Frambösie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Frambösie ist eine nicht-venerische Infektionskrankheit tropischer Länder, die durch das Bakterium Treponema pertenue verursacht wird. Die Krankheit, die über Hautkontakt ansteckend ist, gehört zu den Treponematosen und ist durch Antibiotika gut behandelbar. Unbehandelt entwickelt sich die Hautkrankheit in vier Stadien, beginnt mit himbeerartigen Papeln und führt über einen Zeitraum von meist mehr als zehn Jahren im vierten Stadium zu Zerstörungen an den Knochen und Gelenken.
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Was ist Frambösie?
Die Frambösie ist eine über Hautkontakt und Tröpfcheninfektion ansteckende, nicht-venerische Hautkrankheit tropischer Länder, die wie die venerische und die nicht-venerische Syphilis zu den Treponematosen gehört. Die Bezeichnung Frambösie leitet sich aus dem französischen Framboise für Himbeere ab, weil sich die Krankheit im ersten Stadium durch himbeerartige Papeln auf der Haut bemerkbar macht.
Viele weitere Bezeichnungen wie Framboesia tropica oder Himbeerseuche werden für die Krankheit synonym verwendet. Der Erreger, das Bakterium Treponema pertenue, gehört zu den Spirochäten. Es handelt sich dabei um dünne, wendelförmige, gramnegative Bakterien, die sich selbst über innen liegende Flagellen aktiv bewegen können.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Frambösie sind feuchttropische Länder Südostasiens, Afrikas und Lateinamerikas. Typischerweise verläuft die Krankheit – unbehandelt – in vier Stadien ab, wobei das dritte Stadium, das fünf bis zehn Jahre dauern kann beschwerdefrei ist und den trügerischen Eindruck erwecken kann, dass die chronische Krankheit überwunden sei.
Ursachen
Verursacher der chronischen Hautkrankheit Frambösie ist das Bakterium Treponema pertenue, das besonders feuchtwarmes tropisches Klima liebt. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über Hautkontakt und Schmierinfektionen. In Ausnahmefällen sollen auch Infektionen durch Insektenstiche vorkommen.
Die häufig in tropisch-feuchten Gebieten vorkommende häusliche Enge bei der Landbevölkerung, verbunden mit unzureichenden hygienischen Verhältnissen, fördert die Ansteckungsgefahr. In den Regionen, in denen die Frambösie endemisch vorkommt, infizieren sich die meisten Menschen bereits im Kindesalter.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Frambösie hat eine Inkubationszeit von drei bis vier Wochen und zeigt sich typischerweise mit einer oder mehrerer „himbeerartiger“ Papeln auf der Haut, vorzugsweise am Unterschenkel. Bei stillenden Frauen entwickeln sich derartige Papeln auch an der Brust. Die juckenden und nässenden Papeln sind schmerzlos, verursachen aber Schwellungen der „zuständigen“ Lymphknoten. Die Papeln heilen – auch unbehandelt – wieder ab, und es entwickeln sich nach einigen Wochen neue Papeln.
In diesem zweiten Stadium, auch Sekundärstadium genannt, sind besonders Handflächen und Fußsohlen betroffen. Auch diese neuerlich aufgetretenen Papeln verschwinden wieder nach einiger Zeit und es schließt sich ein drittes, trügerisches Ruhestadium an, das eine fünf- bis zehnjährige Beschwerdefreiheit beschert. Erst danach tritt das vierte Stadium oder Tertiärstadium in Erscheinung.
Die Bezeichnung Tertiärstadium bedingt, dass die lange symptomlose Phase nicht als eigene Phase gezählt wird. Während des Tertiärstadiums treten Veränderungen an Knochen und Gelenken auf. In der Haut entwickeln sich derbe Hautknoten, die sich gummiartig anfühlen und es kommt zu Entzündungen an Knochen und Knochenhaut. Als besonders gravierend treten Skelettveränderungen und die sogenannte Gangosa, ein optisch entstellender Umbau des Nasen-Rachen-Raumes in Erscheinung.
Diagnose
Eine erste Diagnose erfolgt über die Anamnese und die auffälligen äußeren Anzeichen, die die Frambösie begleiten. Eine morphologische Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen vier als pathogen bekannten Treponema ist sehr aufwändig und nicht immer zuverlässig.
Die symptomatischen Anzeichen der Krankheit sollten für eine als sicher geltende Diagnose ausreichen, zumal eine Behandlung mit insgesamt geringerem Aufwand möglich wäre als eine labortechnisch abgesicherte Diagnose. Der Verlauf der Krankheit lässt sich - wie oben beschrieben - in vier Phasen oder drei Stadien einteilen, wobei die letzte Phase erst fünf bis zehn Jahre nach der ursprünglichen Infektion einsetzt.
Komplikationen
Falls die Frambösie nicht behandelt wird, kann diese zu starken Komplikationen und Schäden an den Knochen und Gelenken führen. Diese Schäden entstehen in der Regel erst nach einigen Jahren und sind nicht sofort sichtbar. Bei der Frambösie treten nach ungefähr vier Wochen Papeln auf der Haut des Patienten auf.
Durch die relativ hohe Inkubationszeit kann die Frambösie erst relativ spät durch einen Arzt entdeckt werden. Die Papeln breiten sich dabei weiter an den Händen und Füßen aus und verschwinden in der Regel nach einer kurzen Zeit wieder. Hierbei treten zunächst keine Komplikationen auf. Allerdings macht sich die Frambösie nach ungefähr fünf Jahren wieder bemerkbar.
Dabei entstehen auf der Haut starke Knoten und die Knochen entzünden sind. Dies führt bei den meisten Patienten zu starken Schmerzen. Ein gewöhnlicher Alltag ist durch die Frambösie nicht mehr möglich. Das Skelett verändert sich und die Betroffenen sind durch Fehlformationen an der Nase entstellt.
Die Behandlung kann durch die Zugabe von Penicillin erfolgen und bekämpft die Frambösie bei einer frühzeitigen Behandlung. Falls die Frambösie erst im letzten Stadium festgestellt wird, ist in der Regel keine Heilung mehr möglich und es kommt zum Tode. Die Lebenserwartung wird durch die Frambösie verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei der Frambösie muss immer eine Behandlung stattfinden. Es kommt nicht zu einer Selbstheilung und in der Regel zu einer Verschlechterung der Symptome, falls die Erkrankung nicht behandelt wird. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn es zur Ausbildung von Papeln auf der Haut kommt. Diese nehmen dabei eine rötliche Farbe an und können auch von Juckreiz betroffen sein. Weiterhin können auch Schwellungen auf die Frambösie hindeuten und sollten dabei untersucht werden.
Die Papeln selbst können zwar auch ohne Behandlung wieder verschwinden, tauchen dann in der Regel allerdings nach einigen Wochen erneut wieder auf. Im weiteren Verlauf weisen auch Entzündungen an den Knilchen auf die Frambösie. Diese machen sich meistens durch sehr starke Knochenscherzen bemerkbar, die von einem Arzt untersucht werden müssen.
Die erste Diagnose erfolgt durch den Hautarzt oder durch den Allgemeinarzt. Bei der weiteren Behandlung sind die Patienten auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen, um die Beschwerden der Krankheit zu lindern. In den meisten Fällen kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf und die Erkrankung kann gut eingeschränkt werden.
Behandlung & Therapie
Wie oben erwähnt, tritt die chronische Infektionskrankheit ausschließlich in feucht-warmen tropischen Regionen auf, in denen die Landbevölkerung häufig unter unzureichenden hygienischen Verhältnissen leben muss und in der Regel nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel verfügt. Die Standardbehandlung, die sich als effektiv herausgestellt hat, besteht in einer einmaligen intramuskulären Injektion von Penicillin.
Die Krankheit konnte dadurch in den 1950er und 1960er Jahren innerhalb von WHO-Kampagnen stark reduziert werden und geriet in den Jahren danach aus dem Fokus bis sie sich mittlerweile wieder auf dem Vormarsch befindet. In einer kleinen Studie der Universität Barcelona, die 2013/2014 in Papua Neuguinea an über 200 erkrankten Kindern durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass sich die Wirkung zwischen einer einmaligen Injektion mit Penicillin nicht von einer einmaligen oralen Gabe des Antibiotikums Azithromycin unterschied.
In der „Penicillingruppe“ wurden 105 von 113 Patienten geheilt und in der „Azithromycingruppe“ 106 von 110 Patienten. Das könnte bedeuten, dass die Krankheit zukünftig durch breit angelegte kostengünstige Behandlungen mit dem Antibiotikum Azithromycin flächendeckend wieder eingedämmt oder sogar gänzlich überwunden werden könnte.
Aussicht & Prognose
Dank der gut entwickelten und modernen medizinischen Möglichkeiten hat die Frambösie eine günstige Prognose. Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und einem raschen Behandlungsbeginn kommt es zu einer vollständigen Genesung des Patienten. Durch eine Gabe von Medikamenten kann der Krankheitsauslöser abgetötet werden.
Anschließend wird er aus dem Körper abtransportiert. Der Betroffene erlebt bereits kurze Zeit nach dem Therapiebeginn eine Verbesserung der Gesundheit und gilt nach wenigen Wochen des Heilungsprozesses als genesen. Sind keine Schäden des Knochenbaus aufgetreten, sind durch die Frambösie keine Folgeschäden zu erwarten.
Unbehandelt kann sich das Bakterium im Organismus ungehindert weiter ausbreiten. Die Prognose verschlechtert sich bei diesen Patienten. Es kommt allmählich zu einer Zunahme der Hautveränderungen und der Schwellungen. In einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung treten Beschwerden der Knochen und Gelenke auf. Nimmt der Betroffene auch nach einigen Wochen oder Monaten keine Behandlung in Anspruch, stellen sich dauerhafte Beeinträchtigungen des Skelettsystems ein.
Entzündungen entwickeln sich, das Immunsystem ist insgesamt geschwächt und der Gesundheitszustand des Patienten verschlechtert sich allmählich. Optische Veränderungen im Gesicht treten auf, die irreparable sind. Vorhandene Schmerzen nehmen an Intensität zu und verhindern eine Teilnahme am gewohnten Lebensalltag. Es sind psychische Probleme und ein drastischer Abfall des Wohlbefindens zu erwarten.
Vorbeugung
Der äußerst lange Verlauf der unbehandelten Frambösie führt dazu, dass die Erkrankten eine ständige Infektionsquelle sind, an denen sich Menschen innerhalb des nächsten Umfeldes – besonders Kinder – anstecken können. Als vorbeugende Maßnahme, die ein wenig gegen eine Ansteckung schützen kann, ist die Beachtung eines hygienischen Mindeststandards.
Besonders infektionsgefährdet sind kleinere und größere Verletzungen der Haut, die die Bakterien als Eintrittspforte nutzen können. Die beste Vorbeugung würde darin bestehen, wenn die erkrankten Personen sich mit dem dafür geeigneten Antibiotikum Penicillin oder Azithromycin behandeln lassen könnten. Das würde nicht nur die Erkrankten heilen, sondern auch vor Neuansteckung schützen, weil die Infektionsquellen wegfallen.
Nachsorge
Die Möglichkeiten der Nachsorge sind bei einer Frambösie stark eingeschränkt. Im Vordergrund steht die medizinische Behandlung dieser Krankheit durch einen Arzt, da eine Selbstheilung nicht eintreten kann. Aus diesem Grund ist eine frühe Diagnose mit einer frühen Behandlung sehr wichtig, um weitere Komplikationen zu verhindern und den frühzeitigen Tod des Betroffenen zu vermeiden.
In den meisten Fällen wird die Frambösie durch Medikamente behandelt, wobei in der Regel Antibiotika zum Einsatz kommen. Dabei muss der Betroffene auf eine richtige und regelmäßige Einnahme der Antibiotika achten und sich nach den Anweisungen des Arztes richten. Weiterhin sollte mit den Antibiotika kein Alkohol zusammen eingenommen werden, da der Alkohol die Wirkung der Medikamente schwächen kann.
Weitere Maßnahmen der Nachsorge sind nicht notwendig, wenn die Krankheit rechtzeitig durch den Einsatz von Medikamenten geheilt wird. Dabei wird bei einer vollständigen Heilung auch die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert. Während der Behandlung sollte sich der Patient nicht unnötig anstrengen und seinen Körper schonen. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung kann sich positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirken.
Das können Sie selbst tun
Frambösie ist sehr ansteckend. Bei der Vermutung einer Infektion, ist es notwendig sofort einen Arzt aufzusuchen. In der Regel ist die Erkrankung dann mit einem Antibiotikum gut behandelbar. Aufklärung und die Einhaltung von Hygienemaßnahmen sind unerlässlich und verhindern eine weitere Ausbreitung.
Es gibt nur wenige Möglichkeiten, die selbst unternommen werden können, um sich das Leben mit dieser Erkrankung etwas leichter zu machen. Eine allgemeine gesunde Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und Stressbewältigung stärken das Immunsystem und somit die Abwehrkräfte, die dann zu einer besseren Gesundheit beitragen können.
Zu einer Selbstheilung kann es leider nicht kommen, im Gegenteil die Symptome verschlimmern sich nur und die Infektion breitet sich weiter aus. Aufgrund der langen Inkubationszeit ist es sinnvoll sich bereits bei einem Verdacht testen zu lassen und in der Zeit Körperkontakt zu vermeiden.
Nach der Einnahme des Antibiotikums wird meist eine schnelle Heilung erzielt, bei der keine flankierenden Maßnahmen notwendig sind. Ist die Erkrankung fortgeschritten, kommt es auf den Grad der Folgeerkrankung und auf die entsprechenden Einschränkungen an, um zu ermitteln, was den Alltag erleichtern würde. Da sich die Infektionserkrankung in der Regel in verarmten Regionen ausbreitet, ist das Angebot sehr beschränkt.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004