Gewöhnlicher Tüpfelfarn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Gewöhnliche Tüpfelfarn, hierzulande auch als Engelsüß bekannt, stammt ursprünglich aus den tropischen Regenwäldern Südamerikas. Die ausdauernden Pflanzen-Giganten der Urzeit bevölkern bereits seit mehr als 200 Millionen Jahren den Erdball. Tüpfelfarngewächse haben vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen und kommen weltweit in mehr als 50 Pflanzengattungen und 1200 verschiedenen Arten vor.

Vorkommen & Anbau des Gewöhnlichen Tüpfelfarn

Während der Sporenreife von Juli bis Oktober bilden sich an den Unterseiten der ledrigen, dunkelgrünen Blätter die namensgebenden kreisrunden und tüpfelartigen Sporengruppen.
Der Gewöhnliche Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) gehört zur Gattung der Tüpfelfarne (Polypodium). Die ganzjährig grüne, ausdauernd wachsende Pflanze bildet dichte Bestände mit wenig gefiederten, bis zu 50 Zentimeter langen Blattwedeln. Während der Sporenreife von Juli bis Oktober bilden sich an den Unterseiten der ledrigen, dunkelgrünen Blätter die namensgebenden kreisrunden und tüpfelartigen Sporengruppen.

Der Echte Farn ist ein 10 bis 40 Zentimeter hohes und kriechendes Gewächs, das Rhizome bildet – eingewurzelte, überirdische Erdsprosse. Die heimische Sprosspflanze schätzt schattige bis halbschattige, wintermilde und mäßig trockene, kalkfreie Standorte. Tüpfelfarn ist auf bemoosten Böden in Eichen- und Buchenwäldern, häufig auch an schattigen Mauerspalten anzutreffen. Der Gewöhnliche Tüpfelfarn gedeiht flächendeckend in luftfeuchten Zonen auf Sand, Fels und Lehmböden.

Mit seinen frostresistenten Wedeln fußt die Halbschattenpflanze bis in Höhenlagen von 1200 Metern. In Deutschland reicht das Verbreitungsgebiet von den Allgäuer Alpen in Vorarlberg, bis zum Bayerischen Wald und dem Rott- und Inntal.

Wirkung & Anwendung

Über Jahrmillionen hinweg beherrschten riesige Farnkolonien die tropische und subtropische Flora unserer Erde. Die Tüpfelfarne der undurchdringlichen Regenwälder Südamerikas sind bis heute Giganten des Erdaltertums, lebende Zeitzeugen der Evolutionsgeschichte. Die ausdauernde Farngattung mit gefiederten, ganzrandigen oder auch gezähnten Wedeln ist weltweit mit etwa 200 verschiedenen Arten vertreten.

In Europa sind drei mittelwüchsige, nicht blühende Wildstaudenarten heimisch. Neben dem Gewöhnlichen Tüpfelfarn wachsen der Säge-Tüpfelfarn (Polypodium cambricum L.) und der Mittlere Tüpfelfarn (Polypodium interjectum Shivas) flächendeckend von Mitteleuropa bis Vorderasien und Nordwestafrika. Die robusten Tüpfelfarne gedeihen hervorragend auf steinigen Beeten und schattigen Steinanlagen, sind eine dekorative Grabbepflanzung und immergrüner Winterschutz für Horste.

Die filigranen Wedel der Blattschmuck-Staude werden gern als Schnittgrün für Blumen-Bouquets verwendet und sind auch als schmückende Zimmerpflanzen ein beliebter Hingucker. In Zimmerkultur benötigen Echte Farne bei optimalem Standort wenig Pflege. Ohne direkte Sonneneinstrahlung und bei konstanter Luftfeuchtigkeit von 20 Grad wachsen die Sporenpflanzen bis einen Meter hoch.

Der botanische Name Polypodium ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet Vielfüßler. Die kriechenden Rhizome des Wurzelstocks, die „vielfüßigen“ Sporengruppen, zeigen sich bei dieser Farngattung mit dem typischen getüpfelten Sporenmuster. Der Volksmund gab dem Gewöhnlichen Tüpfelfarn den Namen Engelsüß, aufgrund seines lakritzähnlichen, süßen Geschmacks. Die Wildpflanze ist hierzulande auch als Frigelsüß, Eichenfarn oder Korallenwurzel bekannt.

