Enkopresis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auch wenn ein Kind den Toilettengang bereits beherrscht, kann es durch eine Reihe von Umständen plötzlich wieder beginnen, bemerkt oder unbemerkt einzukoten. Für die Eltern ist es dann wichtig Ruhe zu bewahren und keinen zusätzlichen Druck auf das Kind auszuüben. Die Enkopresis kann vom Kinderarzt festgestellt und behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Enkopresis?

Bei der Enkopresis leiden die Betroffenen in erster Linie an einer sehr starken Stuhlinkontinenz. Diese tritt dabei dann auf, wenn der Patient eigentlich den Stuhlgang schon erlernt hat und kann auch mehrmals an einem Tag auftreten.
© Maria Sbytova – stock.adobe.com

Unter Enkopresis wird das Einkoten von Kindern ab etwa vier Jahren verstanden, wenn es für die Dauer von sechs Monaten minimal einmal im Monat auftritt. Bei der Erkrankung wird zwischen der primären und der sekundären Enkopresis unterschieden.

Während die primäre Form der Erkrankung Kinder bezeichnet, die nach dem 4. Lebensjahr noch nicht sauber sind, betrifft die sekundäre Form die Kinder, die nach einer längeren Phase des geregelten Stuhlgangs erneut einkoten.

Es wird deshalb davon ausgegangen, dass es sich bei der Erkrankung um eine psychische Störung handelt, und die Kinder ansonsten körperlich gesund sind. Meist kommt es zudem auch zum erneuten Einnässen. Jungen sind allgemein mehr als doppelt so häufig von einer Enkopresis betroffen wie Mädchen.

Ursachen

Bei 80 bis 95 Prozent der Kinder ist eine dauerhafte Verstopfung die Ursache für das Einkoten. Die Erkrankung wird dann auch als retentive Enkopresis bezeichnet. Die nicht-retentive Enkopresis hat dagegen psychische Ursachen wie etwa Stress und tritt bei 5 bis 20 Prozent der Kinder auf.

Bei einer Verstopfung, die über längere Zeit anhält, wird häufig ein Kreislauf ausgelöst, der in der Folge schwer zu durchbrechen ist. Durch den harten Stuhlgang erfährt das Kind die Entleerung als belastend und schmerzhaft. Es können sich schmerzhafte Risse am After bilden.

Deshalb wird der Stuhlgang vom Kind immer weiter verzögert. Der Darm dehnt sich aus und verliert an Sensibilität. Die betroffenen Kinder merken nicht mehr, dass der Darm überläuft. Sie schämen sich und versuchen teilweise auch, die verschmutzte Kleidung zu verstecken. Auch die Eltern empfinden die Enkopresis ihres Kindes als Belastung.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei der Enkopresis leiden die Betroffenen in erster Linie an einer sehr starken Stuhlinkontinenz. Diese tritt dabei dann auf, wenn der Patient eigentlich den Stuhlgang schon erlernt hat und kann auch mehrmals an einem Tag auftreten. Die Lebensqualität des Betroffenen wird dadurch erheblich eingeschränkt und verringert. Vor allem bei Kindern kann die Enkopresis damit auch zu Mobbing oder zu Hänseleien führen.

In vielen Fällen denken die Eltern dabei, dass es sich beim Stuhlgang um Durchfall handelt, obwohl eigentlich kein Durchfall vorliegt. Aufgrund des häufigen Stuhlganges kommt es nicht selten auch zu Schmerzen oder zu einem Afterjucken (Juckreiz am After). Es kann dabei auch zu einem Riss im After und damit zu einem blutigen Stuhlgang kommen.

In einigen Fällen nehmen die Betroffenen aufgrund der Enkopresis absichtlich weniger Nahrung zu sich, damit es nicht so häufig zur Inkontinenz kommt. Da die Kinder den Stuhlgang häufig zurückhalten, wirken sie dabei reizbar und gestresst. Auch Verstopfungen können dabei auftreten und zu Schmerzen im Bauch oder zu Blähungen führen. Wird die Enkopresis nicht behandelt, so kann es zu bleibenden Schäden am After oder an den Darmorganen kommen, die nicht mehr behandelt werden können.

Diagnose

Die Diagnose der Enkopresis wird meist vom Kinderarzt anhand der von den Eltern geschilderten Symptome gestellt. Die körperliche Untersuchung besteht dabei aus einer Abtastung des Bauches, um den festen Stuhl zu ertasten.

