Gallenblasenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) bezeichnet man eine Entzündung der Gallenblasenwand. Die häufigste Ursache sind hierbei bereits vorhendene Gallensteine. Man spricht in diesem Fall dann von einer akuten Gallenblasenentzündung. Typische Anzeichen für eine Gallenblasenentzündung ist Fieber und Bauchschmerzen (besonders im Oberbauch). Manchmal können die Schmerzen auch in die Brust oder Schulter ausstrahlen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gallenblasenentzündung?

Typische Beschwerden einer akuten Gallenblasenentzündung sind Schmerzen, die von den oberen Bauchregionen (über dem Magen) langsam in den gesamten rechten Oberbauch wandern.
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Die Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) ist eine häufige Erkrankung des mittleren und höheren Lebensalters. Das weibliche Geschlecht ist deutlich bevorzugt. Symptome sind massiven Schmerzen im rechten Oberbauch. Diese sind oft so stark, dass bei dem Abtasten (Palpation) der Gallenblase reflektorisch die Atmung angehalten wird (Murphy-Zeichen).

Häufig Strahlen die Schmerzen auch in die Schulter bzw. zwischen die Schulterblätter aus. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche sind ebenfalls typisch. Im Rahmen von Komplikationen (Sepsis, Bauchspeicheldrüsenentzündung) kann es zu hohem Fieber ggf. mit Schüttelfrost kommen.

Entfärbt sich der Stuhl bei gleichzeitig dunkler Urinfarbe kann ein Gallenaufstau (Cholestase) vorliegen. Das in der Galle befindliche "färbende" Bilirubin wird dann nämlich alternativ über die Nieren ausgeschieden. Die Diagnose wird durch die körperliche Untersuchung, das Labor (Entzündungskonstellation, Cholestaseparameter wie AP, Bilirubin und Gamma-GT) und Ultraschall gestellt.

Ursachen

Bei der Gallenblasenentzündung liegt in bis zu 95 Prozent die Ursache in einem Gallensteinleiden. Entsprechend sind häufig Patienten mit den bekannten fünf F´s betroffen: female (weiblich), forty (Alter bei oder über 40), fat (übergewichtig), fertile (fruchtbar) und fair (blond bzw. helle Hautfarbe). Zusätzlich besteht eine familiäre Disposition.

Die in der Gallenblase liegenden Steine reizen entweder mechanisch die Gallenblasenwand (abakterielle Entzündung) oder können im Ausführungsgang festklemmen und diesen verstopfen. Die Galle staut sich zurück und dehnt die Gallenblase auf (Hydrops). Neben der mechanischen Reizung können aufsteigende Darmkeime (z.B. E. coli) dann zu einer Entzündung führen.

Andere Ursachen sind selten, z.B. toxische Stoffe, chronische Hämolyse (mit Bildung von Bilirubin-Gallensteinen), Trauma, Erkrankungen der Gallengänge, langandauernde parenterale Ernährung, fortgeleitete Infektionen von z.B. der Leber oder Tumore in der Gallenblase.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei einer Gallenblasenentzündung hängen sowohl vom Alter der betroffenen Personen als auch davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Cholezystitis handelt. Typische Beschwerden einer akuten Gallenblasenentzündung sind Schmerzen, die von den oberen Bauchregionen (über dem Magen) langsam in den gesamten rechten Oberbauch wandern. Zunächst erscheinen die Schmerzen gewöhnlich als sogenannte Gallenkoliken in krampfartigen Wellen.

Dann verstärken sie sich zu einem mehrere Stunden andauernden Dauerschmerz im rechten Oberbauch. Der Schmerz kann in die Schulter oder den Rücken ausstrahlen. Bei Druck verstärkt er sich. Neben den Bauchschmerzen leiden einige Patienten auch an Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber oder Herzrasen. Bei Beteiligung der Gallenwege tritt häufig auch eine Gelbsucht mit Gelbfärbung der Augen und der Haut auf.

