Gallenkolik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Gallenkolik bezeichnet eine Entzündung der Gallenblase, die durch dort gebildete Steine ausgelöst wird. Patienten leiden unter Druck-und Entzündungsschmerzen und oftmals unter fiebrigen Begleiterkrankungen, die durch die Abwehrreaktion des Körpers auf die interne Entzündung der Gallenkolik entstehen können.
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Was ist eine Gallenkolik?
Eine Gallenkolik wird zumeist nach dem Auftreten starker Schmerzen im Bereich des Oberbauches, die jedoch in weitere Teile des Körpers ausstrahlen können, diagnostiziert. Verursacher sind bereits vor dem Auftreten erster Symptome in der Gallenblase gebildete Gallensteine, die oft nach einem fettigen Essen die natürliche Tätigkeit der Gallenblase derart behindern, dass es zu einer Entzündung kommt.
Durch die Behinderung dieses Ablaufs, bei dem die Gallenblase zur Verdauung Gallenflüssigkeit in den Magen zu pumpen versucht und durch die Steine blockiert werden kann, kommt es zu einer starken Reizung und plötzlich auftretenden Schmerzen.
Auch Steine, die lange Zeit in der Gallenblase gegeneinander gerieben und die Gallenblase somit gereizt habem, können eine Gallenkolik auslösen, die in diesem Fall ohne eine schnelle Behandlung chronisch verläuft.
Rutscht einer der Steine in den Ausgang der Gallenblase und blockiert somit die Tätigkeit des Organs, wird ebenso eine Gallenkolik ausgelöst. Oftmals begleitet wird die Gallenkolik zudem von Entzündungsreaktionen wie Schüttelfrost, Fieber oder in einigen Fällen sogar einer Gelbfärbung der Haut.
Ursachen
Eine Gallenkolik, die durch gebildete Gallensteine ausgelöst wird, kann mehrere Ursachen haben. Sobald Steine gebildet wurden, besteht ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung an einer Gallenkolik.
Wann und warum sich diese Gallensteine bilden, ist nicht genau bekannt, prinzipiell kann somit jeder von einer Gallenkolik betroffen werden. Besonders anfällig jedoch scheinen Menschen zu sein, die sich unregelmäßig ernähren und somit eine regelmäßige Belastung und Durchknetung der Gallenblase verhindern.
Die Wahrscheinlichkeit einer Bildung von Gallensteinen und somit das Risiko, an einer Gallenkolik zu erkranken, erhöht sich hierbei.
Symptome, Beschwerden und Anzeichen
Eine Gallenkolik kann mit plötzlichen starken [[[Oberbauchschmerzen|Schmerzen im Oberbauch]] einhergehen, sie kann sich aber auch langsam durch ein unspezifisches Druck- und Völlegefühl im oberen Bauch ankündigen. Die Schmerzen können unter dem rechten Rippenbogen spürbar sein oder in der Mitte des Bauches, sie können auf der rechten Seite in Rücken und Schulter ausstrahlen.
Charakteristisch für Gallenkoliken ist, dass der Schmerz meistens in Wellen kommt und wieder geht, ähnlich wie bei Geburtswehen, denen sie auch in ihrer Stärke ähneln. Die Koliken werden durch das Zusammenziehen von Gallenblase und Gallengang verursacht, um den blockierenden Gallenstein auszuscheiden. Durch die starken Schmerzen entsteht bei den Betroffenen ein Bewegungsdrang, um die Schmerzen zu lindern.
Bewegung ist auch sinnvoll, weil sie helfen kann, den Gallenstein auszuscheiden. Die Dauer einer Gallenkolik kann zwischen 15 Minuten bis hin zu mehreren Stunden betragen. Zu den starken Schmerzen können auch noch weitere Symptome wie Blähungen, Völlegefühl, Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.
Eine Gallenkolik kann, so lange Gallensteine in der Gallenblase vorhanden sind, immer wieder auftreten. Manchmal hilft auf Dauer nur die operative Entfernung des Gallensteins oder der Gallenblase, wenn viele kleine Gallensteine in der Gallenblase vorhanden sind.
Verlauf
Je nachdem, wie die Gallenkolik erstmals ausgelöst wurde, kann es sein, dass die Beschwerden wieder abklingen oder chronisch anhalten. War beispielsweise fettreiches Essen der Auslöser, kann es sein, dass die Schmerzen gelindert werden, sobald die Gallenflüssigkeit vollständig in den Magen gepumpt wurde und die Kontraktion der Gallenblase aufgehört hat.
Leidet ein Patient jedoch schon länger unter größeren Gallensteinen, die durch Abreibung Entzündungen oder Verstopfungen der Gallenblase und somit eine Gallenkolik hervorrufen, müssen die Steine schnellstmöglichst entfernt werden.
Komplikationen
Eine akute Gallenkolik kann zu verschiedenen Komplikationen und Folgeerkrankungen führen. Zunächst besteht die Gefahr, dass der angestaute Gallensaft austritt und in den Bauchraum gelangt. Eine solche Gallenblasenperforation kann zu schweren Entzündungen der inneren Organe führen und im Extremfall eine lebensbedrohliche Blutvergiftung hervorrufen. Auch die Gallenblase selbst kann sich entzünden und eine sogenannte Cholezystitis auslösen.
