Endoskop
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Endoskope dienen der unmittelbaren Darstellung von menschlichen Hohlorganen und Hohlkörpern, die in verschiedenen medizinischen Fachbereichen zu diagnostischen und/oder therapeutischen Zwecken erforderlich werden kann. Durch Endoskope werden minimal-invasive Eingriffe ermöglicht, die mit geringeren Belastungen für die Betroffenen einhergehen.
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Was ist ein Endoskop?
Ein Endoskop ist ein spezielles dünnes (bis höchstens 14 mm Durchmesser) und röhrenförmiges Instrument, mit dessen Hilfe Hohlorgane des menschlichen Organismus, insbesondere der Magen- und Darmbereich, im Vorfeld eines chirurgischen Eingriffs genauer untersucht und gegebenenfalls therapiert werden können.
Während Endoskope früher in erster Linie zu diagnostischen Zwecken eingesetzt wurden (Endoskopie bzw. auch Spiegelung), werden sie heute zunehmend im Rahmen minimal-invasiver Eingriffe, die mit bedeutend weniger Belastungen für den Betroffenen einhergehen, verwendet (endoskopische Operation).
Geschichte
Die Geschichte der Endoskope reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Der französische Arzt Philipp Bozzini entwickelte 1806 das erste primitive Endoskop, das er als „Lichtleiter“ bezeichnete. Dieses Gerät nutzte Kerzenlicht, um Körperhöhlen zu beleuchten und enthielt eine einfache Linse zur Visualisierung. Obwohl Bozzinis Erfindung wegweisend war, stieß sie auf Skepsis und wurde nicht sofort medizinisch anerkannt.
In den folgenden Jahrzehnten verbesserten Mediziner und Ingenieure das Design. Der deutsche Arzt Adolph Kussmaul führte 1868 erstmals eine Magenuntersuchung bei einem Patienten durch, der das Endoskop durch freiwilliges Schlucken einführte. Später ermöglichte die Erfindung der Glühbirne in den 1880er-Jahren eine bedeutende Weiterentwicklung: Der Berliner Arzt Max Nitze integrierte eine Lichtquelle direkt in das Endoskop und revolutionierte damit die Bildqualität und Einsatzmöglichkeiten.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts, durch die Einführung flexibler Glasfaserkabel in den 1950er-Jahren, konnten Endoskope auch gebogen und für vielfältige Untersuchungen eingesetzt werden. Der Einsatz dieser Glasfasern in der Medizin führte zur Entwicklung der modernen, flexiblen Endoskope, die den Zugang zu vielen schwer erreichbaren Körperbereichen ermöglichten. Ab den 1970er-Jahren führte die Miniaturisierung der Kameratechnologie zur Entwicklung von Videoendoskopen, die detailreiche Bilder auf Bildschirme übertrugen und die Endoskopie zu einem zentralen Bestandteil der medizinischen Diagnostik und Chirurgie machten.
Vorteile & Nutzen
Endoskope bieten zahlreiche Vorteile gegenüber anderen diagnostischen Verfahren und Produkten, vor allem aufgrund ihrer Fähigkeit, minimalinvasiv in den Körper einzudringen und detaillierte Bilder von inneren Strukturen zu liefern. Ein wesentlicher Vorteil ist die geringere Belastung für den Patienten. Im Gegensatz zu chirurgischen Eingriffen ermöglichen Endoskope die Untersuchung und manchmal sogar Behandlung von Organen und Geweben ohne große Schnitte. Dies reduziert die Erholungszeit, minimiert das Infektionsrisiko und führt zu weniger postoperativen Schmerzen.
Die Bildqualität und Präzision moderner Endoskope erlaubt es Ärzten, frühzeitig genaue Diagnosen zu stellen. Durch hochauflösende Kameras und oft sogar Vergrößerungsmöglichkeiten lassen sich selbst kleinste Veränderungen im Gewebe erkennen, was für die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Erkrankungen entscheidend ist.
Zudem sind Endoskope flexibel und vielseitig einsetzbar: Sie können für viele verschiedene Körperbereiche angepasst werden, darunter Magen, Darm, Blase und Gelenke. Auch therapeutische Eingriffe wie das Entfernen von Polypen oder das Behandeln von Blutungen sind möglich, was die Funktionalität von Endoskopen erweitert.
Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit: Durch direkte Visualisierung können Ärzte gezielte Biopsien und präzise Behandlungen durchführen, was das Risiko für Fehldiagnosen und Komplikationen verringert. Insgesamt bieten Endoskope eine effiziente, sichere und schonende Alternative zu traditionellen Diagnose- und Therapiemethoden.
