Hallux rigidus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fußschmerzen werden sofort als bewegungseinschränkend empfunden. Ist der normale Abrollvorgang über die Großzehe längerfristig nicht schmerzfrei möglich, kann eine Arthrose wie der Hallux rigidus die Ursache sein. Diese Erkrankung trifft nicht nur ältere Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hallux rigidus?

Das Hauptsymptom eines Hallux rigidus sind Schmerzen im Bereich der Großzehe.
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Als Hallux rigidus wird die Arthrose des Grundgelenks der großen Zehe bezeichnet. Die Erkrankung tritt zunächst mit Schmerzen und einer gut sichtbaren Umfangserweiterung am Ballen auf und kann schleichend zur Versteifung des Gelenks führen.

Kennzeichnend ist dabei die Bewegungseinschränkung der Großzehe. Der Hallux rigidus zeigt sich meist nur an einem Fuß und kommt unabhängig vom Lebensalter vor, jedoch häufiger bei Männern als bei Frauen. Je nach der Schwere der Erkrankung werden beim Hallux rigidus vier Stadien unterschieden, die sich durch eine Zunahme der Schmerzen und der Bewegungseinschränkung darstellen.

Ursachen

Eine Ursache für das Auftreten eines Hallux rigidus kann meist nicht gefunden werden. Eine erbliche Vorbelastung sowie kleine Verletzungen am Zehengrundgelenk können eine mögliche Ursache sein. Ebenfalls können Fehlbelastungen oder Überbelastungen eine Rolle spielen.

Bei Patienten mit Gicht tritt in der Folge öfter ein Hallux rigidus auf, da sich bei ihnen das Längsgewölbe des Fußes abflacht und der Fuß dadurch nach innen geknickt wird. Es kommt dadurch zu einer Fehlbelastung des Grundgelenks der Großzehe und damit zum Hallux rigidus.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Hauptsymptom eines Hallux rigidus sind Schmerzen im Bereich der Großzehe. Diese sind in der Regel dauerhaft vorhanden, können aber bei besonderer Belastung und durch Bewegung stärker werden. Die Großzehe kann dabei nur unter starken Schmerzen nach oben bewegt werden. Bei einem fortgeschrittenen Hallux rigidus kann das Gelenk auch vollständig blockiert sein.

Möglicherweise ist bei einer Bewegung des Gelenks hörbar, wie Knorpel- und Knochenstücke aneinander reiben. Üblicherweise kann eine Schwellung sowie manchmal auch eine Rötung wahrgenommen werden. Vor allem bei einem beginnenden Hallux rigidus kann es dazu kommen, dass die kurzen Fußmuskeln sichtbar zucken. Über der Großzehe bilden sich am Fußrücken oftmals knöcherne Ausziehungen.

Diese sind zumeist stark druckempfindlich. Beim Auftreten mit dem betroffenen Fuß kommt es zu Schmerzen. Aus diesem Grund verändert sich auch die Fußstellung zunehmend. Der Fuß wird beim Gehen nicht richtig abgerollt. Die Betroffenen setzen mit dem Fußaußenrand auf, wodurch an den betreffenden Stellen auch Schwielen entstehen können.

Nach einiger Zeit kommt es dazu, dass das Gelenk zunehmend versteift. Darüber hinaus nehmen Patienten mit Hallux rigidus oftmals Platzmangel im Schuh wahr. Die Beschwerden nehmen bei niedrigen Temperaturen zu. In der Regel ist nur ein Fuß von einem Hallux rigidus betroffen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose des Hallux rigidus kann der Arzt anhand einer Untersuchung und der Krankengeschichte des Patienten stellen. Um die Schwere der Erkrankung zu ermitteln, werden Röntgenbilder angefertigt. Beim Hallux rigidus 1. Grades reduziert sich die Bewegungsfähigkeit der großen Zehe um 20 bis 50 Prozent und bei Belastungen zeigen sich bereits zeitweise Schmerzen.

Beim 2. Grad verringert sich die Bewegungsfähigkeit auf bis zu 75 Prozent mit starken Schmerzen. Der Gelenkspalt ist auf dem Röntgenbild verkleinert dargestellt. Der 3. Grad ist von einer weiteren Bewegungseinschränkung gekennzeichnet, wobei sich die Großzehe nicht mehr nach oben bewegen lässt. Die Patienten leiden unter ständigen Schmerzen, die sich beim Gehen noch verschlimmern. Der Gelenkspalt ist beinahe nicht mehr vorhanden.

