Gynäkomastie (Brustdrüsenvergrößerung beim Mann)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Etliche betroffene Männer empfinden eine Brustdrüsenvergrößerung (Gynäkomastie) als äußerst peinlich und unangenehm. Im Alltag werden diese Brustvergrößerung auch abfällig als Man Boobs (engl. für Männerbrüste) bezeichnet. Aus diesem Grund wird von den Männern meistens eine Operation in Erwägung gezogen. Im Rahmen dieses Eingriffs wird Drüsen- und/oder Fettgewebe entfernt, sodass als Resultat eine flachere, festere und somit maskuline Brust entsteht.
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Was ist Gynäkomastie?
Nicht nur Frauen haben ein besonderes Problem mit dem Bild ihrer Brust. Auch manche Männer leiden darunter, dass ihre Brustbereiche stetig wachsen und somit der weiblichen Brust immer ähnlicher werden. Dieser Auswuchs gilt als Krankheitsbild und wird als Gynäkomastie bezeichnet.
Hierunter versteht sich eine Vergrößerung der männlichen Brust, welche mittels Vermehrung des Gewebes entsteht. Unter diesem Krankheitsbild bestehen zwei verschiedene Arten. Einerseits die echte und andererseits die falsche Gynäkomastie.
Die Ursache für die sogenannte falsche Gynäkomastie liegt bei einem Übergewicht. Hierbei erwecken Fetteinlagerungen innerhalb der männlichen Brust den Anschein dieser wesentlichen Anschwellung. Die sogenannte echte Gynäkomastie beruht zudem auf einer hormonellen Erkrankung.
Ursachen
Laut statistischer Erfassungen sind mindestens vierzig Prozent der Männer von einer Gynäkomastie betroffen. Die Ursache hierfür, dass eine untypische Vergrößerung vorliegt, ist meistens nicht eindeutig zu klären.
Es kann an Drüsenerkrankungen oder veränderten Leberfunktionen liegen, jedoch auch an der Einnahme von Anabolika (östrogenhaltige Medikamente), an Drogen- beziehungsweise Alkoholkonsum oder in selteneren Fällen an einem Tumor, dass sich eine maskuline Brust feminin, eben zu einer Gynäkomastie, ausprägt.
Manche Männer besitzen einen erhöhten Anteil weiblicher Hormone (Östrogene), welche für das unangenehme Wachstum der Männerbrust verantwortlich sind. Der Auslöser hierfür kann zum Beispiel eine Hypothalamus-Erkrankung sein. Der Östrogenüberschuss kann bei einer Gynäkomastie auch teilweise daher rühren, dass der Körper des jeweiligen Mannes zu geringe männliche Hormone produziert.
Manche Männer beeinflussen den körpereigenen Hormonhaushalt jedoch auch selbst. So kann während der Einnahme einiger Anabolika das zugeführte Testosteron vom eigenen Körper zum großen Teil in Östrogen umgewandelt werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Hauptsymptom bei einer Gynäkomastie ist die Brustvergrößerung beim Mann. Diese Brustvergrößerung kann sowohl physiologisch als auch krankhaft sein. Eine physiologische Gynäkomastie wie die Pubertäts-, Neugeborenen-, Alters- und Pseudogynäkomastie besitzt keinen Krankheitswert. Hier können sich jedoch aus Schamgefühl bei den Betroffenen psychische Auffälligkeiten entwickeln.
Dabei kommt es mitunter zum Rückzug aus der Gesellschaft, sozialer Isolierung oder gar zu Depressionen. Sonstige Symptome treten nicht auf. Der Betroffene benötigt häufig eine psychotherapeutische Betreuung bis hin zu einer kosmetischen Operation, um wieder Selbstbewusstsein aufbauen zu können. Manchmal ist eine Gynäkomastie aber auch krankhaft bedingt.