Bei Kleinkindern kommt es neben ähnlichen Symptomen schneller zu einer Gelbsucht als bei Erwachsenen. Der Stuhl färbt sich oft weiß bis Grau. Ältere Kinder leiden häufiger an Übelkeit und Erbrechen. Sie verspüren anfänglich statt Oberbauchschmerzen ein unangenehmes Druckgefühl, welches sich zu krampfartigen Schmerzen verstärkt.

Ältere Patienten haben häufig gar keine Schmerzen. Sie klagen lediglich über Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Wenn bei ihnen dennoch Schmerzen auftreten, dann handelt es sich um leichte Oberbauchschmerzen zusammen mit Blähungen. Die chronische Gallenblasenentzündung ist durch ähnliche Symptome wie bei älteren Patienten gekennzeichnet.

Verlauf

Wird eine Gallenblasenentzündung nicht schnellstmöglich behandelt, kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. So gestaltet sich eine immer wiederkehrende Gallenblasenentzündung bald als chronisch. Weiterhin können im Verlauf auch ein Gallenblasendurchbruch (Perforation) oder gar das Platzen der Gallenblase eintreten. Diese Komplikationen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da es sich hierbei um lebensbedrohliche Beschwerden handeln kann.

Komplikationen

Im Rahmen einer Gallenblasenentzündung besteht die Gefahr unterschiedlicher Komplikationen. Folgeerscheinungen drohen vor allem, wenn die Cholezystitis erst spät behandelt wird. So kann es in der Gallenblase zur Ansammlung von Eiter kommen. Verstärkt sich außerdem der Druck auf die Wand der Gallenblase, ist ihr Aufbrechen möglich. Mediziner sprechen dann von einer Perforation.

Gelangt die Gallenflüssigkeit deswegen samt Bakterien in das Bauchfell, führt dies wiederum zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), die sogar lebensgefährliche Folgen nach sich zieht. Eine weitere gefährliche Komplikation stellt das Übertreten von Bakterien aus der Gallenblase in die Blutbahn dar, was eine Entzündung zur Folge hat. In solchen Fällen droht eine Blutvergiftung (Sepsis), die auf den gesamten Körper des Patienten übergreift.

Wird die entzündete Gallenblasenwand an einer bestimmten Stelle durchbrochen, die am Darm verläuft, ist es möglich, dass es zur Bildung einer Fistel kommt, die beide Organe verbindet. Gelegentlich kann auch ein Gallenstein in den Darm gelangen und eine Darmverstopfung auslösen, was wiederum einen lebensbedrohlichen Darmverschluss verursacht, der rasch operiert werden muss.

Ebenfalls zu den Folgeerscheinungen der Gallenblasenentzündung zählt die Gelbsucht (Ikterus). Diese entsteht, weil ein Abfluss des Gallenfarbstoffes Bilirubin aufgrund von steckengebliebenen Gallensteinen nicht mehr möglich ist. Außerdem erfolgt der Anstau der Gallensekrete in der Leber. Dies ruft wiederum Infektionen wie eine Leberentzündung oder Leberabszesse hervor.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schmerzen, die im Bereich des Ober- oder Mittelbauches auftreten, geben Anlass, um einen Arzt aufzusuchen. Halten die Beschwerden über mehrere Tage unvermittelt an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Treten Krämpfe auf oder kommt es aufgrund der Schmerzen zu einer gebückten Körperhaltung, sollte eine medizinische Abklärung der Beschwerden erfolgen. Bei Symptomen wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall ist ein Arzt aufzusuchen, sobald sie wiederholt auftreten oder über mehrere Tage anhalten.

Ein Darmverschluss bietet Grund zur Sorge. Ein Arzt ist zu konsultieren, damit die Ursache dafür ermittelt werden kann. Leidet der Betroffene unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder Abnahme seiner gewohnten Leistungsfähigkeit, sollte er einen Arzt kontaktieren. Können alltägliche Verpflichtungen aufgrund der Beschwerden nicht mehr erfüllt werden, ist es ebenfalls notwendig, einen Arzt zu konsultieren. Vor der Einnahme eines Schmerzmedikamentes ist die Rücksprache mit einem Mediziner erforderlich, um weitere Komplikationen auszuschließen.