Formen, Typen & Arten
In Abhängigkeit vom spezifischen Einsatzgebiet kommen verschiedene Endoskope unterschiedlichen Aufbaus und mit unterschiedlichen optischen Systemen zum Einsatz.
So weisen beispielsweise starre Endoskope ein optisches System auf, das aus aufeinander folgenden Linsen und Prismen aufgebaut ist. Starre Endoskope werden unter anderem als Laparoskop (Endoskopie des Bauchraums), Rektoskop (Endoskopie des Mastdarms), Bronchoskop (Endoskopie der Bronchien) oder Hysteroskop (Endoskopie des Uterus) eingesetzt. Können die zu untersuchenden Strukturen mit einem starren Endoskop nicht erreicht werden, wird ein flexibles Endoskop, ein sogenanntes Fiberendoskop, dessen optisches System über Glasfaserbündel operiert, die eine höhere Helligkeit gewährleisten, eingesetzt.
Fiberendoskope kommen insbesondere bei Endoskopien des Uterus, der Harnwege, Eileiter und Blutgefäße zum Einsatz. Mit Hilfe eines Videoendoskops (elektronisches Endoskop)werden die im Rahmen einer Endoskopie erhaltenen Bilder auf einem Monitor wiedergegeben. Zudem besteht die Möglichkeit, die erforderlichen Bilder über eine kleine, mit einer Kamera ausgerüstete Kapsel während ihrer Passage durch den gastrointestinalen Trakt, insbesondere den Dünndarm, zu gewinnen (Videokapselendoskopie).
Aufbau, Funktion & Wirkungsweise
Zum Aufbau eines Endoskops gehören vor allem ein optisches System (i.d.R. Kamera) sowie eine Beleuchtungseinrichtung an der Spitze des Instruments, die mit Kaltlicht operiert, um wärme- oder hitzebedingte Schäden an den zu untersuchenden oder operierenden Strukturen zu vermeiden.
Daneben weisen konventionelle Endoskope Absaug- und Spülsysteme sowie Einführungskanäle für spezielle Instrumente (u.a. Zangen zur Gewebeentnahme, Ultraschallsonden für eine Endosonographie) auf. Mit Hilfe des optischen Systems, das das Licht vom Beleuchtungssystem ans andere Ende des Endoskops bzw. an einen Monitor leitet, werden die untersuchten Strukturen sichtbar gemacht. In Abhängigkeit vom spezifischen Einsatzgebiet werden in aller Regel entweder starre (festes Rohr) oder flexible Endoskope (biegsamer Schlauch), die eine Länge von bis zu 2 m aufweisen können, eingesetzt.
Darüber hinaus können mit Hilfe eines Chromoendoskops, das die zu untersuchenden Schleimhautareale (u.a. von Speiseröhre, Darm) mit einem Farbstoff markiert, pathologische Veränderungen besser dargestellt werden. Dieser Effekt kann zusätzlich durch ein Zoomendoskop, durch welches die zu bewertenden Bilder stark (bis zu 100-fach) vergrößert werden können, verstärkt werden. Bei der Videokapselendoskopie wird eine Kapsel verschluckt, die den gastrointestinalen Trakt passiert und dabei Daten auf ein externes Speichergerät zur Auswertung sendet und abschließend einfach über den Stuhl ausgeschieden wird.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Endoskope werden vor allem für diagnostische Zwecke eingesetzt und weisen neben ihrer geringen Komplikationsrate eine hohe Aussagekraft aus. Insbesondere in der inneren Medizin (Laparoskopie, Gastroskopie), Gynäkologie (Endoskopie des Uterus, der Eileiter, Milchgänge), Urologie (Urethroskopie, Zystoskopie), Orthopädie (Arthroskopie) sowie im HNO-Bereich (Panendoskopie) werden endoskopische Diagnoseverfahren eingesetzt.
Zudem kann im Rahmen einer Endoskopie mit Hilfe einer Zange oder einer Zytologiebürste eine Biopsie zum histologischen Nachweis pathologischer Veränderungen aus den zu untersuchenden Gewebestrukturen genommen werden. Bei einer Bronchoskopie kann gegebenenfalls unmittelbar eine Bronchiallavage (Spülung mit Kochsalz- oder Ringerlösung) durchgeführt werden. Daneben kommen Endoskope zunehmend im Rahmen therapeutischer Maßnahmen verwendet. Dazu werden die jeweils erforderlichen Instrumente über Einführungskanäle in den zu operierenden Bereich geführt, wobei bei komplexeren Eingriffen mehrere Endoskope zum Einsatz gebracht werden können.
So können beispielsweise Ösophagusstenosen (Verengungen der Speiseröhre) mit Hilfe eines Endoskops aufgeweitet werden. Ferner können Stents (Kunststoff-, Metallröhrchen) zur Erweiterung von Engstellen in den Gängen der Bachspeicheldrüse oder Galle im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs eingebracht werden. Ebenso können mit einem Endoskop kleinere Polypen (u.a. im Dickdarm) abgetragen oder Gallen- und Blasensteine entfernt sowie blutende Magengeschwüre durch einen Laser gestillt werden. Minimal-invasiv lassen sich mit Hilfe eines Endoskops ebenfalls die Gallenblase entfernen, Kniearthrosen oder ein Leistenbruch behandeln.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung von Endoskopen erfolgt durch das Einführen des Geräts in Körperöffnungen oder durch kleine Schnitte, um verschiedene Bereiche wie den Magen-Darm-Trakt, die Blase oder Gelenke zu untersuchen. Der Arzt steuert das Endoskop und nutzt die integrierte Kamera, die Bilder in Echtzeit auf einen Bildschirm überträgt. Bei Bedarf können durch spezielle Kanäle auch Instrumente wie Zangen oder Biopsie-Werkzeuge eingeführt werden, um Gewebeproben zu entnehmen oder therapeutische Eingriffe durchzuführen.
Die Sicherheit bei der Anwendung von Endoskopen ist hoch, erfordert jedoch geschultes Personal und steriles Arbeiten, um Infektionsrisiken zu minimieren. Eine sorgfältige Desinfektion und Sterilisation vor jedem Eingriff sind entscheidend, da Endoskope in direkten Kontakt mit inneren Geweben kommen. Moderne Endoskope sind häufig mit flexiblen Glasfasern oder digitalen Kameras ausgestattet, die den Komfort für den Patienten erhöhen und die Verletzungsgefahr durch bessere Steuerbarkeit reduzieren.
In der Herstellung unterliegen Endoskope strengen Qualitätskontrollen, da ihre Präzision und Sicherheit für die Diagnostik und Behandlung unerlässlich sind. Diese Kontrollen umfassen Tests zur mechanischen Festigkeit, zur Bildqualität und zur Funktionalität der beweglichen Teile. Internationale Standards und Normen, wie die ISO-Zertifizierungen, regeln dabei die Produktionsschritte und Endtests. Zudem wird jedes Endoskop auf Fehlerfreiheit geprüft, um eine sichere und effektive Nutzung in der medizinischen Praxis zu gewährleisten.
Alternativen
Falls die Verwendung von Endoskopen nicht möglich oder nicht geeignet ist, stehen alternative bildgebende Verfahren zur Verfügung, die ebenfalls Einblicke in den Körper gewähren. Eine häufige Alternative ist die Magnetresonanztomographie (MRT), die detaillierte Aufnahmen von Weichteilen und Organen liefert, ohne invasive Eingriffe. MRT eignet sich besonders gut für die Untersuchung von Gelenken, dem Gehirn und Bauchorganen und ist schmerzfrei, jedoch mit Einschränkungen in engen Räumen und bei Patienten mit Metallimplantaten verbunden.
Die Computertomographie (CT) ist ein weiteres nicht-invasives Verfahren, das schnelle und präzise Querschnittsbilder ermöglicht. CT eignet sich gut zur Untersuchung von Brustkorb, Abdomen und Skelett und ist besonders hilfreich in Notfallsituationen. Allerdings bringt es eine Strahlenbelastung mit sich, weshalb es eher kurzfristig eingesetzt wird.
Ultraschall ist eine weitere Alternative und wird oft zur Untersuchung von Bauchorganen, Gefäßen und der Schilddrüse genutzt. Dieses Verfahren ist ebenfalls nicht invasiv und kann bei Bedarf auch mobil durchgeführt werden, allerdings sind die Bilddetails im Vergleich zu MRT und CT oft begrenzt.
Für den Magen-Darm-Trakt gibt es zudem die Kapselendoskopie, bei der eine kleine Kamera in Kapselgröße geschluckt wird und Bilder während der Passage durch den Verdauungstrakt aufzeichnet. Diese Methode eignet sich besonders zur Untersuchung des Dünndarms und ist für Patienten weniger belastend als klassische Endoskopie.