Gigantomastie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Mamma, die weibliche Brust, ist ein Symbol für Nahrung, Liebe und Mutterschaft. Doch leider können in diesem Bereich zahlreiche Anomalien auftreten. Eine davon ist die Gigantomastie.
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Was ist Gigantomastie?
Als Gigantomastie (auch Makromastie, Hypermastie oder Mammahypertrophie, übersetzt: Riesenbrust) wird eine übermäßig große Anlage der weiblichen Brust bezeichnet. Sie kann ein- oder beidseitig vorliegen. Aufgrund einer Drüsenhyperthonie mit einhergehender Fettvermehrung, kommt es zu einer pathologischen Vergrößerung der Mamma.
Als übermäßig groß gilt eine Brust laut Lehrbuch, wenn sie ein Gewicht von eintausend Gramm pro Seite überschreitet. Viele Fachärzte wehren sich jedoch entschieden gegen dieses viel zu allgemein gehaltene Kriterium, da die individuellen Proportionen des Körpers der Frau nicht berücksichtigt werden.
So kann beispielsweise für eine Frau von 1,50 Metern mit einem Körpergewicht von 46 Kilogramm bereits ein Brustgewicht von 500 Gramm eine große Belastung darstellen. Bei betroffenen Jugendlichen wird von einer juvenilen Gigantomastie gesprochen. Die pathologische Vergrößerung einer Männerbrust heißt Gynäkomastie.
Ursachen
Die Ursachen einer Gigantomastie sind weitgehend ungeklärt. Diskutiert werden Faktoren wie Vererbung, hormonelle Umstellungen (beispielsweise während einer Schwangerschaft oder der Pubertät) sowie Übergewicht, welches ein Wachstum des Fettanteils der Brüste zur Folge hat.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die primären Symptome einer Riesenbrust stellen im Wesentlichen stark hängende Brüste mit verstrichener Mamille (Brustwarze) und vergrößertem Warzenhof dar. Die betroffenen Frauen leiden zumeist unter physischen Beschwerden wie Haltungsschäden, Nacken- und Rückenschmerzen infolge des Gewichts der zu großen Brust, BH-Einschnürungen und Hautkrankheiten.
Auch kann es zu wunden Hautfalten kommen (Intertrigo) oder Mykosen (Pilzinfektionen), die sich besonders im Sommer im Bereich der Unterbrustfalte einnisten. Des Weiteren kann es zu Verschleißerscheinungen der Hals- und Brustwirbelsäule sowie einschlafenden Fingern kommen. Häufig sind sportliche Aktivitäten und das Finden einer passenden Konfektionsgröße eine große Herausforderungen oder kaum bis gar nicht möglich.
Auch der psychologische Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Betroffene Frauen haben das Gefühl von anderen Menschen angestarrt und verspottet zu werden, was eine unbewusste Krümmung der Haltung zur Folge haben kann, mit der sie versuchen den Busen zu verbergen.
Nicht selten kommt es zu Unsicherheit, Minderwertigkeitsgefühlen, einem verzerrten Bild vom eigenen Körper oder gar Depressionen. Ein Minimizer-BH kann zwar vor neugierigen Blicken schützen, das Gewicht bleibt jedoch erhalten und eine erhebliche Last für den gesamten Bewegungsapparat.
Diagnose
Zur Diagnose dienen eine ausführliche Anamnese sowie ein Sicht- und Tastbefund. Die Brüste werden gewogen und ihre Größe wird im Verhältnis zu den Proportionen des Körpers der Patientin beurteilt. Zum Vergleich wird außerdem der präoperative visuelle Befund anhand von Fotos dokumentiert und, falls notwendig, eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchgeführt.
Komplikationen
Bei der Gigantomastie kommt es zu sehr großen und hängenden Brüsten. In den meisten Fällen ist auch die Brustwarze bei dieser Krankheit stark vergrößert. Durch die großen Brüste kommt es bei den meisten Betroffenen zu Schmerzen im Rücken und im Nacken, da das Gewicht auf der Vorderseite des Körpers erhöht ist.
Dies kann über einen langen Zeitraum zu ernsthaften Beschwerden und Schmerzen führen. Ebenso können sich unterschiedliche Hautkrankheiten auf den Brüsten ausbilden. In vielen Fällen stellen die großen Brüste ein ästhetisches Problem dar, da sich die meisten Patienten mit diesen unwohl fühlen. Es kommt zu Schamgefühlen, einem verringerten Selbstbewusstsein und nicht selten zu Minderwertigkeitskomplexen.