Stellen sich Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit oder ein allgemeines Unwohlsein ein, ist ein Arztbesuch notwendig, wenn die Anzeichen über mehrere Wochen anhalten. Bei akuten Beschwerden, die plötzlich und unverhofft auftreten, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. In schweren Fällen ist es ratsam, den Rettungsdienst zu informieren und dessen Anweisungen zu folgen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Gallenblasenentzündung ist abhängig von dem Ausmaß der Erkrankung. Bevorzugt wird eine stationäre konservative Behandlung durchgeführt. Diese erfolgt mit gallengängigen Antibiotika intravenös, meist als Kombinationstherapie von zwei antibakteriellen Wirkstoffen. Ergänzend sollten Schmerzmitteln (auch mit krampflösender Komponente, z.B. Butylscopolamin oder Metamizol) und physikalische Maßnahmen eingesetzt werden (die meisten Patienten empfinden eine Eisblase als lindernd).

Bei schweren Verläufen oder im generalisierten Stadium (chologene Sepsis) ist strikte Bettruhe zu empfehlen. Ist die akute Infektion abgeheilt, wird eine operative Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) angeschlossen. Diese ist nötig, da die auslösenden Risikofaktoren (z.B. die Gallensteine) ja immer noch vorhanden sind und somit ein Rückfall wahrscheinlich ist. Die elektive Cholezystektomie wird meist minimal-invasiv mittels Bauchspiegelung durchgeführt. Dafür sind zwei bis drei kleine Schnitte notwendig.

Eine frühe Krankenhausentlassung und Mobilisation und entsprechend weniger Komplikationen sind durch den schonenden Eingriff möglich. Ist ein isolierter, verklemmter Stein ursächlich, kann eine ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie, ein invasives Verfahren ähnlich der Magenspiegelung) plus Antibiotikatherapie ausreichend sein. Liegen bereits Komplikationen vor oder war die konservative Therapie nicht erfolgreich, muss während der floriden Entzündung operiert werden.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Gallenblasenentzündung wird bei einer frühzeitigen und guten Behandlung als günstig eingestuft. Sind Gallensteine die Ursache des entzündlichen Prozesses, müssen diese entfernt werden, damit eine dauerhafte Beschwerdefreiheit möglich ist. Andernfalls kommt es zu einem chronischen Verlauf.

Erfolgt die Entfernung der Steine ohne weitere Komplikationen, wird die Entzündung medikamentös bis zur vollständigen Genesung behandelt. Sollte es im Verlauf des Lebens zu einer erneuten Entstehung der Gallensteine sowie der Gallenblasenentzündung kommen, ist die Prognosestellung ebenfalls optimistisch. Dennoch sollte die mögliche Entfernung der Gallenblase bei einer erneuten Erkrankung in Betracht gezogen werden.

Bei einer akuten Gallenblasenentzündung wird die Gallenblase in einem operativen Eingriff entnommen, damit das Leben des Patienten keiner unnötigen Gefährdung ausgesetzt ist. Obgleich es sich um eine Operation mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen handelt, ist der Eingriff nur selten mit Störungen oder Folgeerkrankungen verbunden. Die Entfernung ist ein routinierter Vorgang, bei dem der Patient im Anschluss binnen weniger Tage aus der Behandlung entlassen werden kann.

Verheilen die Wunden planmäßig, ist eine lebenslange Beschwerdefreiheit vor einer weiteren Entzündung der Gallenblase gegeben. Der Betroffene kann seine übliche Lebensführung im Normalfall ohne das Organ weiterführen. Es kommt zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen oder notwendigen Umstrukturierungen des alltäglichen Ablaufs.