Dann können weitere körperliche Symptome auftreten, die einerseits die Gynäkomastie selbst betreffen und andererseits durch die jeweils zugrunde liegende Erkrankung ausgelöst werden. So kommt es bei einer ausgeprägten Gynäkomastie zuweilen zu einem Druckgefühl oder gar Schmerzen in der Brust. Dabei können die Brustwarzen überempfindlich sein. In der Brustfalte sind Hautreizungen möglich, die zu heftigen Schmerzen führen.
Ein besonders unangenehmes Gefühl erzeugt häufig die Bewegung des Brustgewebes. So können sich bei sportlicher Betätigung durch diese Gewebebewegungen sogar heftige Schmerzen entwickeln, die durch ein Kompressionsshirt oder Sport-BH vermeidbar sind. Bei einer krankhaften Gynäkomastie kann es in einigen Fällen auch zum einseitigen Brustwachstum kommen. Neben erblich bedingten Hormonstörungen führen mitunter auch ernsthafte Ursachen wie Krebs oder Medikamentenmissbrauch zu einer Gynäkomastie.
Diagnose & Verlauf
Soll eine Gynäkomastie beseitigt werden, wird vorab ein Erstgespräch zwecks intensiver Beratung mit einem Facharzt (Urologe) geführt. Während dieser Untersuchung wird beispielsweise der Hormonhaushalt kontrolliert sowie nach anderen Ursachen geforscht, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können.
Hierbei werden auch die verschiedenen Auslöser, welche eventuell in Betracht kommen, miteinbezogen. Welche weiteren Maßnahmen zur Behandlung der Gynäkomastie anzuwenden sind, wird von dem Arzt per Diagnose entschieden. In sehr seltenen Fällen wird ein chirurgischer Eingriff vorgenommen. Nur bei äußerst starken Gewebevermehrungen, welche zudem weiter fortschreiten, kann eine Brustoperation als letzte Möglichkeit den normalen Zustand wieder herstellen.
Hierbei wird per Fettabsaugung das überflüssige Brustgewebe entfernt. Hiermit wird allerdings nicht die Ursache einer Gynäkomastie behandelt, sondern nur der aktuelle Zustand verändert. So muss auch nach dem chirurgischen Eingriff eine weitere wirksame Behandlung stattfinden. Diese kann beispielsweise durch eine Ernährungsumstellung oder einen Hormonausgleich die Gynäkomastie vermindern.
Komplikationen
Die Brustdrüsenvergrößerung beim Mann führt in der Regel zu keinen gesundheitlichen Komplikationen oder Beschwerden. Diese können allerdings dann auftreten, wenn die Vergrößerung durch eine Fettleibigkeit oder durch eine andere Krankheit auftritt. In den meisten Fällen kommt es allerdings zu psychischen Beschwerden. Die meisten Männer fühlen sich mit den vergrößerten Brüsten unwohl und nicht schön.
Es kommt zur Ausbildung von Minderwertigkeitskomplexen und zu einem stark verringerten Selbstwertgefühl. Nicht selten ziehen sich die Patienten aus dem sozialen Leben zurück und es kommt zu Depressionen und zu anderen psychischen Verstimmungen. Die psychischen Beschwerden werden in der Regel durch einen Psychologen behandelt, wobei keine besonderen Komplikationen auftreten.
Die Behandlung der Brustdrüsenvergrößerung beim Mann findet immer kausal statt. Im Fall von Übergewicht muss der Betroffene zu einer gesunden Lebensweise wechseln, um das weitere Wachstum zu vermeiden. Im weiteren Verlauf können die vergrößerten Brüste operativ verkleinert werden. In vielen Fällen können Medikamente zur Brustdrüsenvergrößerung beim Mann führen und müssen daher nach Absprache mit einem Arzt abgesetzt oder durch andere Medikamente ersetzt werden.
