Azithromycin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Azithromycin ist ein Antibiotikum, das zur Behandlung vieler bakterieller Infektionen angewandt wird. Dazu zählen Entzündungen im Rachen- und Halsbereich, jedoch auch einige sexuell übertragbare Infektionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Azithromycin?

Azithromycin ist ein Antibiotikum, das zur Behandlung vieler bakterieller Infektionen angewandt wird.

Azithromycin ist ein Medikament, das chemisch gesehen zur Gruppe der Glycoside gehört. Als antibiotisch wirkendes Mittel zählt es zur Gruppe der Makrolid-Antibiotika.

Azithromycin ist das am meisten vertriebenen Antibiotikum der Welt. Gewonnen wird es aus Erythromycin mit einem Methyl ersetzendes Stickstoff-Atom eingearbeitet in die Laktonverbindung. Azithromycin wird eingesetzt, um bakterielle Infektionen zu behandeln und vorzubeugen. In den meisten Fällen verursachen diese Infektionen Mittelohrentzündungen, Halsentzündungen, Lungenentzündungen, Typhus, Bronchitis und Nebenhöhlenentzündungen.

In den letzten Jahren wurde Azithromycin vor allem bei Säuglingen eingesetzt oder Menschen mit schwachen Immunsystemen. Es ist ebenso sehr wirksam gegen bestimmte sexuell übertragbare Krankheiten wie: Harnröhrenentzündung, Chlamydien, Gebärmutterhalsentzündung. Einige Studien wollen auch erwiesen haben, dass Azithromycin wirksam ist bei spät einsetzendem Asthma. Doch diese Studien sind kontrovers und nicht weit verbreitet.

Pharmakologische Wirkung

Wie alle Antibiotika wirkt auch Azithromycin gegen die Reproduktion von Bakterien, genauer, gegen die Proteinbiosynthese bestimmter Bakterien. Bei einer bakteriellen Infektion, die viele verschiedene Krankheiten auslösen kann, befallen von außen kommende Bakterien den Organismus, vermehren sich und können unangenehme Symptome bewirken.

Die Proteinbiosynthese ist das Kernstück einer jeden Zellausbildung. Azithromycin stört die Vermittlung der einzelnen biologischen Akteure dieser Prozesse in den feindlichen Zellen und führt damit zu einem Stillstand im Wachstum. Verschiedene Antibiotika sind unterschiedlich effektiv gegen spezifische Arten von Bakterien. Zudem haben sie weitere wichtige Eigenschaften.

Besonders an Azithromycin ist, dass das Mittel länger in Atemwege, Rachen und Hals verbleiben kann und damit effektiver wirkt. Die körpereigenen Abwehrmechanismen bauen Azithromycin nur verzögert ab. Bei der Einnahme vom Patienten bedeutet dies einen enormen Vorteil. Azithromycin muss lediglich drei Tage eingenommen werden, kann jedoch bis zu 4 Tage nach Einnahme nachwirken.

Die häufig negativen Auswirkungen von Antibiotika auf den Verdauungsapparat wird durch diese Eigenschaft reduziert. Ein Nachteil von Azithromycin ist das lange Verbleiben im Körper in nur geringer Konzentration. Dies führt zu einer effektiveren Resistenzbildung der Bakterien gegen den Wirkstoff.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Azithromycin kann auf vollen oder leeren Magen eingenommen werden. Falls der Patient sensibel reagiert, ist es besser Azithromycin nach einer kleinen Mahlzeit einzunehmen, um den Magen nicht zu reizen. Die Dosierung von Azithromycin kann variieren und ist abhängig von der Infektion.

Zur Vorbeugung einer Infektion wird das Mittel in der Regel ein Mal pro Woche eingenommen. Der Patient sollte sich sehr genau an die Anweisungen des Arztes halten und das Mittel genauso einnehmen wie verschrieben. Zur Behandlung einer Infektion wird Azithromycin normalerweise ein Mal täglich zur selben Uhrzeit eingenommen. Dies ist wichtig, um eine gleichmäßige Ausschüttung des Wirkstoffes im Körper zu erreichen.

Azithromycin sollte exakt so lange eingenommen werden, wie es der Arzt verschreibt. Eine frühzeitige Absetzung des Mittels aufgrund von ausbleibenden Symptomen kann zu neuen Infektionen führen und zu einer Resistenzbildung des feindlichen Bakterienstammes. Säureblocker, die Aluminium oder Magnesium enthalten, können zu einer verminderten Aufnahme von Azithromycin führen, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden. Zwischen der Einnahme dieser Mittel sollte zwei Stunden Abstand gehalten werden.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Azithromycin, einem Makrolid-Antibiotikum, gibt es mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Azithromycin wird häufig zur Behandlung von bakteriellen Infektionen wie Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen, sexuell übertragbaren Krankheiten und bestimmten anderen bakteriellen Infektionen eingesetzt.

