Engpass-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einem Engpass-Syndrom wird in der Medizin das schmerzhafte Einklemmen von Muskeln und Sehnen in einem Gelenk verstanden. Am häufigsten ist das Schultergelenk davon betroffen.
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Was ist das Engpass-Syndrom?
Das Engpass-Syndrom ist auch als Impingement-Syndrom bekannt. Dabei handelt es sich um Beweglichkeits- und Funktionseinschränkungen des betroffenen Gelenks, die mit Schmerzen verbunden sind. Grund dafür ist eine Einklemmung von Muskeln und Sehnen. Dadurch reicht der Platz innerhalb des Gelenks für bestimmte Bewegungen nicht mehr aus.
Das Engpass-Syndrom betrifft in erster Linie die Schulter des Menschen. In den meisten Fällen ist das Impingement-Syndrom auf eine verletzte oder degenerierte Rotatorenmanschette zurückzuführen. Der Arm der betroffenen Personen lässt sich durch die Einklemmung nicht mehr über die Höhe der Schulter anheben. Ein Engpass-Syndrom kann aber durchaus auch an anderen Gelenken wie dem Hüftgelenk auftreten.
Betroffen von der Verengung sind die Hüftpfanne sowie der Hüftkopf. In seltenen Fällen entsteht ein Impingement-Syndrom auch am Sprunggelenk. Von einem Engpass-Syndrom sind in Deutschland ungefähr zehn Prozent aller Bundesbürger betroffen. Dabei zeigt sich das Syndrom vorwiegend bei Männern und Frauen, die älter als 50 Jahre sind.
Ursachen
Die Ursachen für ein Engpass-Syndrom fallen unterschiedlich aus. In den meisten Fällen sind degenerative Veränderungen am knöchernen Bewegungsapparat verantwortlich für das Entstehen des Syndroms. Besonders betroffen davon sind Sportler wie Schwimmer, Speerwerfer oder Handballspieler. Dabei werden die Verschleißerscheinungen durch die permanenten Überkopfbewegungen noch begünstigt.
Aber auch bestimmte Berufsgruppen leiden nicht selten unter einem Impingement-Syndrom, sodass dieses mittlerweile als Berufskrankheit gilt. Dies betrifft vor allem Berufe, die mit Überkopfarbeiten verbunden sind, wie zum Beispiel Schweißer oder Maler. Als weitere Auslöser für ein Engpass-Syndrom kommen Ablagerungen von Kalk in die Gelenkkörper oder Sehnen in Betracht. Sogar eine angeborene Form des Impingement-Syndroms ist möglich.
Dabei handelt es sich um Deformationen des Gelenkkopfes, des Schulterdachs oder der Gelenkpfanne, die eine ungünstige Form im Gelenk zur Folge haben. Einen weiteren Risikofaktor für ein Engpass-Syndrom stellt ein Ungleichgewicht der Muskeln dar. Dieses ist vorwiegend bei Bodybuildern zu verzeichnen. Einseitiges oder übertriebenes Training stört nicht selten das sensible Gleichgewicht der Rotatorenmanschette.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome eines Engpass-Syndroms richten sich nach der betroffenen Körperstelle. So leiden die Patienten an der Schulter unter einem akuten Schmerz, der sich bei Belastung noch verstärkt und bei Ruhe zurückgeht. Der Schmerz zeigt sich tief im Gelenk und wird in der Nacht derart stark, dass der Patient nicht mehr auf der betroffenen Seite liegen kann.
Außerdem lässt sich der Arm kaum noch anheben und hängt oft lose herab. Nicht selten verstärken sich die schmerzhaften Bewegungseinschränkungen im weiteren Verlauf noch und das Schultergelenk büßt mehr und mehr an Stabilität ein. Bei einem Engpass-Syndrom im Hüftgelenk sind die Beschwerden schleichend.
So kommt es nur zu sporadischen Schmerzen, die sich bei körperlicher Tätigkeit jedoch verstärken. Nicht selten findet ihr Ausstrahlen in den Oberschenkel statt. Außerdem werden die Schmerzen intensiver, wenn der Patient das betroffene Bein nach innen dreht.
Diagnose & Verlauf
Bei Verdacht auf ein Engpass-Syndrom sollte ein Orthopäde aufgesucht werden, der auf Beschwerden dieser Art spezialisiert ist. Ein erfahrener Arzt kann die Diagnose meist schon nach dem Beschreiben der Beschwerden und der Untersuchung des Körpers stellen. Darüber hinaus zählt das Engpass-Syndrom zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen.
Beim Erfassen der Krankengeschichte möchte der Orthopäde meist wissen, an welcher Stelle und in welchen Situationen die Schmerzen auftreten, wie lange sie bereits andauern, ob Bewegungs- oder Krafteinschränkungen vorliegen, ob Schulterverletzungen zu verzeichnen sind und ob der Patient auch in der Nacht unter Schmerzen leidet. Von Interesse ist außerdem der Beruf des Patienten und welche Sportarten er ausübt.
