Eigelenk
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eigelenke werden auch als Elipsoidgelenke bezeichnet und sind eine von mehreren Gelenkformen des menschlichen Körpers. Eine konkave Gelenkfläche mit ovalem Ende greift in diesen Gelenken in eine größere Gelenkpfanne. Zu den wichtigsten Gelenkerkrankungen zählt die Arthrose.
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Was ist ein Eigelenk?
In Gelenken treffen sich Knochen zu beweglichen Verbindungen. Der menschliche Körper enthält 143 Gelenke. Darunter sind unechte und echte Gelenke. Echte Gelenke tragen einen Spalt zwischen den Knochenenden, der auch als Gelenkspalt bezeichnet wird.
Die echten Gelenke des menschlichen Körpers sind abhängig von ihrer Lokalisation und den damit verbunden Funktionsanforderungen verschiedenförmig. Eine Art Gelenk ist das Eigelenk. Diese Formvariante echter Gelenke hat ihren Namen ihrer eiartigen Anatomie zu verdanken. Wie viele andere Gelenkarten baut das Eigelenk auf dem sogenannten Schlüssel-Schloss- oder Hand-in-Handschuh-Prinzip auf. Die beiden darin zusammentreffenden Knochen sind dementsprechend nach dem Form-Gegenform-Prinzip gestaltet und greifen auf diese Weise lose ineinander.
Dieses Ineinandergreifen macht im Gelenk unterschiedliche Ebenen der Bewegung möglich, die je einen bestimmten Grad der Bewegungsfähigkeit besitzen. Das zweiachsige Eigelenk zeichnet sich so beispielsweise durch Adduktion, Abduktion, Flexion und Extension aus. Eigelenke werden zuweilen auch Elipsoidgelenke genannt. Ein charakteristisches Beispiel für diese Art des Gelenks stellt das Handgelenk dar. Auch das erste Kopfgelenk entspricht einem Eigelenk.
Anatomie & Aufbau
Da es sich bei Eigelenken um echte Gelenke handelt, besitzt das Eigelenk eine andere Anatomie als die sogenannten unechten Gelenke. Das Elipsoidgelenk zählt als echtes Gelenk zu den Diarthrosen, die einen Spalt in Form des Gelenkspalts zwischen ihren Knochenenden tragen. Alle beteiligten Gelenkflächen sind mit Gelenkknorpel ummantelt. Eine Gelenkkapsel liegt um das Eigelenk und stabilisiert es damit. Diese Gelenkkapsel besteht aus einer äußeren Membrana fibrosa in Form von straffem Bindegewebe und einer inneren Membrana synovialis in Form von epithelähnlichen Bindegewebsverbänden.
Die Gelenk- oder Kapselbänder verstärken die stabilisierende Außenmembran. Gelenkbänder in der Gelenkkapsel echter Gelenke tragen eine Schicht Membrana synovialis und sind so mit der Kapsel verbunden. Die Gelenkkapsel des Eigelenks umschließt seine Gelenkhöhle ohne Lücken und liegt an den Gelenkkörpern an. Gelenkkapseln enthalten eine viskose Flüssigkeit, die Synovia oder Gelenkschmiere.
Funktion & Aufgaben
Alle Gelenke des Körpers verbinden zwei oder mehrere Knochen miteinander, wirken stabilisierend und geben den Knochen außerdem ein gewisses Maß an Bewegungsfähigkeit. Die Bewegungsfähigkeit von Gelenken hängt von ihrer Lokalisation ab und ist ideal auf die funktionalen Anforderungen abgestimmt, die sich für einzelnen Knochen und Gliedmaßen ergeben. Gelenke sind abhängig von ihrer Art einachsig oder mehrachsig zu Bewegungen in der Lage. Eigelenke bewegen sich zweiachsig.
Auf ihren zwei Bewegungsachsen sind ihnen vier Bewegungen möglich. Die erste Bewegung ist die Seitwärtsbewegung in rechte oder linke Richtung. Diese Bewegung wird auch Adduktion genannt. Die gegenteilige Bewegung und damit die Rückbewegung aus der Seitwärtsbewegung entspricht der Abduktion. Neben diesen beiden Bewegungen realisieren Elipsoidgelenke Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Die Vorwärtsbewegung ist in diesem Zusammenhang als Flexion bekannt. Die Rückwärtsbewegung ist die Extension. In der Regel handelt es sich bei diesen beiden Bewegungsformen um Streckungen und Beugungen zur Realisierung minimaler Rotationsbewegungen in der Lage.
Eigelenke befinden sich im menschlichen Körper vor allem in Form des Kopfgelenks zwischen dem Atlas und dem Schädel und in Form des oberen Handgelenks wieder. Das obere Kopfgelenk zwischen Atlas und Schädel ist mit seinen Flexions- und Extensionsbewegungen zum Beispiel an alltäglichen Vorgängen wie dem Nicken beteiligt. Wie auch das Handgelenk ist das Kopfgelenk in seinem Bewegungsausmaß verglichen mit anderen Gelenkarten deutlich eingeschränkt. Der stabilisierende Charakter kommt an dieser Stelle zum Tragen. Eigelenke besitzen demzufolge aus sich heraus bereits einen Schutz vor Verdrehungen, der Schäden am Gelenk vorbeugen und die Gelenkflächen ineinander halten soll.
Krankheiten
Übermäßige Belastung durch erhöhtes Körpergewicht oder traumatisch bedingte Fehlstellungen können die schmerzhafte Gelenkerkrankung begünstigen. Auch angeborene Ursachen kommen als Risikofaktoren infrage, so zum Beispiel eine angeborene Fehlstellung der Gelenke oder Deformierungen aufgrund von hereditären Knochenerkrankungen. In Einzelfällen stellt sich eine Arthrose auch infolge einer Gelenkentzündung ein und wird in diesem Fall als sekundäre Arthrose bezeichnet. Bei einer Ergussbildung durch Überlast im Gelenk wird eine daraus resultierende Arthrose zu den sekundären Entzündungsreaktionen gerechnet und aktivierte Arthrose genannt.
Grundsätzlich kann nicht nur das Eigelenk, sondern jede Gelenkart von arthrotischen Veränderungen betroffen sein. Weltweit zählt Arthrose daher zu den Knochenerkrankungen mit der weitesten Verbreitung. Zu den wichtigsten Symptomen zählen belastungsabhängige Schmerzen, die sich abhängig vom Stadium der Arthrose schließlich auch auf Ruhephasen ausdehnen. Im Laufe der Erkrankung nutzt der schützende Knorpel über den Gelenkflächen immer weiter ab. Luxationen sind in Eigelenken wie dem Handgelenk aufgrund ihrer Hand-in-Handschuh-Anatomie weitaus weniger verbreitet als arthrotische Prozesse.
Quellen
- Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
- Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
- Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005