Dabei reiben die Gallensteine aneinander und verursachen starke Schmerzen im Oberbauch und mitunter auch ein Gallenblasenempyem. Eine chronische Gallenblasenentzündung kann Gallenblasenkarzinome begünstigen, die mit Gelbsucht, ungewolltem Gewichtsverlust und den typischen Symptomen einer Gallenkolik verbunden sind. Auch bei der Behandlung einer Gallenkolik kann es zu Komplikationen kommen.
So können die eingesetzten Schmerzmittel und Spasmolytika eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen wie zum Beispiel allergische Reaktionen und Augen- oder Kopfschmerzen. In Verbindung mit anderen Medikamenten (zum Beispiel das Krebs- und Rheumamittel Methotrexat) können die verordneten Präparate Wechselwirkungen hervorrufen.
Bei der operativen Entfernung von Gallensteinen kann es zu Verletzungen an der Gallenblase kommen. Wird die Gallenblase selbst entfernt, kann es vorübergehend zu Stoffwechselstörungen kommen, die allerdings nach wenigen Tagen bis Wochen abklingen sollten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei plötzlichen starken Schmerzen im Brustraum oder in der Magengegend ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. Es handelt sich um einen Akutzustand des Körpers, bei dem eine sofortige Hilfe notwendig ist. Treten im Bereich der rechten Körperhälfte krampfartige Beschwerden auf, wird ein Arzt benötigt, der eine Untersuchung und Behandlung einleiten muss. Der Mittel- und Oberbauch sind die Regionen, die durch unverhoffte Schmerzattacken auffallen und von einem Mediziner begutachtet werden müssen.
Kommt es zu einem Verschluss der Darmtätigkeit ist ebenfalls eine ärztliche Versorgung notwendig. Leidet der Betroffene unter sehr starken Beschwerden, sollte ein Notarzt gerufen werden. Damit keine weiteren Komplikationen auftreten, sollte bis zu dessen Eintreffen Ruhe bewahrt werden. Zudem ist den Anweisungen des Rettungsdienstes Folge zu leisten.
Bei Beschwerden wie Erbrechen, Durchfall, Schüttelfrost oder Übelkeit, sollte ein Arzt konsultiert werden. Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sind Anzeichen, die kontrolliert und medizinisch abgeklärt werden müssen.
In den meisten Fällen kommt es innerhalb weniger Tage nach einer medizinischen Versorgung zu einer Verbesserung der Gesundheit. Tritt dies nicht ein, ist eine weitere Kontrolluntersuchung notwendig. Stellen sich die Gallenschmerzen in wiederholten Zeitabständen ein, gilt dies als ungewöhnlich. Es ist ratsam, mit einem Gastroenterologen die Ursachen dafür zu ermitteln.
Behandlung & Therapie
Zur Behandlung einer Gallenkolik bestehen mehrere Möglichkeiten, die davon abhängig sind, was die Gallenkolik ausgelöst hat und wie groß die Gallensteine sind.
Steine, die kleiner als fünf Millimeter sind, können durch die Gabe von auflösenden Medikamenten, die künstliche Gallensäure enthalten, behandelt werden. Schlägt die Behandlung an, klingt die Gallenkolik ab, sobald die Steine sich zurückbilden und auflösen.
Steine, die in den Verbindungsleiter zum Magen gerutscht sind, müssen schnellstmöglich entfernt werden, wozu üblicherweise ein Endoskop benutz wird, das über den Magen eingeführt wird. Diese Behandlungsmöglichkeit ist jedoch ausschließlich möglich, wenn die Gallenkolik durch eine Verstopfung ausgelöst wurde und der Stein per Sonde erreicht werden kann.
Befinden sich die Steine in der Gallenblase und sind sie zu groß, um durch Medikamente aufgelöst zu werden, so besteht ferner die Möglichkeit, die Gallenkolik zu behandeln, indem man die Gallenblase operativ entfernt.
Auch bei starker Vereiterung oder Infektion wird zu dieser Methodik geraten, da hier davon ausgegangen wird, dass selbst bei einem Abklingen der Gallenkolik innerhalb weniger Jahre mit einer erneuten Entzündung gerechnet werden muss. Der Eingriff kann entweder durch einen Schnitt in der Bauchdecke, oder durch einen kleinen Einstich, der sogenannten Knopfloch-Methode vorgenommen werden.
Wer sich keiner Operation unterziehen möchte, hat die Möglichkeit, größere Steine durch eine äußerliche Ultraschallwellenbehandlung zertrümmern zu lassen und die Bruchstücke mittels Medikamenten aufzulösen und die Gallenkolik so zu behandeln.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einer Gallenkolik richtet sich nach dem ursächlichen Grund für die Beschwerden, der Größe vorhandener Gallensteine sowie deren Verortung. Grundsätzlich hat der Patient bei der Inanspruchnahme einer ärztlichen Behandlung eine gute Prognose. Diese verschlechtert sich, sobald sich Entzündungen entwickeln oder eine Behandlung abgelehnt wird. In schweren Fällen droht dem Patienten sogar ein lebensgefährlicher Zustand.