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung überprüft der Orthopäde die Bewegungen des Patienten und ob eventuell Störungen vorliegen. Zum Absichern der Diagnose finden spezielle klinische Funktionstests statt. Dazu gehören der Schultergriff, der Nackengriff, der Supraspinatus-Test, der Impingement-Test nach Neer oder der Hawkins-Test.
Der Verlauf eines Engpass-Syndroms richtet sich nach der auslösenden Ursache. In den meisten Fällen muss der Patient viel Geduld aufbringen. So können bis zur Besserung der Beschwerden Wochen oder sogar Monate vergehen. Mitunter sind auch Komplikationen durch das Impingement-Syndrom wie Einrisse der Rotatorenmanschettensehne oder eine Entzündung des Schleimbeutels unter dem Schulterdach möglich.
Komplikationen
In der Regel kommt es beim Engpass-Syndrom zu Störungen der Gelenke und deren Beweglichkeit, wobei vor allem das Schultergelenk davon betroffen ist. Der Patient leidet dabei an einer Bewegungseinschränkung und auch an Schmerzen. Die Komplikationen hängen dabei vor allem vom Zeitpunkt der Behandlung ab.
In den meisten Fällen treten die Schmerzen dann auf, wenn der Betroffene seinen Arm anhebt und dabei seine Schulter bewegt. Die Schmerzen sind oft unerträglich, sodass diese Bewegungen nicht mehr durchgeführt werden können. Körperliche Tätigkeiten oder sportliche Betätigungen sind durch das Engpass-Syndrom in der Regel nicht mehr möglich.
Es kommt zu einer verringerten Lebensqualität. Falls die Behandlung nicht frühzeitig beginnt, kann auch der komplette Bewegungsapparat geschädigt werden. Die Behandlung selbst erfolgt durch verschiedene Therapien und durch die Verabreichung von Schmerzmitteln. Damit es zu keinen weiteren Störungen kommt, darf der Betroffene seine Schulter nicht mehr belasten.
Falls die gewöhnlichen Therapien nicht zum Erfolg führen, können auch operative Eingriffe das Leiden mindern. Damit ist das Engpass-Syndrom relativ gut behandelbar, weitere Komplikationen sind danach nicht mehr zu befürchten. Die Lebenserwartung wird durch das Engpass-Syndrom nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Kommt es ohne einen ersichtlichen Grund vermehrt zu Schulter oder Gelenkproblemen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei einer Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten besteht Grund zur Besorgnis. Bei einer Fehlhaltung des Körpers oder einer einseitigen körperlichen Belastung aufgrund der Beschwerden, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Die Symptome können zu dauerhaften Schäden des Skelettsystems führen, die frühzeitig korrigiert werden sollten.
Können gewohnte berufliche oder sportliche Tätigkeiten nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden, ist ein Arztbesuch notwendig. Bei Schmerzen oder Schlafstörungen wird ein Arzt benötigt, sobald sie wiederholt auftreten oder über mehre Tage anhalten.
Vor der Einnahme eines Schmerzmedikamentes ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Es können Nebenwirkungen auftreten, die im Vorfeld besprochen und abgeklärt werden sollten. Bei emotionalen oder seelischen Problemen aufgrund der Beschwerden und Einschränkungen, ist ein Arztbesuch empfehlenswert.
Treten Stimmungsschwankungen auf, sinkt das allgemeine Wohlbefinden oder kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten, wird ein Therapeut benötigt. Eine gedrückte Gefühlslage, Teilnahmslosigkeit und ein allgemeines Unwohlsein, sollten mit einem Arzt besprochen werden.
Bestehen über eine längere Zeit Beschwerden wie innere Unruhe, Kopfschmerzen oder Lustlosigkeit, steigt das Risiko, zusätzliche psychische Erkrankungen zu erleiden. Ein Arztbesuch ist daher notwendig, um rechtzeitig Lösungen für die aufkommenden Probleme zu entwickeln.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Engpass-Syndroms muss in der Regel individuell abgestimmt werden und kann verschiedene Optionen beinhalten. Findet eine konservative Therapie statt, erhält der Patient Schmerzmittel sowie eine Physiotherapie. Außerdem muss er sich schonen. Das heißt, dass er auf schwere körperliche Arbeiten und Sport verzichten sollte. Zum Lindern der Schmerzen werden Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen verabreicht.
Führt die konservative Therapie nicht zur Besserung, kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Ziel einer Operation ist das Beheben der mechanischen Verengung durch das Verändern der Strukturen. Besonders jüngeren Patienten wird ein chirurgischer Eingriff empfohlen. Dabei kommen in der Regel nur noch minimal-invasive Verfahren wie eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zur Anwendung. Mithilfe eines Endoskops verschafft der Operateur dabei dem betroffenen Gelenk wieder mehr Bewegungsfreiheit.
Aussicht & Prognose
Das Engpass-Syndrom verspricht eine positive Prognose. Patienten, die das Leiden umfassend behandeln lassen und sich an die Vorgaben des Arztes bezüglich Schonung und Krankengymnastik halten, genesen meist innerhalb weniger Wochen bis Monate. Spätfolgen treten bei dem Engpass-Syndrom nur selten auf.