Die Brustdrüsenvergrößerung beim Mann selbst führt nicht zu einer verringerten Lebenserwartung. Allerdings kann die Grunderkrankung schwerwiegenden sein und muss in jedem Fall untersucht werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Behandlung der Gynäkomastie ist immer sinnvoll. Dadurch werden weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert und auch das Lebensgefühl des Mannes wieder gestärkt. Allerdings ist die Behandlung medizinisch nicht in jedem Fall notwendig, sodass erst einmal ein klärendes Gespräch mit einem Arzt stattfinden sollte. Ein Arzt sollte in der Regel dann aufgesucht werden, wenn die Brustdrüsen oder die Brüste des Mannes im Allgemeinen deutlich vergrößert sind. Auch ein Spannungsgefühl in den Brüsten kann auf die Gynäkomastie hindeuten und sollte von einem Arzt untersucht werden.
Die Brüste selbst sind dabei empfindlich gegenüber Berührungen, sodass auch die Brustwarzen bei einer Berührung schmerzen können. Sollte es zu diesen Beschwerden ohne einen besonderen Grund kommen, ist eine Behandlung durch einen Arzt ratsam. Da die Gynäkomastie auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen führen kann, sollte ein Psychologe aufgesucht werden. Die erste Untersuchung und Diagnose kann von einem Allgemeinarzt durchgeführt werden. Der operative Eingriff wird in der Regel in einem Krankenhaus durchgeführt und führt zu einem positiven Krankheitsverlauf.
Behandlung & Therapie
Beruht eine Gynäkomastie in der Hauptsache auf vergrößertem oder vermehrtem Brustdrüsengewebe, kann dieses mittels einer Operation entfernt werden, damit die Männerbrust flacher modelliert werden kann. Bei dieser Behandlung werden am Brustwarzenvorhof ein beziehungsweise mehrere Einschnitte gesetzt (bei erhöhter Menge auch ausgedehnte Schnitte), sodass überflüssiges Drüsengewebe direkt entnommen werden kann.
Hierbei wird meistens die gebräuchliche Methode "Ultraschall-Assistierte Aspirationslipektomie" (UAL) angewandt. Bei diesem Verfahren gibt eine innovative Kanüle eine spezielle Ultraschallenergie an das Fettgewebe ab, welche das überflüssige Gewebe sozusagen "sprengt" und danach verflüssigt. Nach der Operation machen sich Schwellungen und Taubheitsgefühle bemerkbar sowie eventuell im Brustbereich einige blaue Flecken.
Derartige Beschwerden sind normalerweise innerhalb maximal drei Wochen verschwunden. Im Regelfall wird nach dem Eingriff ein elastischer Verband zur Kompression angelegt, welcher die Rückbildung der Schwellungen sowie die Wundheilung aktiv unterstützt. Ein Großteil der Betroffenen ist von dem Ergebnis des Eingriffs begeistert, da so die Ursache, welche die unmännliche Brust zu verantworten hat, beseitigt ist. Leider fehlt für eine Gynäkomastie Operation die medizinische Intention, sodass sie als reine Schönheitsoperation gilt.
Aussicht & Prognose
Die Gynäkomastie beginnt meistens in der frühen Pubertät und bildet sich im Laufe des Lebens nicht mehr von alleine zurück. Sind die Brustdrüsen einmal vergrößert, dann bleiben sie auch in dieser Größe bestehen, sofern sie nicht medikamentös oder operativ behandelt werden.
Die echte Gynäkomastie ist dabei von der falschen Gynäkomastie zu unterscheiden, die durch Übergewicht und Fetteinlagerungen im Brustbereich entsteht. Eine falsche Gynäkomastie kann sich durch Reduktion des Körpergewichts wieder zurückbilden - bei korrektem Abnehmen auch ohne hängende Hautlappen. Die echte Gynäkomastie hingegen bessert sich nur durch ärztliche Behandlung. Zudem sind die Brüste bei echter Gynäkomastie meist wesentlich größer als bei der falschen Form.
Tritt die Gynäkomastie nicht während der Pubertät auf, so kann sie auch im Alter noch beginnen, wenn der Anteil männlicher Hormone abnimmt. Dieser Vorgang ist zwar vollkommen natürlich, führt aber auch dazu, dass der Anteil weiblicher Hormone zunimmt und die Brustdrüsen eines alternden Mannes sich dadurch vergrößern können. Häufig fällt die Gynäkomastie dann aber nicht so deutlich aus wie in dem Fall, dass sie beim jungen Mann bereits in der Pubertät beginnt.