Vorbeugung

Die wichtigste präventive Maßnahme gegen Gallenblasenentzündung ist die Vermeidung von Gallensteinen. Dies ist am ehesten über eine fett- und cholesterinreduzierte Ernährung möglich. Insgesamt sollte eine Gewichtsreduktion bis zu dem Normalgewicht angestrebt werden. Andere Risikofaktoren sind kaum zu beeinflussen.

Ist es das erste Mal zu einer Gallenkolik gekommen (symptomatische Gallensteine), so sollte eine Gallenblasenentfernung in einem beschwerdefreien Zeitraum durchgeführt werden. So kann eine folgende Kolik mit der Gefahr einer Gallenblasenentzündung verhindert werden.

Nachsorge

Bei einer Gallenblasenentzündung sind die Möglichkeiten der Nachsorge in den meisten Fällen relativ stark eingeschränkt, sodass der Patient bei dieser Krankheit in erster Linie auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Diese steht im Vordergrund, wobei sich eine frühe Diagnose und Behandlung positiv auf den weiteren Verlauf dieser Krankheit auswirken. Die Gallenblasenentzündung wird dabei in der Regel mit Hilfe von Antibiotika behandelt.

Besondere Komplikationen treten dabei nicht ein. Der Betroffene sollte allerdings auf eine regelmäßige Einnahme der Antibiotika achten und auf Alkohol während der Behandlung verzichten, um die Wirkung der Arzneimittel nicht abzuschwächen. Ebenfalls ist auf eine richtige Dosierung und auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu achten.

Da die Gallenblasenentzündung auch zu weiteren Beschwerden oder Komplikationen führen kann, sind auch nach der Behandlung regelmäßige Untersuchungen bei einem Arzt sinnvoll, um zum Beispiel Gallensteine frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. In einigen Fällen ist dabei auch ein operativer Eingriff notwendig, nach welchem sich der Betroffene immer ausruhen sollten.

Von anstrengenden oder stressigen Tätigkeiten ist dabei auf jeden Fall abzusehen. Die Gallenblasenentzündung kann in der Regel gut behandelt werden, sodass es auch nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt.

Das können Sie selbst tun

Da in den meisten Fällen die Bildung von Gallensteinen zu einer Gallenblasenentzündung führt, gilt es im Alltag durch eine gesunde Lebensweise, diese zu verhindern. Eine fettreiche und ballaststoffarme Ernährung fördert die Bildung von Gallensteinen. Daher sind die Essgewohnheiten und die Nahrungsaufnahme zu prüfen. Nach Möglichkeit sollten diese anschließend umgestellt werden.

Eine vitaminreiche Kost mit ausreichenden Spurenelementen und Nährstoffen beugen Erkrankungen vor. Die Zufuhr von ausreichender Flüssigkeit ist zu prüfen und sofern notwendig, den Bedürfnissen des Körpers anzupassen. Darüber hinaus sind eine ausreichende Bewegung, das Treiben von Sport und die Einhaltung des Normalgewichts förderlich. Gift- und Schadstoffe, wie Alkohol oder Nikotin sind zu vermeiden.

Damit der Organismus genügend Abwehrkräfte produziert, um Entzündungserkrankungen zu bekämpfen, benötigt er ein stabiles Immunsystem. Für dessen Funktionsfähigkeit sind neben einer gesunden Ernährung Faktoren wie Stress, Hektik und psychische Belastungen zu reduzieren. Dauerhafte Unzufriedenheit, Pessimismus und negative Gedanken an die Zukunft sind im Heilungsprozess sowie in der Vorbeugung vor Krankheiten hinderlich.

Ist die Erkrankung einer Gallenblasenentzündung innerhalb der Familie bekannt, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Aus diesem Grund sollte bei diesen Menschen im Alltag eine besondere Aufmerksamkeit auf den Lebenswandel gelegt werden. Um lebensbedrohliche Zustände zu verhindern, ist das rechtzeitige Aufsuchen eines Arztes notwendig.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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