Bei kleinen Gallensteinen kann in einer medikamentösen Versorgung bereits innerhalb weniger Tage eine Linderung der Beschwerden erfolgen. Die Arzneien bewirken eine Rückbildung sowie Auflösung der Steine. Anschließend gilt der Patient nach wenigen Wochen als beschwerdefrei.
Bei größeren Gallensteinen oder schwer zugänglichen Fremdkörpern wird in einem chirurgischen Eingriff eine Entfernung vorgenommen. Dieser Vorgang ist mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Treten keine Komplikationen auf, kann der Patient ebenfalls nach einigen Wochen als geheilt aus der Behandlung entlassen werden.
Bei großen Steinen oder Gallensteinen, die sich unmittelbar in der Gallenblase befinden, kann es zu einer operativen Entfernung der Gallenblase kommen. Dieser Eingriff ist vergleichsweise umfangreicher und mit größeren Konsequenzen verbunden. Dennoch besteht auch hier eine gute Prognose. Alternativ zu einer Operation kann sich der Patient für eine Ultraschallbehandlung mit anschließender medikamentöser Therapie entscheiden. Bei diesem Behandlungsplan bestehen gleichermaßen gute Heilungsaussichten.
Vorbeugung
Wer akute Symptome einer Gallenkolik hat, kann einer Entzündung vorbeugen, indem er sich fettarm und schonend ernährt. Menschen mit Gallensteinen nehmen zudem oft zur Vorbeugung gallensäurehaltige Medikamente, die die Gallenflüssigkeit verdünnen und somit einer Gallenkolik vorbeugen sollen.
Nachsorge
Im Rahmen der Nachsorge empfiehlt sich eine regelmäßige Verlaufskontrolle durch den Arzt. Der Mediziner wird im Rahmen dieser Verlaufskontrollen unter anderem die Ernährungsgewohnheiten erfragen und gegebenenfalls Änderungsvorschläge machen. Grundsätzlich muss die Diät umgestellt werden.
Eine Ernährung, die arm an gesättigten Fettsäuren und reich an mehrfach gesättigten Fettsäuren ist, gilt als ideal. Der Patient sollte während der Nachsorge engen Kontakt mit einem Ernährungsberater halten und die Diät stetig an das Symptombild anpassen. Zur Nachsorge kann auch die Einnahme von alternativen Heilmitteln zählen.
Verschiedene, choleretisch wirkende Heilpflanzen wirken krampflösend auf die Gallenwege und tragen zu einer Besserung der Symptome bei. Der Patient kann zum Beispiel Pfefferminze, Gelbwurz, Löwenzahn oder Wermut probieren. Die Einnahme von Naturheilmitteln sollte in jedem Fall ärztlich überwacht werden, damit etwaige Nebenwirkungen frühzeitig erkannt werden können.
Nach einer Gallenkolik müssen die Nachsorgeuntersuchungen alle drei bis sechs Monate stattfinden. Sollten sich keine weiteren Beschwerden zeigen, können die Abstände nach und nach vergrößert werden. Im Rahmen der Verlaufskontrollen werden unter anderem die Blutwerte gemessen und gegebenenfalls Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Zudem wird der Arzt stets eine Anamnese durchführen, um den Krankheitsverlauf besser einschätzen zu können.
Das können Sie selbst tun
Eine Gallenkolik sollte in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden. Meist kann die ärztliche Behandlung durch einfache Maßnahmen und verschiedene Hausmittel unterstützt werden.
Bei regelmäßigen Gallenbeschwerden empfiehlt sich eine Ernährungsumstellung. Fettreiche oder stark gezuckerte Lebensmittel sind ein häufiger Auslöser für Koliken und sollten vorerst gemieden werden. Gesünder ist eine ausgewogene Diät mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Fleisch und Fisch. Generell gilt: langsam essen und zu jeder Mahlzeit ausreichend Wasser trinken. Imbisse im Stehen sollten vermieden werden. Diätetische Maßnahmen helfen auch gegen Übergewicht und einen zu hohen Cholesterinspiegel – beides mögliche Ursachen einer Gallenkolik.
Symptomatisch kann gegen eine Kolik mit verschiedenen Heilpflanzen vorgegangen werden. Die Artischocke reduziert Blähungen und Völlegefühl, während Flohsamen, Bockshornklee und Knoblauch Bauchkrämpfe lindern. Direkt nach dem Essen kann den akuten Beschwerden mit Kräutertees (etwa aus Gelbwurz, Kümmel oder Schöllkraut) sowie heißen Bauchwickeln vorgebeugt werden.
Sollte es trotz dieser Maßnahmen zu starken Symptomen kommen, muss mit der Gallenkolik zu einem Arzt gegangen werden. Womöglich werden die Beschwerden durch ein Medikament verursacht oder es liegt ein ernstes Leiden zugrunde, das umgehend behandelt werden muss.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013