Lediglich bei schweren Erkrankungen, die mit Frakturen, Verschleißerscheinungen und anderen Komplikationen einhergehen, kann die Therapie länger andauern. In Einzelfällen entwickelt sich das Syndrom zu einem chronischen Leiden, welches die Betroffenen dauerhaft einschränkt. Vor allem ältere Patienten erholen sich oftmals nicht mehr vollständig von dem Engpass-Syndrom.
Das Engpass-Syndrom hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung der Patienten. Jedoch begünstigt das Leiden weitere Erkrankungen der Gelenke, der Sehnen und der Schleimbeutel. Dies kann die Lebensqualität über einen längeren Zeitraum einschränken und gegebenenfalls auch zu schweren Komplikationen führen. Der zuständige Orthopäde kann die Prognose anhand der Patientengespräche und körperlicher Untersuchungen stellen. Der Krankheitsverlauf gibt Aufschluss über die Heilungsaussichten und zeigt auch das Risiko für etwaige Komplikationen auf.
Wird die Therapie engmaschig fortgesetzt und durch Selbsthilfemaßnahmen unterstützt, ist bei gesunden Patienten ohne Begleiterkrankungen oder andere körperlicher oder seelische Beschwerden die Aussicht auf eine Genesung gegeben.
Vorbeugung
Einem Engpass-Syndrom vorzubeugen, ist nur eingeschränkt möglich. Zu empfehlen sind eine gute Körperhaltung, genügend Bewegung, das regelmäßige Trainieren der Rotatorenmanschette sowie das Entspannen der Schultermuskeln. Vorsicht ist bei Risikosportarten wie Tennis, Handball, Speerwerfen, Schwimmen oder Volleyball geboten.
Nachsorge
Beim Engpass-Syndrom sind die Möglichkeiten der Nachsorge meistens stark eingeschränkt. In der Regel ist dabei zuerst die direkte medizinische Behandlung durch einen Mediziner notwendig, um das Syndrom richtig und vollständig zu behandeln. Da es hierbei nicht zu einer eigenständigen Heilung kommen kann, ist der Betroffene dabei immer auf die Behandlung durch einen Arzt angewiesen. Nur dadurch können weitere Komplikationen verhindert werden.
In den meisten Fällen wird das Engpass-Syndrom mit Hilfe eines operativen Eingriffes behandelt. Dabei kommt es zu keinen besonderen Komplikationen. Der Betroffene sollte sich nach dem Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Dabei ist von Anstrengungen oder von anderen stressigen Tätigkeiten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Ebenfalls sollte Stress im Allgemeinen vermieden werden, wobei sich eine gesunde Lebensweise des Betroffenen positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit auswirken kann.
In einigen Fällen sind die Patienten beim Engpass-Syndrom auch auf die Hilfe und Unterstützung von Freunden und Familie angewiesen, um den Alltag zu meistern. Dabei wirkt sich vor allem die intensive und die liebevolle Pflege positiv aus. Auch die Kontaktaufnahme zu anderen Patienten des Engpass-Syndroms kann dabei sinnvoll sein.
Das können Sie selbst tun
Bei Beweglichkeits- und Funktionsbeeinträchtigungen eines Gelenks sollten Betroffene stets zeitnah einen Arzt konsultieren. Was der Patientn selbst zur Therapie des Engpass-Syndroms beitragen kann, hängt von dessen Ursachen und den konkreten Symptomen ab.
Das Engpass-Syndrom tritt häufig bei Berufsgruppen auf, die über Kopf arbeiten. Dazu zählen Handwerker wie Maurer, Maler und Zimmerleute, aber auch Beschäftigte aus der metallverarbeitenden Industrie. Angehörige einer Risikogruppe sollten bereits bei den ersten Anzeichen eines Engpass-Syndroms einen Arzt, am besten einen erfahrenen Orthopäden, aufsuchen.
Falls sich der Verdacht auf ein Engpass-Syndrom bestätigt, sind in der Regel eine Reihe von Verhaltensanpassungen erforderlich. Oft muss das betroffene Gelenk für längere Zeit geschont werden. Je nach ausgeübten Beruf und der Schwere der Symptome kann dies dazu führen, dass bestimmte Tätigkeiten nicht mehr ausgeübt werden dürfen, längere Arbeitspausen erforderlich werden oder der Betroffen für längere Zeit komplett pausieren muss.
Da das Engpass-Syndrom in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt ist, sind die Patienten finanziell relativ gut abgesichert. Betroffene sollten sich in jedem Fall unverzüglich von ihrer Krankenkasse sowie von ihrer Gewerkschaft oder dem Betriebsrat beraten lassen.
Sofern der Arzt eine Physiotherapie verordnet, ist es wichtig, dass der Patient diese auch tatsächlich beginnt und konsequent umsetzt. Das regelmäßige Trainieren der Rotatorenmanschette ist wichtig, um einer weiteren Degeneration des Bewegungsapparats vorzubeugen.
Quellen
- Debrunner, A.M.: Orthopädie/Orthopädische Chirurgie. Huber, Bern, 2005
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004