Die Standarddosierung von Azithromycin variiert je nach Art der Infektion und dem Alter des Patienten. Bei Erwachsenen wird Azithromycin oft in einer Einzeldosis von 500 mg am ersten Tag verabreicht, gefolgt von 250 mg täglich an den folgenden vier Tagen. Alternativ kann eine Einzeldosis von 1.000 mg oder 2.000 mg bei bestimmten Infektionen, wie sexuell übertragbaren Krankheiten, verwendet werden. Bei Kindern wird die Dosierung in der Regel basierend auf dem Körpergewicht berechnet.

Azithromycin kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden, wobei die Einnahme mit Nahrung helfen kann, Magenbeschwerden zu reduzieren. Es ist wichtig, die Tabletten oder Kapseln ganz zu schlucken und nicht zu zerbrechen oder zu kauen.

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die gesamte vorgeschriebene Antibiotika-Kur abzuschließen, auch wenn sie sich besser fühlen, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig beseitigt wird und die Entwicklung von antibiotikaresistenten Bakterien verhindert wird.

Wichtige Wechselwirkungen sind ebenfalls zu beachten. Azithromycin kann die Wirksamkeit von Blutverdünnern wie Warfarin verstärken und sollte vorsichtig bei Patienten mit bestehenden Leberproblemen oder Myasthenia gravis verwendet werden. Darüber hinaus sollte Azithromycin nicht gleichzeitig mit bestimmten anderen Medikamenten eingenommen werden, die das QT-Intervall verlängern, da dies das Risiko schwerer Herzrhythmusstörungen erhöhen kann.

Schließlich ist es entscheidend, die Nieren- und Leberfunktion des Patienten zu überwachen, insbesondere bei Langzeitanwendung oder hohen Dosen, und Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und allergische Reaktionen zu beobachten.

Risiken & Nebenwirkungen

Die am häufigsten eintretenden Nebenwirkungen sind: Magenschmerzen, Diarrhö, Schwindel, Erbrechen oder Unterleibsschmerzen. Falls diese Nebenerscheinungen eintreten, sollte umgehend ein Arzt informiert werden.

Das Gleiche gilt für die folgenden, seltener eintretenden, doch schwerwiegenden Nebenwirkungen: Hörprobleme; Sehschwierigkeiten (verschwommene Sicht); Probleme beim Sprechen oder Schlucken; Muskelschwäche; Leberstörungen (erkennbar durch starke Müdigkeit, dunklen Urin, gelbe Haut); auch Schwindel oder ansteigender Herzschlag sind Nebenwirkungen, bei denen sofort medizinische Hilfe ausgesucht werden sollte.

In keinem Fall sollten starke Schmerzmittel oder Anti-Durchfall-Medikamente eingenommen werden, ohne eine vorherige Rücksprache mit dem Arzt. Die Mittel können die Nebenerscheinungen ggf. noch verschlimmern. Auch akute allergische Reaktion sind möglich, wenn auch sehr selten. Hierzu zählen Atemprobleme, Ausschlag, Jucken und Schwindel.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Azithromycin umfassen mehrere medizinische Bedingungen und Szenarien, bei denen das Medikament nicht sicher angewendet werden kann.

Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Azithromycin, Erythromycin, andere Makrolid- oder Ketolid-Antibiotika. Eine solche Überempfindlichkeit kann zu schweren allergischen Reaktionen führen, einschließlich anaphylaktischer Schocks, Hautausschlägen und Atembeschwerden.

Azithromycin sollte auch nicht bei Patienten angewendet werden, die an schweren Lebererkrankungen leiden, da das Medikament hauptsächlich in der Leber metabolisiert wird. Eine eingeschränkte Leberfunktion kann die Metabolisierung von Azithromycin beeinträchtigen und zu erhöhten Plasmakonzentrationen und damit zu toxischen Wirkungen führen .

Ein weiteres wichtiges Risiko besteht bei Patienten mit bekannten QT-Intervall-Verlängerungen oder bei der Einnahme von Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern können. Azithromycin kann das Risiko für Arrhythmien, einschließlich Torsade de Pointes, erhöhen, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herzproblemen oder Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie.

Patienten mit Myasthenia gravis sollten Azithromycin ebenfalls meiden, da Berichte vorliegen, dass es eine Verschlechterung der Symptome dieser Erkrankung verursachen kann. Auch bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz ist Vorsicht geboten, da eine Dosisanpassung erforderlich sein könnte, um das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren.

Zusätzlich sollte Azithromycin nicht gleichzeitig mit Ergotamin oder Dihydroergotamin angewendet werden, da die Kombination das Risiko für Ergotismus (schwere Vasokonstriktion und ischämische Reaktionen) erhöhen kann.

