Penicillin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Penicillin ist oft die erste Wahl, wenn es darum geht, Krankheiten zu bekämpfen, die durch Bakterien ausgelöst wurden. Sie töten die Erreger ab und hindern sie an der Vermehrung, sofern keine Resistenz vorliegt.
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Was ist Penicillin?
1928 wurde Penicillin von Alexander Fleming entdeckt. Es handelt sich dabei um das erste Antibiotikum der Neuzeit. Gewonnen wird Penicillin aus Penicillium Pilzen.
Penicillin ist eine Art von Antibiotikum, welche injiziert oder oral verabreicht wird. Es kommt gegen bakterielle Infektionen zum Einsatz und verhindert, dass die Bakterien eine schützende Außenhülle bilden.
Das Medikament muss lange Zeit genommen werden, um die volle Wirkung zu erzielen. Da immer mehr Bakterien gegen Penicillin resistent werden, müssen immer wieder neue synthetische Antibiotika entwickelt werden.
Anwendung & Gebrauch
Penicillin wird bei bakteriellen Infektionen verabreicht. Benzylpenicillin kommt stets als Injektion zum Einsatz, da dieses Penicillin nicht säurefest ist. Obwohl dieses Medikament leicht von den Bakterien gespaltet werden kann, wird es wegen seiner guten Verträglichkeit gerne von Ärzten verabreicht. Häufigste Anwendungsgebiete sind Infektionen mit Pneumokokken, Streptokokken, Diphtherie-Bakterien, Meningokokken und Spirochäten.
Oral können Oralpenicilline wie Phenoxymethylpenicillin und Propicillin verabreicht werden. Sie sind weniger stark als Benzylpenicillin, wirken aber gleich.
Stärker gegen die Spaltung durch Bakterien sind Penicillinase-feste Mittel wie Oxacillin, Flucloxacillin und Dicloxacillin. Diese wirken aber nur gegen Staphylokokken, wobei diese in den meisten Fällen bereits resistent sind gegen Antibiotika.
Eine moderne Varianten des Penicillins ist beispielsweise Amoxicillin. Es wird oral eingenommen und hilft bei Atemwegsinfekten, Infekten in Harn- und Gallenwegen, Blutvergiftung, Keuchhusten und Mittelohrentzündung.
Wechselwirkungen
Die Einnahme von Penicillin kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen. Viele Präparate verhindern oder verringern die Aufnahme von Hormonen in der Darmflora. Die kann die Schwangerschaftsverhütung durch eine Antibabypille verschlechtern, da die Wirksamkeit verringert ist. Wird Penicillin eingenommen, sollte also zusätzlich mit Kondomen verhütet werden.
Die gleichzeitige Einnahme von Bakterien-Wachstum hemmenden Antibiotika und Phenoxymethylpenicillin wie Tetrazykline und Erythromycin ist zu unterlassen. Diese Wirkstoffe werden nur bei ausgewachsenen Bakterien wirksam.
Penicillin und Indometacin oder Salicylate sollen nicht miteinander verwendet werden. Diese Mittel kommen bei Rheuma zum Einsatz. Werden sie gemeinsam mit Penicillin eingenommen, dann wird die Konzentration von Phenoxymethylpenicillin verlängert und erhöht.
Anhaltender Durchfall, Verstärktes Wasserlassen oder die gleichzeitige Einnahme von Aminoglykosid-Antibiotika verschlechtert die Aufnahme von Penicillin und verringert somit die Konzentration und Wirkungsweise.
Durch die Einnahme von Penicillin kann der Nachweis von Zucker oder Gallenfarbstoffen verschlechtert werden.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Penicillin sind verschiedene wichtige Aspekte zu beachten, um eine wirksame Behandlung zu gewährleisten und Nebenwirkungen zu minimieren. Penicillin wird häufig zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt, wobei die Dosierung und der Verabreichungsweg (oral, intramuskulär oder intravenös) von der Art der Infektion, dem Alter des Patienten und dessen Nierenfunktion abhängen.
