Rotatorenmanschette

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Rotatorenmanschette

Unter der Rotatorenmanschette wird eine Muskelgruppe der Schulter verstanden. Sie ist für die Mobilität und Stabilität des Schultergelenks von großer Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Rotatorenmanschette?

Die wichtigste Funktion der Rotatorenmanschette ist die Außen- und Innendrehung des Oberarms. So hat die Muskel-Sehnen-Kappe einen wichtigen Anteil an der gesamten Armbeweglichkeit.
© VectorMine – stock.adobe.com

Die Rotatorenmanschette trägt auch die Bezeichnung Muskel-Sehnen-Kappe. Gemeint ist damit eine wichtige Muskelgruppe in der Schulter, die insgesamt vier Muskeln umfasst. Sie hat ihren Ursprung am Schulterblatt (Scapula).

Die Sehnen der Muskeln bilden gemeinsam mit dem Ligamentum coracohumerale eine derbe Sehnenkappe. Diese umgibt den Oberarmkopf wie eine Manschette und hat Anteil am Heben und Drehen des Arms. Nicht selten kommt es zu Verletzungen der Muskel-Sehnen-Kappe wie einer Rotatorenmanschettenruptur.

Anatomie & Aufbau

Zusammengesetzt wird die Rotatorenmanschette aus vier Muskeln. Dabei handelt es sich um den Musculus supraspinatus (oberer Schultergrätenmuskel), den Musculus infraspinatus (Untergrätenmuskel), den Musculus subscapularis (Unterschulterblattmuskel) sowie den Musculus teres minor (kleiner runder Muskel).

Der Musculus supraspinatus setzt am oberen Abschnitt der Schulterblatthinterfläche (Fossa supraspinata Scapula) an und verläuft unterhalb des Schulterdaches in Richtung Tuberculum majus (seitlicher Oberarmkopf). Der Muskel dient als seitlicher Armheber, was besonders für die Anfangsphase der Bewegung gilt, wenn der Arm am Körper anliegt. In geringem Maße ist der Musculus supraspinatus an der Armaußendrehung beteiligt. Von sämtlichen Muskeln der Rotatorenmanschette ist er am meisten gefährdet, Verletzungen zu erleiden.

Der Ursprung des Musculus infraspinatus befindet sich am unteren Abschnitt der hinteren Schulterblattfläche (Fossa infraspinata Scapula). Auch dieser Muskel verläuft zum Tuberculum majus des Oberarmkopfes. Dabei befindet sich seine Position ein wenig hinter dem oberen Schultergrätenmuskel. Er stellt den stärksten Oberarmaußendreher dar.

Seinen Anfang nimmt der Musculus subscapularis an der vorderen Schulterblattseite (Fossa subscapularis Scapula) am Tuberculum minus (Vorderseite des Oberarmkopfes). Kommt es zur Anspannung des Muskels, dreht sich der Oberarm auf die Innenseite und wird in Richtung Körper gezogen. Dabei bildet der Musculus subscapularis den kräftigsten Oberarminnendreher.

Der Ansatz des Musculus teres minor befindet sich am seitlichen Rand des Schulterblatts (Margo lateralis Scapula). Sein Verlauf führt ebenfalls zum Tuberculum majus. Der Muskel wird als schwacher Oberarmaußendreher eingestuft. Beteiligt ist er zudem am Heranziehen des Oberarms in Körperrichtung. Der Musculus teres minor hat die Eigenschaft, am wenigsten von den Muskeln der Rotatorenmanschette verletzt zu sein.

Innerviert wird der Musculus supraspinatus vom Nervus suprascapularis, der dem Armgeflecht (Plexus brachialis) entstammt.

Funktion & Aufgaben

Die wichtigste Funktion der Rotatorenmanschette ist die Außen- und Innendrehung des Oberarms. So hat die Muskel-Sehnen-Kappe einen wichtigen Anteil an der gesamten Armbeweglichkeit. Gemeinsam mit anderen Muskeln sorgt die Rotatorenmanschette für einen umfangreichen Bewegungsspielraum der Schulter. Weiterhin verleiht jeder einzelne Rotatorenmanschettenmuskel dem Schultergelenk Stabilität, indem er die Schultergelenkkapsel anspannt.