Beim Hallux rigidus 4. Grades besteht eine vollständige Bewegungsunfähigkeit des Grundgelenks. Die Schmerzen sind sehr stark und nehmen unter der Belastung des Fußes noch zu. Das Röntgenbild zeigt bei der schlimmsten Form des Hallux ridigus keinen vorhandenen Gelenkspalt mehr.

Komplikationen

Durch den Hallux rigidus kommt es in den meisten Fällen zu starken Schmerzen im Fuß. Durch diese Schmerzen kommt es vor allem zu Bewegungseinschränkungen. Ein gewöhnliches Laufen, Gehen und Stehen ist in der Regel nicht mehr möglich. Ebenso sind sportliche Aktivitäten für den Betroffenen nicht mehr durchführbar. Durch die Bewegungseinschränkungen und die dauerhaften Schmerzen kommt es nicht selten zu Depressionen und anderen psychischen Beschwerden.

Unter Umständen kann sich auch eine Reizbarkeit oder eine Aggressivität beim Patienten ausbilden. Der Fuß wird durch den Hallux rigidus fehlbelastet, sodass sich die Beschwerden in der Regel nur noch verstärken, wenn keine Behandlung erfolgt. Der Patient ist durch die Krankheit in seinem Alltag stark eingeschränkt und kann verschiedene Tätigkeiten nicht mehr ohne Weiteres durchführen. Dadurch kommt es zu einer starken Verringerung der Lebensqualität.

Die Behandlung des Hallux rigidus führt nicht zu weiteren Komplikationen. Sie findet mit Hilfe von Medikamenten oder operativen Eingriffen statt und führt in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf. In einigen Fällen muss ein Teil der großen Zehe entfernt werden. Die Lebenserwartung wird durch den Hallux rigidus nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es durch Hallux rigidus zu starken Schmerzen kommt, ist eine Untersuchung und eine Behandlung durch einen Arzt unumgänglich. Weitere Komplikationen können dadurch vermieden werden. In der Regel ist der Arzt bei Hallux rigidus dann aufzusuchen, wenn es durch die Erkrankung zu starken Einschränkungen am großen Zeh kommt. Dabei schmerzt der Zeh, wobei sich die Schmerzen selbst auch in den gesamten Fuß ausbreiten können.

Auch eine Fehlbelastung des Fußes tritt durch Hallux rigidus auf, sodass der Betroffene häufig eine Fehlhaltung oder eine Schonhaltung einnehmen muss. Hinken oder Humpeln können ebenfalls auf die Krankheit hinweisen. Sollten die Beschwerden nicht durch einen Unfall zu erklären sein und über einen längeren Zeitraum auftreten, so ist der Besuch bei einem Arzt auf jeden Fall zu empfehlen.

Die Diagnose und Behandlung von Hallux rigidus kann bei einem Orthopäden oder bei einem Allgemeinarzt erfolgen. In der Regel werden die Beschwerden mit Hilfe von Einlagen gut gelindert. Besondere Komplikationen treten nicht auf.

Behandlung & Therapie

Abhängig vom Stadium des Hallux rigidus ergeben sich verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Bei Arthrosen 1. und 2. Grades stehen konservative Behandlungen im Vordergrund. Sie sollen die Schmerzen und die Schwellung lindern sowie die Beanspruchung des Gelenkes verringern. Dazu zählen entzündungshemmende Medikamente sowie Einlagen für die Schuhe.

Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern. Der Gelenkverschleiß bildet sich dadurch jedoch nicht zurück. Zusätzlich sollten Patienten auf enge Schuhe verzichten. Schuhwerk mit viel Platz für die Zehen und den Ballen sind außerdem für orthopädische Einlagen geeignet. Bis zu einem Hallux rigidus 2. Grades kann ebenfalls eine operative Abtragung der Knochenvorsprünge erfolgen. Durch die Cheilektomie soll die Bewegungsfähigkeit wiederhergestellt werden.

Die Auswahl des richtigen Operationsverfahrens richtet sich nach dem Alter und der Aktivität der Patienten. Bei jüngeren Patienten ist häufig die Arthrodese die OP der Wahl. Hier wird das Grundgelenk versteift. Ein schmerzfreies Abrollen ist anschließend wieder möglich, denn die Beweglichkeit im Zehenendgelenk bleibt erhalten. Eine Operation nach Keller-Brandes wird vornehmlich bei älteren Patienten durchgeführt, da ein Teil des Grundgliedes der großen Zehe entfernt wird und sich diese dadurch verkürzt.

Der Einsatz einer Gelenkprothese ist beim Hallux rigidus ebenfalls möglich. Die Haltbarkeit und die Belastbarkeit dieser Prothesen sind jedoch begrenzt, sodass Wechseloperationen notwendig werden.