Diese Symptome können die Lebensqualität verringern und auch zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen führen. Nicht selten werden die betroffenen Frauen auch übermäßig angeschaut, was zu starken Störungen des Bewusstseins führen kann. Eine Behandlung führt in der Regel nicht zu Komplikationen.
Dabei können die Brüste verkleinert werden oder die Patientin muss eine Krankengymnastik aufsuchen. Im Falle von Brustkrebs werden die beschädigten Regionen ebenso chirurgisch entfernt. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt dabei von der Ausbreitung der Krebserkrankung ab.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da sich die Gigantomastie sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirkt, ist in der Regel immer ein Besuch bei einem Arzt zu empfehlen. Die Betroffenen sollten dann einen Arzt aufsuchen, wenn sie an einer sehr stark abhängenden Brust leiden.
Auch die Brustwarze selbst kann von Anomalien betroffen sein. In der Regel müssen diese Anomalien nicht behandelt werden, wenn sie nur eine ästhetische Beschwerde darstellen. Allerdings ist eine medizinische Behandlung der Gigantomastie dann notwendig, wenn die Patientin dadurch auch an Rückenschmerzen oder an starken Nackenschmerzen leidet.
Auch verschiedene Hauterscheinungen können auf die Gigantomastie hindeuten und sollten untersucht werden. Häufig führt die Erkrankung auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen, sodass die Betroffenen ebenfalls auf eine psychologische Behandlung angewiesen sind. Bei dieser Krankheit kann in erster Linie ein Allgemeinarzt oder ein Frauenarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung richtet sich allerdings nach den genauen Symptomen und macht in der Regel einen operativen Eingriff nötig.
Behandlung & Therapie
Die ausgelösten Symptome, wie beispielsweise die Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich, können durch physikalische Maßnahmen (Krankengymnastik, Massagen) gelindert werden. Die Ursache, nämlich das hohe Gewicht der Brust, wird hierbei jedoch nicht behoben. Dies kann nur durch eine Mammareduktionsplastik (Brustverkleinerung) gewährleistet werden.
Hierdurch wird die Lebensqualität der Patientin signifikant verbessert. Eine Linderung des Beschwerdebilds stellt sich oft bereits direkt nach der Verkleinerung ein. Bei diesem operativen Eingriff wird die Brust auf ein adäquates Maß reduziert, überschüssiges Gewebe wird entfernt. Während der Operation kann das Drüsengewebe sowohl seitlich und im oberen äußeren Bereich der Brust als auch im unteren Anteil entfernt werden.
Als Vorteil der Entfernung im oberen äußeren Quadranten gilt, dass Patientinnen laut internationalen Studien seltener an Brustkrebs erkranken als jene, bei denen der untere Bereich entfernt wurde, oder jene, die nicht operiert wurden. Einen Nachteil dieser Behandlung stellen die Narben dar, die nach der Operation unterhalb der Brust zu sehen sind.
Da das Gewebe bei Frauen mit großer Brust aufgrund des hohen Gewichts zur Schwäche neigt und die Haut stark gedehnt wird, kann es dadurch, dass die Haut sich nicht ausreichend zusammenziehen kann, zu einer schlaffen Hängebrust kommen. Es ist daher empfehlenswert, das Gewebe während des Eingriffs straffen zu lassen, um Riesenbrust und Hängebrust gleichermaßen zu korrigieren.
Neben der Operation sind zusätzliche Maßnahmen, wie etwa gezieltes Rückentraining, empfehlenswert. Da die Gigantomastie als Brustfehlbildung anerkannt ist, werden in vielen Fällen die Operationskosten von den Krankenkassen getragen. Eine Kostenübernahme muss bei der Krankenkasse beantragt werden.
Es ist von Vorteil, hierzu ärztliche Berichte einzuholen, die auf die Dringlichkeit eines operativen Eingriffs zur Beseitigung der Gigantomastie und der damit einhergehenden Probleme verweisen. Bei einer Riesenbrust aufgrund starker Fettleibigkeit wird eine konservative Therapie in Form von Gewichtsreduktion und regelmäßiger Gymnastik zur Stärkung der Rückenmuskulatur empfohlen.
