Knochenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Knochenentzündung ist eine Infektion mit oft sehr bösartigen Mikroorganismen. Offene Frakturen und sogar Operationen sind immer mit dem Risiko einer Osteitis verbunden. Radikale Operationen sind meistens die einzige Behandlungsmöglichkeit bei Knochenentzündung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Knochenentzündung?

Eine Knochenentzündung verursacht starke Schmerzen im Bereich der Knochen. Die betroffenen Stellen können angeschwollen und gerötet sein, auch Zysten können sich im Bereich der Entzündung bilden.
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Die Knochenentzündung ist ein Begriff, der im engeren Sinne eine spezielle Infektion des Knochens bezeichnet. Der Mediziner spricht von einer Ostitis oder Osteitis. Beide Termini sind parallel gebräuchlich und benennen eine Infektion der kompakten Knochensubstanz und zwar:

1. Einen Erregerbefall der Havers-Kanäle. Das sind mikroskopisch kleine, in Längsrichtung angeordnete Versorgungsleitungen des kompakten Knochens. Hier verlaufen Kapillaren und Nerven.

2. Einen Erregerbefall der Volkmann-Kanäle. Diese Bahnen entsprechen den Havers-Kanälen und verbinden diese in Querrichtung.

Die Knochenentzündung tritt oft in Kombination mit einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) auf. Weil beide Krankheitsbilder ineinander übergehen, werden die Begriffe Osteitis, Ostitis und Osteomyelitis oft synonym gebraucht. Osteomyelitis bezeichnet damit in der Praxis auch die Knochenentzündung.

Ursachen

Eine Knochenentzündung ist immer die Folge einer Infektion. Selten sind es Infektionsherde im Körper, die auf den Knochen übergreifen. Meistens jedoch gelangen die Erreger besonders durch offene Frakturen in den Knochen, wo sie das entzündliche Geschehen auslösen.

Aber auch bei Operationen ist es nicht ausgeschlossen, dass Keime durch unsterile Instrumente in den Knochen eingebracht werden. Pilze und Viren können die Erreger der Osteitis sein, vor allem aber verursachen Bakterien die ernste Entzündung. Hier spielen neben den Streptokokken diejenigen Bakterien eine Rolle, die im Zusammenhang mit den nosokomialen Infektionen auftreten. Das sind Ansteckungen, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen geschehen.

Typisch sind hier multiresistente Keime, also Mikroorganismen, die auf mehrere Antibiotika nicht mehr ansprechen. Zu diesen problematischen Erregern zählen manche Stämme von Staphylococcus aureus, ein Hauptverursacher auch der Knochenentzündung.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Knochenentzündung verursacht starke Schmerzen im Bereich der Knochen. Die betroffenen Stellen können angeschwollen und gerötet sein, auch Zysten können sich im Bereich der Entzündung bilden. Wird die Erkrankung frühzeitig von einem Facharzt behandelt, treten in aller Regel keine weiteren gesundheitlichen Probleme auf. Bei fehlender Behandlung stellen sich Eiteransammlungen ein, die sich nach außen öffnen können.

Gelegentlich entstehen auch Fistelgänge, durch welche die Absonderungen in das Gewebe dringen. Dann können schwere Infektionen, Bewegungseinschränkungen und eine Reihe weiterer Symptome auftreten, immer abhängig von der Lokalisation des Abszesses. Daneben ruft eine Knochenentzündung typische Fiebersymptome hervor. Die Patienten sind oft müde und abgeschlagen, leiden an Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, und bemerken eine erhöhte Körpertemperatur.

Äußerlich kann die Erkrankung an einer heißen Haut und der sichtbaren Schwellung bemerkt werden, die im Verlauf an Größe zunimmt und sich schließlich öffnet. Des Weiteren können Bewegungseinschränkungen oder Schonhaltungen festgestellt werden. Die Betroffenen zeigen häufig weitere Symptome, da einer Knochenentzündung oft eine ernste Grunderkrankung wie Diabetes oder Krebs zugrunde liegt. Die Krankheitszeichen treten im Verlauf von Tagen oder Wochen auf und klingen bei entsprechender Therapie zügig wieder ab.

Diagnose & Verlauf

Die Knochenentzündung äußert sich an den 5 klassischen Entzündungssymptomen, die gemeinsam auftreten (Hitze, Rötung, Schwellung, Schmerz, Funktionseinschränkung).

An offenen Wunden oder Fisteln tritt Eiter zutage. Der Arzt erkennt am Blutbild eine heftige Entzündungsreaktion des Körpers mit stark erhöhten Leukozyten-Werten (Weiße Blutkörperchen). Eine Kernspintomographie offenbart die Veränderungen am Knochen, wo bereits nekrotische Prozesse im Gang sein können. Das heißt, es kommt zum Absterben von Knochensubstanz.