Aussicht & Prognose

Solange sich die Versteifung des Großzehs im Frühstadium befindet, bestehen gute Heilungschancen. Dann muss man sich auch keiner Operation unterziehen. Zahlreiche konventionelle Behandlungsmethoden stehen zur Wahl. Dazu zählen die Einnahme von Körperaufbaustoffen, entzündungshemmende Medikamente, orthopädische Schuheinlagen und etwa die Physiotherapie.

Anders verhält es sich bei starkem Fortschreiten der Erkrankung. Dann ist Stehen und Gehen nur unter Schmerzen möglich. Große Wegstrecken lassen sich gar nicht mehr bewältigen. Dann hilft nur noch ein operativer Eingriff. Dieser ist mit ähnlichen Risiken wie bei anderen Operationen verbunden.

Betroffene können darüber hinaus selbst dazu beitragen, dass sich die Erkrankung Hallux rigidus nicht verstärkt. Gerade in der Frühphase stehen sie in eigener Verantwortung. Diese beginnt beispielsweise beim regelmäßigen Tragen geeigneter Schuhe. In breiten und weichen Fußbekleidungen finden die Zehen ausreichend Platz und Schmerzen kommen erst gar nicht auf.

Auch konsequente Übungseinheiten am Großzeh verhindern die Versteifung. Physiotherapeuten führen Erkrankte in das Training ein. Diese und andere Ratschläge von Fachleuten und Ärzten sind zu beachten. Dadurch wird eine Operation, deren positiver Ausgang nicht immer sicher ist, vermieden.


Vorbeugung

Für einen Hallux rigidus gibt es keine wirksame Vorbeugung. Fehlbelastungen und Überbelastungen sollten durch passendes Schuhwerk vermieden werden. Das gilt besonders für Läufer, aber auch für alle, die beruflich einer großen Belastung der Füße ausgesetzt sind, denn ein Hallux rigidus kann in jedem Lebensalter auftreten.

Nachsorge

Bei Hallux rigidus stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur sehr wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist in erster Linie eine frühzeitige Diagnose sehr wichtig, damit weitere Komplikationen oder eine Verschlechterung der Beschwerden vermieden werden kann. Eine selbstständige Heilung kann dabei nicht eintreten, sodass der Betroffene schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen dieser Krankheit einen Arzt aufsuchen sollte.

In den meisten Fällen werden bei der Krankheit Hallux rigidus Einlagen für die Schuhe verwendet, um die Beschwerden zu lindern. Dabei können auch Medikamente eingenommen werden, die Entzündungen lindern sollen. Bei der Einnahme ist dabei auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme zu achten. In einigen Fällen ist jedoch auch ein operativer Eingriff notwendig, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern.

Der Betroffene sollte sich nach dem Eingriff ausruhen und auf anstrengende oder körperliche Tätigkeiten verzichten. Sollte die Krankheit erst im höheren Alter auftreten, kann eine Prothese eingesetzt werden, um die Beschwerden zu bekämpfen. In der Regel wirkt sich diese Krankheit nicht negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus.

Das können Sie selbst tun

Da die Schmerzen bei einem bestehenden Hallux rigidus oftmals sehr stark ausgeprägt sind, nimmt die Schmerzbehandlung bei der Therapie einen großen Stellenwert ein. Zusätzlich zu Schmerztabletten kann der Betroffene zu frei verkäuflichen Schmerzsalben greifen. Auch Fußbäder, Wickel und wechselwarme Sitzbäder sind empfehlenswert.

Darüber hinaus ist es ausgesprochen wichtig, das betroffene Gelenk zu entlasten, um die entzündlichen Reaktionen zu hemmen. Auf körperliche Anstrengung und Sport ist also unbedingt zu verzichten. Stattdessen sollte der Fuß hoch gelagert und gegebenenfalls mithilfe von Kühlpackungen gekühlt werden, um das Abschwellen zu fördern und die Schmerzen zu lindern.

Gut sitzendes Schuhwerk ist bei Hallux rigidus ebenfalls sehr wichtig. Die Schuhe dürfen keinesfalls zu eng sein. Stattdessen sollten sie genügend Platz für die Zehen und Ballen bieten, um Druckstellen zu vermeiden. Zugleich muss jederzeit ausreichend Stabilität gewährleistet sein.

Auch das Tragen von speziellen Einlagen ist in vielen Fällen erforderlich. Hier gilt: Wenn der Arzt Einlagen verordnet, müssen diese regelmäßig – das heißt täglich – getragen werden, um die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung zu erhöhen. Ist eine Physiotherapie erforderlich, muss der Patient auch hier tatkräftig mitwirken, damit sich schnell Besserung einstellt.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014

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