Da nur eine geringfügige knöcherne Führung im Schultergelenk vorhanden ist und sich der Bandapparat schwach präsentiert, übernehmen die Rotatorenmanschette sowie der Deltamuskel (Musculus deltoideus) die Sicherung der Schulter. Gemeinsam sorgen sie für den Halt des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne. Ein Nachteil ist allerdings, dass dadurch hohe Belastungen auf die Rotatorenmanschette entstehen, was wiederum im Falle von Verletzungen zu negativen Folgen führt.

Kommt es zum Beispiel zu einem Riss der Rotatorenmanschette, lässt sich der Oberarmkopf nicht mehr präzise führen, sodass er in die obere Richtung steigt. Die betroffene Person kann den Arm dann nicht mehr richtig anheben.


Krankheiten

Aufgrund der hohen Belastungen, die auf die Rotatorenmanschette entstehen, sind Verletzungen und Erkrankungen an diesem Körperabschnitt keine Seltenheit. Vor allem der Musculus supraspinatus unterhalb des Schulterdachs wird häufig in Mitleidenschaft gezogen.

So kann eine Schulterdachenge, die entweder bereits angeboren ist oder im Laufe der Zeit durch Verschleiß entsteht, zu einem Impingementsyndrom (Engpass-Syndrom) führen. Dabei wird die Supraspinatussehne unterhalb des Schulterdachs immer wieder eingeklemmt. Infolgedessen tritt eine schmerzhafte Entzündung von Sehne und Schleimbeutel auf.

Zu den häufigsten Beeinträchtigungen der Rotatorenmanschette zählt die Rotatorenmanschettenruptur (Rotatorenmanschettenriss). Der Riss kann an einer oder auch mehreren Sehnen der Rotatorenmanschettenmuskeln vorkommen. In den meisten Fällen zeigt sich die Verletzung jedoch an der Supraspinatussehne. Besonders betroffen von einer Ruptur sind Männer über 30 Jahre. Häufige Ursachen eines Rotatorenmanschettenrisses sind neben einem Impingementsyndrom auch Verletzungen wie Stürze auf die Schulter sowie Degeneration. Begünstigt wird der Verschleiß durch Arbeiten über dem Kopf, die mehrere Jahre lang durchgeführt werden, sowie Überkopfsportarten. Dazu zählen in erster Linie Handball, Basketball, Golf und Tennis.

Bemerkbar macht sich ein Riss der Rotatorenmanschette durch unterschiedliche Symptome. Je nachdem, welche Ursache die Ruptur hat, treten sie abrupt auf oder kommen erst über einen längeren Zeitraum zustande. In den meisten Fällen hängen die Schmerzen von der Position und den Belastungen des Patienten ab. Nicht selten leiden die Betroffenen auch in der Nacht unter Schmerzen, wenn sie auf der verletzten Seite liegen.

Des Weiteren drohen mehr oder weniger ausgeprägte Funktionseinbußen sowie ein kompletter Funktionsverlust des Schultergelenks. Liegt eine chronische Schädigung der Rotatorenmanschette vor, ist es möglich, dass sich in der Supraspinatussehne Kalk ablagert. Dieser Vorgang kann aber auch an den anderen Rotatorenmanschettenmuskeln auftreten. In der Medizin ist dann von einer Kalkschulter oder Tendinitis calcarea die Rede.

Die Therapie bei einer Beeinträchtigung der Rotatorenmanschette richtet sich nach Art und Ausmaß der Verletzung. Sie reicht von physiotherapeutischen Maßnahmen bis hin zu größeren chirurgischen Eingriffen, in deren Rahmen die betroffenen Sehnen genäht werden.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Lüttjen-Drecoll, Rohen, J.W.: Innenansichten des menschlichen Körpers. Schattauer, Stuttgart 2010
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

Das könnte Sie auch interessieren