Aussicht & Prognose
Eine Gigantomastie bildet sich von alleine nicht mehr zurück. Dadurch, dass beide Brüste zusammen mehr als 10 Kilogramm wiegen, führt das schnell zu Haltungsschäden durch eine ungesunde Schonhaltung sowie zu Rückenschmerzen und weiteren Beschwerden durch deren Ausdehnung auf andere Muskeln. Nimmt die betroffene Frau deswegen regelmäßig Schmerzmedikamente ein, können diese sich langfristig schädlich auf verschiedene innere Organe auswirken, etwa auf Leber und Nieren.
Wird nichts gegen die Gigantomastie unternommen, kommt es zudem häufig zu Hautentzündungen rund um die Brust. Diese entstehen durch die ständige Reibung der empfindlichen Haut. Ebenfalls häufig kommen Pilzinfektionen in den Körperfalten rund um die Brust vor, vor allem in der warmen Jahreszeit. Durch Schweiß, der nicht immer gleich weggewaschen werden kann, staut sich Feuchtigkeit unter der Brust und bietet für Hautpilz einen optimalen Nährboden.
Die einzige Aussicht auf Linderung der Beschwerden ist eine operative Verkleinerung beider zu groß gewordener Brüste. Viele Frauen begrüßen das nicht nur, um die Beschwerden zu lindern, sondern auch, da sie bei Gigantomastie häufig unregelmäßig große Brüste haben und das bei der operativen Verkleinerung ebenfalls behoben werden kann. Je früher die Gigantomastie operativ behoben werden kann, desto besser ist die Aussicht auf ein Leben ohne bleibende Haltungsschäden und dauerhafte Rücken- und Nackenschmerzen nach der OP.
Vorbeugung
Da die Ursachen nicht klar auszumachen sind, können nur bedingt präventive Maßnahmen ergriffen werden. Einer Vererbung kann nicht vorgebeugt werden, ebenso wenig einer hormonellen Umstellung. Der einzige Risikofaktor, der sich als beeinflussbar herausstellt, ist das Übergewicht. Durch moderate Ernährung und regelmäßige Bewegung kann das Normalgewicht erhalten und einer übermäßigen Zunahme von Fettgewebe an der Brust vorgebeugt werden.
Nachsorge
Bei einer Gigantomastie stehen dem Betroffenen in der Regel keine besonderen Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Der Patient ist in erster Linie auf die direkte Behandlung der Krankheit angewiesen. Nur so können weitere Beschwerden oder sogar Komplikationen verhindert werden. Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten.
Die Beschwerden der Gigantomastie werden in der Regel durch Krankengymnastik oder Physiotherapie gelindert. Dabei können viele der Übungen aus diesen Therapien auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden, wobei dabei auch die Hilfe von Freunden oder der Familie sehr hilfreich ist. Da die Gigantomastie auch das Risiko von Brustkrebs deutlich anhebt, sollten regelmäßige Untersuchungen des Körpers durchgeführt werden, um eine mögliche Tumorerkrankung früh zu erkennen und dann auch zu behandeln.
In einigen Fällen sind auch operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden zu lindern oder die Brust zu straffen. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene ausruhen und seinen Körper dabei schonen. Anstrengende Tätigkeiten sind nach einem operativen Eingriff zu vermeiden, wobei auch stressige Situationen vermieden werden sollten. Eventuell ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Gigantomastie verringert.
Das können Sie selbst tun
Da die Ursachen der Gigantomastie sehr vielfältig sein können, kann keine allgemeine Aussage über die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei dieser Erkrankung gegeben werden.
Sollte die Gigantomastie allerdings nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten oder nach einer hormonellen Umstellung auftreten, so können die Symptome durch die Umstellung der Medikamente gelindert werden. Diese Umstellung sollte allerdings nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Weiterhin kann sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung und sportlichen Betätigungen positiv auf die Gigantomastie auswirken. Dabei sollte vor allem übermäßiges Fettgewebe abtrainiert werden.
Sollten diese Maßnahmen allerdings nicht helfen, so sind die Betroffenen in der Regel auf einen operativen Eingriff angewiesen. Da die Gigantomastie sich auch negativ auf den Rücken auswirken kann, sollte der Patient die Rückenmuskulatur stärken. Dabei stehen dem Betroffenen verschiedene Übungen zur Verfügung, die auch zu Hause durchgeführt werden können. Dabei können auch Verspannungen im Nacken oder in den Schultern vermieden werden.
Im Falle von Brustkrebs ist keine Selbstbehandlung möglich. Die Betroffenen sind dabei in der Regel auf die Unterstützung ihrer Freunde und der Familie angewiesen. Dadurch können psychische Verstimmungen oder Depressionen vermieden werden.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003