Elektrookulografie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Elektrookulografie

Unter der Elektrookulografie versteht der Augenarzt ein Messverfahren zur Ermittlung des Netzhautruhepotenzials, die häufig zur Diagnostik von Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans dient. Das Verfahren arbeitet mithilfe von zwei Elektroden und ist gänzlich objektiv. Risiken und Nebenwirkungen sind bei der Messung nicht zu erwarten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Elektrookulografie?

Diagnostiziert der Augenarzt Probleme mit der Netzhaut, kann eine Elektrookulografie, dabei werden zwei Elektroden rechts und links des Auges angebracht, das Ruhepotenzial der Netzhaut messen.

Die Elektrookulografie misst objektiv das Ruhepotenzial der Netzhaut. Das Messverfahren wird auch Elektronystagmographie genannt. Das Ruhepotenzial der Netzhaut ist die permanent bestehende Spannungsdifferenz zwischen der Rückseite und der Vorderseite. Diese Spannungsdifferenz gibt der Hornhaut positive und der Rückseite des Augapfels negative Ladung.

Um dieses Ruhepotenzial zu messen, arbeitet der Augenarzt bei der Elektrookulografie mit zwei Elektroden. Diese Elektroden befinden sich entweder rechts und links des Auges oder werden oberhalb und unterhalb angebracht. Durch die Messung lassen sich kleinste Augenbewegungen ausmachen, da jede Bewegung das Ruhepotenzial verändert. Daher wird die Elektrookulografie häufig im Rahmen neurologischer Befunde angewandt und soll in diesem Fall kaum sichtbares Zittern der Augen dokumentieren.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Elektrookulografie kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen erforderlich sein. Wenn beispielsweise das Gleichgewichtssystem eines Patienten erkrankt ist, dann kann das Symptome wie den Nystagmus hervorbringen. Beim Nystagmus stellt sich ein krankhaftes Zittern des Auges ein, das mit bloßem Auge nicht immer auszumachen ist. Das Zittern ist unwillkürlich und dem Patienten in der Regel unbewusst.

Einem Patienten werden auf der Haut um das Auge herum im Rahmen einer Elektrookulografie zunächst die beiden Messelektroden angebracht. Das Ruhepotenzial wird bei der Bewertung des Gleichgewichtsorgans zunächst im absoluten Ruhezustand gemessen. Bei einem Nystagmus lassen sich dabei bereits Spannungsveränderungen beobachten, die auf minimale Augenbewegungen zurückgehen. Im Rahmen der Gleichgewichtsuntersuchung folgt auf die Messung in Ruhe eine Messung nach einer langsamen Drehung des Patienten. Meist wird zusätzlich der Gehörgang mit 27 Grad kaltem und später 44 Grad warmem Wasser gespült, bevor der Arzt eine dritte Messung vornimmt.

Die Elektrookulografie muss allerdings nichts zwingend im Rahmen einer Gleichgewichtsuntersuchung stattfinden, sondern wird oft auch zur Diagnostizierung von Netzhauterkrankungen angewandt. Nachdem der Arzt die Elektroden befestigt hat, muss der Patient in diesem Szenario verschiedene Augenbewegungen ausführen.

Mit einer Augenbewegung kommt die Vorderseite des Auges näher an eine der Elektroden heran. Die Rückseite des Auges nähert sich dagegen der gegenüberliegenden Elektrode. Durch diesen Prozess tritt ein Spannungsunterschied zwischen den beiden Elektroden ein. Dieser Spannungsunterschied wird bei der Elektrookulografie erfasst und verhält sich im Normalfall in einer bestimmten Proportion zum Blickwinkel.

In der Regel bittet das Team den Patienten während der augenärztlichen Elektrookulografie darum, in regelmäßigen Abständen zwischen zwei festgelegten Raumpunkten hin und her zu blicken. Wenn das Ruhepotenzial der Netzhaut konstant ist, dann lässt sich so bei jedem Wechsel der Blickrichtung dieselbe Spannungsdifferenz erfassen.

Sobald sich die Lichtverhältnisse verändern, ändert sich beim gesunden Menschen auch das Ruhepotential der Netzhaut und damit gleichzeitig die Differenz bei einem Wechsel der Blickrichtung. Normalerweise bewertet der Arzt bei der augenärztlichen Elektrookulografie daher zusätzlich, wie sich die Spannung im Dunkeln verändert. Diese Veränderung ist auch als Dunkeladaptation bekannt. Bei einem gesunden Patienten stellt sich im Dunkeln ein leichter Abfall des Ruhepotenzials ein, der mehrere Minuten andauert.

Sobald der Patient wieder beleuchtet wird, steigt das Ruhepotentials normalerweise stark an. Wenn diese typischen Schemata bei der Elektrookulografie nicht beobachtet werden können, liegt vermutlich eine krankhafte Veränderung des Netzhautpigmentepithels vor. Manchmal findet die Elektrookulografie außerdem in der Schlafmedizin Einsatz. Bei der Polysomnographie werden so zum Beispiel die REM-Phasen des Schlafenden erfasst. REM steht dabei für rapid eye movement, also schnelle Bewegungen der Augen. Teilweise ermittelt die Schlafmedizin mithilfe der Messung, wie der schlafende Patient auf bestimmte Töne reagiert.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Elektrookulografie wird in aller Regel ambulant durchgeführt und ist für den Patienten mit keinerlei Schmerzen verbunden. Weder Risiken, noch Nebenwirkungen sind zu erwarten. Falls das Verfahren im Rahmen einer Gleichgewichtsuntersuchung angewandt wird, können sich für den Tag allerdings Gleichgewichtsstörungen einstellen, die sich am Folgetag meist wieder zurück bilden.

Die Spülung der Gehörgänge kann im Rahmen der Gleichgewichtsuntersuchung als unangenehm empfunden werden. Die Vorteile der Messmethode übersteigen allerdings in jedem Fall die Schattenseiten. Bei dem Verfahren handelt es sich um ein gänzlich objektives Messverfahren, das somit nicht vom Patienten verfälscht werden kann.

Das unterscheidet die Elektrookulografie zum Beispiel von vielen anderen, subjektiv empfundenen Gleichgewichtsuntersuchungen. Verfälschungen der Ergebnisse können bei der Elektrookulografie im Grunde nur dann vorliegen, wenn die Elektroden nicht fachmännisch angebracht wurden oder zu locker sitzen.

Die Professionalität des betreuenden Teams ist insofern ausschlaggebend für eine zuverlässige Diagnostik. Unter Umständen können nach einer augenärztlichen Elektrookulografie zur Diagnostizierung von Netzhauterkrankungen weitere augenärztliche Untersuchungen anstehen.

Eine Elektroretinografie könnte beispielsweise der weiterführenden Untersuchung der Netzhautfunktion dienen. Unterschiedliche Lichtreize werden dabei gezielt auf die Netzhaut abgegeben und das dabei von der Netzhaut gebildete Potenzial wird mithilfe von mehreren Elektroden ermittelt. Auch im Rahmen eines Gleichgewichtstests kann ein Befund unter Umständen Folgeuntersuchungen oder gezielte Maßnahmen der Therapie veranlassen.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren