenden Verfahren, stattfinden. Nachblutungen, Narbenbildungen mit Verklebungen können, wie bei jedem operativen Eingriff, auch hier auftretet. Allgemeine Risiken einer Narkose, vor allem bei älteren Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand, wie Schluckbeschwerden, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Störung der Atmung etc. sollten immer berücksichtigt werden.
Zudem muss zur Materialentfernung ein weiterer operativer Eingriff vorgenommen werden. Oft wird das Material bei älteren Patienten nicht entfernt, da das Knochenmaterial meist nicht mehr so fest wird wie vorher. Es kann sonst zu einer sogenannten Refraktur kommen. Bei Kindern muss das Material jedoch Zeitnah, nach dem der Bruch verheilt ist, entfernt werden, da sich die Knochen noch im Wachstum befinden.
Quellen
- Goldschmidt, P.: Erste Hilfe. Arbeiter-Samariter-Bund, Köln 2005.
- Grifka, J., Kuster, M. (Hrsg.): Orthopädie und Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2011
- Reiser, M., Baur-Melnyk, A., Glaser, C.: Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 2007