Bereits in der Antike schätzten die Römer und Griechen die vielfältigen heilungskräftigen Wirkungen von Engelsüß. So wurden aus der Wurzel Packungen gegen rheumatische Beschwerden und Salbenzubereitungen mit abführenden, galletreibenden und schleimlösenden Eigenschaften hergestellt. In den Kräuterbüchern des Mittelalters wurden Teezubereitungen aus dem Wurzelstock für die innerliche Anwendung gegen Parasitenbefall im Darmtrakt, bei Heiserkeit, Husten, Keuchhusten, Albträumen, Gicht, Verstopfungen und Leberkrankheiten empfohlen.

Engelsüß galt lange Zeit als probates Mittel zur hygienischen Raumdesinfektion bei Insektenbefall und in Nahrungsnotzeiten als Schweinersatzfuttermittel. In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Heilpflanze seit Jahrtausenden als wertvolles Ethnobotanikum bekannt – als wirkungsvolle Arznei gegen Verrenkungen, Verstauchungen, bei Wassereinlagerungen, Tinnitus und selbst zur äußerlichen Anwendung bei Hautabschürfungen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Der Gewöhnliche Tüpfelfarn enthält eine Fülle an medizinisch nutzbaren Ingredienzien. Sein hoher Anteil an gesundheitsfördernden Bitterstoffen, Gerb- und Schleimstoffen, Flavonoiden, Harzen, ätherischen Ölen, Pteridin, Phloroglucin, Glycyrrhizin und Zuckern macht die nicht wohlriechende Pflanze zu einer äußerst potenten Naturarznei. Das Steroidsaponin Osladin ist ein natürlicher Süßstoff aus den bodennahen Erdsprossen des Wurzelstocks und für den pflanzenspezifischen, süßlichen Geschmack verantwortlich.

Jedoch lohnt hier keine industrielle Extraktion, da Osladin nur in sehr geringer Konzentration vorkommt. Zudem enthält Engelsüß den Inhaltsstoff Ecdysteron, eine hormonähnliche Substanz, die in Komplexmitteln für Sportler-Aufbaupräparate zur Muskelstimulation Verwendung findet. Traditionell wird der Gewöhnliche Tüpfelfarn in Zubereitungen zur Sekretionssteigerung von Gallensäften und als mildes Abführmittel mit harntreibender Wirkung eingesetzt.

Die Inhaltsstoffe der Rhizome wirken appetitanregend und lindernd bei Hals- und Magenschmerzen, Nesselsucht, Milz- und Leberbeschwerden.

Die Volksmedizin preist Engelsüß als natürliches Antibiotikum, doch wissenschaftlich ist diese Feststellung weder erwiesen noch ausreichend dokumentiert. Vorsicht ist grundsätzlich bei Selbsttherapien geboten – bei einer Überdosierung drohen Vergiftung, schlimmstenfalls Atemstillstand und Tod. Ideal sind Verabreichungen mit Fertigpräparaten, sofern eine ärztlich angezeigte therapeutische Notwendigkeit gegeben ist.

Apotheken, Naturarzneianbieter und Arzneimittelhersteller offerieren heute ein breites Spektrum an qualitativ hochwertigen Engelsüß-Komplexmitteln. Diese breitbandig wirksamen Kombinationspräparate werden in Salbenform als Fußsalbe gegen Gelenkentzündungen oder Schwielenbildung, in Tropfen- oder Tablettendarreichungen gegen Durchfall, Sodbrennen und Darmentzündungen oder als Kapseln für den Basis-Sonnenschutz angeboten.

Wer bei akuten Hals- und Magenschmerzen eine Teezubereitung selber herstellen möchte, der sollte auch hier auf handelsübliche Fertigmischungen zurückgreifen. Rezept-Tipp zum Selbermachen: 15 Gramm getrockneter Engelsüß-Wurzelextrakt wird zunächst mit 500 Millilitern kochendem Wasser überbrüht. Die Teezubereitung sollte 10 Minuten ziehen und wird dann abgeseiht. Bei Bedarf kann das über den Tag dosiert einzunehmende Teegetränk mit Honig nachgesüßt werden.


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