Die Standarddosierung für Erwachsene variiert je nach Infektionstyp. Bei leichteren Infektionen, wie Atemwegsinfektionen, wird häufig eine orale Form von Penicillin in Dosierungen von 250 bis 500 mg alle 6 bis 8 Stunden verabreicht. Bei schwereren Infektionen, wie Endokarditis oder Sepsis, kann eine höhere Dosis erforderlich sein, die intravenös verabreicht wird.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion benötigen möglicherweise eine Dosisanpassung, da Penicillin überwiegend über die Nieren ausgeschieden wird. Auch bei älteren Patienten sollte die Dosis sorgfältig angepasst werden, um das Risiko einer Kumulation zu vermeiden.
Vor der ersten Verabreichung muss geprüft werden, ob der Patient auf Penicillin oder verwandte Beta-Lactam-Antibiotika allergisch reagiert. Eine Penicillinallergie kann zu schwerwiegenden Reaktionen wie Anaphylaxie führen, daher ist eine gründliche Anamnese erforderlich.
Penicillin sollte immer über die volle Behandlungsdauer eingenommen werden, auch wenn die Symptome vorher abklingen, um eine Resistenzbildung und das Wiederauftreten der Infektion zu verhindern.
Risiken & Nebenwirkungen
Es gibt diverse Risiken und Nebenwirkungen, die durch die Einnahme von Penicillin auftreten können. Diese sind nicht die Regel und unterscheiden sich in der Schwere. Außerdem kommt es darauf an, ob Penicillin als Tablette, Spritze oder Salbe verabreicht wurde.
Es kann zu Zahnverfärbung, Zungenentzündung, Mundschleimhautentzündung, Mundtrockenheit, Geschmacksveränderungen und Magen-Darmbeschwerden wie Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit und Blähungen kommen.
Es ist möglich, dass es zu einer Neutropenie kommt, was eine Verminderung der weißen Blutkörperchen bedeutet. Ebenso kommt es zu Thrombozytopenie, eine Verminderung der Blutplättchen. Weitere Nebenwirkungen können sein: Agranulozytose, Hautausschlag, Nesselsucht, Lyell-Syndrom, Arzneimittelfieber, Blutarmut, Eiweißallergiereaktion, Nierenentzündung, Gesichtsschwellungen, Herzrasen, Blutgefäßentzündungen, Atemnot, Gelenkschmerzen, allergischer Schock und Verkrampfung der Bronchialmuskulatur.
Erfolgt die Einnahme von Penicillin über einen längeren Zeitraum, so kann es zu einem Befall mit resistenten Pilzen und Bakterien um Dickdarm kommen. Die Folgen sind Durchfall und Darmentzündungen. Die Einnahme des Penicillins ist dann sofort zu beenden und durch ein anderes Antibiotika zu ersetzen. Möglicherweise ist Vancomycin geeignet.
Durch eine langfristige und wiederholte Einnahme von Penicillin kann es zu sogenannten Superinfektionen mit bereits resistenten Bakterien oder Pilzen kommen. Weiterhin kommt es dabei zu Infektionen im Mund oder zu Scheidenentzündungen.
Treten unmittelbar nach der Einnahme von Penicillin allergische Reaktionen, wie Nesselsucht auf, handelt es sich vermutlich um eine Allergie gegen Penicillin. Dann ist die Behandlung sofort abzubrechen und durch ein geeignetes Antibiotika zu ersetzen.
Penicillin sollte nur nach Rücksprache mit dem Behandelnden Arzt während der Schwangerschaft eingenommen werden. Es sind keine schädigenden Wirkungen bekannt.
Während der Stillzeit sollte auf Penicillin verzichtet werden. Der Wirkstoff wird über die Muttermilch vom Baby aufgenommen und kann zu Durchfall und Darmentzündungen führen. Ferner kann dies zu einer Sensibilisierung des Babys führen.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Penicillin betreffen vor allem Patienten mit bekannten Allergien gegen Penicillin oder andere Beta-Lactam-Antibiotika. Eine Penicillinallergie kann sich in Form von Hautausschlägen, Juckreiz, Atembeschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen äußern. Daher ist eine Allergieanamnese vor der Verabreichung essenziell. Patienten mit einer bestätigten Penicillinallergie sollten alternative Antibiotika erhalten.
Eine weitere Kontraindikation besteht bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen, da Penicillin überwiegend über die Nieren ausgeschieden wird. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion kann es zu einer Anhäufung des Medikaments kommen, was das Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere im Zentralnervensystem, erhöht. In solchen Fällen muss entweder eine Dosisanpassung vorgenommen oder auf ein anderes Antibiotikum zurückgegriffen werden.