Radikale Operationen sind erforderlich, die zwar riskant aber unumgänglich sind. Es kann zur Keim-Infiltration benachbarter Organe oder des gesamten Körpers kommen. Die Heilungschancen sind je nach Schweregrad unterschiedlich, oft droht aber eine unphysiologische Konstellation am Skelett-Apparat. Behinderungen sind dann die Folge einer Knochenentzündung.

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei einer Knochenentzündung um eine sehr schwerwiegende Krankheit, die auf jeden Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden muss. Kommt es nicht zu keiner Behandlung oder zu einem direkten operativen Eingriff, so könnend daraus irreversibel Folgeschäden für den Betroffenen entstehen. In den meisten Fällen leiden die Patienten dabei an starken Knochenschmerzen und an Schwellungen.

Die betroffenen Regionen können dabei auch gerötet sein. Durch die Knochenentzündung kommt es in der Regel auch zu Fieber und zu einer allgemeinen Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die Belastbarkeit des Patienten sinkt dabei drastisch an. Weiterhin schmerzen auch andere Glieder und Gelenke. Sollte es nicht zu einer Behandlung der Knochenentzündung kommen, so können daraus Knochenbrüche entstehen.

Diese heilen dabei in der Regel nicht von alleine wieder ab. Auch benachbarte Organe können dadurch beschädigt werden. Die Lebensqualität nimmt durch die Knochenentzündung erheblich ab. Die Behandlung einer Knochenentzündung erfolgt meistens mit Hilfe von Antibiotika und anderen Medikamenten. Ein einigen Fällen ist auch ein operativer Eingriff notwendig. Meist kommt es dabei nicht zu besonderen Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Knochenentzündung muss umgehend behandelt werden. Sobald Schmerzen im Bereich der Knochen auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Mediziner kann die Symptome abklären und gemeinsam mit dem Patienten eine geeignete Therapie wählen. Sollten weitere Symptome auftreten, etwa ein zunehmendes Unwohlsein, Fieber oder Bewegungseinschränkungen, wird am besten noch am selben Tag ein Arzt aufgesucht. Patienten mit einer chronischen Knochenentzündung müssen engen Kontakt mit dem Arzt halten.

Die chronische Form tritt in Intervallen auf und kann ganz plötzlich wieder ausbrechen – dann sollten die notwendigen Medikamente bereits zur Hand sein. Nachdem die Krankheit abgeklungen ist, sind halbjährliche Kontrollbesuche beim Arzt angezeigt. So können etwaige Entartungen früh erkannt und behandelt werden. Besteht der Verdacht auf ein Rezidiv muss der zuständige Mediziner eingeschaltet werden. Der richtige Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Orthopäde. Bei starken Beschwerden sollte der Betroffene in ein Krankenhaus oder in eine Arztpraxis gebracht werden. Mit Kindern ist der Kinderarzt zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Eine Knochenentzündung ist meist eine bakterielle Infektion und als solche antibiotikapflichtig. In den meisten Fällen reicht jedoch die Oral- oder Infusions-Medikation alleine nicht, um den Entzündungsherd zu beseitigen. Dann muss der Chirurg die befallenen Regionen des Knochens ausschälen, soweit diese entzündet oder nekrotisch sind.

Wurden zur Frakturbehandlung stabilisierende Elemente wie Nägel und Schrauben eingebracht, müssen diese entfernt werden. Trotzdem muss die Fixierung der Bruchstelle unbedingt mit berücksichtigt werden.

Oft ist auch eine Exzision von Gewebe im Knochenumfeld erforderlich. Desinfizierende Spülungen sollen entzündliche Gewebsflüssigkeiten und Erreger möglichst vollständig austragen. Mit Antibiotika getränkte Tamponaden oder Ketten verbleiben im Operationsgebiet, außerdem wird eine Drainage gelegt, die eitrige Sekrete ableitet. Manchmal wird die Operationswunde nicht verschlossen, sondern für die weitere Behandlung offen gelassen.

Möglicherweise bringt nur eine Operation nicht den gewünschten Erfolg, sodass der Chirurg erneut eingreifen muss. Auch nach der Heilung können Operationen erforderlich sein. Denn die Operationen haben oft zu einem Substanzverlust geführt, der möglichst kompensiert werden muss. Ziel ist es dann, die Mobilität des Patienten wiederherzustellen. Sonst droht eine Behinderung infolge einer Knochenentzündung.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Knochenentzündung ist abhängig vom Zeitpunkt der Diagnosestellung und von der begleitenden Anamnese. Der Schweregrad und die Ausprägung der Infektion bestimmen die Heilungsaussichten, ebenso sind individuelle Faktoren wie Zusatzerkrankungen oder Alter des Patienten zu berücksichtigen.

Wird die Knochenentzündung in einem frühen Stadium erkannt und gezielt therapiert, ist in den meisten Fällen eine vollständige Abheilung ohne Folgen zu erwarten. Bei fortgeschrittener Ausprägung oder nicht ausreichend gelungener Behandlung kann sich eine chronische Form der Knochenentzündung entwickeln, die oftmals operativ behandelt werden muss. Komplikationen in Form von Abszessen können auftreten. Ebenfalls kann es durch die Zersetzung des Knochengewebes zu Frakturen kommen.