Der Arzt wird ebenfalls prüfen, ob sich am After bereits schmerzhafte Risse gebildet haben, da diese sehr schmerzhaft sind und eine zusätzliche Behandlung bedürfen. Eine Stuhluntersuchung wird häufig ebenfalls angeordnet um zu beurteilen, ob sich Blut im Stuhl befindet und somit weitere körperliche Ursachen für die Enkopresis vorliegen, die zunächst abgeklärt werden müssen.

Komplikationen

In der Regel kommt es bei der Enkopresis zu einem unkontrollierten Wasserlassen, das vor allem bei Kindern auftreten kann. Durch das Symptom kommt es zu starken psychischen Beschwerden und Depressionen. Diese können nicht nur beim Kind selbst, sondern auch bei den Eltern auftreten. In vielen Fällen sind Stuhlgang und Wasserlassen von Schmerzen betroffen.

Die Kinder versuchen dann, den Stuhlgang oder das Wasserlassen zurückzuhalten, was die Inkontinenz in der Regel noch weiter verstärkt. Es kommt dabei auch zu starken Verstopfungen und zu einer Verringerung der Lebensqualität. Kinder können vor allem Opfer von Hänseleien und Mobbing werden.

Die Behandlung befasst sich zunächst damit, die Verstopfung zu lösen. Dazu werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die nicht zu weiteren Komplikationen führen. Falls das Problem psychischer Natur ist, sind Gespräche mit Psychologen notwendig. Auch die Eltern müssen aufgeklärt werden, um das Kind nicht zusätzlich zu stressen.

Oft kann die Enkopresis durch ein gezieltes Training relativ gut behandelt werden. Mögliche Angstgefühle können durch die Eltern oder ebenso durch einen Psychologen behandelt werden. Der Krankheitsverlauf ist stets positiv und es kommt zu keinen weiteren Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn das Kind plötzlich wieder in die Hosen macht, ist dies bereits ein Grund für einen Arztbesuch. Klagt das Kind außerdem über Schmerzen beim Stuhlgang oder hat Blut im Stuhl, so liegt womöglich eine Enkopresis vor. Eine medizinische Untersuchung sollte dann nicht mehr länger hinausgezögert werden. Sollten sich aufgrund der Stuhlinkontinenz bereits psychische Beschwerden eingestellt haben, ist ein Besuch beim Therapeuten sinnvoll. Dies gilt sowohl für das betroffene Kind als auch für Eltern, die unter dem zusätzlichen Stress leiden.

Kinder, die Anzeichen von Stress zeigen, leiden in einigen Fällen auch an einer Enkopresis. Eltern sollten deshalb bereits bei einem ersten Verdacht einen Kinderarzt konsultieren. Bei Verstopfung, Blutungen und anderen Komplikationen wird am besten direkt ein Krankenhaus aufgesucht. Bei Anzeichen eines Darmverschlusses muss der Notarzt gerufen werden bzw. sollte das Kind sofort in die Klinik gebracht werden. Anschließend empfehlen sich weitergehende Therapiemaßnahmen, bei denen das Kind wieder einen normalen Stuhlgang erlernt.

Behandlung & Therapie

Zur Therapie der Enkopresis wird zunächst die chronische Verstopfung behandelt. Dazu werden meist Abführmittel eingesetzt. Alternativ gibt es auch Medikamente, die den Stuhlgang erweichen und damit die Entleerung für das Kind erleichtern.

Es ist zudem wichtig, die betroffene Familie über die Erkrankung aufzuklären, um bestehende Schuld- und Schamgefühle zu reduzieren. Um eine erneute Verstopfung zu vermeiden, müssen stuhlerweichende Medikamente meist über mehrere Monate eingenommen werden, bis ein normales Toilettentraining erfolgreich war und sich das Kind an die Entleerung als normalen Prozess gewöhnt hat. Das tägliche Training sollte zu einer festen Tageszeit stattfinden.

Das Kind darf jedoch keinesfalls unter Erfolgsdruck gesetzt werden. Ein passender Toilettensitz und eine Fußbank sind dabei für eine entspannte Sitzhaltung des Kindes hilfreich. Es muss entspannt und ohne Angstgefühle auf der Toilette sitzen können um negative Assoziationen, die es möglicherweise mit dem Toilettengang verbindet, zu verlieren und so die Enkopresis zu überwinden.

Aussicht & Prognose

Eine Enkopresis kommt in der Regel ausschließlich bei Kindern vor, die ihren Stuhlgang nicht richtig kontrollieren können. Da es sich bei der Enkopresis nicht um eine explizite Krankheit handelt, sondern eher um ein Erscheinungsbild, ist eine genaue Prognose und Aussicht nur sehr schwer zu stellen. Generell lässt sich jedoch sagen, dass eine Enkopresis mit zunehmenden Alter abklingt.

Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren sind häufig betroffen und können ihren Stuhlgang gar nicht kontrollieren. Jedoch nimmt dieses Erscheinungsbild ab einem Alter von ca. 5 Jahren langsam ab. Eine ärztliche oder medikamentöse Behandlung ist in so einem Fall nicht notwendig. Auch gänzlich ohne das Aufsuchen eines Arztes, wird eine bestehende Enkopresis beseitigt werden können.

Wenn das unkontrollierte Einkoten auch noch im späteren Alter auftritt, so sollte dringend das Gespräch mit dem Kind gesucht werden. Dadurch kann die Aussicht und Prognose auf eine Beseitigung der Enkopreis positiv beeinflusst werden. Eine Enkopresis ist kein Krankheitsbild das dringend eine ärztliche Behandlung erfordert. Allerdings kann dadurch eine positive Prognose garantiert werden.

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Vorbeugung

Der Enkopresis kann am wirkungsvollsten durch die Vermeidung einer dauerhaften Verstopfung vorgebeugt werden. Bei einer kurzzeitigen Verstopfung sollte viel Flüssigkeit und Obst gegeben werden, sodass sich der Stuhl nicht weiter verhärtet. Zäpfchen aus Glycerin können zur Erweichung des Stuhls beitragen, sollten jedoch nur kurzzeitig angewendet werden und dienen vor allem der Vermeidung von Schmerzen beim Kind. Wird der Stuhlgang als unangenehm und schmerzhaft empfunden, ist eine Enkopresis beinahe vorprogrammiert.

Nachsorge

Bei einer Enkopresis sind die Möglichkeiten der Nachsorge sehr stark eingeschränkt. Dabei ist der Patient in erster Linie auf die direkte Behandlung dieser Beschwerde angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Dabei müssen vor allem die Eltern das Kind unterstützen und dürfen es nicht zu sehr fordern und dem Kind auch keinen Druck machen.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung der Enkopresis sollte der Toilettengang des Kindes regelmäßig überprüft und kontrolliert werden, um das erneute Auftreten der Enkopresis zu verhindern. In einigen Fällen kann es dabei auch zu einer Selbstheilung kommen, sodass die Enkopresis von alleine wieder verschwindet. Hierbei ist vor allem die Geduld und Ruhe der Eltern und der anderen Angehörigen gefragt. Die Lebenserwartung des Kindes wird durch diese Krankheit nicht negativ beeinflusst.

Sollte die Enkopresis mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden, ist dabei auf eine richtige und regelmäßige Einnahme dieser Medikamente zu achten. Dabei müssen vor allem die Eltern die richtige Einnahme kontrollieren. Weiterhin muss das Kind entspannt werden, sodass keine Angstgefühle mehr vorhanden sind. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen Eltern der Enkopresis kann dabei sinnvoll sein und den Alltag erleichtern.

Das können Sie selbst tun

In vielen Fällen ist bei der Enkopresis keine direkte und ärztliche Behandlung notwendig. Eltern sollten bei dieser Erkrankung allerdings auf jeden Fall Ruhe bewahren und das Kind nicht in Panik versetzen. Dies könnte negative Auswirkungen auf die Krankheit haben und die Symptome auch weiterhin verschlimmern.

Sollte die Enkopresis aufgrund einer dauerhaften Verstopfung eintreten, so sollte in erster Linie die Verstopfung behandelt werden. Dazu können gewöhnliche Abführmittel eingesetzt werden. Hierbei muss der Betroffene nicht unbedingt auf Medikamente aus der Apotheke zurückgreifen, sondern kann auch natürliche Abführmittel einsetzen. Diese können auch in der Drogerie erworben werden.

Ebenso müssen die Eltern jegliche Angstgefühle vom Kind lösen. Dabei können negative Assoziationen die Angst noch weiter verstärken und sollten vermieden werden. Ebenso wird die Enkopresis durch Stress verstärkt, sodass auch dieser vermieden werden muss. Das Kind darf auf keinen Fall einem Erfolgsdruck ausgesetzt werden.

Ebenso können die Eltern damit ein festes Training einrichten. Wichtig dabei ist, dass das Training immer zu einer bestimmten Uhrzeit stattfindet. Damit werden die Symptome der Enkopresis bekämpft. Auch jegliche Schamgefühle sollten gelöst werden, da die Krankheit dadurch ebenfalls weiter verstärkt werden kann.

Quellen

  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Koletzko, B.: Kinder- und Jugendmedizin. Springer Medizin Verlag, Berlin 2007
  • Sitzmann, F.C.: Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012

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