Polysomnographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Polysomnographie

Manche Menschen leiden unter Schlafstörungen, für die bei normalen ärztlichen Untersuchungen keine genaue Ursache diagnostiziert werden kann. In solchen Fällen werden die Betroffenen zur Polysomnographie in ein Schlaflabor geschickt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Polysomnographie?

Als Polysomnographie wird eine umfassende Untersuchung aller Körperfunktionen während des Schlafs bezeichnet.

Als Polysomnographie wird eine umfassende Untersuchung aller Körperfunktionen während des Schlafs bezeichnet. Sie wird in der Regel stationär in einem Schlaflabor durchgeführt und zeichnet die Tiefe, Qualität und den Verlauf des Schlafs auf.

Folgende Körperfunktionen werden dabei getestet: Hirnaktivität durch EEG (Elektroencephalogramm), Herzfrequenz durch EKG (Elektrokardiogramm), Atmungsabläufe und Atemgeräusche, Augenbewegungen, Muskelspannung, Körperhaltung und -bewegungen, Körpertemperatur und die Sauerstoffsättigung im Blut. Alle untersuchten Werten zusammen ergeben ein Schlafprofil, das Aufschluss über die Ursache der Schlafstörung gibt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Polysomnographie wird immer dann eingesetzt, wenn durch herkömmliche Untersuchungen keine richtige Ursache für Schlafstörungen gefunden werden kann, aber die Gesundheit gefährdet ist, wenn die Schlafstörungen unbehandelt bleiben. Vor allem ist sie beim Schlafapnoesyndrom unverzichtbar, weil Betroffene schnarchen und während des Schnarchens Atemaussetzer haben, die dazu führen, dass der Schlaf nicht erholsam ist, so dass sie unter Tagesmüdigkeit leiden bis hin zum Sekundenschlaf. Dieser ist besonders gefährlich im Straßenverkehr und Atemaussetzer führen auf Dauer zu Herz-Kreislauf-Beschwerden.

Weitere Anwendungsgebiete sind u.a.

Um die Ursachen für diese Schlafstörungen zu finden, untersucht die Polysomnographie den Schlaf in seinen verschiedenen Stadien. Während des Schlafs werden neurologische Eigenschaften und Herz-Kreislauf-Parameter aufgezeichnet und das Verhalten der Patienten im Schlaf durch Videokameras überwacht.

Bevor eine Untersuchung im Schlaflabor erfolgt, muss eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchgeführt werden, um die mögliche Ursache der Schlafstörungen einzugrenzen. Wenn eine Druckmessung des Brustkorbs mit Ösophagussonde notwendig ist, muss der Patient vorher über die Risiken aufgeklärt werden.

Es gibt zwei Formen der Polysomnographie. Bei der kleinen Polysomnographie werden psychiatrische Erkrankungen, Epilepsien und das Obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) untersucht. Dabei werden folgende Parameter überwacht und aufgezeichnet:

  • Hirnströme
  • Herztätigkeit
  • Sauerstoffsättigung des Blutes und der Herzfrequenz durch Pulsoxymetrie]
  • Augenbewegungen
  • Muskelaktivität (u. a. Kaumuskel)
  • Atemfluss und Atembewegungen

Eine große Polysomnographie wird durchgeführt, wenn sich die Schlafstörungen auch durch eine Behandlung nicht bessern. Dann werden zusätzlich weitere Parameter aufgezeichnet:

Meistens wird die Polysomnographie an zwei aufeinander folgenden Tagen und Nächten stationär im Schlaflabor durchgeführt. Den Patienten werden für die Messungen an verschiedenen Körperstellen (Kopf, Augenwinkel, Kinn, Brustkorb, Unterschenkel) Elektroden auf der Haut angebracht. Die Untersuchung wird durchgehend von Personal überwacht. Nach der Untersuchung wird der Befund mit dem Patienten besprochen und eine geeignete Therapie eingeleitet. Wenn die Aufzeichnungen nicht aussagekräftig genug sind, muss die Untersuchung bei Bedarf wiederholt werden.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Da die Polysomnographie eine schmerzlose, nicht-invasive Untersuchungsmethode ist, treten in der Regel keine Komplikationen auf. Wenn es überhaupt zu Nebenwirkungen kommt, dann meistens zu Hautreaktionen auf den Kleber, mit dem die Elektroden auf der Haut angebracht werden. Bei einer Druckmessung des Thorax mit Ösophagussonde kann das Einführen der Sonde unangenehm sein und Patienten stärker belasten. Ein geringes Risiko besteht in Verletzungen des Nasen-Rachen-Bereichs und der Ösophagusschleimhaut. Sie treten aber selten auf.

Der Raum, in dem die Untersuchung durchgeführt wird, ist ähnlich wie ein Hotelzimmer. Während der Untersuchung und Aufzeichnung ist es ruhig und dunkel. Eine Videokamera zeichnet alle Bewegungen auf. Patienten könnten sich während der Zeit ganz normal verhalten. Neue drahtlose Technik macht es möglich, dass sie sich frei bewegen und auch eine Toilette aufsuchen können, ohne von einer Nachtschwester abgekoppelt werden müssen. Während der Untersuchung ist immer jemand da, mit dem man über Mikrofon sprechen kann.

Am Untersuchungstag sollten Patienten tagsüber nicht schlafen und ab ca. 14 keine koffeinhaltigen Getränke mehr trinken. Damit die Elektroden gut am Kopf halten, sollten die Haare frisch gewaschen sein, aber kein Haarspray, -öl oder -gel benutzt werden. Für die Nacht darf alles mitgebracht werden, was hilft, gut zu schlafen, auch der eigene Schlafanzug.

Da die Schlafumgebung im Schlaflabor anders als die gewohnte Umgebung zu Hause ist, kann es sein, klappt es möglicherweise im Schlaflabor nicht so gut mit dem Ein- oder Durchschlafen, aber das spielt für das Untersuchungsergebnis keine Rolle, die Aufzeichnungen sind trotzdem aussagekräftig. Neuere mobile Technik ermöglicht auch schon eine Untersuchung zu Hause, die den Vorteil einer Schlafaufzeichnung unter realistischen Bedingungen bietet und damit aussagekräftiger als im Schlaflabor sein kann. Im Anschluss an die Untersuchung werden mit dem Patienten geeignete Therapiemaßnahmen besprochen, z. B. bei einer Schlafapnoe eine Atemmaske während des Schlafs empfohlen, die ihn mit Sauerstoff versorgt zur Vermeidung von Atemaussetzern.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Staedt, J., Riemann, D.: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2006
  • Stuck, B., Maurer, J., Schredl M., Wees H.-G.: Praxis der Schlafmedizin. Springer, Heidelberg 2009

Das könnte Sie auch interessieren