Bei besonders schwerwiegender Ausprägung der Infektion können auch Knochentransplantationen oder Amputationen in Betracht kommen. Betroffene Patienten leiden vielfach unter lebenslangen orthopädischen Einschränkungen, Behinderungen und chronischen Schmerzen. Wenn die Infektion auf Nachbarorgane übergegangen ist, minimieren sich die Heilungsprognosen für die betroffenen Patienten nochmal erheblich.

Bleibt eine Knochenentzündung unbehandelt, kann sich die Infektion ungehindert auf andere Knochen und Organe ausbreiten und schwere Folgeinfektionen verursachen. Der Verlauf einer unbehandelten Infektion ist mitunter tödlich.

Patienten müssen erhöht sensibel auf die Einhaltung hygienischer Maßnahmen achten, um eine erneute Infektion zu vermeiden oder eine Verschlimmerung der Symptome im chronischen Verlauf zu verhindern.

Vorbeugung

Die Knochenentzündung im Rahmen der Prophylaxe ist überwiegend ein Thema der allgemeinen Krankenhaushygiene. Hier können Maßnahmen zur Optimierung der Qualitätsstandards die Gefährdungen durch multiresistente Keime minimieren. Der Patient selber kann wenig unternehmen. Nur sollte er bei Verdacht auf Infektionsherde im Körper sofort den Arzt aufsuchen. Dies ist immer ratsam, auch zur Infiltration der Knochen kann es kommen und damit auch zur Knochenentzündung.

Nachsorge

Nach einer akuten Knochenentzündung sind meist keine planmäßigen Folgeuntersuchungen notwendig. Es lassen sich keine bleibenden Schäden erwarten. Dieses bedeutet allerdings nicht, dass eine Erkrankung nicht erneut auftreten kann. Gerade Operationen bergen hierfür ein erhöhtes Risiko. Vorbeugemaßnahmen zur Vermeidung einer wiederholten Knochenentzündung existieren demgegenüber nicht. Eine Nachsorge ist bei einer akuten Knochenentzündung damit nicht notwendig.

Wird eine Behandlung zu spät oder gar nicht aufgenommen, bildet sich eine chronische Verlaufsform aus. Diese ist schwieriger zu behandeln und erfordert eine Reihe an Arztbesuchen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer lebenslangen Dauerbehandlung. Orthopädische Einschränkungen und Beschwerden kennzeichnen den Alltag. Hilfsmittel sind für einfache Tätigkeiten zu verwenden.

Die Erkrankung kann sich sogar auf andere Organe ausweiten. Der Arzt legt mit seinem Patienten einen regelmäßigen Rhythmus für Untersuchungen fest. Ein enges Raster soll mögliche Komplikationen ausschließen. Eine Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist erforderlich.

Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen geben einen eindeutigen Rückschluss über den Verlauf der Knochenentzündung. Ein Ultraschallbild klärt im Rahmen der Nachsorge, inwiefern Weichteile betroffen sind. Nicht selten finden auch Blutentnahmen statt. Ein wichtiger Punkt bei der Vorstellung spielt die Anamnese. Krankengymnastik bildet einen wesentlichen Teil der Therapie.

Das können Sie selbst tun

Bei Verdacht auf eine Knochenentzündung sollte zunächst ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner kann die Erkrankung diagnostizieren und im Anschluss daran therapeutische Maßnahmen einleiten – verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen und Mittel aus Haushalt und Natur unterstützen die Behandlung.

Zunächst gilt es die betroffenen Glieder möglichst wenig bewegen und auf ausreichend Bettruhe und Schonung zu achten. Bei Fieber und erhöhter Temperatur helfen klassische Hausmittel wie kühlende Auflagen und eine schonende Diät. Die Gliederschmerzen werden in erster Linie medikamentös behandelt, können aber auch durch Heilpflanzen wie Arnika oder Beinwell gelindert werden. Ist eine Operation erforderlich, sollte der Erkrankte diese möglichst frühzeitig ansetzen. Nach dem Eingriff ist wieder Ruhe und Schonung angezeigt. Zudem sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden, denn nur so lassen sich etwaige Komplikationen und Spätfolgen ausschließen.

Da eine Knochenentzündung die Bewegungsfreiheit erheblich einschränkt, müssen außerdem Hilfsmittel wie eine Gehhilfe oder ein Rollstuhl organisiert werden. Falls keine Angehörigen oder Bekannten die Pflege übernehmen können, sollte vorübergehend ein ambulanter Pflegedienst eingeschaltet werden. Dies ist vor allem bei schwerwiegenden Entzündungen erforderlich. Bei kleineren Entzündungen genügt es meist, den Körper und insbesondere die betroffenen Glieder für einige Tage zu schonen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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