Eine Hormontherapie sowie eine operative Verkleinerung der Brust bei sehr starker Vergrößerung können Abhilfe schaffen. Während die operative Methode schnell Erfolg bringt, dauert eine Hormonbehandlung allein länger, sichert dafür aber den langfristigen Erfolg der Behandlung.
Vorbeugung
Einer hormonell bedingten Gynäkomastie kann nur bedingt vorgebeugt werden. Männer sollten unbedingt darauf verzichten, Anabolika und andere Wachstumshormone für ihren Sport bzw. Bodybuildung zu verwenden. Gynäkomastie, die auf Fettleibigkeit beruht kann mit viel Bewegung, Ausdauersport und einer gesunden Ernährung vorgebeugt werden.
Nachsorge
Die Möglichkeiten der Nachsorge sind bei einer Brustdrüsenvergrößerung beim Mann stark eingeschränkt. Im Vordergrund steht zuerst die richtige Behandlung dieser Krankheit und meistens auch die Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Dabei sollte natürlich der Auslöser der Brustdrüsenvergrößerung beim Mann gefunden und vermieden werden, damit die Erkrankung vollständig gelöst werden kann.
Die Behandlung der Brustdrüsenvergrößerung beim Mann erfolgt dabei meist mit Hilfe eines operativen Eingriffes. Dieser findet in der Regel ohne besondere Komplikationen statt und führt dabei auch zu einem Erfolg. Dadurch können die Beschwerden in der Regel vollständig gelindert und eingeschränkt werden. Nach dem Eingriff muss der Betroffene Bettruhe bewahren und sich auf jeden Fall ausruhen.
Die Brustregion sollte im Anschluss gestützt werden und keine unnötige Belastung erfahren. Im Allgemeinen sollten Anstrengungen oder stressige Tätigkeiten dabei vermieden werden. Da die Brustdrüsenvergrößerung beim Mann auch zu psychischen Verstimmungen oder sogar zu Depressionen führen kann, ist in einigen Fällen auch eine psychologische Behandlung notwendig. Dabei können sich auch Gespräche mit der Familie oder mit den Freunden positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Brustdrüsenvergrößerung beim Mann nicht eingeschränkt.
Das können Sie selbst tun
Die Gynäkomastie schränkt die Betroffenen im Alltag sehr ein; Schwimmen, Sauna, enge Kleidung werden aus Schamgefühl vermieden. Neben der medikamentösen oder operativen Therapie gibt es oft nur wenig Selbsthilfe.
Über die Kleidung ist es aber möglich die Sichtbarkeit zu mindern, wie durch das Tragen weiter Oberteile. Poloshirts oder Hemden die offen über ein T-Shirt getragen werden lenken ab, gerade wenn diese verschiedene Farben oder Muster haben. Auffällig bedrucke Shirts unbedingt vermeiden. Aber auch formende oder sogenannte Kompressions-Shirts, lassen das Körperbild straffer und aufrechter wirken. Der orthopädische Brustgurt oder ein guter Sport-BH verhindert die Bewegung des gewachsenen Gewebes, die Brust erscheint so flacher und fester.
Ernährungsumstellung, Ausdauersport und gezieltes Training der Brustmuskulatur schaffen Erleichterung und minimieren das Fettgewebe, braucht aber Zeit. Rudern und Schwimmen sind am effektivsten. Aber auch Liegestütze oder Bogenschießen sorgen für eine Umwandlung des Fettgewebes in Muskulatur.
Auf den Genuss von Bier muss gänzlich verzichtet werden; nicht nur aufgrund des Alkohols und der damit erhöhten Kalorienzufuhr, sondern vielmehr wegen der im Hopfen steckenden Phyto-Östrogene. Ein offener Umgang mit der Gynäkomastie und Gespräche darüber, sorgen für Verständnis und unterstützen die psychische Verfassung.
Quellen
- Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004