Es ist entscheidend, dass Ärzte diese Kontraindikationen berücksichtigen und eine gründliche Anamnese durchführen, bevor sie Azithromycin verschreiben, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Azithromycin, einem Makrolid-Antibiotikum, gibt es mehrere wichtige Medikamenteninteraktionen, die beachtet werden müssen.

QT-Verlängerung: Azithromycin kann das QT-Intervall verlängern, was das Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen erhöht. Daher sollte es vorsichtig angewendet werden bei Patienten, die bereits Medikamente einnehmen, die das QT-Intervall verlängern können, wie z.B. Antiarrhythmika (Amiodaron, Sotalol), einige Antipsychotika (Quetiapin, Haloperidol), und bestimmte Antidepressiva (Citalopram, Escitalopram) .

Ergotalkaloide: Die gleichzeitige Anwendung von Azithromycin mit Ergotalkaloiden wie Ergotamin und Dihydroergotamin wird aufgrund des erhöhten Risikos für Ergotismus, einer schweren Vasokonstriktion, nicht empfohlen .

Cytochrom P450: Azithromycin ist weniger wahrscheinlich als andere Makrolide (wie Erythromycin) starke Hemmer von Cytochrom P450 Enzymen zu sein, aber es gibt immer noch das Potenzial für Wechselwirkungen. Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung mit Medikamenten, die über dieses System metabolisiert werden, wie Warfarin, Cyclosporin und Digoxin. Die Überwachung der Plasmaspiegel und mögliche Dosisanpassungen können erforderlich sein .

Antikoagulanzien: Azithromycin kann die Wirkung von oralen Antikoagulanzien wie Warfarin verstärken. Dies kann zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen, weshalb die Gerinnungsparameter engmaschig überwacht werden sollten .

Magensäureblocker: Medikamente wie Antazida (insbesondere die, die Aluminium oder Magnesium enthalten) können die Absorption von Azithromycin reduzieren. Es wird empfohlen, Antazida und Azithromycin nicht gleichzeitig einzunehmen, sondern sie zeitlich zu versetzen .

HIV-Medikamente: Azithromycin kann die Plasmakonzentrationen von Protease-Inhibitoren wie Nelfinavir erhöhen. Dies kann zu einer erhöhten Toxizität führen und eine Anpassung der Dosierung oder engere Überwachung der Patienten erfordern .

Die Kenntnis dieser potenziellen Wechselwirkungen und eine sorgfältige Überwachung sind entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Azithromycin-Therapie sicherzustellen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Azithromycin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um bakterielle Infektionen zu behandeln.

Clarithromycin: Dieses Makrolid-Antibiotikum ist eine gute Alternative zu Azithromycin und wird häufig zur Behandlung von Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und Helicobacter pylori-Infektionen verwendet. Es hat ein ähnliches Wirkungsspektrum und kann bei Patienten eingesetzt werden, die Azithromycin nicht vertragen.

Doxycyclin: Dieses Breitbandantibiotikum aus der Tetracyclin-Gruppe wird zur Behandlung einer Vielzahl von bakteriellen Infektionen eingesetzt, einschließlich Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und sexuell übertragbaren Krankheiten. Doxycyclin ist besonders nützlich bei der Behandlung von Infektionen, die durch intrazelluläre Bakterien verursacht werden.

Amoxicillin-Clavulansäure: Diese Kombination aus einem Penicillin-Antibiotikum und einem Beta-Lactamase-Inhibitor ist wirksam gegen viele bakterielle Infektionen, einschließlich Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen und Hautinfektionen. Diese Kombination bietet eine erweiterte Abdeckung gegen Beta-Lactamase-produzierende Bakterien.

Levofloxacin: Dieses Fluorchinolon-Antibiotikum wird zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen, einschließlich Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen und chronischer Bronchitis, verwendet. Es ist eine wirksame Alternative für Patienten, die andere Antibiotika nicht vertragen.

Erythromycin: Ein weiteres Makrolid-Antibiotikum, das zur Behandlung von Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und bestimmten sexuell übertragbaren Krankheiten eingesetzt werden kann. Erythromycin ist eine Alternative für Patienten, die Azithromycin nicht vertragen, jedoch mit Vorsicht zu verwenden, da es auch zu QT-Verlängerungen führen kann.

Cefuroxim: Ein Cephalosporin-Antibiotikum der zweiten Generation, das häufig bei Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und Harnwegsinfektionen eingesetzt wird. Es bietet eine breite antibakterielle Abdeckung und ist eine geeignete Alternative bei Unverträglichkeiten gegenüber anderen Antibiotika.

Diese Alternativen sollten auf der Grundlage der spezifischen Infektion, der bakteriellen Empfindlichkeit und der individuellen Patientenanforderungen ausgewählt werden. Es ist wichtig, die Wahl des Antibiotikums mit einem Arzt zu besprechen, um die beste und sicherste Behandlung zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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