Vorsicht ist auch bei Patienten mit einer Vorgeschichte von schwerwiegenden gastrointestinalen Erkrankungen, insbesondere Kolitis, geboten, da Penicillin, wie viele Antibiotika, das Risiko für die Entwicklung einer Antibiotika-assoziierten Kolitis (einschließlich Clostridium difficile-assoziierter Diarrhoe) erhöhen kann.
Zudem sollten Patienten, die an bestimmten Stoffwechselerkrankungen wie Phenylketonurie leiden, darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Penicillinpräparate Aspartam enthalten können. Schließlich ist Penicillin in hohen Dosen bei Patienten mit Herzinsuffizienz oder Elektrolytstörungen mit Vorsicht zu verwenden, da einige Penicillin-Präparate Natrium enthalten, das die Herzbelastung erhöhen kann.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Penicillin kann mit einer Reihe von Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit sowohl von Penicillin als auch der gleichzeitig eingenommenen Arzneimittel beeinflussen kann. Eine bekannte Interaktion besteht mit oralen Kontrazeptiva („Pille“). Penicillin kann möglicherweise die Wirksamkeit von hormonellen Verhütungsmitteln verringern, indem es die Darmflora beeinflusst und dadurch den enterohepatischen Kreislauf der Hormone stört. Es wird daher empfohlen, während der Behandlung mit Penicillin zusätzliche Verhütungsmethoden anzuwenden.
Ein weiteres wichtiges Wechselspiel besteht mit Antikoagulanzien wie Warfarin. Penicillin kann die Wirkung von Warfarin verstärken, was das Risiko von Blutungen erhöht. Dies geschieht, indem Penicillin die Darmflora beeinflusst und die Synthese von Vitamin K durch Bakterien verringert, was die Blutgerinnung herabsetzen kann. Bei gleichzeitiger Anwendung ist eine engmaschige Kontrolle der Blutgerinnungswerte (INR) notwendig.
Penicillin sollte außerdem nicht mit bakteriostatischen Antibiotika wie Tetracyclinen kombiniert werden, da diese das Wachstum der Bakterien hemmen, während Penicillin nur gegen wachsende Bakterien wirksam ist. Dies kann die Wirksamkeit von Penicillin verringern.
Zusätzlich kann Probenecid, ein Mittel gegen Gicht, die Ausscheidung von Penicillin über die Nieren verzögern und die Plasmakonzentration von Penicillin erhöhen. Diese Wechselwirkung kann therapeutisch genutzt werden, um die Wirksamkeit von Penicillin zu verlängern, aber auch das Risiko für Nebenwirkungen steigern.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Penicillin nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Behandlung bakterieller Infektionen. Häufige Alternativen zu Penicillin sind andere Antibiotika-Klassen, die ähnliche Infektionen bekämpfen können, jedoch keine Kreuzallergie mit Penicillin aufweisen.
Eine der am häufigsten eingesetzten Alternativen sind Makrolide wie Erythromycin, Azithromycin oder Clarithromycin. Diese Antibiotika eignen sich gut für Patienten mit Penicillinallergie und werden oft zur Behandlung von Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und sexuell übertragbaren Krankheiten verwendet.
Eine weitere Alternative sind Cephalosporine, wie Cefalexin oder Cefuroxim. Obwohl diese zu den Beta-Lactam-Antibiotika gehören, ist die Wahrscheinlichkeit einer Kreuzallergie mit Penicillin gering, insbesondere bei den neueren Cephalosporinen der dritten und vierten Generation. Allerdings sollte dies in Absprache mit einem Arzt erfolgen, besonders wenn die Penicillinallergie schwerwiegend ist.
Tetracycline wie Doxycyclin oder Minocyclin können ebenfalls eingesetzt werden, insbesondere bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und durch Zecken übertragene Krankheiten.
Zusätzlich sind Fluorchinolone (wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin) bei bestimmten Infektionen eine Option, zum Beispiel bei Harnwegsinfektionen oder komplizierten bakteriellen Erkrankungen, obwohl sie aufgrund von Nebenwirkungen oft nicht als erste Wahl gelten.
Diese Alternativen sollten basierend auf dem Erregerspektrum und der individuellen Patientensituation sorgfältig ausgewählt werden.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor